Wolfgang Dvorak-Stocker
Wolfgang Dvorak-Stocker (* 9. Juni 1966 in Graz) ist ein österreichischer Verleger und Publizist. Seit 1995 ist er Leiter des Leopold Stocker Verlages.
Leben
BearbeitenDvorak-Stocker entstammt einer Verlegerfamilie. Er ist der Sohn von Ilse Dvorak-Stocker und Enkel des Verlagsgründers Leopold Stocker. Nach Besuch eines neusprachigen Gymnasiums maturierte er 1984. Anschließend leistete er Präsenzdienst und studierte u. a. an der Universität Wien Geschichte und Germanistik. Er wurde Mitglied der Burschenschaft Germania Salzburg.[1] Nach dem Magister folgte ein Volontariatsjahr beim Verlag Eugen Ulmer in Stuttgart. In Graz schloss er eine Lehre zum Buchhändler ab und trat in das elterliche Unternehmen ein. Seit 1995 ist er Leiter des Leopold Stocker Verlages.[2]
1997 war er mit zehn Prozent an der rechtskonservativ-deutschnationalen Wochenzeitung Zur Zeit beteiligt.[3] 1999 übernahm er die Zeitschrift Neue Ordnung, die vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsextrem eingestuft wird.[4] Im Jahr 2000 erwarb er den steirischen Verlag F. Sammler, 2005 gründete er zur Fortführung der politisch-historischen Rechtspublizistik des Stocker-Verlages den Ares-Verlag.[2] Seit 2003 ist Dvorak-Stocker auch Mitherausgeber der Zeitschrift Sezession des neurechten Instituts für Staatspolitik (IfS), deren Redaktionsmitglied er wurde.[5] Er übernahm 2006 die monatlich erscheinende Kochzeitschrift Kochen & Küche, die einzige Publikumszeitschrift des Verlages. Im selben Jahr fasste er die landwirtschaftlichen Fachzeitschriften in der Landwirt-Agrarmedien GmbH zusammen. Im Jahr 2008 gründete er einen landwirtschaftlichen Fachverlag in Kiew.[6]
Nach Einschätzung des DÖW unterhält er, wie schon seine 2011 verstorbene Mutter und ehemalige Geschäftsführerin Ilse Dvorak-Stocker, enge Kontakte zur rechtsextremen Szene.[3] So trat er als Referent 2002 bei der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik (GfP)[7] und mutmaßlich 2003 bei der rechtsextremen Deutschen Akademie auf.[8] Er war zudem Autor der rechtsextremen österreichischen Zeitschrift Die Aula.[3] Die rechte deutsche Wochenzeitung Junge Freiheit führt ihn in ihrer Autorenliste.[9] Dvorak-Stocker gehörte auch zu den Unterzeichnern eines Appells gegen den Ausschluss der Jungen Freiheit von der Leipziger Buchmesse im März 2006.[10] 2008 trat er auf dem Haus der extrem rechten Burschenschaft Danubia München auf.[11]
Der FPÖ-Politiker Otto Scrinzi kommentierte 2002 in der Aula: „Frau Dr. Ilse Stocker und in ihrer Nachfolge Mag. Wolfgang Dvorak-Stocker wagten sich schon früh ins Minenfeld der Zeitgeschichte und des sog. ‚Revisionismus‘“.[12] Politische Beobachter sahen in Dvorak-Stocker laut Gerlinde Pölsler und Herwig Höller (Falter, 2005) weniger einen „Rechtsaußen“ als „jemand Verschrobenen“ dessen Denken ein „Amalgam aus bodenständig-ländlich, klerikal-konservativ und deutschnational“ bilde. Die Journalisten Pölsler und Höller merkten an: „Er [Dvorak-Stocker] trifft bzw. veröffentlicht Aussagen, deren Botschaften recht eindeutig sind, die aber oft nicht klar formuliert und thematisch weit ausholend argumentiert werden. Dies erschwert den Nachweis etwa des Rassismus.“[13] In einem Falter-Interview, ebenfalls von 2005, erwiderte der Kritisierte seinerseits: „Es gibt eine Grauzone zwischen Zuwanderungskritik und Ausländerfeindlichkeit. Ich gestehe zu, dass Sie das als ausländerfeindlich bezeichnen können. Ich bezeichne es als zuwanderungskritisch.“[14]
Dvorak-Stocker hat vier Kinder.
