Tisamenus cervicornis
Tisamenus cervicornis ist eine auf der philippinischen Insel Luzon vorkommende Gespenstschrecken-Art aus der Familie der Heteropterygidae.[1][2][3]
Tisamenus cervicornis | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Tisamenus cervicornis 'Pocdol', | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Tisamenus cervicornis | ||||||||||||
Bolívar, 1890 |
Merkmale
BearbeitenVon dieser Tisamenus-Art waren lange nur die beiden für die Erstbeschreibung verwendeten Typusexemplare bekannt. Der weibliche Holotypus hat eine Länge von 48 mm. Der männliche Paratypus ist 35 mm lang. Bei Tisamenus cervicornis befinden sich auf dem Kopf mehrzähnige postorbitale Kämme. Deren zweiter Zahn ist der größte. Hinter den Kämmen sitzt ein Paar konischer Tuberkel. Durch diese Merkmale unterscheiden sie sich von den ähnlichen Tisamenus armadillo und Tisamenus spadix. Auf dem Pronotum sitzen zwei schräg nach hinten gerichtete, stark zusammengedrückte, deutlich zweizähnige Kämme. Das gattungstypische Dreieck auf dem Mesonotum ist flach konkav wie bei Tisamenus spadix und Tisamenus tagalog und nur unwesentlich länger als breit. Es erreicht die Mitte des Mesonotums nicht. Die Mesopleuren sind gezähnt und oberhalb der Mesocoxa mit einem Dorn bewährt. Die erweiterten Metapleuren sind gezähnt, wobei die letzten beiden Zähne die größeren sind. Das zweite Segment des Abdomens trägt oberseits seitlich ein vorderes und ein hinteres Paar Tuberkel. Auf den Segmenten drei bis fünf befinden sich je vier Tuberkel im hinteren Bereich, je ein mediales und ein laterales Paar. Auf dem sechsten Segment ist lediglich ein mediales Tuberkelpaar zu erkennen.[2][3]
Systematik
BearbeitenIgnacio Bolívar y Urrutia beschrieb die Art 1890 anhand eines männlichen und eines weiblichen Tieres unter ihrem heute gültigen Namen und bildet ein Weibchen in der Draufsicht und dessen Ovipositor seitlich im Detail ab. Er nennt als Herkunft der zwei ursprünglich als Syntypen hinterlegten Tiere Camarines Sur, eine Provinz im Süden der Insel Luzon und führt als Sammler Mazarrdo auf.[2] Gemeint ist Carlos Mazarredo, der zwischen 1882 und 1885 auf den Philippinen lebte und auch andere Belegtiere für das Museo Nacional de Ciencias Naturales in Madrid sammelte. Dort sind auch das mittlerweile als Holotypus ausgewählte weibliche Tier und der männlicher Paratypus von Tisamenus cervicornis hinterlegt. Beide Exemplare sind beschädigt, wobei das Männchen stärker beschädigt ist.[1][4] James Abram Garfield Rehn und dessen Sohn John W. H. Rehn synonymisierten 1939 die Gattung Tisamenus mit der Gattung Hoploclonia. Gleichzeitig teilten sie die Gattung nach morphologischen Aspekten in verschiedene Gruppen ein. In die sogenannte Deplanata-Gruppe stellten sie neben Hoploclonia cervicornis mit Hoploclonia deplanata (heute Tisamenus deplanatus), Hoploclonia armadillo (heute Tisamenus armadillo), Hoploclonia spadix (heute Tisamenus spadix), Hoploclonia tagalog (heute Tisamenus tagalog) und Hoploclonia fratercula (heute Tisamenus fratercula) relativ unbestachelte Arten, mit flacher Oberseite, die bis auf die Supracoxalstacheln an den Rändern des Thorax keine oder kaum Stacheln, sondern höchstens Zähnchen zeigen.[3] Eine offizielle Wiederherstellung des ursprünglichen Namens erfolgte 2004 durch Oliver Zompro, der alle philippinischen Vertreter der bis dahin in Hoploclonia geführten Arten in die Gattung Tisamenus überstellte bzw. rücküberstellte.[5]
