Winfried Kretschmann

deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg

Winfried Kretschmann (* 17. Mai 1948 in Spaichingen) ist ein deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen). Seit dem 12. Mai 2011 ist er Ministerpräsident von Baden-Württemberg und damit als erster und bisher einziger Grüner Regierungschef eines deutschen Landes. Von November 2012 bis Oktober 2013 war er Präsident des Bundesrates. Als Student zeitweise dem Maoismus nahe, zählt Kretschmann heute zu den prominentesten Vertretern des öko-konservativen Flügels seiner Partei.

Winfried Kretschmann (2018)

Herkunft, Studium und berufliche Tätigkeit (1948–1980)

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Kretschmann wurde 1948 als Sohn des römisch-katholischen Volksschullehrers Fritz Kretschmann und dessen Frau Dora in Spaichingen geboren und wuchs in Egesheim, einer Gemeinde auf dem Heuberg, auf.[1] Seine Eltern stammen aus Frauenburg im heute zu Polen gehörenden Ermland, einer „katholischen Exklave“ im damals mehrheitlich protestantischen Ostpreußen, aus der sie mit Kretschmanns älteren Geschwistern[2] 1945 vertrieben wurden.[1] Ein Bruder starb auf der Flucht als Säugling.[2] Sein Vater wünschte, dass sein Sohn Winfried katholischer Priester werde; 1969 starb der Vater nach einem Autounfall. Seinen Vater bezeichnet Kretschmann als „sehr liberal“, seine Mutter als „völlig unpolitisch“.[3] Er habe „eine sehr, sehr harmonische Kindheit gehabt“.[4][5]

Winfried Kretschmann besuchte nach der Volksschule in Sonderbuch bei Zwiefalten ein katholisches Internat in Riedlingen[6], das er aber mit 16 Jahren wieder verließ, um das Abitur 1968 am Hohenzollern-Gymnasium in Sigmaringen abzulegen.[7] Er wiederholte die 11. Klasse.[8] In seiner Jugend war er Oberministrant und wollte eine Zeitlang Priester werden.[9] Während seiner Internatszeit gab er den Wunsch auf, Priester zu werden. Er hatte mit den als Lehrer tätigen Patres zum Teil sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Es gab Ohrfeigen und Stockschläge auch auf den Kopf.[10]

Von 1968 bis 1970 leistete er seinen Grundwehrdienst ab.[11] Von 1970 bis 1975 studierte er an der Universität Hohenheim Biologie und Chemie für das Lehramt an Gymnasien.[12] 1975 legte er das Wissenschaftliche Staatsexamen ab, 1977 das Pädagogische Staatsexamen.[7]

Während des Studiums war Winfried Kretschmann mehrere Jahre Vorsitzender des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) der Universität Hohenheim. Er engagierte sich von 1973 bis 1975 in der Hochschulgruppe des Kommunistischen Bundes Westdeutschland und stand dem Maoismus nahe.[13] Wegen zweier Kandidaturen zum Studentenkonvent, 1972 für die „Kommunistische Studentengruppe / Marxisten-Leninisten“ (Hochschulgruppe des KABD) und 1973 auf der Plattform des „Sozialistischen Zentrums“ und der „Kommunistischen Hochschulgruppe“ (KHG, des KBW), drohte ihm aufgrund des Radikalenerlasses ein Berufsverbot. Die Kandidaturen hatte der Verfassungsschutz dem Oberschulamt gemeldet.[14] 2011 bezeichnete er diese „68er-Sozialisation“ als „fundamentalen politischen Irrtum“.[15]

