Vahrholz
Vahrholz ist ein Ortsteil der Ortschaft und Stadt Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.
Vahrholz Stadt Kalbe (Milde)
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Koordinaten: | 52° 41′ N, 11° 23′ O | |
Höhe: | 34 m ü. NHN | |
Fläche: | 6,7 km²[1] | |
Einwohner: | 112 (31. Dez. 2023)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 17 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 23. Mai 1973 | |
Eingemeindet nach: | Kalbe (Milde) | |
Postleitzahl: | 39624 | |
Vorwahl: | 039080 | |
Lage von Vahrholz in Sachsen-Anhalt
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Dorfkirche Vahrholz
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Geographie
BearbeitenVahrholz, ein Straßendorf mit Kirche, liegt zwischen Salzwedel und Kalbe (Milde) auf dem Kalbeschen Werder in der Altmark etwa drei Kilometer nördlich von Kalbe (Milde). Im Süden des Dorfes fließt die Untere Milde.[3]
Geschichte
BearbeitenMittelalter bis Neuzeit
BearbeitenDas Dorf Vahrholz wird 1324 erstmals als Vorholt erwähnt, als Hans und Heinecke von Kröcher das Schloss Kalbe mit den zugehörigen Dörfern an Albrecht von Alvensleben verkaufen.[4] Weitere Nennungen sind 1473 varholte, 1506 Vorholte, 1687 Vahrenholtz[1] und 1804 Fahrholz[5] und Vahrholz, Dorf mit Lehnschulze.[6]
Herkunft des Ortsnamens
BearbeitenHeinrich Sültmann deutet den Ortsnamen 1324 vorholt, 1551 voreholdt, 1600 vahrenholtz, 1674 fahrenholz als deutsch. „Vahr“ steht für „Föhre“, „Fuhre“ also „Kiefernholz“.[7] Jürgen Udolph schließt sich dem an und meint, der Name ist im Sinne von „Kieferngehölz“ zu verstehen.[8]
Vorgeschichte
BearbeitenIm Jahre 1911 wurde berichtet vom Fund einer bronzezeitlichen Gewandnadel auf dem Mühlenberg bei Vahrholz zusammen mit Scherben, die eine Art Schnurlinie tragen.[9]
Funde in der Kiesgrube Bühne
BearbeitenDer Pfarrer Oskar Weber aus Groß Apenburg hatte auf dem Schotterkörper der Kleinbahnstrecke Salzwedel-Stendal und dann in einer Kiesgrube bei Vahrholz Aufsammlungen aus Glazialschottern zusammengetragen. Die Kiesgrube Bühne liegt fast 2 Kilometer nordwestlich von Vahrholz in der Gemarkung Bühne. Ein Wissenschaftler, der die Funde 1938 beschrieb, glaubte eine „faustkeilfreie Klingenkultur in Vahrholz“ entdeckt zu haben, ein anderer nannte sie „Handspitzenkultur“, beides gilt heute als „wissenschaftshistorische Kuriosität“. Die Funde wurden meist als Pseudoartefakte bezeichnet. Später stellte sich heraus, in den Funden waren tatsächlich echte Levalloisabschläge in die Bestände des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle und in das Danneil-Museum gelangt.[10][11][12] Funde aus dem Nachlass Webers gelangten in das Museum Väterkunde,[13] heute archiviert im Museum für Archäologie im Schloss Gottorf.
Eingemeindungen
BearbeitenUrsprünglich gehörte das Dorf zum Arendseeischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag der Ort im Kanton Kalbe auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde ab 1816 zum Landkreis Salzwedel.[1]
Am 20. Juni 1950 wurde die Gemeinde Vahrholz in den Landkreis Gardelegen umgegliedert.[14] Am 23. Mai 1973 wurde die Gemeinde Vahrholz in die Stadt Kalbe (Milde) eingemeindet.[15]
Einwohnerentwicklung
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Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1971[1] und 2015 bis 2018[18]
Religion
BearbeitenDie evangelische Kirchengemeinde Vahrholz, die früher zur Pfarrei Kalbe (Milde) gehörte,[19] wird heute betreut vom Pfarrbereich Kalbe–Kakerbeck im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[20] Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Vahrholz stammen aus dem Jahre 1627.[21]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Hildegard in Gardelegen im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[22]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenDie evangelische Dorfkirche Vahrholz, ein mittelalterlicher Feldsteinbau aus der Zeit um 1200,[23] war eine Filialkirche von Kalbe.[19]
Spukgeschichten
BearbeitenIm Altmärkischen Sagenschatz wurden 1908 mehrere Spukgeschichten über Vahrenholz überliefert.
