Terroranschlag am Flughafen Moskau-Domodedowo

Terroranschlag im Jahr 2011

Auf dem Flughafen Moskau-Domodedowo wurde am 24. Januar 2011 ein Terroranschlag verübt. Durch eine Bombenexplosion wurden 38 Menschen getötet und 170 Personen zum Teil schwer verletzt. Unter den Opfern befand sich auch internationale Opfer. Der tschetschenische Rebellenführer Doku Umarow reklamierte den Terroranschlag für sich, seine Verantwortung wurde jedoch in Frage gestellt. Der Selbstmordattentäter starb bei der Explosion. In einem Video gab der als „Osama Bin Laden Russlands“ genannte Umaraow an, den Selbstmordanschlag, bei dem sich der 20-Jährige Magomed Jewlojew im Ankunftsbereich in die Luft sprengte, angeordnet zu haben.

Der Flughafen Moskau-Domodedowo

Am 24. Januar 2011 zündete der aus dem Nordkaukasus stammende Jewlojew um 16:32 Uhr zumindest einen Sprengsatz, der mit Nägeln und anderen scharfkantigen Metallstücken gespickt gewesen war. Ein sieben Kilogramm schwerer Sprengstoff explodierte in der Nähe der Gepäckausgabe im Eingangsbereich des Moskauer Flughafens, im Ankunftsbereich internationaler Flüge.[1][2][3] Die Bergung der Betroffenen wurde durch dichten Nebel und Trümmerteilen in der Eingangshalle erschwert.[2] Ermittler gaben an, die Art des Anschlags entspreche der „üblichen Vorgehensweise von Attentätern aus dem Nordkaukasus“.[4]

Der Selbstmordanschlag forderte 38 Todesopfer und 170 teils (schwer)verletzte Personen.[1][2] Nach Angaben der Botschaft der Slowakei in Moskau wurde die slowakische Schauspielerin Zuzana Fialová vom Slowakischen Nationaltheater verletzt.[5] Bei dem Anschlag kam auch die 29-Jährige ukrainische Theater-Regisseurin und Dramatikerin Anna Jablonskaja ums Leben.[6] Eines der britischen Opfer war der 39-Jährige Gordon Cousland, Analytiker und Vorstandsmitglied des amerikanischen Unternehmens CACI.[7] Gemäß Behördenmitteilung[8] befanden sich unter den Toten neben drei Staatsbürgern Kirgisistans, Tadschikistans und Usbekistans[9] und zwei britischen Staatsbürgern auch ein Deutscher[10] und zwei Österreicher.[11] Das deutsche Opfer war ein 34-Jähriger Betriebswirt der Vaillant Group aus Köln.[12] Die österreichischen Opfer sind eine 49-Jährige Wienerin und ein 42-Jähriger bei der Bene AG beschäftigter Linzer, der auf Grund seiner Doppelstaatsbürgerschaft einige Zeit als Bulgare auf den Opferlisten geführt wurde.[13][14]

Sicherheitskreise und Terrorismusexperten gehen davon aus, dass der Anschlag in einem Zusammenhang mit dem Konflikt im Nordkaukasus stand.[.[15][16] Der Sprengsatz wurde nach Polizeiangaben von zwei Personen an den Tatort gebracht. Am 29. Januar hatten die russischen Behörden den Selbstmordattentäter identifiziert. Es handelte sich um den 20-Jährigen aus dem Nordkaukasus, der durch die Explosion getötet wurde.[17] Anfang Februar wurden die Helfer des Attentäters verhaftet.[18] Es handelte sich um vier Männer, die ebenso wie der Selbstmordattentäter aus dem Dorf Ali-Jurt in Inguschetien stammten. Einer von ihnen war der minderjährige Bruder von Magomed Jewlojew.[14] Zusammen hatten sie das Dorf wenige Tage vor dem Attentat verlassen und dem Selbstmordattentäter dabei geholfen, nach Moskau zu reisen sowie ihm einen Sprengstoffgürtel gegeben.[19]

Der tschetschenische Rebellenführer Doku Chamatowitsch Umarow proklamierte wenig später den Anschlag für sich.[20][21]

Drei der Helfer des Selbstmordattentäters wurden von einem Gericht in Moskau zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Der Bruder erhielt zehn Jahre Straflager.[19]

Hintergrund

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Der Selbstmordattentäter und seine Helfer stammen aus dem muslimisch geprägten Konfliktgebiet Nordkaukasus[19]

Der selbst ernannte „Emir des kaukasischen Emirats“ Umarow erklärte in seinem Video, den Selbstmordanschlag angeordnet zu haben und kündigte weitere Attentate an, sollte Russland nicht zulassen, dass die autonome Region im Kaukasus ein unabhängiger islamischer Staat werde.[20]

Die muslimisch geprägten Teilrepublik Inguschetien gehört zum Nordkaukasus. Islamistische Untergrundkämpfer kämpften für ein von Moskau unabhängiges „Emirat“ und hatten gedroht, den Terror ins russische Kernland zu tragen.[20]

Kritik an Sicherheitsmaßnahmen und weitere Folgen

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Direkt nach dem Terroranschlag kam Kritik an den Sicherheitsmaßnahmen des Flughafens auf. Die Sicherheitskontrollen seien mangelhaft gewesen. Terroranschlag auf Moskauer Flughafen.[22][23] Russlands damaliger Präsident Dmitri Anatoljewitsch Medwedew ordnete landesweit für die Sicherheitskräfte an Verkehrsknotenpunkten Alarmbereitschaft an.