Kretschmann unterrichtete zunächst an einer privaten Kosmetikschule in Stuttgart.[16] Nach einer Überprüfung war er verbeamteter Gymnasiallehrer für Biologie, Chemie und Ethik in Stuttgart, Esslingen am Neckar (Theodor-Heuss-Gymnasium), Mengen, Bad Schussenried und zwischen 1988 und 1995 am Hohenzollern-Gymnasium in Sigmaringen. Für die Wahrnehmung seiner parlamentarischen Mandate wurde er mehrmals beurlaubt.[17][18] In einem Interview bezeichnete sich Kretschmann 2024 als Lehrer vom Typ „Töpfer“, der seine Schüler formen will. Im Biologieunterricht habe er auch ungewöhnliche Versuche mit seinen Schülern durchgeführt. Er habe sie z. B. an Kröten zu lecken lassen, um zu zeigen, dass deren Haut Abwehrstoffe bilden kann, die beim Menschen eine erhöhte Pulsfrequenz hervorrufen. Bei seiner Unterrichtsgestaltung habe er sich insgesamt wenig um den Lehrplan gekümmert, sondern vor allem versucht, für das jeweilige Fach Interesse zu wecken.[19]

Politische Tätigkeit

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Parteilaufbahn (seit 1979)

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Winfried Kretschmann (2010)

1979/80 war Kretschmann Mitbegründer der Grünen Baden-Württemberg[20][21], denen er sich aus „einer emphatischen Liebe zur Natur“ (ZEIT, 24.3.2001) angeschlossen hatte.[7] Der praktizierende Katholik gilt als liberal-konservativer Vordenker seiner Partei und war in den 1980er Jahren gemeinsam mit Wolf-Dieter Hasenclever ein Protagonist des kleinen ökolibertären Flügels der Grünen.[22][23][24] Dieser bildete sich Ende 1983 als innerparteiliche Opposition zum ökosozialistischen Flügel.[25]

Kretschmann wurde erstmals bei der Landtagswahl 1980 per Zweitmandat im Landtagswahlkreis Nürtingen in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt,[26] 1988 erneut, und seit 1996 durchgehend; 2016 und 2021 gewann er das Erstmandat in Nürtingen. Er war von 1983 bis 1984 und von 2002 bis 2011 Vorsitzender der grünen Landtagsfraktion.

Landespolitiker in Baden-Württemberg (seit 1980)

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Ministerpräsident Kretschmann inmitten des grün-roten Kabinetts (2011)

1980 wurde er erstmals für die Grünen in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt.[27][28] 1983 wurde er als Nachfolger von Wolf-Dieter Hasenclever Fraktionsvorsitzender. Von 1982 bis 1984 gehörte Kretschmann als Nachrücker auch dem Kreistag des Landkreises Esslingen an.

In der Legislaturperiode von 1984 bis 1988 gehörte er nicht dem Landtag von Baden-Württemberg an, da die Grünen aufgrund eines Fristversäumnisses keine Kandidaten in den drei Wahlkreisen des Landkreises Esslingen aufgestellt hatten.[29] 1986 und 1987 war er als Ministerialrat Grundsatzreferent im ersten grünen Umweltministerium in Hessen bei Minister Joschka Fischer.

Bei der Landtagswahl im März 1988 wurde Kretschmann wieder in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt. 1992 verfehlte er den Wiedereinzug ins Landesparlament. Grund dafür war ein innerparteilicher Streit um Müllverbrennung[30] sowie die Kandidatur von Helmut Palmer im Wahlkreis Nürtingen.[31] Seit den Landtagswahlen 1996 ist er ununterbrochen Mitglied des Landtags (bis 2011 per Zweitmandat, seit 2016 per Direktmandat). Als Alterspräsident leitete er die Eröffnung der 17. Wahlperiode des Landtags.

Von 1996 bis 2001 war Kretschmann Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt und Verkehr im baden-württembergischen Landtag. Nach der Wahl von Dieter Salomon zum Oberbürgermeister der Stadt Freiburg im Breisgau wurde Kretschmann 2002 zu dessen Nachfolger als Fraktionsvorsitzender der Grünen gewählt. Zudem ist Kretschmann – viele Jahre gewähltes, als Ministerpräsident kooptiertes – Mitglied des Parteirates von Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg.

