Großreuth hinter der Veste
Das ehemalige Dorf Großreuth hinter der Veste, auch Großenreuth, ist seit 1899 ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Nürnberg[1] (Statistischer Stadtteil 8 – Nordöstliche Außenstadt).
Großreuth hinter der Veste Kreisfreie Stadt Nürnberg
| |
---|---|
Koordinaten: | 49° 29′ N, 11° 5′ O |
Höhe: | 315 m ü. NHN |
Eingemeindung: | 1. Januar 1899 |
Postleitzahl: | 90425 |
Vorwahl: | 0911 |
Lage der Gemarkung 3428 Großreuth hinter der Veste in Nürnberg
|
Geographie
BearbeitenGroßreuth liegt im Norden des Stadtgebiets zwischen Volkspark Marienberg und der Ringstraße. Nachbarstadtteile sind Kleinreuth hinter der Veste, Maxfeld und Gärten hinter der Veste.[2]
Struktur
BearbeitenAuch wenn Großreuth heute durch den Verkehr auf der Kilianstraße beeinträchtigt wird und auf verschiedene statistische Bezirke aufgeteilt ist, so sind doch noch immer dörfliche Strukturen zu erkennen. Bauern- und Gasthäuser aus Sandsteinquadern, die in der Substanz bis ins frühe 18. Jahrhundert zurückreichen, sind entlang der Großreuther Straße in zumeist gut restauriertem Zustand anzutreffen. Hervorzuheben ist das Landgasthaus „Zum Lutzgarten“.
Das nördlich hinter den Häusern gelegene Land wird der Tradition folgend für den Gemüseanbau genutzt sowie von Kleingärtnern als Vereinsgelände. Südlich des alten Dorfkernes verläuft längs in Ost-West-Richtung die Kilianstraße, die von Gewerbebauten der 1970er bis 1990er Jahre gesäumt ist.
Geschichte
BearbeitenDas Dorf geht auf eine Rodung der Reichsstadt Nürnberg aus dem 11. oder 12. Jahrhundert für einen königlichen Wirtschaftshof zurück und wurde 1375 als „von der grozzen Rewt“ erstmals urkundlich erwähnt. Im Ersten und Zweiten Markgrafenkrieg sowie dem Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort zerstört und anschließend jedes Mal wieder aufgebaut.[3]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Großreuth hinter der Veste 30 Anwesen. Das Hochgericht übte die Reichsstadt Nürnberg aus, was aber vom brandenburg-bayreuthischen Oberamt Baiersdorf bestritten wurde. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Landpflegamt Nürnberg. Grundherren waren die Reichsstadt Nürnberg: Landesalmosenamt (2 Halbhöfe, 1 Viertelhof, 1 Gut), Pfinzing-Stiftung (3 Güter); die Nürnberger Eigenherren von Fürer (2 Gütlein), von Grundherr (1 Gütlein), von Haller (1 Gut), von Imhoff (1 Wirtshaus), von Kreß (4 Güter), Burkhard von Löffelholzscher Familienfideikommiss (2 Gütlein), von Peller (2 Gütlein), von Pömer (4 Güter, davon 2 gemeinsam mit v.Löffelholz), von Tucher (2 Güter), von Volckamer (2 Güter), von Welser (1 Gütlein). Das Hirtenhaus unterstand der Gemeinde.[4]
1796 kam Großreuth hinter der Veste an Preußen und wurde vom Justiz- und Kammeramt Erlangen verwaltet, 1810 kam es an Bayern.[3] Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1813 der Steuerdistrikt Großreuth hinter der Veste gebildet, zu dem Herrnhütte, Kleinreuth, Neuhaus, Thon und Ziegelstein gehörten. Im selben Jahr wurden die Ruralgemeinden Großreuth hinter der Veste und Thon gebildet. Zu Großreuth gehörten Herrnhütte, Kleinreuth, Neuhaus und Ziegelstein. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurden drei Ruralgemeinden gebildet:
- Großreuth,
- Kleinreuth mit Neuhaus,
- Ziegelstein mit Herrnhütte.
