Werner Rataiczyk

deutscher Maler und Grafiker

Werner Rataiczyk (* 23. Juni 1921 in Eisleben; † 3. Januar 2021 in Halle (Saale))[1] war ein deutscher Maler und Grafiker. Sein Werk umfasst Gemälde, Zeichnungen, Grafiken, Bildteppiche, Kunst am Bau, wie eine Vielzahl an farbigen Glasfenstern und Wandgestaltungen. Es ist geprägt von der Rezeption der Klassischen Moderne, die er ab 1947 im Umkreis der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle zu einem eigenen Stil weiterentwickelte. Sein Werk gehört zur Halleschen Schule. Wichtigster Begleiter seiner künstlerischen Entwicklung war sein Lehrer Erwin Hahs. Seit Beginn der 1950er Jahre waren es vor allem Vertreter der modernen Kunst in Frankreich, wie Jean Lurçat, Jean Picart Le Doux und Marc Saint-Saens, die ihn zu einem der wichtigsten Künstler der Wiederbelebung der Tradition des Bildteppichs in Mitteldeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg werden ließen.

Porträtfoto Werner Rataiczyk
Werner Rataiczyk in seinem Atelier in der Talstraße 23 in Halle (Saale), 2010, Foto: Matthias Rataiczyk
Werner Rataiczyk: Felsiges Ufer, 1961
Werner Rataiczyk: Felsiges Ufer, 1961, Öl auf Hartfaser, 85 × 100 cm, Nachlass des Künstlers, Foto: Matthias Rataiczyk

Leben und Wirken

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Werner Rataiczyk wurde 1921 in der Lutherstadt Eisleben geboren. Nach einer Lehre als Gebrauchsgrafiker wurde er 1940 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Von 1941 bis 1945 war er als Soldat in Nordafrika und Italien im Einsatz. Während seiner britischen Kriegsgefangenschaft absolvierte er ein Studium an der „Lageruniversität“ Fayed bei Georg Roppel und Gerhard Wendland. 1947 konnte er in die Heimat zurückkehren und studierte bis 1952 Malerei bei Erwin Hahs an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale). Nach seinem Diplom wurde er 1952 in den Verband Bildender Künstler der DDR (VBKD) aufgenommen.

Bereits in den frühen 1950er Jahren führte die Reduktion der Bildgegenstände und der Formensprache zu einer künstlerischen Abstraktion der Motive. Hierbei spielte für die Entwicklung seines malerischen Schaffens die Auseinandersetzung mit dem Werk von Pablo Picasso und für seine Bildteppiche die Entdeckung des modernen französischen Gobelins eine bedeutende Rolle. 1952 heiratete er Rosemarie Rost. Gemeinsam mit ihr, der Malerin und Bildwirkerin Rosemarie Rataiczyk, baute er eine private Gobelinwerkstatt auf. In den Jahren von 1955 bis 1999 entstanden mehr als fünfzig zum Teil großformatige Gobelins, für die Werner Rataiczyk die Kartons entwarf und die seine Frau Rosemarie Rataiczyk in aufwendiger Handarbeit ausführte. Bei der Anfertigung der großformatigen Bildteppiche im Atelier des Künstlerpaares wirkten über die Jahre verschiedene Helferinnen mit, z. B. Barbro Wiederhold und Erdmute Frank.[2] Einer der prominentesten Aufträge kam 1965 vom Intendanten der Komischen Oper in Berlin, Walter Felsenstein, der im Rahmen der Modernisierung des Theatergebäudes 1965/66 die beiden großformatigen Gobelins Der Mann und Die Frau bestellte.