Ministerpräsident von Baden-Württemberg (seit 2011)

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Winfried Kretschmann war Spitzenkandidat der Grünen für die Landtagswahl im März 2011.[32] Mit 24,2 Prozent der Stimmen und 36 Abgeordneten erreichten die Grünen bei einer Landtagswahl das bis zu diesem Zeitpunkt beste Wahlergebnis in ihrer Geschichte.[32] Sie wurden nach der CDU mit 60 Mandaten und vor der SPD mit 35 Mandaten zweitstärkste Fraktion im Landtag.[33] Die Wahl war von der Nuklearkatastrophe von Fukushima überschattet. Kretschmann handelte als Verhandlungsführer der Grünen mit der SPD einen Koalitionsvertrag aus.[34] Am 12. Mai 2011 wurde Kretschmann von den Landtagsabgeordneten zum Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg gewählt.[21] Er erhielt 73 Stimmen und damit zwei Stimmen mehr, als Grüne und SPD auf sich vereinten. Das Kabinett Kretschmann I war damit die erste von den Grünen geführte Regierung eines Bundeslandes.

Am 12. Oktober 2012 wurde Kretschmann im Bundesrat für die am 1. November 2012 beginnende einjährige Amtszeit turnusgemäß zum Präsidenten des deutschen Bundesrates gewählt.[35]

2014 geriet Kretschmann in seiner Partei in die Kritik, weil Baden-Württemberg als einziges Bundesland mit grüner Regierungsbeteiligung einer Änderung des Asylgesetzes zustimmte. Danach werden Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina als sichere Herkunftsländer eingestuft, wodurch Asylbewerber schneller abgeschoben werden können. Im Gegenzug erreichte er Erleichterungen bei der Residenzpflicht und der Bereitstellung von Geldmitteln.[36] Kritiker merken hierzu an, dass dies „längst im Bundeskoalitionsvertrag verabredet“ gewesen sei und dass „manche Vereinbarungen […] gar hinter den im Bundeskoalitionsvertrag verabredeten Verbesserungen zurück“ blieben.[37] Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg und PRO ASYL werten dies deshalb als „faulen Kompromiss“.[38] Andreas Linder vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg merkte seinerzeit an: „Diese gesetzliche Festlegung ignoriert und bagatellisiert die vielfältigen sozialen und rassistischen Diskriminierungen, von denen die Asylsuchenden in ihren Herkunftsstaaten betroffen sind. Berichte von namhaften internationalen Organisationen und Selbstzeugnisse von Betroffenen werden hierbei vom Tisch gewischt.“ In Bezug auf Roma aus diesen Staaten, die in dieser Flüchtlingsgruppe insbesondere vertreten sind, gibt er zu bedenken: „Die Angehörigen, zum Teil Nachkommen der zweitgrößten Opfergruppe des Nationalsozialismus sind zur migrationspolitischen ‚Manövriermasse‘ (Romani Rose) in Deutschland geworden“. Die Regierungen im Westbalkan „brauchen sich nicht mehr sonderlich anstrengen“, da sie ja vom deutschen Bundesrat als „sicherer Herkunftsstaat“ eingestuft wurden.[39]

Bei einer repräsentativen Umfrage im März 2015 gaben 72 Prozent der Befragten an, mit der Arbeit des Ministerpräsidenten zufrieden zu sein.[40]

Unter Ministerpräsident Kretschmann stieß die Landesregierung zahlreiche Reformen an, zum Beispiel die Einführung der Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg.[41] Im Wirtschaftsbereich setzte Kretschmann als erster Ministerpräsident in Deutschland das Thema Industrie 4.0 und Digitalisierung auf die politische Agenda.[42] Unter ihm schuf die Landesregierung auch in Baden-Württemberg die Voraussetzungen für den Ausbau der Windkraft. Allerdings wurden in der laufenden Legislaturperiode[43] weniger Windräder errichtet als zu Zeiten Erwin Teufels. So wurden im Jahr 2013 neun und im Jahr 2014 vier neue Windkraftanlagen errichtet.[44] Im Jahr 2015 wurden 53 Anlagen errichtet.[45] Damit beträgt die während der Regierung Kretschmann in drei Jahren installierte Leistung 232 MW, im Vergleich zu 287 MW in elf Jahren der Regierung Teufel, von 1994 bis 2005.[46] Ein weiteres großes Projekt war die Stärkung der Bürgerbeteiligung auf kommunaler und landespolitischer Ebene.[47] Er berief im April 2014 als erster Ministerpräsident eine Konferenz („Flüchtlingsgipfel“) ein, um gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden und anderen Verantwortlichen Lösungen für die damalige Flüchtlingssituation zu finden.[48]