Die Gemeinde Großreuth war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Erlangen zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden 7 Anwesen von 1823 bis 1835 dem Patrimonialgericht (PG) Boxdorf, 2 Anwesen von 1820 bis 1838 dem PG Bubenreuth, 1 Anwesen von 1822 bis 1840 dem PG Buch, 2 Anwesen von 1822 bis 1836 dem PG Haimendorf, 3 Anwesen von 1822 bis 1835 dem PG Lohe und Behringersdorf, 1 Anwesen von 1823 bis 1835 dem PG Nemsdorf, 2 Anwesen von 1820 bis 1835 dem PG Schoppershof und 2 Anwesen von 1821 bis 1835 dem PG Steinach. Ab 1826 wurde Großreuth hinter der Veste dem Landgericht Nürnberg (1879 in Amtsgericht Nürnberg umbenannt) und dem Rentamt Nürnberg überwiesen (1919 in Finanzamt Nürnberg umbenannt). Ab 1862 gehörte Großreuth zum Bezirksamt Nürnberg.[5][6] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 3,735 km².[7]
Im Lutz’schen Kaffeehaus (heute Lutzgarten) traf sich von 1830 bis 1933 die Morgengesellschaft.
Am 1. Januar 1899 wurde Großreuth hinter der Veste in die Stadt Nürnberg eingegliedert.[8]
Baudenkmäler
Bearbeiten- Gasthaus Zum Lutzgarten
- Wohnhäuser
- Ehemalige Bauernhofanlagen
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 194 | 224 | 253 | 235 | 249 | 274 | 302 | 855 | 1347 | 1435 | 1384 | 1363 | 2014 |
Häuser[9] | 38 | 43 | 49 | 121 | 153 | ||||||||
Quelle | [10] | [11] | [12] | [12] | [13] | [12] | [14] | [12] | [12] | [7] | [12] | [12] | [15] |
Religion
BearbeitenDer Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich nach St. Sebald gepfarrt, später nach St. Johannis[4] und aktuell nach St. Matthäus. Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Martin gepfarrt.[3]
Verkehr
BearbeitenGroßreuth wird durch die Kilianstraße, die Anschluss an die Bundesstraßen 2 und 4 bietet und die Stadtbuslinie 46 erschlossen.
Durch Großreuth verläuft der Fränkische Marienweg.
Literatur
Bearbeiten- Johann Kaspar Bundschuh: Großreuth. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 410 (Digitalisat).
- Günter P. Fehring, Anton Ress, Wilhelm Schwemmer: Die Stadt Nürnberg (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 10). 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1977, ISBN 3-422-00550-1, S. 353–354.
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 120–121 (Digitalisat). Ebd. S. 239 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Grosreuth. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 483 (Digitalisat).
- Hermann Rusam: Großreuth hinter der Veste (h.d.V.). In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 383 (online).
- Magnus Zawodsky: Der „Lutzgarten“ in Großreuth wird 300 Jahre alt in Nürnberger Zeitung 2006.
Weblinks
Bearbeiten- Großreuth hinter der Veste in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 19. August 2021.
- Großreuth hinter der Veste im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 19–20, S. 19 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
- ↑ Großreuth hinter der Veste im BayernAtlas
- ↑ a b c H. Rusam: Großreuth hinter der Veste, S. 383.
- ↑ a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 120f.
- ↑ H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 239.
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 32 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1164 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 602.
- ↑ Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1900 als Wohngebäude.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 32 (Digitalisat).
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 211 (Digitalisat). Laut Historischem Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde 222 Einwohner.
- ↑ a b c d e f g Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 180, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1065, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1230, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1146 (Digitalisat). Die Gemeinde war zu diesem Zeitpunkt bereits nach Nürnberg eingegliedert.