Vera Broido (geboren 7. September 1907 in Sankt Petersburg; gestorben 11. Februar 2004 bei Stevenage[1]) war eine russisch-britische Schriftstellerin.

Vera hatte während der Zarenzeit zusammen mit ihrer Mutter Eva Lwowna Broido drei Jahre im sibirischen Exil verbracht, in Moskau und Sankt Petersburg Krieg und Revolution erlebt, und lebte ab 1920 in der russisch-jüdischen Gemeinde in Berlin. 1925 ging sie für einige Zeit nach Paris an die Sorbonne. Wichtiger war ihr jedoch das Studium der Malerei bei Alexandra Exter und das Charlestontanzen bei Stanislawskis Sohn.

Um 1930 kehrte sie nach Berlin zurück. Hier verkehrte sie in der Berliner Bohème und begann eine langjährige Menage-à-trois mit dem Dadaisten Raoul Hausmann und seiner Frau Hedwig Mankiewitz.[2] Sie wurde seine Muse und das Modell seiner berühmten Serie von Aktfotos.[3] Im März 1933 begleitete sie die beiden nach Ibiza.[4] Häufig als Flucht nach der Machtergreifung Hitlers interpretiert,[5] spricht Broido in ihren Erinnerungen allerdings von einem Sommerurlaub.[6] Für die Hausmanns wurde die Insel zum Exil (bis 1936). Broido aber entschied sich im August 1934 Raoul Hausmann zu verlassen,[7] konnte jedoch wegen ihrer jüdischen Herkunft nicht zurück nach Berlin und emigrierte nach England.

1941 heiratete sie Norman Cohn und fünf Jahre später wurde ihr Sohn Nik Cohn geboren.[8]

Sie unterstützte mit ihren Sprachkenntnissen Norman Cohn bei dessen Recherchen zur Frühgeschichte der Protokolle der Weisen von Zion.[9]

  • Russische Kindheit, 1933
  • Apostles into Terrorists: Women and the Revolutionary Movement in the Russia of Alexander II, 1977
  • Lenin and the Mensheviks, 1987
  • Daughter of Revolution: a Russian Girlhood Remembered, 1988, Deutsch: Tochter der Revolution. Erinnerungen, aus dem Englischen von Jürgen Schneider, Edition Nautilus, Hamburg 2004

Einzelnachweise

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  1. Vera Markovna Broido Cohn in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 8. Januar 2023.
  2. August Sander machte 1929 Fotografien von Raoul Hausmann, unter anderem eines mit Hedwig Mankiewitz und Vera Broido, siehe hier in der Sammlung des MoMA.
  3. Andreas Haus, Raoul Hausmann - Kamerafotografien 1927–1957, Schirmer/Mosel, München 1979, Abbildungen auf S. 18–33.
  4. Petra Kipphoff: Ausstellung in Berlin: Raoul Hausmann, der Philosoph der Dadaisten: fmsbwtözäu oder: fort mit Stühlen und Gefühlen! In: zeit.de. 19. August 1994, abgerufen am 27. Januar 2024.
  5. Z.B. Haus 1979, S. 46 und Gegen den kalten Blick der Welt. Raoul Hausmann – Fotografien 1927−1933, hrsg. von Hildegund Arnanshauser und Monika Faber, Österreichisches Fotoarchiv im Museum moderner Kunst, Wien 1986, S. 29, 167.
  6. Broido 2004, S. 185.
  7. Vera Broido, Tochter der Revolution 2004, S. 182.
  8. https://www.nytimes.com/2011/12/04/magazine/nik-cohn-fever-dream.html?_r=1&pagewanted=3&ref=rockmusic
  9. Michael Hagemeister: Die „Protokolle der Weisen von Zion“ vor Gericht. Der Berner Prozess 1933–1937 und die „antisemitische Internationale“. Zürich : Chronos, 2017, ISBN 978-3-0340-1385-7, S. 521