Wushu

moderne, sportliche Form der chinesischen Kampfkünste

Wushu (chinesisch 武術 / 武术, Pinyin wǔshù/? – „Kampfkunst“)[1][2][3], im Westen auch bekannt als modernes Wushu[4], ist eine Anfang der 1950er Jahre von der Regierung der Volksrepublik China anerkannte Zusammenstellung von einigen Formen der traditionellen chinesischen Kampfkünste und neu von einem Komitee erschaffenen Formen.

Wushu

Geschichte

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Wushu-Wettbewerb beim All-China Games (2005)

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die traditionellen chinesischen Kampfkünste in China als Volksschatz, Kulturerbe und Selbstverteidigungsmethode wiederentdeckt. Die militärische Schwäche des Kaiserreichs und der steigende Einfluss europäischer Großmächte, Japans und der USA (siehe auch Kanonenbootpolitik) veranlasste viele Chinesen, mithilfe traditioneller Kampfkünste gegen westliche Kolonisierung und chinesische Christen vorzugehen, beispielsweise während des Boxeraufstands. In dieser für viele Chinesen demütigenden Zeit wurden Kampfkünstler wie Huo Yuanjia und Wong Fei Hung wie Volkshelden verehrt und galten als Symbol für chinesische Selbstbehauptung in Zeiten der Ungleichen Verträge.

Nach dem Sturz der Qing-Dynastie und dem Ende des chinesischen Bürgerkrieges wurde in den 1950er Jahren von der Regierung der Volksrepublik China ein Sportverband gegründet, in dem viele Wushu-Meister mitwirken sollten, um einen Kanon von Standardformen und Kategorien der Kampfkünste zu entwickeln. Modernes Wushu wurde 1959 von der chinesischen Regierung offiziell anerkannt.

Im Jahre 1990 wurde der Verband IWUF („International Wushu Federation“, 国际武术联合会)[5] gegründet, der zweijährlich die Wushu-Weltmeisterschaften austrägt und als offizieller Verband für Wushu anerkannt wird.

Angesichts der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking gab es Bemühungen, modernes Wushu als weitere olympische Disziplin einzuführen. Im Oktober 2005 wurde dies jedoch vom Internationalen Olympischen Komitee abgelehnt. Seit 2010 ist Wushu Teil des Programms der World Combat Games.

Wettkampf-Wushu

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Im Wettkampf-Wushu kennt man zwei Varianten:

  1. Das Nichtkontakt-Wushu (Taolu)
  2. Das Vollkontakt-Wushu (Sanda)

Konflikte mit den traditionellen Stilen

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Als im Jahre 1959 modernes Wushu von der chinesischen Regierung offiziell anerkannt wurde, wurde auch die bisherige Trennung der traditionellen Kampfkünste nach Stilen und Systemen offiziell aufgehoben.

Bei der Zusammenstellung der modernen „Standardformen“ wurde vor allem auf Aspekte der Publikumswirksamkeit (akrobatische Elemente), Körperbeherrschung und Dynamik geachtet. Die Anwendbarkeit in der Selbstverteidigung oder im Kampf sowie die in den traditionellen Kampfkünsten häufig wichtigen Elemente der Meditation, Qigong und philosophische oder religiöse Bezüge wurden vernachlässigt. Aus diesem Grund ist modernes Wushu bei einigen Anhängern traditioneller Wushu-Stile sehr umstritten und nicht anerkannt.

Mittlerweile geht der internationale Weltverband für Wushu (IWUF) wieder auf die traditionellen Stile zu und fördert auch die traditionellen Formen.

„Zukunft: Um nicht nur die sogenannten modernen oder neuen Wettkampfformen zu fördern, ist die IWUF bemüht in Zukunft auch Weltmeisterschaften für traditionelle Formen durchzuführen.
Somit soll eine einseitige Entwicklung des Wushu vermieden werden.
Der neueste Ansatz ist ein Loslösen von den standardisierten Wettkampfformen.“

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Commons: Wushu – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Der Begriff Wushu (chinesisch 武術 / 武术, Pinyin wǔshù/?, Jyutping mou5seot6 – „Kampfkunst“) bedeutet heute im Chinesischen allgemein „Kampfkunst“, ugs. auch Kung Fu genannt. Der chinesische Begriff kann heute sowohl mit „Kampfkunst“ als auch „Kampfsport“ übersetzt werden, insbesondere für die chinesische Kampfkunst. Historisch hat der Begriff wushu jedoch weiter die Bedeutung von „Kriegskunst“, genauer: eine Technik in der allgemeinen Kriegskunst der Antike zur Verhinderung von Invasion und zur Wahrung des Friedens. Es dient der Stärkung von Körper und Geist und zur Förderung von Gesundheit. Eine traditionelle Form zur Erziehung und Disziplin in der antiken Gesellschaft. Das Zeichen wu () bedeutet ursprünglich „Technik zur Hinderung von Ge (止戈為武 / 止戈为武, zhǐ gē wéi wǔ, Jyutping zi2 gwo1 wai4 mou5 – „Wu ist zum Stoppen eines Ge“) – also Kriege oder Kämpfe Einhalt gebieten“.
  2. Begriff wushu武術 / 武术. In: zdic.net. Abgerufen am 17. Januar 2022 (chinesisch, deutsch, englisch, französisch): „1. 武术是古代军事战争一种传承的技术。习武可以强身健体,亦可以防御敌人进攻。习武之人以“制止侵袭”为技术导向、引领修习者进入认识人与自然、社会客观规律的传统教化(武化)方式,是人类物质文明的导向和保障。2. 武术,拥有消停战事、维护和平的实力。[…] 止戈为武。武,是拥有维护自身安全和权益的实力。我们修习武术,是让我们从身到心、由魂而魄得到提升而充满安全感,精壮神足,具有安然自胜的实力。[…]“
  3. Begriff wushu武術 / 武术. In: leo.org. LEO GmbH, abgerufen am 17. Januar 2022 (chinesisch, deutsch).
  4. Modernes Wushu (現代武術 / 现代武术, xiàndài wǔshù, Jyutping jin6doi6 mou5seot6 – „moderne Kampfkunst, moderne Kampfsport“)
  5. International Wushu Federation, kurz IWUF (國際武術聯合會 / 国际武术联合会, Guójì Wǔshù Liánhéhuì, Jyutping Gwok4zai4 Mou5seot6 Lyun4hap6wui6*2)
  6. Zukunft – Wushu. In: wushudwf.de. Deutschen Wushu Federation e. V, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Mai 2005; abgerufen am 31. August 2023.