Kritik gab es an der Landesregierung und damit am Ministerpräsidenten für einige aus dem Koalitionsvertrag noch nicht umgesetzte Vorgaben. Dies betraf beispielsweise die angekündigte Kennzeichnungspflicht für Polizisten bei Großeinsätzen, die am Widerstand der Polizeigewerkschaften und des damaligen Innenministers Reinhold Gall gescheitert war.[49]

Zur Landtagswahl am 13. März 2016 trat Kretschmann erneut als Spitzenkandidat seiner Partei an. Unter seiner Führung erreichten die Grünen einen Stimmenanteil von 30,3 Prozent und verwiesen damit erstmals die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Guido Wolf auf den zweiten Platz (27 Prozent). Es war das erste Mal, dass die Grünen stärkste Partei in einer Landtagswahl wurden. Da jedoch sein Koalitionspartner SPD mit knapp 13 Prozent erhebliche Verluste zu verzeichnen hatte, war die Fortführung der bisherigen grün-roten Koalition nicht mehr möglich. Der Ministerpräsident zeigte sich nach der Wahl offen für eine Ampelkoalition aus Grünen, SPD und FDP. Die FDP lehnte jedoch eine solche Zusammenarbeit ab. Gleichzeitig lud Kretschmann zu Gesprächen mit der CDU für ein Bündnis aus Grünen und CDU ein, das erstmals unter Führung der Grünen stehen würde. Diese sogenannte Kiwi-Koalition galt als wahrscheinlichste Regierungskoalition in Stuttgart, da die SPD einer Koalition aus CDU, SPD und FDP, bei der Wolf zum Regierungschef würde, eine Absage erteilte. Am 12. Mai 2016 wurde Kretschmann vom Landtag erneut als Ministerpräsident gewählt und ernannte das grün-schwarze Kabinett.[50]

Ende 2016 war er, laut mehreren Medienberichten, als Kandidat für die Nachfolge Joachim Gaucks als Bundespräsident im Gespräch. Im Jahr 2018 veröffentlichte Kretschmann ein Buch unter dem Titel Worauf wir uns verlassen wollen: Für eine neue Idee des Konservativen.

Im Sommer 2019 gab Kretschmann bekannt, dass er bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2021 erneut kandidieren werde und seine dritte Amtszeit anstrebe.[51] Bei dem aufgrund der COVID-19-Pandemie größtenteils digitalen Parteitag wurde er am 12. Dezember 2020 in Reutlingen mit 91,5 Prozent zum Spitzenkandidaten gewählt, dies waren mehr als fünf Prozentpunkte weniger als bei seiner Wahl vor fünf Jahren. Kretschmann hatte keinen Gegenkandidaten.[52] Seine Partei erhielt bei den Landtagswahlen am 14. März 2021 32,6 % der Stimmen, was noch einmal ein Zugewinn um 2,3 Prozent im Vergleich zur Wahl 2016 war.[53] In der Folge war neben einer Neuauflage der Kiwi-Koalition mit der CDU erneut eine Ampelkoalition aus Grünen, SPD und FDP möglich. Diesmal zeigte sich auch die FDP offen für eine solche Koalition. Nach Sondierungen und parteiinternen Verhandlungen entschieden sich die Grünen Anfang April allerdings, Koalitionsverhandlungen mit der CDU zu führen.[54][55] Nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen wurde Kretschmann am 12. Mai 2021 erneut vom Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt und das Kabinett Kretschmann III gebildet.

Am 25. Juni 2021 schlug Kretschmann in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung vor, dass zur Pandemiebekämpfung auch harte Eingriffe in die Freiheitsrechte der Bürger zu legitimieren seien. Die Gerichte hätten ihm zu Beginn der Pandemie „viele Instrumente aus der Hand genommen“, weil diese nicht verhältnismäßig seien. In diesem Zusammenhang gälten für ihn unterschiedliche Maßstäbe. Diese Forderung wurde von den Parteien CDU, SPD, FDP und AfD im Deutschen Bundestag als inakzeptabel kritisiert. Daneben äußerte sich auch der Sprecher des baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshofes: Er stellte klar, dass sich die Bürger auf eine unabhängige Kontrolle gesetzgeberischen und administrativen Handelns verlassen müssten. Kretschmann bedauerte anschließend, dass es während des Interviews wohl zu „Missverständnissen“ gekommen sei. Er hätte den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz nicht in Frage stellen wollen.[56]

