Teuerlinge
Die Teuerlinge (Cyathus), auch Brotkorb- oder Vogelnestpilze genannt, sind eine Pilzgattung aus der Familie der Champignonverwandten. Früher wurden sie der mittlerweile nicht mehr gültigen Familie der Nestlingsverwandten (Nidulariaceae) zugeordnet.
Teuerlinge | ||||||||||||
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Gestreifter Teuerling (Cyathus striatus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cyathus | ||||||||||||
Haller |
Die Typusart ist der Gestreifte Teuerling (Cyathus striatus).
Merkmale
BearbeitenDie jung eiförmigen und später becher- oder nestförmigen Fruchtkörper haben eine dreischichtige Wandung. Am Scheitel sind sie zunächst mit einem Häutchen (Epiphragma) verschlossen, das im Zuge der Reifung aufreißt. Im Inneren liegen mehrere Peridiolen. Diese Sporenpakete sind anfangs mit einem Myzelstrang (Funiculus) am Boden des Fruchtkörpers angeheftet. Schließlich wird der Funiculus an der Basis schleimig aufgelöst.
Zur Verbreitungsstrategie der Teuerlinge existieren mehrere Hypothesen. Weit verbreitet ist die „Spritzbecher-These“. Sie besagt, dass die Peridiolen durch Regentropfen aus dem Fruchtkörper geschleudert werden. Die klebrigen Funiculi wickeln sich zum Beispiel um Grashalme und Ästchen in der Umgebung. Die daran hängenden Sporenpakete reißen auf und können aus dieser erhöhten Position die Luftbewegungen besser zur Verbreitung der Sporen nutzen. Die Peridiolen von Arten auf Dung werden von Tieren über das Futter aufgenommen und passieren so den Darm.
Bei der „Samen-Mimikry-These“ spielen dagegen Kleinvögel die entscheidende Rolle. Die Sporenpakete ähneln Pflanzensamen und verleiten die Tiere dazu, diese aufzupicken und zu schlucken. Nach der Passage des Verdauungstrakts werden die Sporen schließlich mit dem Kot ausgeschieden. Auf diesem Weg können die Sporen Hindernisse wie große Gewässer und Gebirge überwinden. Für diese Theorie spricht der Nachweis von freien Sporen und Hyphen der Peridiolenwände in den Ausscheidungen von Kanarienvögeln. Auch der Faktor des „Peridiolenschleuderers“ wird erwogen: Auf Futtersuche scharren die Vögel am Boden und schleudern dabei die Sporenpakete von sich. Zusätzlich können Peridiolen an den Füßen haften bleiben, die dann als „Luftfracht“ an andere Standorte gelangen.[1]
Gattungsabgrenzung
BearbeitenÄhnlich ist die nahe verwandte Gattung der Tiegelteuerlinge (Crucibulum). Die Fruchtkörper haben jedoch eine 1-schichtige Wandung, einfacher aufgebaute Myzelstränge und gelbe, deckelartige Epiphragma.
Ökologie
BearbeitenDie Teuerlinge sind Saprobionten, die auf Holz und Pflanzenresten wachsen.
Arten
BearbeitenIn Mitteleuropa kommen 5 Arten vor bzw. sind dort zu erwarten:[2]
Teuerlinge (Cyathus) in Europa |
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Topf-Teuerling
Cyathus olla -
Dung-Teuerling
Cyathus stercoreus -
Gestreifter Teuerling
Cyathus striatus
Bedeutung
BearbeitenDer deutsche Name der Gattung wird darauf zurückgeführt, dass Bauern die Peridolen als Geldstücke deuteten und in nassen Jahren, bei häufigem Auftreten dieser Pilze, Teuerungen befürchteten. Der englische Name „bird's nest fungus“ bezieht sich auf die Ähnlichkeit der Fruchtkörper mit Vogelnestern und weist auch auf die Herkunft des lateinischen Gattungsnamens von griechisch kyathos (‚Becher‘)[3] hin.
Quellen
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Heinrich Dörfelt, Gottfried Jetschke (Hrsg.): Wörterbuch der Mycologie. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2001, ISBN 3-8274-0920-9.
- German Josef Krieglsteiner, Andreas Gminder, Wulfard Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2: Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige.. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 157–160.
- Ewald Gerhardt: BLV Handbuch Pilze. 3. Auflage. BLV, München 2002, ISBN 978-3-405-14737-2 (639 S., einbändige Neuausgabe der BLV Intensivführer Pilze 1 und 2).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Josef H. Reichholf, Till R. Lohmeyer: Regentropfen oder Samen-Mimikry? Evolutionsbiologische Gedanken über Verbreitungsstrategien der Teuerlinge. In: Mycologia Bavarica. Band 13, 2012, S. 1–7.
- ↑ Eric Strittmatter: Die Gattung Cyathus. In: fungiworld.com. Pilz-Taxa-Datenbank. 13. Juni 2008, abgerufen am 1. Dezember 2012 (inklusive Update Nr. 49).
- ↑ Hjalmar Frisk: Griechisches etymologisches Wörterbuch. 2 Bände, Heidelberg 1960/1972, Band 2, S. 36.