Filipp Bedrossowitsch Kirkorow

Russischer Sänger und Musikproduzent armenischer Abstammung

Filipp Bedrossowitsch Kirkorow (bulgarisch Филип Бедросов Киркоров Filip Bedrossow Kirkorow; russisch Филипп Бедросович Киркоров; * 30. April 1967 in Warna, Bulgarien) ist ein russischer Sänger, Komponist und Musikproduzent.

Filipp Kirkorow (2017)

Biografie

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Filipp Kirkorow (1991)

Kirkorow kam in Bulgarien zur Welt. Sein Vater ist der armenischstämmige bulgarische Sänger Bedros Kirkorow.[1][2] Ab 1984 besuchte er das Gnessin-Institut in Moskau und beendete seine Ausbildung 1988 mit Auszeichnung. Musikalisch orientiert sich Kirkorow an Vorbildern der russischen und westlichen Popmusik. Neben seiner Arbeit als Solo-Künstler veröffentlicht er regelmäßig Duette mit bekannten Künstlern Russlands.

Anfang 1994 verlobte er sich mit Alla Pugatschowa, am 15. März wurde das Paar standesamtlich in St. Petersburg durch den damaligen Bürgermeister Anatoli Sobtschak getraut. Am 15. Mai desselben Jahres folgte eine religiöse Zeremonie in Jerusalem. Die Ehe hielt knapp 10 Jahre und wurde im März 2005 geschieden.

In Bulgarien war er darüber hinaus Jury-Mitglied in der 2. Staffel der dortigen Pop-Idol-Version. In Verka Serduchkas Musikvideo „Do Re Mi“ hat Kirkorow einen Cameo-Auftritt.

Viele seine Erfolge in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sind neben eigenen Kompositionen vor allem russischsprachige Cover-Versionen früherer ESC-Beiträge, darunter „Dreaming“ (Irland 1995), „Diva“ (Israel 1998), „(I Would) Die for You“ (Griechenland 2001), „La Voix“ (Schweden 2009) im Duett mit Anna Netrebko oder „Playing with fire“ (Rumänien 2010).

Sein im Jahr 1998 veröffentlichtes Album Ой, Мама, Шика Дам! enthält vier Cover-Versionen von bekannten türkischen Songs, die ursprünglich von Tarkan, Mustafa Sandal und Sezen Aksu gesungen werden.

Stilistisch deckt Kirkorow mittlerweile ein breites Spektrum ab – von klassischen Estraden über zeitgenössische russische Popmusik-Produktionen bis hin zu internationalem Crooning, Folk, Blues, spanischen Rhythmen, Musical-Liedern sowie Anklängen elektronischer Musik.[3]

2017 wurde er mit dem Orden der Ehre ausgezeichnet.[4] Er ist Vater von zwei Kindern.

Aktivitäten beim Eurovision Song Contest

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In den 1990er und 2000er Jahren war Kirkorow als Interpret und Komponist für eine Reihe von Staaten der ehemaligen Sowjetunion am Eurovision Song Contest beteiligt.

Er repräsentierte Russland 1995 beim Eurovision Song Contest in Dublin mit dem Lied „Kolybelnaja dlja Wulkana“ (‚Schlaflied für einen Vulkan‘) und erreichte den 17. Platz.

Er war Co-Autor des belarussischen Beitrags zum Eurovision Song Contest 2007, „Work Your Magic“, außerdem schrieb er 2008 den ukrainischen Beitrag „Shady Lady“ für Ani Lorak. Der Beitrag erreichte den zweiten Platz. Aufgrund des Erfolges wurde ihm in der Ukraine der Orden Volkskünstler der Ukraine (ukrainisch Народний артист України) verliehen.

Kirkorow arbeitete auch an weiteren Songs für den ESC mit, so u. a. an den moldauischen Beiträgen in den Jahren 2018, 2020 und 2021, aber auch an den russischen Beiträgen 2014, 2016 und 2019. Dabei erreichte er einmal den siebten und zweimal den dritten Platz.