Parallel dazu entstanden sein umfangreiches malerisches Schaffen sowie seit Mitte der 1960er Jahre zahlreiche baugebundene Werke für Kirchen und öffentliche Repräsentationsräume. So entwarf er bis 1992 für katholische und evangelische Kirchen wie auch für profane Gebäude zahlreiche farbige Glasfenster. Die Ausführungen erfolgten in unterschiedlichen Betrieben. Von 1966 bis in die Mitte der 1970er Jahre beschäftigte sich Werner Rataiczyk mit der Lithografie. Es folgte der Aufbau einer eigenen Lithowerkstatt. Etwas Besonderes stellt seine Mitarbeit von 1963 bis 1969 an der 13-teiligen Puppentrickfilmserie Feffi Kunterbunts Abenteuer für die DEFA dar.[3] Idee und Buch stammten von Gerd E. Schäfer und Heinz Draehn, die Regie führte Klaus Georgi (ab 1966 Werner Hammer). Nach den Entwürfen von Werner Rataiczyk (ab 1966 Zusammenarbeit mit Otto Gerhard Müller) wurden im Studio für Trickfilme der DEFA in Dresden die Puppen und anfänglich auch die Szenen-Hintergründe geschaffen. Erstausstrahlung der Filme war ab Sommer 1964 im Fernsehen der DDR.

Seit seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft lebte und arbeitete er gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Halle (Saale). 1960 wurde sein Sohn Matthias Rataiczyk, ein Jahr später seine Tochter Marcella Rataiczyk geboren. 1991 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Kunstvereins „Talstrasse“ e.V., dem heutigen Trägerverein der Kunsthalle „Talstrasse“ in Halle (Saale).

Ein Teil des künstlerischen Nachlasses Werner Rataiczyks ist online in der Werk-Datenbank Bildende Kunst Sachsen-Anhalt des Berufsverbands Bildender Künstler Sachsen-Anhalt dokumentiert.[4]

Arbeiten in öffentlichen Sammlungen

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Bildteppiche (Entwürfe: Werner Rataiczyk, Ausführung: Rosemarie Rataiczyk, Auswahl)

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  • 1957–60 „Algerien-Teppich“, 3 × 4 m, Gobelin für das Pionierhaus in Karl-Marx-Stadt (heute in der Sammlung der Kunstsammlungen Chemnitz)
  • 1959 „Arche Noah“, 0,7 × 2,3 m, Gobelin für St. Nicolai (Landsberg)
  • 1959/60 Tierteppich / „Gut und Böse“, 2,2 × 5 m, Gobelin (Nachlass des Künstlers)
  • 1961–63 „Vier Elemente“, 6,4 × 2,5 m, Gobelin für die Technische Hochschule Merseburg[6]
  • 1965 „Halle-Teppich“, 3,3 × 5 m, Gobelin für das Interhotel Stadt Halle (Maritim)[7] (Nachlass des Künstlers)
  • 1966 „Der Mann“ und „Die Frau“, je 4,4 × 2,2 m, Gobelins für die Komische Oper Berlin[8] (Nachlass des Künstlers)
  • 1971–72 „Die Lernende Frau“, 2,5 × 4 m, Gobelin für das Standesamt Halle (Saale) (heute Stadtmuseum Halle)
  • 1975 „Kräfte des Lebens und der Erde“, 2 × 2 m, Gobelin, Humboldt-Universität Berlin[9]
  • 1977 „Variationen“, 1,5 × 2 m, Gobelin für das Kloster Unser Lieben Frauen, Magdeburg (heute in der Sammlung des Kulturhistorischen Museums Magdeburg)
  • 1981/82 „Entwicklung der Wissenschaften“, 2 × 6 m, Gobelin für den Senatssaal der Humboldt-Universität, Berlin
  • 1983 „Kunst und Wissenschaft“, 2 × 2,8 m, Gobelin (heute in der Kunstsammlung des Landes Sachsen-Anhalt)
  • 1984–87 „Der Tag“, „Die Nacht“, je 2 × 2 m, „Klänge der Natur“, 2 × 4 m, Gobelins für das Kulturzentrum der DDR in Paris (heute in der Sammlung des Auswärtigen Amts)
  • 1988/89 „Tiere des Waldes“, 2 × 3,4 m, Gobelin für das Schloss Allstedt
  • 1991 „Baum des Lebens“, 180 × 103 cm, Gobelin für das Gemeindezentrum der evangelischen Philippuskirche in Dresden-Gorbitz[10]
  • 1993 „Riff“, 2 × 1,1 m, Gobelin (Nachlass des Künstlers)
  • 2000 „Pflanzen und Tiere“, 1,88 × 1,77 m, Gobelin für Privatsammlung

