Das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) ist eine gemeinnützige Tierschutz-Organisation, die sich vordringlich dem Schutz von Meeressäugern widmet.

Wal- und Delfinschutz-Forum

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Rechtsform gemeinnützige Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)
Gründung 11. Dezember 2008
Sitz Hagen
Branche Tierschutzorganisation
Website www.wdsf.de

Organisation

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Die Organisation wurde 2007 von Jürgen Ortmüller mit Unterstützung des Delfinschützers Richard O’Barry in Berlin gegründet.[1] Der Sitz ist in Hagen. Seit 2008 ist das WDSF in der Gesellschaftsform einer Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) eine gemeinnützige Organisation mit Schwerpunkt des Schutzes der Meeresumwelt und der Meeressäuger. Das WDSF wird von Ehrenamtlichen Mitarbeitern und einem unabhängigen, wissenschaftlichen Kuratorium unterstützt.

Es hat u. a. zum Ziel, die in ihren Augen bedrohte Situation der Meeressäuger in der Öffentlichkeit aufzuzeigen, und setzt sich für den Schutz aller Wal- und Delfinarten und ihrer natürlichen Lebensräume ein. Weiterhin protestiert man gegen Delfinarien.[2][3] Das WDSF bezeichnet sich selbst als „eine der weltweit aktivsten Organisation zum Schutz von Meeressäugetieren mit Vor-Ort-Protestaktionen[4] und juristischen Interventionen gegen katastrophale Haltungen in Delfinarien und Tierquälerei.“[5][6]

Das WDSF setzt sich für die Schließung aller Delfinarien in der Türkei[7] und der letzten zwei deutschen Delfinarien in Duisburg und Nürnberg ein.[8] Regelmäßig werden daher Kundgebungen vor Delfinarien organisiert.[9][10] Darüber hinaus setzt sich die Organisation für ein Verbot des Grindwalfangs[11] auf den Färöer-Inseln sowie der jährlich stattfindenden Delfinjagden im japanischen Fischerort Taiji (Wakayama) ein.[12] Auf den Färöer-Inseln demonstrierten im Jahr 2014 Tierschützer des WDSF zusammen mit ProWal gegen den alljährlichen Grindwalfang.[13] Gemeinsam mit der Organisation ProWal fordert das Wal- und Delfinschutz-Forum von allen Delfinarienbetreibern in der EU DNA-Analysen, um auszuschließen, dass Delfine aus Taiji in Delfinarien der EU gehalten werden.[14] Die Zoodirektoren mit Delfinarien in Duisburg, Münster und Nürnberg entgegnen jedoch, dass es kein Tier aus Delfintreibjagden in der Europäischen Union gibt.[15]

Bei Verletzungen von Rechtsgrundlagen interveniert das WDSF auch auf juristischer Ebene.[16] So fordert das WDSF seit einer Visite im Jahre 2007[17] die Schließung der Orca- und Delfin-Shows im Loro Parque. Gegen den Besitzers des Loro Parque, Wolfgang Kiessling, stellte das WDSF nach einem tödlichen Unfall des spanischen Orca-Trainers Alexis Martinez mit einem Schwertwal (Orca) Strafanzeige wegen fahrlässiger Tötung.[18] Außerdem unterhält die Organisation Beziehungen zu Regierungen bei den Tagungen der Internationalen Walfangkommission IWC.[19][20]

Die Aufdeckung von Haltungsmängeln durch das WDSF im ehemaligen Delfinarium des Allwetterzoo-Münster führte zur Schließung im Jahr 2013, weil das Geld für ein komplett neues lichtdurchlässiges Dach nicht vorhanden war.[21][22]

Das Delfinarium im Schweizer Vergnügungspark Connyland musste nach einer WDSF-Initiative mit ProWal aufgrund eines gesetzlichen Delfin-Importverbots im Jahr 2013 schließen.[23]

Protestiert wird ebenfalls gegen die u. a. bei autistischen Kindern eingesetzte Delfintherapie.[24][25]

Mit den Reiseunternehmen FTI Group[26], TUI (Deutschland, Österreich und Schweiz)[27], Schauinsland-Reisen und Alltours hat das WDSF Vereinbarungen getroffen, dass weltweit keine Ausflüge mehr zu Delfin- und Orca-Shows angeboten und beworben werden.[28][29] Seitdem FTI Touristik in seinem Kanaren-Winterkatalog 2015/16 erneut Orca- und Delfinshows im Loro Parque bewirbt, entzog das WDSF dem Reiseveranstalter die Auszeichnung „delfinfreundlich“ und äußerte sich in einer Pressemitteilung.[30]

Nach Kritik[31] und Protesten[32] des WDSF und Sea Shepherd an den jährlichen Anlandungen der Kreuzfahrtunternehmen AIDA-, TUI- und Hapag-Lloyd Cruises auf den Färöer-Inseln aufgrund von Risiken für die Gäste[33] und aus Artenschutzgründen[34] wegen der Grindwaljagd und Tötungen der Meeressäuger an den Stränden in der Nähe der Anlandungshäfen, stornierten AIDA und Hapag-Lloyd nach Verhandlungen mit dem WDSF ihre Anfahrten auf die Inselgruppe im Nordostatlantik.[35] Gegen TUI Cruises rief das WDSF zum Boykott auf, weil sich das Kreuzfahrtunternehmen nicht den gleichlautenden Beschlüssen von AIDA und Hapag-Lloyd anschließen wollte und Verhandlungen mit TUI Cruises negativ verliefen. Erst ab 2017 will TUI Cruises Alternativrouten prüfen[36].

Nach einer Gerichtsklage des WDSF gegenüber der Zoo Duisburg AG verurteilte das Verwaltungsgericht Düsseldorf[37] und in zweiter Instanz das Oberverwaltungsgericht NRW in Münster den Zoo Duisburg, sofort alle seine Unterlagen und Daten zur Delfinfhaltung offenlegen.[38] Die Tierschützer fordern, dass der Duisburger Zoo die Haltung der Delfine aufgibt.[39]

Eine vom WDSF in Auftrag gegebene Stellungnahme des Biologen Christian Schulze (Ruhr-Universität Bochum), die Bestandteil des Antrags von Bündnis 90/Die Grünen zur Schließung der Delfinarien in Deutschland war,[40] wurde von mehreren Wissenschaftlern, darunter dem Biopsychologen Onur Güntürkün (ebenfalls Ruhr-Universität Bochum) und Guido Dehnhardt (Marine Science Center der Universität Rostock) kritisiert.[41]

Schulz hatte in seinem Gutachten unter anderem kritisiert, dass der Grenzwert für den Nitratgehalt im Wasser von Delfinarien mit 100 mg/l deutlich zu hoch sei, und darauf hingewiesen, dass beispielsweise viele Korallen bereits ab 1 mg Nitrat pro Liter Meerwasser allergisch reagierten.[42] Güntürkün entgegnet dem unter anderem, dass Delfine als lediglich im Meer lebende Säugetiere, anders als Korallen und andere primär marine Tiere, einen „erheblich geringer[en] Austausch mit dem Wasser“ haben, und bezeichnet den Vergleich mit anderen aquatischen Lebensformen als „erschreckend naiv“.[43]

Weiterhin sei der Lebensraum innerhalb eines Delfinariums nach Schulze zu klein für die sehr schnellen Tiere, die nach seiner Ansicht mindestens eine Bahnlänge von 850–900 Meter bräuchten und die Becken auch ansonsten nicht dem Aktionsradius der Tiere entsprächen.[42] Dehnhardt entgegnete dem, dass viele freilebende Meeressäuger, darunter auch Delfine, ihren Aktionsradius drastisch reduzierten, sobald die Nahrungs- und Partnersituation dies zuließen.[44]

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Einzelnachweise

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  1. prcenter 1. Juli 2007: Wal- und Delfinschützer Jürgen Ortmüller aus Hagen/Westf. gründet mit TV-Trainer von Flipper, Richard O’Barry, nach Bundestagsfraktions-Debatte das internationale „Wal- und Delfinschutz – Forum (WDSF)“
  2. Rheinische Post 26. Oktober 2010: Demo wegen Delfinen: Zoodirektor ruft Polizei
  3. Münstersche Zeitung 2009: Protest vor Rathaus - Tierschützer fordern Aus für Delfinarium (Memento vom 20. Juni 2010 im Internet Archive)
  4. Selbstdarstellung auf wdsf.eu
  5. WAZ 27. April 2012: Tierschützer dürfen Zoo Duisburg wegen Delfin-Haltung weiter öffentlich anprangern
  6. WAZ 30. Dezember 2014: Delfinschützer aus Hagen klagen weiter gegen Duisburger Zoo
  7. Hurriyet Daily News 4. April 2011: German group demands freedom for dolphins southern Turkey (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)
  8. WAZ 2. September 2011: Delfinschützer drohen mit Klage gegen die Stadt Duisburg
  9. Thurgauer Zeitung 2. April 2012: Ehemaliger «Flipper»-Dompteur demonstriert
  10. DerWesten.de 19. Juli 2009: Protest gegen Zoo Duisburg (Memento vom 16. Oktober 2011 im Internet Archive)
  11. presseportal 22. Juli 2014: Deutsche Wal- und Delfinschützer demonstrieren auf den Färöer-Inseln gegen die Grindwaljagd
  12. Deutsche Welle 2009: Das Schlachten der Delfine von Taiji
  13. portal.fo (Medium Färöer-Inseln) 23. Juli 2014: Mótmæla grindadrápi ólavsøkudag (Memento vom 7. Juni 2015 im Internet Archive)
  14. ProWal: ProWal über die gemeinsame Aktion
  15. RP online 22. Oktober 2009: Delfinarien: Zoodirektoren wehren sich
  16. Abendzeitung Nürnberg 2009: Tierschützer gegen Söder: Neuer Zoff um Delfin-Lagune
  17. openPR 10. Oktober 2007: Killerwale sollen nach beinah tödlichem Unfall aus Loro-Park in Teneriffa verbannt werden
  18. Online PR & Social Media News 26. Dezember 2009: Strafanzeige gegen Besitzer des Loro Parks wegen tödlichem Unfall mit Killerwal (Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive)
  19. Bündnis 90/Die Grünen 9. Mai 2008: Schließt endlich die Delfinarien! (Memento vom 3. Januar 2013 im Internet Archive)
  20. News Blaze 16. Juli 2011: IWC Members Eject Corrupt Countries From Commission (Memento vom 18. September 2015 im Internet Archive)
  21. WDR Aktuelle Stunde 15. März 2013: Grüne wollen Delfinhaltung verbieten: Zu klein, nicht artgerecht
  22. Rheinische Post 30. März 2012: Oscarpreisträger demonstriert gegen Delfinhaltung
  23. soaktuell.ch 21. Oktober 2013: Keine Delphinshows mehr in der Schweiz
  24. Mechthild Rawert MdB: Importverbot von Delfinen für Delfintherapie bereits umgesetzt
  25. WDSF Homepage: "Delfin-Therapie"
  26. FTI Pressemitteilung vom 10. Juli 2013: FTI verzichtet auf Werbung für Delfin- und Walshows
  27. SAT1 4. Februar 2014: Reiseveranstalter TUI stoppt Ausflüge zu Delfin-Shows Keine Delphinshows mehr in der Schweiz (Memento vom 6. Juni 2015 im Internet Archive)
  28. Die Welt 30. Juni 2014: Gefangenschaft treibt Delfine in den Selbstmord
  29. Sat.1 4. Februar 2014: Reiseveranstalter TUI stoppt Ausflüge zu Delfin-Shows (Memento vom 6. Juni 2015 im Internet Archive)
  30. Yahoo Nachrichten vom 10. September 2015: Tierschutzorganisation entzieht FTI Touristik das Prädikat "delfinfreundlich" (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  31. The Dodo 2. September 2014: Luxury Cruise Operators Take Stand Against Whale Slaughter
  32. Spiegel 11. August 2015: Umstrittener Walfang: Kreuzfahrtreedereien meiden Färöer-Inseln
  33. BILD 26. Juli 2015: Deutscher verhaftet, weil er Wale retten wollte
  34. Stern 11. August 2015: Kreuzfahrtschiffe boykottieren Färöer-Inseln
  35. 3dtv-blog: Tourismus – Aida und Hapag-Lloyd meiden Färöer-Inseln wegen Walfang
  36. NDR 10. August 2015: Walfang-Streit: Tierschützer kontra TUI Cruises (Memento vom 11. August 2015 im Internet Archive)
  37. DerWesten: Zoo Duisburg muss weitere Daten zur Delfinhaltung veröffentlichen [1]
  38. WDR 13. Dezember 2016: Der Duisburger Zoo muss alle Unterlagen zu seiner Delfinhaltung offenlegen [2]
  39. SAT1.NRW 13. Dezember 2016: Daten über Delfine (Memento vom 27. Oktober 2017 im Internet Archive)
  40. Deutscher Bundestag: Haltung von Delfinen beenden (PDF; 146 kB)
  41. Tiergarten Nürnberg: Stellungnahmen diverser Wissenschaftler (PDF; 165 kB)
  42. a b Christian Schulze: Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren vom 8. April 2010 – veröffentlicht auf der Seite des WDSF
  43. Stellungnahme O. Güntürkün
  44. Stellungnahme G. Dehnhardt