William Timken

US-amerikanischer Industrieller; US-Botschafter in Deutschland

William Robert Timken jr. (* 21. Dezember 1938 in Canton, Ohio) ist ein US-amerikanischer Geschäftsmann. Von 2005 bis Dezember 2008 war er Botschafter der Vereinigten Staaten in Berlin.

William Robert Timken, Jr.
William Timken (links) und Lars-Hendrik Röller

Nach seiner High-School-Zeit studierte er bis 1960 an der Stanford University und danach an der Harvard Business School. Seit 1962 war er im familieneigenen Unternehmen Timken Company (ein Zulieferer der Automobilindustrie) tätig, den er von 1975 bis Ende 2003 leitete. Sein Urgroßvater Henry Timken stammte aus Tarmstedt bei Bremen und war 1838 als Siebenjähriger in die USA ausgewandert. Timken ist verheiratet und hat sechs Kinder. Vier Kinder stammen von seiner ersten Ehefrau Suzanne, von der er sich 1996 scheiden ließ. William Timken jr. ist Ritter der Französischen Ehrenlegion.

Botschafter in Deutschland

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Timken mit Knut und Thomas Dörflein

In seiner Antrittsrede bezeichnete Timken eine effektive deutsch-amerikanische Kooperation als Schlüssel zu starken transatlantischen Beziehungen, was sehr im nationalen Interesse dieser beiden Länder sowie im Interesse der Welt liege.[1]

Das amerikanische Außenministerium teilte zu Timkens Ernennung mit, angesichts der wirtschaftlichen Probleme Deutschlands sei bewusst ein Unternehmer nominiert worden, der die Situation bestens analysieren könne.[2]

Bei seiner Ernennung hob die deutsche Presse hervor, dass er keine diplomatische Erfahrung besaß und – wie sein Vorgänger – kein Wort Deutsch sprach[3][4] sowie die Tatsache, dass er den letzten Präsidentschaftswahlkampf des amtierenden US-Präsidenten George W. Bush mit Großspenden unterstützte und sich als emsiger Spendenaquisitor auszeichnete.[5] Der politisch und diplomatisch unerfahrene Timken jr. war kein Karrierediplomat, sondern (wie etliche andere Botschafter auch) ein politischer Gesandter, der seine Tätigkeit durch großzügige Parteispenden erkaufte; er selbst sah das als Vorteil.[6] Beobachter würdigten teilweise sein Engagement insbesondere bei Projekten zur Integration von Migranten.[7] Dazu gehörte zum Beispiel ein Austauschprogramm für unterprivilegierte Schüler.[8]

Kurz vor seiner planmäßigen Abberufung gab Timken der Welt am Sonntag ein Interview, in dem er die Verdienste von George W. Bush lobte und sich mehrfach kritisch über den neuen Präsidenten, Barack Obama, äußerte. Diesem warf er seinen unkritisch zugegebenen Drogenkonsum in früheren Jahren vor. Auch „Europas Medien“ sind von Timkens Abrechnung betroffen: „Mir tut leid, dass die europäischen Medien so einseitig berichten, statt die herrschende Meinung zu hinterfragen. Im Fall Bush waren sie schon sehr ungerecht.“[9][10]

In seine Amtszeit als Botschafter fällt die Überwachung des Handys von Angela Merkel in Berlin, das die Botschaft in Berlin von 2002 bis 2013 ausspionierte.

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Commons: William R. Timken – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Reden und Texte von Botschafter Timken (Memento vom 25. April 2015 im Internet Archive)
  2. Unternehmer wird US-Botschafter in Berlin. Deutsche Welle, 20. Juli 2005
  3. Bush nominiert Unternehmer Timken als deutschen Botschafter. sueddeutsche.de, 20. Juli 2005, archiviert vom Original am 24. Februar 2016; abgerufen am 15. August 2009.
  4. Unternehmer Timken wird US-Botschafter in Berlin. Spiegel Online, 20. Juli 2005, abgerufen am 15. August 2009.
  5. z. B. Deutsche Welle und Der Deutschlerner. In: Berliner Zeitung, 24. August 2005. Thomas Kleine-Brockhoff: Gut Freund – Ein Großspender könnte Amerikas neuer Botschafter in Deutschland werden. In: Die Zeit, Nr. 20/2005, S. 12; der Botschafter selbst antwortete darauf in seiner Pressekonferenz zur Amtseinführung (Memento vom 16. Oktober 2011 im Internet Archive)
  6. Sylvia Wania: Interview. In: Hamburger Abendblatt, 8. November 2005
  7. Holger Schmale: Amerika für Anfänger. In: Berliner Zeitung, 22. Dezember 2007; Claudia Keller: W. R. und S. Timken Wie Amerikas Botschafter Deutschlands Ausländer integrieren. In: Die Zeit, Nr. 31/2006
  8. Windows on America (Memento vom 6. August 2015 im Internet Archive)
  9. Bushs Botschafter in Berlin rechnet mit Europa ab. In: Die Welt, 6. Dezember 2008
  10. Ich glaube an die Politik von Präsident Bush. In: WamS, 7. Dezember 2008; Interview von Dagmar von Taube
VorgängerAmtNachfolger
John A. CloudUS-Botschafter in Deutschland
2. September 2005 bis 5. Dezember 2008
John M. Koenig