Im November 2021 sprach sich Kretschmann für eine COVID-19-Impfpflicht aus.[57] Am 13. und 14. Februar 2022 demonstrierten 60 Impfgegner, nachdem sie eine Polizeisperre überwunden hatten, mit Trillerpfeifen lärmend und aggressiv vor dem Wohnhaus des Ministerpräsidenten. Auch sangen sie die deutsche Nationalhymne während des halbstündigen Auftritts. Der Organisator wurde für das Abhalten einer nicht angemeldeten Versammlung zu einer Geldstrafe von 30.000 Euro verurteilt.[58]

Im Januar 2023 wandte sich Kretschmann gegen die Gendersprache in Schulen. „Die Schulen müssen sich an das halten, was der Rat für deutsche Rechtschreibung vorgibt. Sonst haben wir am Ende keine einheitliche Rechtschreibung mehr“, sagte er. „Es ist schon schlimm genug, dass so viele unserer Grundschüler nicht lesen können.“ Man müsse es denen nicht noch erschweren, indem man Dinge schreibe, die man gar nicht spreche.[59][60]

Sonstige Mitgliedschaften, Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen

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Kretschmann als Laokoon in der Skulptur Schwäbischer Laokoon von Peter Lenk in Stuttgart (2021)

Kretschmann ist Mitglied im Diözesanrat der Erzdiözese Freiburg, im Verein der Freunde der Erzabtei St. Martin e. V. und im Kuratorium der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Während seines Studiums wurde er Mitglied der katholischen Studentenverbindung Carolingia Hohenheim (nichtschlagend, im CV).[61] Bis 2021 war er zugewähltes Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).[62]

 
Wilfried Kretschmann zusammen mit Wolfgang Thierse während einer Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

Kretschmann gehört den Freunden der Hebräischen Universität Jerusalem und der Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur an. Er ist Mitglied in weiteren Vereinen, in seinem Wohnort Laiz ist er aktives Mitglied im katholischen Kirchenchor und im Schützenverein.[63]

Vom Magazin Politik & Kommunikation wurde er mit dem Titel Politiker des Jahres 2011 ausgezeichnet. 2015 wurde ihm für die indirekte Beteiligung Baden-Württembergs an der Marke für Babynahrung Alete der Negativpreis des Goldenen Windbeutel verliehen.[64] 2016 wurde Kretschmann mit dem SignsAward in der Kategorie „Glaubwürdigkeit in der Kommunikation“ ausgezeichnet. Für seine persönliche Integrität und Glaubwürdigkeit erhielt er 2017 den Markgräfler Gutedelpreis. Im Juni 2017 wurde Kretschmann vom Deutschen Brauer-Bund zum „Botschafter des Bieres“ ernannt.[65]

2018 erhielt er den Orden wider den tierischen Ernst, denn mit seinem humanistischen Politikverständnis und seinem feinsinnigen Humor sei er ein überzeugter Narr und überzeugender Landesvater.

Kretschmann ist auf der 2020 vor dem Stadtmuseum Stuttgart aufgestellten satirischen Skulptur Schwäbischer Laokoon des Bildhauers Peter Lenk im Stil der antiken Laokoon-Gruppe dargestellt.[66]

2023 wurde Kretschmann von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband verliehen.[67]

Die bei Tübingen entdeckte Wespenart Aphanogmus kretschmanni ist nach ihm benannt, was seinen Einsatz für den Erhalt der Biodiversität ehren soll.[68]

Er ist zudem Vorsitzender des Aufsichtsrats der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH.[20]

Familie und Privates

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Winfried Kretschmann ist seit 1975 verheiratet und Vater von drei Kindern. Die Familie wohnt in Laiz, einem Stadtteil von Sigmaringen. Seine Ehefrau Gerlinde Kretschmann war bis 2011 Grundschullehrerin in der Grundschule Bingen bei Sigmaringen und von Mitte der 1990er Jahre bis 2009 Mitglied des Gemeinderats von Sigmaringen, zuletzt als Fraktionsvorsitzende der Grünen.[69][70]