Verbreitungsgebiet
BearbeitenDas bisher bekannte Verbreitungsgebiet umfasst das zentrale Luzon. Neben dem Fundort des Typusmaterials der Art, welches mit der Provinz Camarines Sur angegeben wird, wurde die Art in der Region der Pocdolberge gefunden. Als Fundort des weiblichen Holotypus werden lediglich die Inseln der Philippinen genannt.[1][2][3][6]
Terraristik
BearbeitenThierry Heitzmann sammelte die Art erstmals im Oktober 2009 im Süden Luzons in den Pocdolbergen, wo er sie auf dem Mount Pulog fand Mount Pulog (nicht zu verwechseln mit dem im Norden Luzons gelegenen Mount Pulag). Weitere Tiere konnte er im darauffolgenden Monat auf dem Mount Osiao finden. Nachdem er die Art erfolgreich nachgezogen hatte, verteilte er sie an andere Züchter. In Europa wurde sie 2012 erstmals von Bruno Kneubühler nachgezogen und von ihm, einer ersten Bestimmung folgend, als Tisamenus deplanatus 'Pocdol' bezeichnet und verteilt. Sie bekam unter diesem Namen von der Phasmid Study Group die PSG-Nummer 399.[7] Die Art ist sehr unkompliziert zu halten und zu vermehren. Gefressen werden sowohl Blätter von Brombeeren oder anderen Rosengewächsen, als auch von Lorbeerkirsche, Shallon-Scheinbeere (Salal) und Haseln.[6][8]
Bilder
Bearbeiten-
Weibchen aus der Erstbeschreibung von Bolívar
-
Zwei Männchen und zwei weibliche Nymphen
-
Pärchen von dorsal
-
Männchen von der Seite
-
Pärchen
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Paul D. Brock, Thies H. Büscher & Edward W. Baker: Phasmida Species File Online. Version 5.0. (abgerufen am 12. Juni 2023)
- ↑ a b c d Ignacio Bolívar y Urrutia: Diagnosis de Ortopteros nuevos in Anales de la Sociedad Española de Historia Natural. 1890, Abschnitt 19, S. 307–308 & Tafel 19, Bild 5
- ↑ a b c d James Abram Garfield Rehn & John William Holman Rehn: Proceedings of The Academy of Natural Sciences (Vol. 90, 1938), Philadelphia 1939, S. 466–472
- ↑ Mercedes París: Catalogo de tipos de Orthopteroides (Insecta) de Ignacio Bolivar. I: Blattaria, Mantodea, Phasmoptera y Orthoptera Orthoptera (Stenopelmatoidea, Rhaphidophoroidea, Tettigonioidea, Grylloidea, Tetrigoidea). EOS. Revista Española de Entomologia, 69, S. 169
- ↑ Oliver Zompro: Revision of the genera of the Areolatae, including the status of Timema and Agathemera (Insecta, Phasmatodea). Goecke & Evers Verlag, Keltern 2004, ISBN 3-931374-39-4, S. 206–207
- ↑ a b Informationen über Tisamenus deplanatus "Pocdol" von Bruno Kneubühler auf Phasmatodea.com
- ↑ Culture List auf der Website der Phasmid Study Group (englisch).
- ↑ Holger Dräger: Gespenstschrecken der Familie Heteropterygidae Kirby, 1896 (Phasmatodea) – ein Überblick über bisher gehaltene Arten. Teil 3: Die Unterfamilie Obriminae Brunner von Wattenwyl, 1893, Triben Miroceramiini und Eubulidini Zompro, 2004. In: ZAG Phoenix. Nr. 6, Juni 2012 Jahrgang 3(2), ISSN 2190-3476, S. 2–21.