Skandale

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Kirkorow erlangt regelmäßig mediale Aufmerksamkeit durch skandalöse Auftritte. So beschimpfte er im Mai 2004 eine Journalistin in Vulgärsprache, als diese ihn nach dem Grund dafür fragte, warum er so viele ausländische Titel covern würde.[5] Anstelle einer Antwort habe Kirkorow wütend entgegnet, dass er „keinen Bock mehr auf die Bluse, die Titten und das Mikrofon“ seiner Gesprächspartnerin habe und habe diese daraufhin von seinen Leibwächtern aus dem Zimmer werfen lassen.[6] Kirkorow wurde daraufhin von einem Gericht wegen Körperverletzung zu einer Strafe von 60.000 Rubel verurteilt.[7]

Während eines Konzertes für Wiktor Janukowytsch im ukrainischen Präsidentschaftswahlkampf 2004 rief sein Vater unter gellendem Protest der Janukowytsch-Anhänger irrtümlich zur Unterstützung des gegnerischen Kandidaten Wiktor Juschtschenko auf.[8]

Berichtet wird ferner, Kirkorow habe den Sänger der Band DDT, Juri Schewtschuk, von seinen Bodyguards verprügeln lassen, nachdem sich dieser zuvor abfällig über Kirkorow, seine Musik und seine Familie geäußert hatte.[9][10]

2009 musste Kirkorow als Präsident der nationalen Jury für den Eurovision Song Contest zurücktreten, nachdem er zuvor öffentlich seine Sympathie für den griechischen Interpreten Sakis Rouvas zum Ausdruck gebracht hatte und von Journalisten bei einem privaten Abendessen mit dem späteren Gewinner Alexander Rybak gesehen wurde.[11][12][13]

2010 wurde Kirkorow dabei gesehen, wie er während eines Konzertes völlig unvermittelt eine Frau aus dem Publikum körperlich angriff.[14]

Diskografie

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Studioalben

  • 1990: Philipp
  • 1990: Sindbad-Morehod
  • 1991: Nebo I Zemlya
  • 1991: Ti, Ti, Ti
  • 1992: Takoi Sakoi
  • 1994: Ya Ne Raphael
  • 1995: Primadonna
  • 1995: Ckazi Solncu – Da
  • 1998: Edinstvenaya
  • 1998: Oi, Mama Shika Dam
  • 2000: Chelofilia
  • 2001: Magico Amor
  • 2002: Vlubloniy I Bezumno Odinokiy
  • 2003: Neznakomka
  • 2007: For You
  • 2011: ДруGOY
  • 2016: я
  • 2020: Романы, Часть 1
  • 2020: Романы, Часть 2

Live-Mitschnitte

  • 2001: Vchera, Segodnya, Zavtra…

Kompilationen

  • 2003: Luchshie Pesni (Best of)
  • 2004: Dueti

Singles (Auswahl)

  • 1998: Ой, Мама, Шика Дам! (Original: TarkanŞıkıdım)
  • 1998: Поцелуй (Original: Tarkan – Şımarık)
  • 1998: Вот Мы Какие (Original: Sezen AksuHadi Bakalım)
  • 1998: От Любви Поворот (Original: Mustafa SandalAraba)
  • 1998: Diva (Original: Dana InternationalDiva)
  • 1999: Mish
  • 2000: Kilimandzaro
  • 2000: Ogon I Voda (Original: AntiqueDinata Dinata)
  • 2001: Ya Za Tebya Umru (Original: Antique – (I Would) Die for You)
  • 2001: Ti Poveriz?
  • 2001: Maria
  • 2002: Zesrokaya Lubov
  • 2004: Sam P..A?! Ili Kirkorov MAZZDie!!!
  • 2005: Kak Sumashedshiy Ya (mit Sakis Rouvas)
  • 2009: Zhara
  • 2010: La voix (mit Anna Netrebko) (Original: Malena ErnmanLa voix)
  • 2010: Игра с огнём (mit Kamaliya)
  • 2011: Просто Подари
  • 2011: Снег
  • 2011: Диско-Партизаны (Original: ShantelDisko Partizani)
  • 2017: Последняя весна (mit Timati)
  • 2020: Jan Azerbaijan! (mit Aygün Kazımova)
  • 2020: Цвет Настроения Синий
  • 2022: Хобби (mit Anna Asti)

