Susanne Homann
Susanne Homann (* 3. Juni 1866 in Kiel; † 6. März 1923 in Darmstadt) war eine deutsche Berufsfotografin und Verlegerin, die durch Porträt- und Architektur-Aufnahmen bekannt wurde. Vor allem ihre als Ansichtskarten verlegten Aufnahmen historischer Bauwerke in ganz Deutschland sind teilweise wichtige Bilddokumente für Bauforschung und Architekturgeschichte.
Leben und Werk
BearbeitenHomann lebte ab 1899 in Darmstadt und übte zunächst den Beruf einer Hebamme aus. Parallel dazu betätigte sie sich spätestens ab 1904 als professionelle Fotografin. Wie sie zu diesem zweiten Beruf kam, ist unklar. Zeitgenössischen Adressbuch-Einträgen zufolge gab sie die Tätigkeit als Hebamme um 1913 ganz auf, ihr Fotoatelier betrieb sie unter der Bezeichnung Werkstätte für moderne Lichtbildkunst.
Ihre Fähigkeiten und ihr Renommee brachten ihr spätestens 1908 einen ersten offiziellen Auftrag des großherzoglichen Hauses ein, als sie den Besuch der Großherzogin Eleonore in einem Säuglingsheim in Darmstadt fotografierte.[1] Für das Jahr 1909 ist eine Aufnahme von Großherzog Ernst Ludwig und seinen beiden Söhnen mit informellem Charakter überliefert.[2] Beide Aufnahmen wurden als Ansichtskarten gedruckt und verkauft.
Den Direktvertrieb der nach ihren Fotografien produzierten Ansichtskarten erledigte sie selbst, während spätestens 1911 der Leipziger Kommissionsverlag F. Volckmar den Vertrieb über den Buchhandel übernahm.[3] 1910 und 1911 gab sie z. B. zwei Ansichtskarten-Serien nach Fotografien von Grabmälern des Dresdner Eliasfriedhofs heraus, durch die kunsthistorisch und stadtgeschichtlich bedeutende Objekte auf dem 1876 geschlossenen und seit dem 14. Juli 1920 aus verkehrs- und sicherheitspolizeilichen Gründen[4] wegen Baufälligkeit nicht mehr öffentlich zugänglichen Friedhof dokumentiert sind.
Ihre Architekturfotografien wurden nicht nur als Postkarten, sondern auch als Fotohefte (Jugendstilbäder in Bad Nauheim[5] und Erweiterung des Markgrafenbades Badenweiler[6]) herausgegeben sowie in Bildbänden veröffentlicht.[7][8]
Für ihre Wertschätzung durch Architekten scheint auch zu sprechen, dass sie Anfang Februar 1922 die Aufbahrung und die Trauerfeier des verstorbenen Darmstädter Architektur-Professors Friedrich Pützer fotografierte.[9]
Wegen des schon zu ihren Lebzeiten anerkannten dokumentarischen Wertes ihrer Aufnahmen wurde ihr beruflicher Nachlass 1923/1924 vom Volksstaat Hessen übernommen, die darin noch vorhandenen Ansichtskarten-Serien wurden von der Hessischen Bildstelle vertrieben – darunter die Serien „Maulbronn“, „Fränkische Fachwerkbauten“, „Oberhessische Bauernhäuser“, „Westerwald“, „Barmen“, „Elberfeld“, „Coburg“, „Trier“, „Dinkelsbühl“, „Nördlingen“, „Köln“, „Donauwörth“, „Regensburg“, „Dresden“, „Augsburg“, „Potsdam“, „Marburg“, „Bacharach“, „Oberwesel“ u. a.[10]
Die Ausstellung „Susanne Homann – ein moderner Lebensweg um 1900“ sowie eine Begleitbroschüre befassten sich 2023 mit dem Leben und Werk der Fotografin.[11][12]
Weblinks
Bearbeiten- Förderverein Eliasfriedhof Dresden e. V. (Hrsg.): Zwei Postkartenserien vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Auf: eliasfriedhof.de, abgerufen am 15. Mai 2019 (mit biografischen Angaben und 23 Abbildungen nach Homann-Ansichtskarten)
- Fotografien von Susanne Homann beim Hessischen Staatsarchiv Darmstadt, Stadtarchiv Marburg, und Stadtarchiv Grünberg.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Bestand R 4, Nr. 32095 (im Online-Katalog auf arcinsys.hessen.de)
- ↑ Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Bestand D 27 A, Nr. 74/22 (im Online-Katalog auf arcinsys.hessen.de)
- ↑ Deutsche Bauzeitung, 45. Jahrgang 1911, Nr. 69 (vom 30. August 1911), S. 592. (Notiz zu den Bezugsmöglichkeiten in der Rubrik Literatur)
- ↑ Dresdner Anzeiger, 15. Juli 1924
- ↑ Die Fotografin Susanne Homann und Bad Nauheim, jugendstilforum.de, abgerufen am 22. August 2024.
- ↑ Susanne Homann: Badenweiler, Darmstadt, ohne Jahr
- ↑ Wilhelm Pinder: Deutsche Burgen und feste Schlösser aus allen Ländern deutscher Zunge, Serie Die Blauen Bücher, mit Fotografien von Susanne Homann, Emil Hartmann, Ferdinand Schmidt, Franz Heinrich Bödeker, Tellgmann, Verlag Langewiesche, Königstein/Leipzig, 1913.
- ↑ Georg Hermann: Aus Guter Alter Zeit, Reihe: Leuchtende Stunden, mit Beiträgen/Fotografien von Franz Goerke, Bodo Ebhardt, Susanne Homann u. a., Vita Deutsches Verlaghaus, Berlin-Charlottenburg, 1911.
- ↑ Stadtarchiv Darmstadt, Bestand 45/82 (Friedrich Pützer), Nr. 24 (im Online-Katalog auf arcinsys.hessen.de)
- ↑ Deutsche Bauzeitung, 58. Jahrgang 1924, Nr. 39 (vom 14. Mai 1924), S. 216. (Notiz zur Übernahme des Nachlasses; jedoch ohne ausdrückliche Erwähnung eines Negativ-Archivs)
- ↑ Susanne Homann – ein moderner Lebensweg um 1900, Jugendstilverein Bad Nauheim e.V., abgerufen am 22. August 2024.
- ↑ Susanne Homann, jugendstilforum.de, abgerufen am 22. August 2024.
Personendaten | |
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NAME | Homann, Susanne |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Fotografin und Verlegerin |
GEBURTSDATUM | 3. Juni 1866 |
GEBURTSORT | Kiel |
STERBEDATUM | 6. März 1923 |
STERBEORT | Darmstadt |