Sterbende Völker

Filmdrama von Robert Reinert (1922)

Sterbende Völker ist ein zweiteiliges deutsches Stummfilm-Historiendrama aus dem Jahre 1922 von Robert Reinert.

Film
Titel Sterbende Völker
Produktionsland Deutsches Reich
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1922
Länge 115 (1. Teil), 87 (2. Teil) Minuten
Stab
Regie Robert Reinert
Drehbuch Robert Reinert
Produktion Monumental Filmwerke GmbH, München
Kamera Carl Hoffmann
Karl Hasselmann
Helmar Lerski
Ewald Daub
Ludwig Zahn
Hans Bloch
Alfredo Lenci (Italienaufnahmen)
Besetzung

Handlung

Bearbeiten

„Sterbende Völker“ besteht aus den beiden Teilen „Heimat in Not“ und „Brennendes Meer“. Am Beispiel des leidgeprüften Deutschlands infolge des verlorenen Weltkriegs (Teil „Heimat in Not“) und der damit zusammenhängenden Gebietsverluste entrollt sich im Verlauf des Zweiteilers anhand von Einzelschicksalen ein monumentaler Bilderbogen über gepeinigte Völker seit dem Altertum, von der Ostsee bis ins antike Griechenland und nach Rom. Dabei soll veranschaulicht werden, wie durch Ereignisse in der Geschichte ganze Volksgruppen und deren Sprachen regelrecht vom Erdboden verschwanden und soziales wie menschliches Elend um sich griff. Vor allem der zweite Teil „Brennendes Meer“ greift in machtvollen Bildern die damals (1922) gängige Auffassung von der Knechtung des deutschen Volkes (durch die Franzosen, durch die Entente, durch das Versailler Diktat von 1919) auf: Es wird „symbolisch gezeigt, daß der deutschen Jugendkraft das Befreiungswerk vom fremden Joch vorbehalten bleibt.“[1]

Produktionsnotizen

Bearbeiten

Die Dreharbeiten zu Sterbende Völker begannen im April 1921[2] mit Szenen auf deutschen Ostseeinseln (für den zweiten Teil „Brennendes Meer“) und endeten nahezu elf Monate darauf mit Studioaufnahmen in Rom und Außenaufnahmen in und bei Neapel[3]. Der erste Teil des Films wurde am 24. November 1922, der zweite Teil am 6. Dezember desselben Jahres uraufgeführt. In Österreich lief der Streifen zu Beginn des darauf folgenden Jahres an. Der erste Teil, ein Siebenakter, besaß eine Länge von 2633 Meter, der zweite Teil, ein Fünfakter, maß 1986 Meter Länge. Der patriotische Film wurde für die deutsche Jugend freigegeben.

Walter Reimann kreierte die Monumentalbauten, Gabriel Pascal übernahm die Produktionsleitung.

Diese über drei Stunden lange Produktion gilt als eine der ersten deutschen Filmkooperationen mit Italien nach dem Ersten Weltkrieg. Nach Ende der Dreharbeiten folgte der italienische Schauspieler Luigi Serventi dem Filmtross nach Deutschland und machte dort bis zum Ende der Stummfilmära eine beachtliche Karriere.

Die Deutsche Thea Steinbrecher beendete mit Sterbende Völker ihre Filmkarriere.

Kritiken

Bearbeiten

Die österreichische Filmkritik bedachte den Film mit allerlei Pathos und Lobpreisungen. Dort war unter anderem zu lesen:

„Der Verfasser hat den aktuellen Gedanken des Friedens unter den Menschen in einer packenden Handlung zum Gegenstande seines Werkes … genommen. Die Zeugen der Befehdung zeigt er im Untergange gewesener Völker. (…) Der Film ist, mit einem Worte gesagt, ein Kunstwerk ersten Ranges …“[4]

„Was … an erfinderischer Einbildungskraft und Phantasie geboten wird, übersteigt beinahe bisher alles Dargestellte und zeigt uns die weite Möglichkeitsgrenze, die der Filmkunst gezogen ist. Wenn diese Bilder vorüberziehen, steht vor der Seele nicht das filmische Bei- und Rankenwerk , sondern Völkerschicksalstragik (…) Dieser Film muß in die Weltenseele mit feurigem Griffel und flammendem Schwert hineinbrennen: „Deutschland, deutsches Volk in Not!“.“[5]

Lediglich das Fachblatt „Sport im Bild“, das den Film als „technisch ausgezeichnetes Bild“ lobte, fand etwas zu bemängeln: „Leider begnügt sich der begabte Münchener Regisseur nicht mit der Handlung an sich, sondern versucht, aus den Szenen heraus große philosophische Probleme zu entwickeln. Naturgemäß ist das nicht möglich, und so bleibt ein Torso mit vielen schönen Einzelheiten, der aber, im ganzen genommen, ziemlich publikumsunwirksam ist.“[6]

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Inhalt zu Sterbende Völker: Brennendes Meer. In: Der Filmbote. Zeitschrift für alle Zweige der Kinematographie, 3. März 1923, S. 13 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/fib
  2. Meldung I. In: Neue Kino-Rundschau, 16. April 1921, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nkr
  3. Meldung in Filmwelt, Heft 5, 1922, S. 12
  4. „Sterbende Völker“. In: Salzburger Volksblatt, 3. Februar 1923, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/svb
  5. „Sterbende Völker“. In: Grazer Volksblatt, 9. März 1923, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gre
  6. Kritik in: Sport im Bild 1922, Heft 52, S. 20
Bearbeiten