Böhmenkirch
Böhmenkirch ist eine Gemeinde im Landkreis Göppingen in Baden-Württemberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 41′ N, 9° 56′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Stuttgart | |
Landkreis: | Göppingen | |
Höhe: | 696 m ü. NHN | |
Fläche: | 51,08 km2 | |
Einwohner: | 5692 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 111 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 89558, 73312 | |
Vorwahl: | 07332 | |
Kfz-Kennzeichen: | GP | |
Gemeindeschlüssel: | 08 1 17 010 | |
LOCODE: | DE BMC | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 100 89558 Böhmenkirch | |
Website: | www.boehmenkirch.de | |
Bürgermeister: | Matthias Nägele | |
Lage der Gemeinde Böhmenkirch im Landkreis Göppingen | ||
Geographie
BearbeitenGeographische Lage
BearbeitenBöhmenkirch liegt in einer Höhe von 495 bis 746 m ü. NN Höhe auf dem Albuch genannten Teil der Hochfläche der Schwäbischen Alb zwischen Oberem Brenz- und Kochertal im Ostnordosten und dem großen Talbogen der Fils im Westsüdwesten. Das namengebende Dorf der Gemeinde ist in Luftlinie etwa 21 km von der Kreisstadt Göppingen im Westen entfernt und etwa 32 km von der Großstadt Ulm im Süden.
Gemeindegliederung
BearbeitenZu Böhmenkirch gehören die ehemals selbstständigen Gemeinden Schnittlingen, Steinenkirch und Treffelhausen. Zur Gemeinde Böhmenkirch in den Grenzen vom 31. Dezember 1972 gehören das Dorf Böhmenkirch und der Weiler Heidhöfe sowie die abgegangenen Ortschaften Schönenberg, Neuhausen, Boxweiler, Hoebert und Siggenweiler. Zur ehemaligen Gemeinde Schnittlingen gehören das Dorf Schnittlingen und die Häuser Berg (Funkstelle) und Ziegelhütte sowie die abgegangenen Ortschaften Wintereswanc und Winterreute. Zur ehemaligen Gemeinde Steinenkirch gehören das Dorf Steinenkirch, der Weiler Trasenberg, das Gehöft Lindenhof und die Häuser Obere Roggenmühle und Ravenstein. Zur ehemaligen Gemeinde Treffelhausen gehört das Dorf Treffelhausen.[2]
Nachbargemeinden
BearbeitenAn das Gemeindegebiet von Böhmenkirch grenzen reihum die Gemeinden Bartholomä im Norden im Ostalbkreis; Steinheim am Albuch im Osten und Gerstetten im Südosten, beide im Landkreis Heidenheim; sowie die Städte Geislingen an der Steige im Südwesten, Donzdorf im Westen und Lauterstein im Nordwesten, alle drei im eigenen Landkreis Göppingen.
Flächenaufteilung
BearbeitenNach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[3]
Geschichte
BearbeitenMittelalter
BearbeitenBöhmenkirch wurde im Jahre 1225 in einem vatikanischen Register erstmals als Bominwirche urkundlich erwähnt. 1302 befand sich Böhmenkirch als Pfand des Reiches im Besitz der Grafen von Helfenstein. Graf Ulrich III. von Helfenstein war 1307 auf Grund seiner Verschuldung gezwungen, Gebiete an Albert I. von Rechberg zu verpfänden, darunter auch Böhmenkirch. 1476 verfügte Böhmenkirch nachweislich über das Stadtrecht mit hoher Gerichtsbarkeit, was in der Neuzeit offenbar verloren ging.
Neuzeit
BearbeitenBöhmenkirch war Reichsgut, wenngleich dauerhaft an das Haus Rechberg verpfändet, und genoss besondere Rechte, die beim Böhmenkircher Bauernaufstand von 1580 bis 1582 gegen Haug (Hugo) von Rechberg eine Rolle spielten.
Die ritterschaftliche Herrschaft der Rechberger verlor in der napoleonischen Zeit ihre Reichsunmittelbarkeit. Dabei fiel Böhmenkirch mit der Herrschaft Weißenstein 1806 zunächst an das Königreich Bayern. 1810 wurde Böhmenkirch auf Grund des Grenzvertrags von 1810 an das Königreich Württemberg abgetreten und dem Oberamt Geislingen zugeordnet.
Brandkatastrophe 1910
BearbeitenAm 14. April 1910 ereignete sich, verschärft durch Wassermangel und durch Strohdächer, eine Brandkatastrophe, bei der 74 Wohnhäuser zerstört und 372 Personen obdachlos wurden.
Entwicklung seit 1918
BearbeitenNach dem Ende der Monarchie gehörte Böhmenkirch zum Volksstaat Württemberg. Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte die Gemeinde 1938 zum Landkreis Göppingen. 1945 bis 1952 befand sich Böhmenkirch im Nachkriegsland Württemberg-Baden, das 1945 in der Amerikanischen Besatzungszone gegründet worden war. 1952 gelangte die Gemeinde zum jetzigen Bundesland Baden-Württemberg. Am 26. September 2021 stimmten die Bürger Böhmenkirchs mit 71,53 Prozent der Stimmen dafür, einen Landkreiswechsel zum Ostalbkreis, Landkreis Heidenheim oder Alb-Donau-Kreis zu prüfen.[4]
Eingemeindungen
BearbeitenIm Zuge der Gemeindereform in Baden-Württemberg wurden am 1. Januar 1973 Treffelhausen und Schnittlingen sowie am 1. Januar 1974 Steinenkirch eingemeindet.[5]
Wappen der eingemeindeten Orte
Bearbeiten Treffelhausen |
Schnittlingen |
Steinenkirch |
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Einwohnerentwicklung
BearbeitenQuelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg für die Daten ab 1961
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Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenIn Böhmenkirch wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten 21 (2019: 20) ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis[6].
