Wandermönche sind eine aus verschiedenen Religionen bekannte Form des Mönchtums. Sie sind sowohl aus dem frühen Christentum (peregrinatio propter Deum/Christum) als auch dem Buddhismus und dem Hinduismus bekannt. Vom Wandermönch zu unterscheiden sind Missionare oder Wanderprediger, deren Ortswechsel eher der Verbreitung der Ideen der eigenen Glaubensrichtung als der Askese dienen.

Im Christentum

Bearbeiten

Von Anfang an wurde im Mönchtum die Standortfrage diskutiert. Es gab Mönche, die die Askese in der Heimatlosigkeit suchten und rastlos umherzogen, während andere das freie Umherziehen als unwürdig ablehnten und die Ortsgebundenheit (Stabilitas loci) gelobten.

Für die Keltische Kirche war Heimatlosigkeit (peregrinatio) ein wesentlicher Faktor ihrer Askese, der die gesamte Geschichte Europas beeinflusste: viele europäische Länder wurden durch irische Wandermönche christianisiert. Die Askese bestand darin, dass man sich der Vorsehung Gottes anvertraute und auf die Sicherheit sozialer Bindungen verzichtete. Nach dem Vorbild Christi und seiner zwölf Apostel begab man sich auf Wanderschaft. So zog Columban der Jüngere, angetrieben vom Ideal der Peregrination, in das Gebiet des heutigen Frankreichs.[1]

Im Katholizismus hingegen wurde das freie Umherschweifen der Wandermönche als der „Unmoral Vorschub leistend“ betrachtet und schon bald nicht mehr praktiziert. Später wurde den Mönchen das Verlassen ihrer Klöster untersagt, so etwa auf der Synode von Agde im Jahr 507.[2] Die Benediktinerregel kritisiert wandernde Mönche ganz deutlich:

„10. Die vierte Art der Mönche sind die sogenannten Gyrovagen. Ihr Leben lang ziehen sie landauf landab und lassen sich für drei oder vier Tage in verschiedenen Klöstern beherbergen.

11. Immer unterwegs, nie beständig, sind sie Sklaven der Launen ihres Eigenwillens und der Gelüste ihres Gaumens.“[3]

Im Hinduismus

Bearbeiten
 
Sadhu in Varanasi

Schon um 1200 vor unserer Zeitrechnung erwähnte die Rig Veda im Buch X den keshi, einen schweigenden Asketen, der ungekämmt und unbekleidet ist. Dieser Asket „ist zu Hause von Meer zu Meer, von Osten bis Westen“. Diese frühen Mönche waren also überall zu Hause und daher ohne festen Wohnsitz.[4]

Im Hinduismus sind die umherziehenden Mönche auch heute an der Tagesordnung, die sich nirgendwo länger aufhalten dürfen, um keine sozialen Kontakte anknüpfen zu können. Diese Wandermönche, die Sadhus, haben auch einige Christen zu einem solchen Wanderleben inspiriert.[5]

Bekannte Wandermönche

Bearbeiten

Im Christentum

Bearbeiten

Im Buddhismus

Bearbeiten

Siehe auch

Bearbeiten
  1. Robert Fischer: Die keltische Religion in Irland und ihre Beeinflussung durch die Christianisierung. Diplomarbeit der Universität Wien, 2007, S. 9 (PDF).
  2. Wolfgang Hage: Das Christentum im frühen Mittelalter. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 3-525-33590-3, S. 66 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Regel des Hl. Benedikt. Die Arten der Mönche (Kap. 1). Abgerufen am 29. Mai 2019.
  4. Pierre François de Béthune: Buddhistische Mönche und ihr Lebensraum. Übersetzt von Cyrill Schäfer OSB, St. Ottilien. In: Erbe und Auftrag. Jahrgang 85, 2009, Heft 4, S. 458ff.
  5. Friso Melzer: Evangelische Sadhus – Wandermönche in Indien. In: Quatember. 1955, S. 109–112 (quatember.de [abgerufen am 14. November 2009]).

Literatur

Bearbeiten

Mönchtum und Wanderschaft im Christentum:

  • Arnold Angenendt: Monachi peregrini. Studien zu Pirmin und den monastischen Vorstellungen des frühen Mittelalters (= Münstersche Mittelalter-Schriften. 6). Fink, München 1972, ISBN 3-7705-0605-7 (Zugleich: Münster, Universität, Dissertation, 1969).
  • Arnold Angenendt: Die irische Peregrinatio und ihre Auswirkungen auf dem Kontinent vor dem Jahr 800. In: Heinz Löwe (Hrsg.): Die Iren und Europa im früheren Mittelalter Band 1. Klett-Cotta, Stuttgart 1982, ISBN 3-12-915470-1, S. 52–79.
  • Arnold Angenendt: Peregrinatio. In: Lexikon des Mittelalters. Band 6: Lukasbilder bis Plantagenêt. Artemis & Winkler, München u. a. 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 1882–1883.
  • Hans von Campenhausen: Die asketische Heimatlosigkeit im altkirchlichen und frühmittelalterlichen Mönchtum (= Sammlung gemeinverständlicher Vorträge und Schriften aus dem Gebiet der Theologie und Religionsgeschichte. 149, ISSN 0340-6954). Mohr, Tübingen 1930, (Wieder in: Hans von Campenhausen: Tradition und Leben, Kräfte der Kirchengeschichte. Aufsätze und Vorträge. Mohr, Tübingen 1960, S. 290–317).
  • Daniel Caner: Wandering, Begging Monks. Spiritual Authority and the Promotion of Monasticism in Late Antiquity (= The Transformation of the Classical Heritage. 33). University of California Press, Berkeley CA u. a. 2002, ISBN 0-520-23324-7.
  • Thomas M. Charles-Edwards: The Social Background to Irish Peregrinatio. In: David Greene, Brian Ó Cuív (Hrsg.): Myles Dillon Memorial Volume (= Celtica. Band 11, ISSN 0069-1399). The Dublin Institute for Advanced Studies, Dublin 1976, S. 43–59.
  • Giles Constable: Monachisme et pèlerinage au Moyen Age. In: Revue historique. Année 101, Nr. 258, 1977, ISSN 0035-3264, S. 3–27.
  • Ursmar Engelmann: Der heilige Pirmin und sein Pastoralbüchlein. (= Reichenau-Bücherei. 1). 2., neu bearbeitete Auflage. Eingeleitet und ins Deutsche übertragen. Thorbecke, Sigmaringen 1976, ISBN 3-7995-3501-2.
  • Jean Leclerq: Mönchtum und Peregrinatio im Frühmittelalter. In: Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte. Band 55, 1960, S. 212–225.
  • Peter R. Müller: Columbans Revolution. Wie irische Mönche Mitteleuropa mit dem Evangelium erreichten – und was wir von ihnen lernen können (= Edition IGW. Band 1). Neufeld, Schwarzenfeld 2008, ISBN 978-3-937896-64-9.
  • Andreas Rüther: Stabilitas loci. In: Lexikon des Mittelalters. Band 7: Planudes bis Stadt (Rus). Lexma Verlag, München 1995, ISBN 3-7608-8907-7, Sp. 2162–2163.