Wettelsheim
Wettelsheim ist ein Gemeindeteil der Stadt Treuchtlingen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (Mittelfranken, Bayern).[2] Die Gemarkung Wettelsheim hat eine Fläche von 15,326 km². Sie ist in 2635 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 5816,27 m² haben.[3] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Dornmühle, Falbenthal, Kellerhaus, Ziegelmühle und Zollmühle.[4] Das Pfarrdorf liegt am Rand des Hahnenkammes in der Südlichen Frankenalb. Der Ort ist der größte Gemeindeteil von Treuchtlingen und der zweitgrößte Gemeindeteil (ohne die Hauptorte) aller Gemeinden im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.[5]
Wettelsheim Stadt Treuchtlingen
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Koordinaten: | 48° 59′ N, 10° 53′ O |
Höhe: | 417 m ü. NHN |
Einwohner: | 1356 (2018)[1] |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Postleitzahl: | 91757 |
Vorwahl: | 09142 |
Der Ortskern mit Rohrachbrücken
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Lage
BearbeitenWettelsheim liegt im Naturpark Altmühltal zwischen Bubenheim und Windischhausen, rund vier Kilometer südlich von Markt Berolzheim und rund zweieinhalb Kilometer nördlich von Treuchtlingen. Es ist von ausgedehnten Mischwäldern und den Altmühlwiesen umgeben. Südlich befinden sich die Zwillingsberge Patrich (599,6 m) und Viersteinberg (600,2 m), nordwestlich liegt der Berolzheimer Wald. Durch den Ort verlaufen die Rohrach, ein Nebenfluss der Altmühl, deren Steinbrücken dem Ortsbild einen besonderen Charakter verleihen, und die Erlach, die von Falbenthal kommend am südlichen Ortsrand verrohrt in die Rohrach fließt. Südwestlich von Wettelsheim liegt im Rohrachtal das 4,45 Hektar große als „Geschützter Landschaftsbestandteil“ ausgewiesene Gebiet Rohrachmäander bei Wettelsheim.[6]
Verkehr
BearbeitenDie Hauptstraßen des Ortes sind die Kreisstraße WUG 5 und die Staatsstraße St 2230. Ebenfalls durch den Ort läuft der Altmühltal-Panoramaweg. An Wettelsheim vorbei führt die Bahnstrecke Treuchtlingen–Würzburg.[7] Die Ortschaft hatte einen eigenen, 1869 eröffneten und mittlerweile stillgelegten Bahnhof mit zwei durchgehenden Hauptgleisen. Der Bahnhof Treuchtlingen ist ca. 4 km entfernt. Dorthin führt eine Buslinie.
Geschichte
BearbeitenDas Gebiet um Wettelsheim ist seit langer Zeit besiedelt. Davon zeugen Siedlungen aus der Römerzeit, des Neolithikum, mehrere Villa rustica, Siedlungen der Hallstattzeit und der Urnenfelderzeit, Körpergräber der Bronzezeit und des frühen Mittelalters und ein Einzelfund eines neolithischen Steinbeils.[8]
Der wohl im 5./6. Jahrhundert entstandene Ort wird erstmals 1044 in einer Schenkungsurkunde des Kaisers Heinrich III. urkundlich erwähnt. Er wurde unter anderem von den Marschällen aus Pappenheim, dem Kloster Wülzburg zu Weißenburg und nach dem Dreißigjährigen Krieg von den Hohenzollern verwaltet. 1422 verwüstete ein Ortsbrand das Dorf und vernichtete sämtliche Aufzeichnungen aus der Zeit davor. 1757 bis 1791 ließ der Markgraf von Ansbach im Ortszentrum die heutige Christuskirche erbauen. Zur ehemals selbständigen Gemeinde Wettelsheim gehörten das Dorf Falbenthal sowie die Einöden Dornmühle, Kellerhaus, Ziegelmühle und Zollmühle. Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde Wettelsheim am 1. Juli 1972 nach Treuchtlingen eingemeindet.[9] 2001 gewann das Dorf Silber im Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft. Am 30. April 2018 wurde eine Frau beim traditionellen Aufstellen des Maibaumes von dessen herabbrechender Spitze getroffen und hierbei tödlich verletzt.[10]
Wirtschaft / Infrastruktur
BearbeitenWettelsheim ist landwirtschaftlich geprägt, besitzt jedoch auch einen vergleichsweise hohen Anteil an Gewerbe, Industrie und infrastrukturellen Einrichtungen. Hauptarbeitgeber ist die Brauerei Strauß, besser bekannt unter dem Namen Brauerei Wettelsheimer Bier. Sie wurde 1797 gegründet und gehört seit 1874 der Familie Strauß.[11] Der im Wald gelegene Wettelsheimer Keller zwischen Treuchtlingen und Wettelsheim gilt weiterhin als Ausflugstipp und erhielt Bierkeller-Ranking der Tageszeitung Fränkischer Tag den zweiten Platz.[12]
Mehr als 20 Vereine zeugen von einem regen Dorfleben.