Nach dem Anschlag fiel an der Börse der MICEX um zwei Prozent. Medwedew verlegte ferner seine Abreise zum Treffen des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos auf einen späteren Zeitpunkt.[24] Er sagte seine geplante Eröffnungsrede ab.[25]

Reaktionen

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  • NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen zeigte sich schockiert: Ich verurteile diese entsetzliche Tat zutiefst. Der Terrorismus sei eine gemeinsame Bedrohung, der wir uns vereint stellen müssen...Die Nato drückt ihre Solidarität mit der russischen Bevölkerung und der Regierung aus.
  • US-Präsident Barack Obama nannte den Anschlag einen vorsätzlichen Anschlag gegen unschuldige Zivilisten.[27] Obama unterstrich darin die Solidarität der Vereinigten Staaten mit Russland. Wir teilen Ihre Trauer und stehen entschlossen in unserem gemeinsamen Kampf gegen jene an Ihrer Seite, die Terrorismus für politische Ziele benutzen.[28]
  • Der Präsident des Europaparlaments, Jerzy Buzek, zeigte sich erschüttert. Terrorismus und Gewalt können niemals gerechtfertigt werden.[28] EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso nannte den Selbstmordanschlag erbärmlich.[25]
  • UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte den Selbstmordanschlag: Dies sei ein beklagenswerter Akt gegen unschuldige Menschen und sprach den betroffenen Familien sein tiefstes Beileid aus.[25]

Flugbetrieb

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Die ankommenden Flüge wurden unmittelbar nach dem Anschlag zunächst zu den anderen Moskauer Flughäfen Wnukowo und Scheremetjewo umgeleitet.[24] Laut Interfax wurde der Flughafen aber nach 20-minütiger Unterbrechung wieder geöffnet.[29]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. a b dpa , Reuters und AFP: Ein Deutscher unter den Toten von Moskau. 4. Februar 2012, abgerufen am 25. Oktober 2024.
  2. a b c Herbert Peckmann: Terroranschlag auf Moskauer Flughafen. In: Deutsche Welle. 24. Januar 2011, abgerufen am 25. Oktober 2024.
  3. Moscow bombing: Carnage at Russia's Domodedovo airport: Moscow bombing: Carnage at Russia's Domodedovo airport. 24. Januar 2011, abgerufen am 25. Oktober 2024.
  4. dpa , Reuters und AFP: Ein Deutscher unter den Toten von Moskau. In: zeit online. 4. Februar 2012, abgerufen am 25. Oktober 2024.
  5. Словацкая актриса ранена при взрыве в Домодедово. RIA Novosti, abgerufen am 24. Januar 2011 (russisch).
  6. Одной из жертв теракта в "Домодедово" стала драматург Анна Яблонская
  7. Brit Victim Of Moscow Bomb Was Due To Marry
  8. Предварительный список погибших, составленный по обнаруженным документам (Memento vom 27. Januar 2011 im Internet Archive)
  9. At least six foreigners named as airport blast victims
  10. Behörden bestätigen: Deutscher unter Opfern in Domodedowo
  11. Moskau: Ein Österreicher unter den Opfern
  12. Moskauer Attentat Kölner (34) starb bei Terroranschlag
  13. Moskauer Flughafen: Zweites österreichisches Terror-Opfer
  14. Traurige Gewissheit: Österreicher bei Anschlag getötet
  15. "Es ist entsetzlich". In: sueddeutsche.de. 25. Januar 2011, abgerufen am 3. Juli 2018.
  16. (Memento vom 27. Januar 2011 im Internet Archive)
  17. Two terrorists involved in Domodedovo blast, both killed – source (Update 1). RIA Novosti, 25. Januar 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Januar 2011; abgerufen am 25. Januar 2011 (englisch).
  18. Anschlag auf Moskauer Flughafen: Drei Festnahmen. In: ORF. 9. Februar 2011, abgerufen am 9. Februar 2011.
  19. a b c bos/dpa/Reuters: Vier Männer zu langen Haftstrafen verurteilt. In: spiegel online. 11. November 2013, abgerufen am 25. Oktober 2024.
  20. a b c Rebellenführer aus Tschetschenien bekennt sich zu Anschlag Focus Online, 8. Februar 2010
  21. ala/dpa/AFP/dapd: „Bin Laden Russlands“ bekennt sich zu Anschlag. In: focus online. 15. November 2013, abgerufen am 25. Oktober 2024.
  22. Terroranschlag auf Moskauer Flughafen. In: Deutsche Welle. 24. Januar 2011, abgerufen am 25. Oktober 2024.
  23. Anschlag auf Moskauer Flughafen löst Diskussion um Sicherheitsvorkehrungen aus. In: tagesschau.de. 25. Januar 2011, abgerufen am 25. Oktober 2024.
  24. a b Live: Moscow airport explosion. BBC News, 24. Januar 2011, abgerufen am 24. Januar 2011.
  25. a b c +++ Live-Ticker +++: Weltweite Trauer um Opfer des Attentats. Focus, abgerufen am 24. Januar 2011.
  26. Airport bombers will go to hell – Council of Muftis
  27. Russian authorities: Terrorist bombing at Moscow airport kills 35. CNN, abgerufen am 24. Januar 2011.
  28. a b Viele Tote im Moskauer Flughafen Domodedowo. FAZ, abgerufen am 24. Januar 2011.
  29. Anschlag auf Russlands größtem Flughafen – 35 Tote. Reuters, archiviert vom Original am 25. Januar 2011; abgerufen am 24. Januar 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.reuters.com