St. Wolfgang (Pipping)
Die katholische Filialkirche St. Wolfgang in Pipping ist die letzte vollständige erhaltene gotische Dorfkirche Münchens. Die unter Denkmalschutz stehende (Nr. D-1-62-000-5356) Kirche gilt als erlesenes Beispiel für die mittelalterlich dörfliche Sakralarchitektur Oberbayerns.
Lage
BearbeitenSt. Wolfgang (Pippinger Straße 49a) befindet sich im Zentrum des alten Dorfkerns Pippings, umgeben vom Friedhof Pipping.
Geschichte
BearbeitenAusgrabungen aus dem Jahre 1977 belegen einen Vorgängerbau, der im 14. Jahrhundert entstand. Herzog Sigismund entschloss sich zum Neubau der Kirche. Als Baumeister wird Jörg von Halspach vermutet.[1] Nach einer Gedenktafel aus dem Jahre 1848 an der Kirche war am 5. Mai 1478 Grundsteinlegung, am 13. August 1480, dem Sonntag vor Mariä Aufnahme in den Himmel wurde die Kirche geweiht. Diese Angaben sind bisher nicht urkundlich bestätigt. Als Bauzeitraum für Kirche und Ausstattung wird jedoch 1480 bis 1485 vermutet.
Seitdem wurden an der Kirche keine Veränderungen vorgenommen. 1701 wurde die Dorfkirche als Point de vue des Schlossparkes Nymphenburg in dessen Gesamtplanung einbezogen. Einen Umbau im Sinne des Barocks hatte diese Entscheidung glücklicherweise nicht zur Folge. Nachdem 1794 ein Blitz in den Turm eingeschlagen war, wurde der Spitzhelm ergänzt.
1924 wurde die neue Stadtpfarrkirche Leiden Christi München-Obermenzing eingeweiht; St. Wolfgang wurde zu diesem Zeitpunkt Filiale von Leiden Christi. Den Zweiten Weltkrieg überstand St. Wolfgang ohne Schaden. In den Jahren 1976 bis 1982 wurde der Innenraum des höfisch anmutenden Gotteshauses renoviert. Im Jahr 2005 wurde die Friesbemalung in der Apsis saniert und die Fenstergewände neu bemalt.
Im Juli 2008 wurden bei einer Begutachtung des Dachstuhls schwere Schäden entdeckt, welche zur Schließung der Kirche wegen Einsturzgefahr führten. Der drohende Einsturz konnte kurzfristig durch eine Abstützung des Deckengewölbes abgewendet werden. Es handelte sich bei den Bauschäden wohl um Spätfolgen des Blitzschlages von 1794[2].
Bis Oktober 2011 wurden knapp 200.000 Euro an Spenden gesammelt, um die Kirche zu restaurieren.[3] Am 30. Oktober 2011 fand die feierliche Wiedereröffnung statt. Inzwischen wird die Kirche wieder regelmäßig genutzt. Sie vermittelt wieder einen einheitlichen Eindruck, der der Entstehungszeit entspricht.
Bedeutende Werke
Bearbeiten- Dreiteiliger Hochaltarschrein mit St. Wolfgang und Landschaften des Salzkammerguts, spätgotisch, wahrscheinlich von einem Schüler Jan Polacks, von 1480[4]
- Marienaltar und Leonhardaltar, spätgotisch, wahrscheinlich von einem Schüler Jan Polacks. Auf der Predella des rechten Nebenaltars Vera Ikon.
- Kanzel, spätgotisch, aus Stein
- Wandmalereien von Jan Polack, 1479
- Fassadenmalerei mit heraldischen Motiven des Hauses Wittelsbach, spätgotisch
- Statuen einer Kreuzigungsgruppe von Erasmus Grasser, 1485/90, inzwischen im Bayerischen Nationalmuseum[4]
- Zwei Glocken, gegossen von Ulrich von Rosen aus dem Jahr 1485 im Halbtonschritt a1 - b1. Läuten per Seilzug.
Literatur
Bearbeiten- Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. DuMont, Köln 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer).
- Georg Dehio (Begr.), Ernst Götz u. a. (Bearb.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern. 3., aktualisierte Aufl., Deutscher Kunstverlag München/Berlin 2006, S. 800–802. ISBN 978-3-422-03115-9.
- Adolf Thurner (Hrsg.): Die St. Wolfgang-Kirche zu Pipping. Selbstverlag, München 1990, ISBN 3-9802402-0-7.
- Lothar Altmann:http://www.zeitschrift-amperland.de/download_pdf.php?id=1021 In: Amperland, 1990, S. 568–571.
- Pfarrei Leiden Christi (Hrsg.): St. Wolfgang Pipping – Eine Handreichung für Kirchenbesucher. Selbstverlag, München 2013.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ nach Dehio-Handbuch „mit wenig Berechtigung“
- ↑ Pfarrei Leiden Christi (Hrsg.): St. Wolfgang Pipping – Eine Handreichung für Kirchenbesucher. Selbstverlag, München 2013
- ↑ http://www.bvobermenzing.de/html/st__wolfgang_pipping.html
- ↑ a b Judith Ammon, Almuth David: Kulturlandschaft Würm: von Pasing bis Allach. Baureferat der Landeshauptstadt München
Weblinks
BearbeitenKoordinaten: 48° 9′ 23,5″ N, 11° 27′ 26,7″ O