Schriften & Publikationen (Auswahl)
Bearbeiten- Nationale Mythen Fundament der Identität und politischer Sprengstoff. In: Albrecht Jebens (Hrsg.): Eine Feder für Deutschland. Festschrift für Rolf Kosiek (= Veröffentlichungen der Stiftung Kulturkreis Zweitausend. Band 25). Hohenrain-Verlag, Tübingen 2014, ISBN 978-3-89180-142-0, S. 27 ff.
- 2021: Was ist deutsch? Elemente unserer Identität. (Hg.) Ares Verlag, Graz. ISBN 978-3-99081-076-7
- 2022: Europa und das Reich. (Hg.) Ares Verlag, Graz. ISBN 978-3-99081-104-7
- 2023: Glaube und Kultur. (Hg.) Ares Verlag, Graz. ISBN 978-3-99081-118-4
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bernhard Weidinger: "Im nationalen Abwehrkampf der Grenzlanddeutschen". Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945. Böhlau, Wien 2015, ISBN 978-3-205-79600-8, S. 384.
- ↑ a b Andreas Peham: Leopold Stocker Verlag (Österreich, seit 1917). In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 6: Publikationen. Im Auftrag des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin. De Gruyter Saur, Berlin u. a. 2013, ISBN 978-3-11-025872-1, 424 f.
- ↑ a b c DÖW: Stellungnahme des DÖW zum Leopold Stocker Verlag: Neues von ganz rechts – August 2004; Gudrun Hentges: Staat und politische Bildung. Von der „Zentrale für Heimatdienst“ zur „Bundeszentrale für politische Bildung“. Springer VS, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-531-18670-2, S. 429; vgl. Juden, Schafe, Apfelwein. In: profil, Nr. 10/10, 8. März 2010.
- ↑ DÖW: Neue Ordnung ( des vom 13. April 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 24. November 2014.
- ↑ Helmut Kellershohn: Widerstand und Provokation. Strategische Optionen im Umkreis des „Instituts für Staatspolitik“. In: Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): Strategien der extremen Rechten. Hintergründe – Analysen – Antworten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-15911-9, S. 259–289, hier: S. 266.
- ↑ Kurzbiografie von Wolfgang Dvorak-Stocker, dombrowski-stiftung.at, abgerufen am 23. November 2014.
- ↑ Gabriele Nandlinger: Die Anzeigenkunden der „Jungen Freiheit“. Eine Wochenzeitung als Plattform für extreme Rechte. In: Stephan Braun, Ute Vogt (Hrsg.): Die Wochenzeitung „Junge Freiheit“. Kritische Analysen zu Programmatik, Inhalten, Autoren und Kunden. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2002, ISBN 978-3-531-15421-3, S. 217–230, hier: S. 221.
- ↑ DÖW: Dvorak-Stocker unter "Nationaldemokraten": Neues von ganz rechts – Dezember 2003; NS-Verherrlichung in Bogenhausen? – Herrschaftsfreier Dialog. Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München, 10. April 2008.
- ↑ Junge Freiheit: Autoren ( vom 15. März 2015 im Internet Archive), abgerufen am 24. November 2014.
- ↑ JF 07/06, 10. Februar 2006.
- ↑ NS-Verherrlichung in Bogenhausen? – Herrschaftsfreier Dialog. Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München, 10. April 2008; Sebastian Krass: Der Grenzgänger. sueddeutsche.de, 24. Juli 2013; Robert Andreasch: „Geistiger Bürgerkrieg“. Blick nach Rechts, 24. September 2008.
- ↑ DÖW: Stocker und der Rechtsextremismus: Neues von ganz rechts – Juni 2002; Karl Pfeifer: Österreich: Der völkische Volksanwalt Ewald Stadler verharmlost den Nationalsozialismus. hagalil.com, 11. Juli 2002.
- ↑ Gerlinde Pölsler, Herwig Höller: Ein rechter Steirer. In: Falter, Nr. 42/05, 19. Oktober 2005, S. 4.
- ↑ „Es gibt eine Grauzone“. In: Falter, Nr. 42/05, 19. Oktober 2005, S. 5.
Personendaten | |
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NAME | Dvorak-Stocker, Wolfgang |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Verleger und Publizist |
GEBURTSDATUM | 9. Juni 1966 |
GEBURTSORT | Graz |