Glasgestaltungen

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Werner Rataiczyk: Fenster für St. Bartholomäus in Blankenburg (Harz), 1964, Foto: Matthias Rataiczyk
  • 1959 Fenster in der Chorapsis, Bleiverglasung, St. Nicolai in Landsberg
  • 1964 Fenster (1 Joch) für St. Bartholomäus in Blankenburg
  • 1968 Fenster in der Altarwand der katholischen Kirche St. Nikolai in Bernburg
  • 1970 „Aus der Tierwelt“, 5 Fenster à 2 × 2 m, Schwarzlotmalerei, bleiverglast, für den Speisesaal des Leichtmetallwerks in Nachterstedt
  • 1973 6 Vorhängescheiben à 1,4 × 0,75 m und 7 Vorhängescheiben, Durchmesser 1,2 m, Schwarzlotmalerei, bleiverglast, für den Speisesaal des Haushaltgroßgeräte-Kombinat, Schwarzenberg
  • 1974 11 Fenster à 2 × 2 m, Schwarzlotmalerei, bleiverglast, für den Speisesaal der Großwäscherei in Halle-Ammendorf
  • 1975 „Die vier Jahreszeiten“, 4 Fenster, Bleiverglasung, für das Treppenhaus des Hotels „Rotes Ross“ in Halle (Saale)
  • 1977 Glastrennwand, 32 m², farbiges Glas, geklebt, für den Speisesaal der Chemischen Werke in Buna
  • 1984 2 Fenster und 11-teilige Obergaden-Fenstergestaltung für die katholische Kirche St. Marien in Halle-Beesen
  • 1991 „Elisabeth-Fenster“, Hauptfenster, 3,6 × 3,2 m, und 4 Eckfenster, 0,75 × 0,4 m, zum Leben der Heilige Elisabeth von Thüringen, Schwarzlotmalerei, bleiverglast, für die Empfangshalle des St. Elisabeth Krankenhauses in Halle (Saale), gemeinsam mit Matthias Rataiczyk
  • 1993 Hauptfenster und 2 Begleitfenster, Bleiverglasung, für die Aussegnungshalle in Freiberg

Architekturbezogene Kunst

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Ausstellungen (Auswahl)

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Literatur (Auswahl)

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  • Rataiczyk, Werner. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 21 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Ratajczyk, Werner. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 743/744
  • Artikel Bildteppich. In: Lexikon der Kunst. Seemann, Leipzig 1968, Band 1, S. 295.
  • Walter Funkat: Kunsthandwerk in der DDR. Verlag der Nation, Berlin 1970 (Darin: Gobelin „Die Frau“, Komische Oper Berlin, S. 274).
  • Edith Krull: Dekorative Wandteppiche. In: Bildende Kunst. Berlin 1958, Heft 9, S. 612–616.
  • Edith Krull: Wandteppiche im Albertinum. In: Bildende Kunst. Berlin 1973, Heft 2, S. 77.
  • Rosemarie und Werner Rataiczyk. In: Katalog zur Ausstellung Malerei, Grafik und Gobelin, Staatliche Galerie Moritzburg, Halle, 1973.
  • Erika Neumann, Ullrich Kuhirt: Kunst und Architektur. Seemann, Leipzig 1974 (mit Abbildungen der Gobelins Die Frau, S. 27–28 und Stadt Halle, S. 105–106).
  • Wolfgang Hütt: Eine Gobelinwerkstatt in Halle. Zu neuen Wandteppichen von Werner und Rosemarie Ratajczyk. In: Bildende Kunst. Berlin 1966, Heft 10, S. 513–517.
  • Wolfgang Hütt: Künstler in Halle. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1977, S. 14–15.
  • Wolfgang Hütt: Grafik in der DDR. Verlag der Kunst, Dresden 1979 (darin: Rosemarie Rataiczyk, Text, S. 84, Abb. S. 83 und 278; Werner Rataiczyk, Text S. 84, Abb. S. 222–223, Biografie S. 393).
  • Wolfgang Hütt: Wir und die Kunst. Henschel Verlag, Berlin 1988, S. 340.
  • Wolfgang Hütt: Gefördert. Überwacht. Reformdruck bildender Künstler der DDR. Das Beispiel Halle. Stekovics, Dößel (Saalkreis) 2004, ISBN 3-89923-073-6.
  • Dorit Litt, Matthias Rataiczyk (Hrsg.): Verfemte Formalisten: Kunst aus Halle (Saale) 1945 bis 1963. Kunstverein „Talstrasse“, Halle (Saale) 1998, ISBN 3-932962-03-6, S. 101–103.