Er ist bekennender Katholik. Allerdings wirft er der katholischen Kirche vor, dass sie zu dogmatisch sei und nicht zugeben könne, zu irren.[71] Am 12. Februar 2021 gab er bekannt, dass er den Wahlkampf für die Landtagswahl einschränken werde, weil seine Frau an Brustkrebs erkrankt sei.[72]

Kretschmann liest gerne Homer und Hannah Arendt[73] und ist Fan des VfB Stuttgart. 2022 hatte er einen Gastauftritt in SOKO Stuttgart: Die Maler.[74]

Sein Sohn Johannes Kretschmann ist ebenfalls Grünen-Politiker und kandidierte bei der Bundestagswahl 2021 im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen, verpasste jedoch den Einzug ins Parlament.[75]

Literatur

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Commons: Winfried Kretschmann – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. a b Johannes Kretschmann: Baden-Württemberg: Vier Kretschmanns suchen im früheren Ostpreußen nach den Spuren ihrer Familie. In: suedkurier.de. 22. Dezember 2019, abgerufen am 14. März 2021.
  2. a b Interview mit Winfried Kretschmann – Kretschmanns Familie flüchtete aus Ostpreußen. In: stuttgarter-zeitung.de, 14. August 2015.
  3. Interview in taz, 7./8./9. April 2012, S. 21.
  4. Interview in taz, 7./8./9. April 2012, S. 21.
  5. Nadine Michel, Peter Unfried: „Ein Linker bin ich nicht“. In: Die Tageszeitung. 7. April 2012, S. 20–21.
  6. Das repressive Klima und die gewalttätigen Erziehungsmethoden im Internat hinterließen bei K. einen tiefen Widerwillen gegen autoritäre Herrschaftsformen (vgl. u. a. ZEIT, 24.3.2011).
  7. a b c Eintrag "Winfried Kretschmann" aus Munzinger Online/Personen. URL: https://online.munzinger.de/document/00000024348 (abgerufen von Württembergische Landesbibliothek am 16.11.2024)
  8. Auch Kretschmann blieb sitzen. In: BNN. Nr. 170, 25. Juli 2012, S. 11.
  9. Stephan-Andreas Casdorff: Kretschmann setzt auf handzahme Koalition: Der kurze Weg vom „Grünen Teufel“ zur CDU. In: Website https://www.tagesspiegel.de. Der Tagesspiegel, 2. April 2021, abgerufen am 21. November 2024.
  10. Winfried Kretschmann
  11. Jochen Sommer, Heidi Walter: Kretschmanns Visionen: Bald Zwangseinquartierungen von Flüchtlingen? In: Website Website. Daniel Matissek, abgerufen am 16. November 2024.
  12. Isabel d´Hone: Baden-Württemberg Winfried Kretschmann im Porträt. In: Website https://rp-online.de. Rheinische Post, 17. März 2021, abgerufen am 16. November 2024.
  13. Winfried Kretschmann im Munzinger-Archiv, abgerufen am 31. März 2011 (Artikelanfang frei abrufbar)
  14. Radikalenerlass – Die Akte Kretschmann. In: stuttgarter-zeitung.de, 18. Dezember 2014.
  15. … über mich. In: winfried-kretschmann.de. Winfried Kretschman, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. September 2011; abgerufen am 20. April 2011.
  16. Kretschmanns Tunnelblick. In: Kontext: Wochenzeitung. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  17. Der schwäbische »Winnetou«. Focus Online, abgerufen am 4. Juli 2011.
  18. Moses aus Sigmaringen. Erst war er im katholischen Internat, dann im Kommunistischen Bund. Zeit Online, abgerufen am 4. Juli 2011.
  19. Jeanette Otto und Martin Spiewak: Wie waren Sie als Lehrer, Winfried Kretschmann? in: Die Zeit. Nr. 16 vom 11. April 2024. S. 36
  20. a b Winfried Kretschmann, Grüne. Landtag von Baden-Württemberg, abgerufen am 8. März 2021.
  21. a b Uwe Sattler (Staatsministerium), Felix Gekeler (MFG Baden-Württemberg): Biografie Winfried Kretschmann. In: Website https://stm.baden-wuerttemberg.de. Staatsministerium Baden-Württemberg, abgerufen am 16. November 2024.
  22. Joachim Raschke, Gudrun Heinrich: Die Grünen. Wie sie wurden, was sie sind, Bund, Köln 1993, S. 474.
  23. Ludger Volmer: Die Grünen, C. Bertelsmann, München 2009, S. 138.
  24. Joachim Raschke, Gudrun Heinrich: Die Grünen. Wie sie wurden, was sie sind, Bund, Köln 1993, S. 250.
  25. Jürgen Hoffmann: Die doppelte Vereinigung. Vorgeschichte, Verlauf und Auswirkungen des Zusammenschlusses von Grünen und Bündnis 90. Leske + Budrich, Opladen 1998, S. 85; Makoto Nishida: Strömungen in den Grünen (1980–2003). Eine Analyse über informell-organisierte Gruppen innerhalb der Grünen, Lit-Verlag, Münster 2005, S. 95 ff.
  26. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Bearb.) 1980: Die Wahl zum Landtag von Baden-Württemberg am 16. März 1980. Endgültiges Ergebnis der Wahl in den Wahlkreisen und Regierungsbezirken, in den Stadt- und Landkreisen sowie in den Gemeinden; in: Dass. (Hrsg.): Statistik von Baden-Württemberg. Bd. 280, Heft 2.
  27. Lisa Schönhaar: Winfried Kretschmann: Ministerpräsident und Grünen-Politiker – Leben, Karriere und Privates. In: Website https://www.bw24.de. ID Metropolen News, Ippen Digital, 12. Februar 2021, abgerufen am 16. November 2024.
  28. Daniel Wydra: Winfried Kretschmann :Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg im Porträt. In: Website https://www.swp.de. SÜDWEST PRESSE, 19. Mai 2023, abgerufen am 16. November 2024.
  29. Grüne Wahlergebnisse 1980–1996 (Memento vom 8. Januar 2012 im Internet Archive; PDF; 74 kB)
  30. Die taz zu dem Streit über die Müllverbrennung https://taz.de/!1747610/
  31. www.stuttgarter-zeitung.de
  32. a b Reinhold Weber: Landtagswahl 2011 (Archiv). In: Website https://www.landtagswahl-bw.de. Landeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 16. November 2024.
  33. Leon Berent: Winfried Kretschmann: Vom linken Studenten zum „grünen Realpolitiker“. In: Website https://www.heidelberg24.de. MANNHEIM24, HEIDELBERG24 und LUDWIGSHAFEN24, 15. April 2021, abgerufen am 16. November 2024.
  34. Koalitionsvertrag zwischen Bündnis 90/Die Grünen und der SPD Baden-Württemberg. (PDF; 1,3 MB) In: gruene-bw.de. Bündnis 90/Die Grünen und SPD Baden-Württemberg, 27. April 2011, abgerufen am 27. April 2011.
  35. Winfried Kretschmann neuer Bundesratspräsident. In: bundesrat.de. Deutscher Bundesrat, 12. Oktober 2012, abgerufen am 12. Oktober 2012.
  36. spiegel.de
  37. Flüchtlingsrat Baden-Württemberg, Presseerklärung vom 19. September 2014: Zum Asyldeal im Bundesrat: Flüchtlingsrat Baden-Württemberg enttäuscht von Ministerpräsident Kretschmann, in: Rundbrief 03-2014, S. 40, online: fluechtlingsrat-bw.de
  38. Flüchtlingsrat Baden-Württemberg, Presseerklärung vom 19. September 2014: Zum Asyldeal im Bundesrat: Flüchtlingsrat Baden-Württemberg enttäuscht von Ministerpräsident Kretschmann, in: Rundbrief 03-2014, S. 40, online: fluechtlingsrat-bw.de
  39. Andreas Linder: „Asylkompromiss“ 2014 – cui bono? ASYLKOMPROMISS / ROMA: Bundesrat stimmt „Sichere Herkunftsstaaten“- Gesetz zu – Baden-Württemberg macht es möglich, in: Rundbrief 03-2014, S. 39, online: fluechtlingsrat-bw.de
  40. BW-Trend 2015. In: swr.de. Südwestrundfunk, 24. März 2015, abgerufen am 28. Mai 2015. (Umfrage von SWR, Stuttgarter Zeitung und infratest dimap)