Filmografie (Auswahl)

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  • 1995: Alte Lieder über Alltäglichkeiten (russ.: Старые песни о главном)
  • 1996: Alte Lieder über Alltäglichkeiten 2 (russ.: Старые песни о главном 2)
  • 1997: Alte Lieder über Alltäglichkeiten 3 (russ.: Старые песни о главном 3)
  • 2000: Die neuen Bremer Stadtmusikanten (Zeichentrick, Synchronisation)
  • 2000: Alte Lieder über Alltäglichkeiten. Postskriptum (russ.: Старые песни о главном. Постскриптум.)
  • 2002: Abende auf einem Bauernhof bei Dikanka
  • 2003: Verrückter Tag oder Die Hochzeit des Figaro
  • 2006: Die Abenteuer von Verka Serduchka
  • 2008: Goldfisch
  • 2008: Auf dem Rücken eines schwarzen Katers
  • 2009: Liebe in der Großstadt
  • 2010: Liebe in der Großstadt 2
  • 2011: Rzhevskiy gegen Napoleon
  • 2013: Liebe in der Großstadt 3
  • 2016: The Crew

Einzelnachweise

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  1. day.az
  2. pc-armenia.ru
  3. David MacDadyen: Estrada?!. Grand Narratives and the Philosophy of the Russian Popular Song Since Perestroika. Mcgill Queens University Press, Montreal 2002, ISBN 978-0-7735-2371-5 (engl.); S. 23 (auszugsweise online)
  4. Erlass des Präsidenten der Russischen Föderation N 191 vom 30. April 2017 „Über die Auszeichnung F. B. Kirkorows mit dem Orden der Ehre“ (russisch)
  5. Simonov, Vladimir: Pop idol and a girl, Russian-style scandal, RIA Novosti, 18. Juni 2004. Abgerufen am 9. Mai 2011 
  6. Koroljow, Anatoli: Kasuistik á la russe: Pornographie oder Literatur? (Memento des Originals vom 15. Januar 2016 im Internet Archive) In: RIA Novosti, 15. Juni 2005. Abgerufen am 8. Mai 2011 
  7. Murphy, Kim: Russian Pop Star Falling Off Charts Over His Insult In: Los Angeles Times, 12. August 2004. Abgerufen am 26. November 2009 
  8. Ukraine TV stokes election battle. BBC News, 20. Oktober 2004, abgerufen am 18. Mai 2011.
  9. Olga Saprykina: Выбил ли Киркоров зуб Юрию Шевчуку? In: Komsomolskaya Pravda, 10. Januar 2003. Abgerufen am 10. April 2009 (russisch). 
  10. Филипп Бедросович Киркоров избил Юрия Юлиановича Шевчука (Memento vom 2. Dezember 2009 im Internet Archive) In: Vokrug Novostey, 9. Januar 2009 (russisch)
  11. RIA Novosti vom 18. Mai 2009 Russland gibt Besetzung seiner Grand-Prix-Jury bekannt, abgerufen am 8. Mai 2011
  12. Adams, William Lee: How the West Won: Norway Takes the Crown at Eurovision In: Time, 18. Mai 2009. Abgerufen am 8. Mai 2011 
  13. Repo, Juha: First jury scandal – Russia: Philipp Kirkorov resigns as jury boss. ESCToday.com, 15. Mai 2009, abgerufen am 26. November 2009.
  14. Kirkorov strikes audience member. Abgerufen am 18. Mai 2011.
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Commons: Filipp Kirkorow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien