Toyohait

Mineral aus der Gruppe der Sulfide

Toyohait ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der Endgliedzusammensetzung Ag1+(Fe2+0,5Sn4+1,5)S4, ist also chemisch gesehen ein Silber-Eisen-Zinn-Sulfid. Strukturell gehört Toyohait zur Spinell-Supergruppe[3]

Toyohait
Toyohait aus der Silber-Zinn-Lagerstätte Pirquitas, Rinconada, Jujuy, Argentinien (Gesamtgröße der Probe: 7,1 × 5,6 × 3,4 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1989-007[1]

IMA-Symbol

To[2]

Chemische Formel Ag1+(Fe2+0,5Sn4+1,5)S4[3][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.06-160[4]

2.DA.10
02.10.03.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol tetragonal-dipyramidal; 4/m[5]
Raumgruppe (Nr.) I41/a[6] (Nr. 88)
Gitterparameter a = 7,46 Å; c = 10,80 Å[6]
Formeleinheiten Z = 2[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4[5]
Dichte (g/cm3) 4,94[5]
Spaltbarkeit mikrokristalline Aggregate und Körner
Farbe bräunlichgrau
Strichfarbe Bitte ergänzen!
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Toyohait konnte bisher nur in Form von mikrokristallinen Aggregaten bis etwa 200 μm bzw. in einzelnen Körner von etwa 1–30 μm Durchmesser gefunden werden. Er ist undurchsichtig und von metallischem Glanz. Seine Farbe erscheint im reflektierten Licht Bräunlichgrau. Im Vergleich zu Rhodostannit und Hocartit ist er allerdings etwas bräunlicher.

Etymologie und Geschichte

Bearbeiten

Entdeckt wurde Toyohait in der „Toyoha Mine“ bei Sapporo auf der japanischen Insel Hokkaidō und wissenschaftlich beschrieben 1991 durch J. Yajima, E. Ohta und Y. Kanazawa, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten.[7]

Typmaterial des Mineral wurde im Geologischen Museum der Geological Survey of Japan in Sapporo hinterlegt.[7]

Klassifikation

Bearbeiten

Die strukturelle Klassifikation der IMA zählt den Toyohait zur Spinell-Supergruppe, wo er zusammen mit Carrollit, Cuproiridsit, Cuprokalininit, Fletcherit, Florensovit, Malanit und Rhodostannit die „Carrollit-Untergruppe“ innerhalb der „Thiospinelle“ bildet (Stand 2019).[3]

Da der Toyohait erst 1989 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der zuletzt 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/C.06-160. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“, Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall (M) : Schwefel (S) (Selen, Tellur) ≈ 1:1“, wo er zusammen mit Barquillit, Briartit, Černýit, Famatinit, Ferrokësterit, Hocartit, Kësterit, Kuramit, Luzonit, Permingeatit, Petrukit, Pirquitasit, Rhodostannit, Sakuraiit, Stannit und Velikit die „Stannitgruppe“ mit der System-Nr. II/C.06 bildet.[4]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Toyohait ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die Abteilung der „Metallsulfide mit dem Stoffmengenverhältnis M : S = 3 : 4 und 2 : 3“ ein. Diese Abteilung ist weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhältnis, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : S = 3 : 4“ zu finden ist, wo es zusammen mit Rhodostannit die „Rhodostannitgruppe“ mit der System-Nr. 2.DA.10 bildet.[8]

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Toyohait in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Rhodostannit in der unbenannten Gruppe 02.10.03 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 3 : 4“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Bearbeiten
 
Toyohait und Pirquitasit aus der „Oploca Mine“, Argentinien (Gesamtgröße der Probe: 9,7 × 8,0 × 5,8 cm)

Toyohait findet sich in massigen Pyrit-Sphalerit-Erzadern in Basalten aus dem Miozän. Als Begleitminerale treten unter anderem Berndtit, Herzenbergit, Hocartit, Rhodostannit und Teallit auf.

Außer an seiner Typlokalität „Toyoha Mine“ in Japan konnte Toyohait bisher (Stand: 2012) nur noch in der argentinischen Provinz Jujuy, in der „Oploca Mine“ der „Pirquitas“-Lagerstätte im Departamento Rinconada, nachgewiesen werden.[9]

Kristallstruktur

Bearbeiten

Toyohait kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I41/a (Raumgruppen-Nr. 88)Vorlage:Raumgruppe/88 mit den Gitterparametern a = 7,46 Å und; c = 10,80 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]


Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Toyohaite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 1. September 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero: Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band 31, Nr. 1, 12. September 2018, S. 183–192, doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch).
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c Webmineral - Toyohaite
  6. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 95.
  7. a b John L. Jambor, Jacek Puziewicz: New Mineral Names - Toyohaite, in: American Mineralogist, Band 77 (1992), S. 1116–1121 (PDF 641 kB)
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  9. Mindat - Toyohaite