  41. Kabinett verabschiedet Gesetzentwurf zur Einführung Gemeinschaftsschule, Staatsministerium Baden-Württemberg am 13. Dezember 2011
  42. Kretschmann will Industrie 4.0 stärker voranbringen, Die Welt, 7. Oktober 2014
  43. Planung, Genehmigung und Bau, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, abgerufen im Juni 2020
  44. Landesregierung macht sich lächerlich. 26. Februar 2013, abgerufen am 6. März 2015.
  45. Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Entwicklung des Windenergieausbaus, Unterseite 6. Abgerufen am 13. März 2016.
  46. Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Entwicklung des Windenergieausbaus, Unterseite 2. Abgerufen am 13. März 2016.
  47. Kabinett verabschiedet Gesetz für mehr Bürgerbeteiligung in Kommunen (Memento des Originals vom 21. Juni 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swp.de, Südwest Presse, 11. Februar 2015
  48. Kretschmann will legale Einwanderung vom Balkan erleichtern, Süddeutsche Zeitung, 27. Juli 2015
  49. Polizisten in Baden-Württemberg, Kennzeichnungspflicht kommt. In: Stuttgarter Zeitung. Stuttgarter Zeitung, 29. Dezember 2014, abgerufen am 28. Mai 2015.
  50. syd/dpa/AFP: Winfried Kretschmann erneut zum Ministerpräsidenten gewählt. In: Spiegel Online. 12. Mai 2016, abgerufen am 14. Mai 2020.
  51. mho/ulz/dpa: Winfried Kretschmann will bei Landtagswahl 2021 erneut antreten. In: Spiegel Online. 12. September 2019, abgerufen am 14. Mai 2020.
  52. Grüne wählen Kretschmann zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl. In: swr.de, 12. Dezember 2020 (abgerufen am 12. Dezember 2020).
  53. Landeswahlleiterin Baden-Württemberg: Das Wahlergebnis zu Landtagswahl 2021 in Baden-Württemberg. In: Landeszentrale für politische Bildung. 1. April 2021, abgerufen am 19. April 2021.
  54. S. W. R. Aktuell, S. W. R. Aktuell: Neues, altes Bündnis: Grüne und CDU wollen Baden-Württemberg zum "Klimaschutzland" machen. Abgerufen am 19. April 2021.
  55. Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Mögliche Koalition in Baden-Württemberg: CDU-Sozialflügel warnt Grüne vor Ampel: FDP ist „AfD light“. Abgerufen am 19. April 2021.
  56. Auch Verwaltungsgerichtshof widerspricht Kretschmann. In: Heilbronner Stimme. Abgerufen am 29. Juni 2021.
  57. Julia Weiss, Julia Bernewasser: Nächste Woche eine Million zusätzliche Biontech-Dosen www.tagesspiegel.de, 22. November 2021
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  70. Bündnis 90/Die Grünen sind im Kreis Sigmaringen in der Amtsperiode 2009/2014 vertreten im: … In: gruene-sigmaringen.de. Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Sigmaringen, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2012; abgerufen am 20. April 2011.
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  72. Ehefrau erkrankt – Kretschmann schränkt Wahlkampf ein, FAZ, 12. Februar 2021
  73. Marc Reichwein: Das sind Winfried Kretschmanns Lieblingsbücher. In: Die Welt. 10. Februar 2019, abgerufen am 12. Mai 2021.
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  75. Kretschmann-Sohn verpasst Einzug in den Bundestag. In: Heilbronner Stimme. Abgerufen am 30. Oktober 2021.
  76. Deutschlandradio Kultur vom 11. Mai 2011: Oberschwabe mit ostpreußischem Migrationshintergrund, Buchrezension von Pieke Biermann