Wettelsheim hatte einen Bahnhof an der Bahnstrecke Treuchtlingen–Würzburg.
Baudenkmäler
BearbeitenKirche St. Martin
BearbeitenDie evangelische Friedhofskirche St. Martin wurde im Jahr 1058 durch Bischof Gundekar II. dem heiligen Martin geweiht und birgt heute noch Fresken aus dieser Zeit. Sie stammt in ihrer Grundstruktur aus dem 14. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert begannen die Herren von Leubelfing aus Falbenthal, die Kirche als Grablege zu nutzen.[13] Der Saalraum besitzt ein eingezogenes Chor; der Westturm ist gedrungen und wird von einem Zeltdach gekrönt. Der spätgotische Flügelaltar wurde 1515 vom Abt des Klosters Wülzburg gestiftet und stammt von Sebastian Dayg aus Nördlingen.[14] Ein Ausbau der Kirche fand im 15. Jahrhundert sowie im Jahr 1656 statt.
Christuskirche
BearbeitenDie evangelische Christuskirche wurde unter Leitung des markgräflichen Landbauinspektors Johann David Steingruber von 1756 bis 1757 anstelle einer alten Marienkapelle erbaut, über die nur wenig bekannt ist. 1866 wurde sie wegen Baufälligkeit unter dem Baumeister Gustav Renner neuaufgebaut. Der polygonale Kirchturm wird von einem Spitzhelm gekrönt und befindet sich westlich des quergerichteten Kirchensaals. Östlich davon liegt die Sakristei und die Orgelempore.[15] Hinter der Kirche befinden sich Überreste von Mauern und Gräben des Amtshofes aus dem 15. oder 16. Jahrhundert.
Ortssammlung Wettelsheim
BearbeitenDie Ortssammlung Wettelsheim zeigt seit 1957 die Geschichte von Wettelsheim. Ausgestellt werden Bestände an Keramik aus Wettelsheimer Töpfereien aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Ausstellungsschwerpunkte sind weiterhin das bäuerliche Leben, Handwerk und Brauchtum.[16]
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Georg Burckhardt (1539–1607), deutscher Professor für Rhetorik und Logik an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- Johannes IV. Burckhardt (1538–1598), Abt der Klöster Münsterschwarzach und Banz
Literatur
Bearbeiten- Johann Kaspar Bundschuh: Wettelsheim. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 204–205 (Digitalisat).
- Karl Gröber, Felix Mader: Bezirksamt Gunzenhausen (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 6). R. Oldenburg, München 1937, DNB 366496220, S. 288–295.
- Georg Paul Hönn: Wettelsheim. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 385 (Digitalisat).
- Gottfried Stieber: Wettelsheim. In: Historische und topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach. Johann Jacob Enderes, Schwabach 1761, OCLC 231049377, S. 944–948 (Digitalisat).
- Pleikard Joseph Stumpf: Wettelsheim. In: Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. Zweiter Theil. München 1853, OCLC 643829991, S. 725 (Digitalisat).
Weblinks
Bearbeiten- Ortsteile > Wettelsheim. In: treuchtlingen.de. Abgerufen am 25. Oktober 2024.
- Wettelsheim in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 9. November 2022.
- Wettelsheim in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 25. Oktober 2024.
- Wettelsheim im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 25. Oktober 2024.
- Private Seite zu Wettelsheim
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Stadt Treuchtlingen – Neuaufstellung Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan – Wettelsheim. (PDF) In: Stadt Treuchtlingen. S. 157, abgerufen am 2. Oktober 2021.
- ↑ Gemeinde Treuchtlingen, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 25. Oktober 2024.
- ↑ Gemarkung Wettelsheim (093744). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 25. Oktober 2024.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 25. Oktober 2024.
- ↑ Aus den Daten der Quelle interpoliert: Nahverkehrspläne – Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen – Endbericht 2019 – Tabellen. (PDF; 1,62 MB) In: vgn.de. Verkehrsverbund Großraum Nürnberg, S. 12, abgerufen am 4. November 2024.
- ↑ Rohrachmäander bei Wettelsheim. Naturpark Altmühltal, archiviert vom am 3. Dezember 2017; abgerufen am 27. Oktober 2024.
- ↑ Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 25. Oktober 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ Denkmalliste für Treuchtlingen (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 477.
- ↑ Pressebericht Nordbayern.de vom 30. April 2018
- ↑ Geschichte – Wettelsheimer Bier. Brauerei Strauss, abgerufen am 27. Oktober 2024.
- ↑ Martin Droschke: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem fränkische Bier und einer Plörre aus Restbayern? In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 19. Mai.
- ↑ Beschreibung der Martinskirche auf pointoo.de
- ↑ Evangelisch-lutherische Kirchengemeinden Wettelsheim und Bubenheim, abgerufen am 11. November 2020.
- ↑ Beschreibung der Christuskirche auf pointoo.de
- ↑ Ortssammlung Wettelsheim. Stadt Treuchtlingen, archiviert vom am 20. Januar 2017; abgerufen am 27. Oktober 2024.