Kataloge

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  • Rosemarie und Werner Rataiczyk. Katalog: Zentrum für Kunstausstellungen der DDR für Gemeinschaftsausstellung im Nationalmuseum Damaskus/Syrien mit einem Text von Ingrid Schulze. Berlin, Damaskus 1987.
  • Bildteppiche von Rosemarie und Werner Rataiczyk. Katalog, Historisches Museum Schloss Gifhorn und Hallescher Kunstverein mit Texten von Andreas Kühne und Hans-Georg Sehrt. 1993.
  • Werner Rataiczyk. Das Malerische Werk. Katalog, Kunstverein „Talstrasse“, Halle, mit Texten von Andreas Kühne und Thomas Müller, 1996.
  • Werner Rataiczyk. Von der Landschaft zur Abstraktion. Katalog, Kunstverein „Talstrasse“, Halle, mit Texten von Andreas Kühne, Christoph Sorger und Angela Dolgner, 2010.
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Commons: Werner Rataiczyk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Andreas Montag: Stiller Jahrhundertzeuge: Hallescher Maler Werner Rataiczyk ist am Sonntag gestorben. In: Mitteldeutsche Zeitung. 3. Januar 2021, abgerufen am 4. Januar 2021.
  2. Restauratorinwebt wie vor 800 Jahren. In: Volksstimme Magdeburg. 6. Juni 2013, abgerufen am 3. Januar 2021.
  3. Feffi Kunterbunts Abenteuer. 1. Teil. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 3. Januar 2021.
  4. Künstlerisches Erbe Sachsen-Anhalts nun online präsent. In: Deutschlandfunk Kultur. Abgerufen am 3. Januar 2021.
  5. Dokumentationsstelle für Bildende Kunst. Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt, abgerufen am 3. Januar 2021.
  6. „Die Erde“, Bildausschnitt aus dem Gobelin „Vier Elemente“. In: Meyers Neues Lexikon. Leipzig, 1973, Bd. 5, S. 523.
  7. Bildende Kunst und Architektur. „Stadt Halle“, Gobelin und „Vier Elemente“, Gobelin, TH Merseburg. In: Deutsche Bauakademie zu Berlin: Katalog II. Halle-Leipzig, 1971, S. 11–13.
  8. Bildende Kunst und Architektur. Der Mann und die Frau – zwei Gobelins für das Foyer der Komischen Oper Berlin. In: Deutsche Bauakademie zu Berlin: Katalog I. 1969, S. 36–39.
  9. Kräfte des Lebens und der Erde | Rosemarie Rataiczyk | Bildindex der Kunst & Architektur
  10. Kirchengebäude – Ev.-Luth. Kirchspiel Dresden-West (kirchspiel-dresden-west.de)
  11. Ein Vorhang predigt. Wandgestaltung und Applikation von Werner und Rosemarie Rataiczyk im Paulus-Gemeindehaus Halle/Saale. In: Die Kirche. Evangelische Wochenzeitung. 1960, Nr. 12, S. 4.