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2024 |
Sitze 2024 |
% 2019 |
Sitze 2019 |
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FWG | Freie Wählergemeinschaft Böhmenkirch | 55,25 | 11 | 55,98 | 11 | |
FBV/CDU | Freie Bürgervereinigung/Christlich Demokratische Union Deutschlands | 47,90 | 9 | 44,02 | 9 | |
AfD | Alternative für Deutschland | 2,54 | 1 | – | – | |
gesamt | 100,0 | 21 | 100,0 | 20 | ||
Wahlbeteiligung | 68,85 % | 54,17 % |
Bürgermeister
BearbeitenBürgermeister in Böhmenkirch ist seit 2010 Matthias Nägele.
Wappen
BearbeitenDie Blasonierung des Gemeindewappens von Böhmenkirch lautet: In Rot eine goldene Holzkirche.
Für das Jahr 1924 ist für Böhmenkirch ein Baum als Siegelbild belegt. Später änderte sich diese in eine Kirche. Nach einem Vorschlag der Archivdirektion in Stuttgart nahm die Gemeinde 1957 das heutige „redende Wappen“ an: Der Ortsname Böhmenkirch leitet sich von Baumenkirche ab, was durch eine aus Baumholz bestehenden Kirche versinnbildlicht wird. Die Farben Gelb und Rot weisen auf die Herrschaft Rechberg hin. Das Wappen und die gelb-rote Flagge wurde am 4. September 1958 vom Innenministerium verliehen.
Gemeindepartnerschaften
BearbeitenBöhmenkirch unterhält partnerschaftliche Beziehungen zur Marktgemeinde Böheimkirchen im Mostviertel in Niederösterreich.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenVerkehr
BearbeitenBöhmenkirch ist durch die Bundesstraße 466 (Süßen–Heidenheim) an das überregionale Straßennetz angeschlossen. Im ÖPNV ist die Gemeinde ein Kreuzungspunkt der Busverbindungen zwischen Göppingen, Geislingen an der Steige und Heidenheim an der Brenz.
Bildung
BearbeitenIn Böhmenkirch und im Ortsteil Treffelhausen gibt es jeweils eine reine Grundschule.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenTouristische Routen
BearbeitenBöhmenkirch liegt an der Schwäbischen Albstraße, die an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Genauso liegt Böhmenkirch am Fränkisch-Schwäbischen Jakobsweg, einem Pilgerweg, der nach Ulm und weiter nach Spanien führt.
Radwege
BearbeitenBöhmenkirch liegt am Alb-Crossing, einem Fernradweg geeignet für Mountainbiker oder Gravel-Biker, der in sechs Etappen von Aalen bis nach Tuttlingen führt.
Bauwerke
Bearbeiten- Fernmeldeturm Schnittlingen
- Windpark beim Fernmeldeturm
- Obere Roggenmühle
- St.-Patriz-Kapelle
- St. Vitus-Kirche in Treffelhausen
- Lourdes-Grotte in Treffelhausen
- Burgrest Ravenstein in Steinenkirch
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Lourdes-Grotte in Treffelhausen
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Ortsmitte Böhmenkirch, Zeichnung von Margret Hofheinz-Döring, 1977
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Schnittlingen, Zeichnung von M. Hofheinz-Döring, 1982
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Treffelhausen, Zeichnung von M. Hofheinz-Döring, 1981
Naturdenkmäler
Bearbeiten- Mordloch im Roggental, mit 4,3 km die drittlängste Höhle der Schwäbischen Alb
- Magentäle mit den Felsen Roggenstein und Roggennadel
- Eybquelle unterhalb von Treffelhausen
Energie
BearbeitenNordöstlich von Böhmenkirch befindet sich ein Windpark, in dem 4 Windkraftanlagen der 1,5-MW-Klasse installiert sind.
Söhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Anna Meder (1606–1649), Buchdruckerin
- Remigius Kleesattel (1717–1783), Benediktiner im Kloster St. Blasien, Priester, Theologe und Komponist
- Francis Long, geboren als Franz Joseph Lang (1852–1916), deutsch-US-amerikanischer Polarforscher und Meteorologe
- Georg Grupp (1861–1922), Theologe, Historiker und Bibliothekar
- Bernhard Heinzmann (1903–1942), katholischer Priester und Gegner des NS-Regimes
Literatur
Bearbeiten- Böhmenkirch. In: Christoph Friedrich von Stälin (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Geislingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 17). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1842, S. 162–165 (Volltext [Wikisource]).
- Böhmenkirch und das Land zwischen Messelberg und Albuch, Teil 1, 1990, Eugen Lang und Karl Oßwald, Anton H. Konrad Verlag, ISBN 3-87437-306-1.
- Böhmenkirch und das Land zwischen Messelberg und Albuch, Teil 2, 1994, Eugen Lang und Karl Oßwald, Anton H. Konrad Verlag, ISBN 3-87437-356-8.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2. S. 279–282.
- ↑ Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Böhmenkirch.
- ↑ Kreis Göppingen verlassen? So geht es nach dem Bürgerentscheid in Böhmenkirch weiter. Abgerufen am 4. Oktober 2021.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 449 und 461 (und 461 Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums