Wahlbezirk Schlesien 15
Der Wahlbezirk Schlesien 15 war ein Wahlkreis für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus im österreichischen Kronland Schlesien. Der Wahlbezirk wurde 1907 mit der Einführung der Reichsratswahlordnung geschaffen und bestand bis zum Zusammenbruch der Habsburgermonarchie.
Wahlbezirk Schlesien 15 | |
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Land | Österreich-Ungarn |
Kronland | Schlesien |
Wahlkreisnummer | 15 |
Typ | Landgemeindewahlkreis |
Region | Freistadt, Oderberg |
Anwesende Bevölkerung | 63.478 (1910) |
Umgangssprachen | Deutsch (5,0 %), Polnisch (70,5 %), Böhmisch (24,4 %) |
Wahlberechtigte | 10.807 (1911) |
Abgeordnete | |
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Geschichte
BearbeitenNachdem der Reichsrat im Herbst 1906 das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Männerwahlrecht beschlossen hatte, wurde mit 26. Jänner 1907 die große Wahlrechtsreform durch Sanktionierung von Kaiser Franz Joseph I. gültig. Mit der neuen Reichsratswahlordnung schuf man insgesamt 416 Wahlbezirke, wobei mit Ausnahme Galiziens in jedem Wahlbezirk ein Abgeordneter im Zuge der Reichsratswahl gewählt wurde. Der Abgeordnete musste sich dabei im ersten Wahlgang oder in einer Stichwahl mit absoluter Mehrheit durchsetzen. Der Wahlkreis Schlesien 15 umfasste die hochindustrialisierte Gerichtsbezirke Freistadt und Oderberg,[1] ohne fünf Gemeinden des Wahlbezirks Schlesien 6 (Schönichl, Dombrau, Karwin, Lazy, Orlau) sowie zwei Gemeinden des Wahlbezirks Schlesien 4 (Oderberg und Freistadt).
Aus der Reichsratswahl 1907 ging der polnische Sozialdemokrat Tadeusz Reger als Sieger hervor. Er verzichtete jedoch noch im selben Jahr und wurde durch seinen Parteikollegen Ignacy Daszyński ersetzt. Bei der Reichsratswahl 1911 setzte sich erneut Tadeusz Reger durch. Seine Gegner waren u. a. Franciszek Halfar, als in Einklang zugebrachter Kandidat des polnischen Bunds der schlesischen Katholiken und mehr evangelischen geprägt PSN (Polskie Stronnictwo Narodowe), aber auch mit einer kuriosen Unterstützung der deutschen Liberaler (örtlich bis 1909 unter der Leitung vom Pastor Theodor Haase)[2]. Franciszek Friedel war der Kandidat und der Hauptideologe der sogenannten freistädter Radikaler[3]. Im Jahr 1911 der dritte Gegner war Gardawski (Tschechische autonomistische Sozialdemokraten), der in keiner Gemeinde gewann (hat aber etwa 30 % in Petřvald, Rychvald, Vrbice und Záblatí).
Wahlergebnisse
BearbeitenReichsratswahl 1907
BearbeitenDie Reichsratswahl 1907 wurde am 14. Mai 1907 (erster Wahlgang)[4] durchgeführt. Die Stichwahl entfiel auf Grund der absoluten Mehrheit für Tadeusz Reger im ersten Wahlgang.
Kandidat | Partei | Wahlkreisstimmen | Prozent |
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Tadeusz Reger | Polnische Sozialdemokraten | 6901 | 72,8 % |
Franz (Franciszek) Halfar | Polnische Agrarier | 1725 | 18,2 % |
Franz (Franciszek) Friedel | Polnische Nationalpartei | 825 | 8,7 % |
Sonstige Parteien | 33 | 0,3 % | |
Wahlberechtigte: 9842, Ungültige/Leere Stimmen: 40, Wahlbeteiligung: 996,8 % |
Reichsratsergänzungswahl 1907
BearbeitenNachdem Tadeusz Reger zu Gunsten des im Wahlbezirk Krakau gescheiterten Sozialdemokraten Ignacy Daszyński zurückgetreten war, wurde am 16. Dezember 1911[5] die Reichsratsergänzungswahl durchgeführt. Daszyński erreichte dabei bereits im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit.
Kandidat | Partei | Wahlkreisstimmen | Prozent |
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Ignacy Daszyński | Polnische Sozialdemokraten | 6246[6] | ? |
Bura | Tschechische Christlich-Soziale | 2274[6] | ? |
Sonstige Parteien | |||
Wahlberechtigte: 10807, Ungültige/Leere Stimmen: ?, Wahlbeteiligung: ? % |
Reichsratswahl 1911
BearbeitenDie Reichsratswahl 1911 wurde am 13. Juni 1911 (erster Wahlgang)[7] durchgeführt. Die Stichwahl entfiel auf Grund der absoluten Mehrheit für Tadeusz Reger im ersten Wahlgang.
Kandidat | Partei | Wahlkreisstimmen | Prozent |
---|---|---|---|
Tadeusz Reger | Polnische Sozialdemokraten | 6231 | 61,4 % |
Franz (Franciszek) Halfar | Polnische Volkspartei | 2828 | 27,9 % |
Gardowski | Tschechische autonomistische Sozialdemokraten | 997 | 9,8 % |
Sonstige Parteien | 94 | 0,9 % | |
Wahlberechtigte: 10807, Ungültige/Leere Stimmen: 108, Wahlbeteiligung: 94,9 % |
Literatur
Bearbeiten- Die Ergebnisse der Reichsratswahlen in den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern im Jahre 1907. In: Österreichische Statistik. LXXXIV. Band, 2. Heft, Wien 1908 (Herausgegeben von der k .k. Statistischen Zentralkommission), S. I. 80
- Die Ergebnisse der Reichsratswahlen in den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern im Jahre 1911. In: Österreichische Statistik. Neue Folge. 7. Band, 1. Heft, Wien 1912 (Herausgegeben von der k .k. Statistischen Zentralkommission), S. 116
- Niechaj mówią cyfry! In: Poseł Związku Śląskich Katolików. XXXIV, XXXV, 1908 (org.pl).
- Zwycięstwo! In: Robotnik Śląski. Nr. 24. Cieszyn 16. Juni 1911, S. 2 (org.pl [abgerufen am 22. Dezember 2018]).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder. 1907, IX. Stück, Nr. 17: „Gesetz vom 26. Jänner 1907 betreffend die Wahl der Mitglieder des Abgeordnetenhauses des Reichsrates“
- ↑ Grzegorz Wnętrzak: Stosunki polityczne i narodowościowe na pograniczu Śląska Cieszyńskiego i Galicji zachodniej w latach 1897-1920 [Politische und nationale Beziehungen im Grenzgebiet von Teschner Schlesien und Westgalizien in den Jahren 1897–1920]. Wydawnictwo Adam Marszałek, Toruń 2014, ISBN 978-83-7780-882-5, S. 115 (polnisch).
- ↑ G. Wnętrzak, 2014, S. 117
- ↑ Artikel in: Das Vaterland, 15. Mai 1907, S. 12 (online bei ANNO).
- ↑ Artikel in: Linzer Volksblatt, 18. Dezember 1907, S. 4 (online bei ANNO).
- ↑ a b Laut den Zeitungsberichten entfielen 6246 Stimmen auf und 2274 auf Bura, wobei die Stimmen von 677 Wahlberechtigten noch nicht ausgezählt waren.
- ↑ Artikel in: Arbeiter-Zeitung, 15. Juni 1911, S. 7 (online bei ANNO).