Der schwarze Mann zeigt sich in Vahrholz am hellichten Tage zwischen mittags auf einem Gehöft. Eine fleißige Näherin, die am Fenster saß, will ihn deutlich vorüberlaufen gesehen haben. Die Besitzerin der Wirtschaft versicherte der Näherin, dass ihr diese Erscheinung nichts Neues sei und sie dieselbe schon oft gesehen habe.[24]
Zwischen Vahrholz und Güssefeld, an der sogenannten Heringsfurt, wurde vor vielen Jahren ein Wanderer erschlagen. An jener Stelle soll man seitdem sehen können, wie ein Reiter ohne Kopf auf einem Pferd ohne Kopf reitet.[24]
Literatur
Bearbeiten- Heinrich Sültmann: Der Kalbesche Werder. Geschichte der Dörfer Vahrholz, Bühne, Güssefeld, Vietzen, Altmersleben, Butterhorst, Kahrstedt, Siepe, Jeetze, Plathe, Brunau, Dolchau, Vienau, Mehrin, Beese, Packebusch, Hagenau. A. Lies Verlag, Kalbe a. d. Milde 1924.
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 131 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 348, 164. Vahrholz (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Bearbeiten- Einheitsgemeinde Kalbe (Milde): Ortsteile. In: stadt-kalbe-milde.de.
- Vahrholz im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2279–2282, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b c Conny Kaiser: Kalbe verliert 69 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 16. Januar 2024, DNB 954815971, S. 20.
- ↑ Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 378 (Digitalisat).
- ↑ Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 341 (Digitalisat ).
- ↑ Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 348 (Digitalisat ).
- ↑ Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Salzwedel (= Wochenblatt-Schriften. Folge IX.). 1931, DNB 362852693, S. 27.
- ↑ Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (= Bernd Janowski, Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band 9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S. 542–544.
- ↑ Paul Kupka: Altertümer aus der Bronzezeit. Hrsg.: Paul Kupka im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereines zu Stendal (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. Band III. Heft 2). 1911, ZDB-ID 212026-4, S. 77.
- ↑ Friedrich Karl Bicker: Friedrich Karl Bicker: Die altsteinzeitliche Handspitzenkultur von Vahrholz Kr. Salzwedel. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 29, 1938, S. 144–152
- ↑ Fritz Wiegers: Über „paläolithische“ Fundschichten von Vahrholz in der Altmark und Döhren bei Hannover. in: Prähistorische Zeitschrift, III. Kleinere Mitteilungen, Band 28./29. 1937/38, S. 368. doi:10.1515/prhz.1938.28-29.3-4.366
- ↑ Thomas Weber: Die Geschichte der Steinzeitforschung am Landesmuseum Halle unter besonderer Berücksichtigung der Veröffentlichungen in der Jahresschrift. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 67, 1984, S. 209 doi:10.11588/jsmv.1984.0.52711
- ↑ Heinrich Spanuth: Die diluvialen Feuersteingeräte von Vahrholz in der Altmark. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 55. Jahresbericht, 1959, S. 36–37 (altmark-geschichte.de [PDF]).
- ↑ Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 15, 22. Juni 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 226 (PDF).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 361 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
- ↑ a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 131 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ a b Doreen Schulze: Geburten steigen, Sterbefälle sinken. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 12. Januar 2022, DNB 954815971, S. 19.
- ↑ Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
- ↑ a b Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 50 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Kalbe–Kakerbeck. In: ekmd.de. Abgerufen am 10. Februar 2024.
- ↑ Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 9 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 4. November 2022.
- ↑ Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 505 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Lehrer Lehrmann: Altmärkischer Sagenschatz (= Lehrerverband der Altmark [Hrsg.]: Beiträge zur Volks- und Heimatkunde der Altmark. Band 2). Klinkhardt, 1908, ZDB-ID 1198714-5, S. 225–226, Spukgeschichten (Digitalisat ).