Königshof (Nürnberg)
Der Königshof ist ein ehemaliger Gutshof in der südlichen Außenstadt von Nürnberg und namensgebend für den statistischen Distrikt 491, der Teil des statistischen Bezirks 49 (Kornburg, Worzeldorf) ist.
Königshof Statistischer Distrikt 491 Kreisfreie Stadt Nürnberg
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Koordinaten: | 49° 23′ N, 11° 5′ O |
Höhe: | 329–339 m ü. NHN |
Fläche: | 4 km² |
Einwohner: | 28 (1950) |
Bevölkerungsdichte: | 7 Einwohner/km² |
Postleitzahl: | 90451 |
Vorwahl: | 0911 |
Lage des statistischen Bezirks 49 Kornburg, Worzeldorf
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Geografie
BearbeitenLage
BearbeitenDer Distrikt Königshof wird in westlicher Richtung vom Main-Donau-Kanal und in östlicher Richtung vom Ludwig-Donau-Main-Kanal begrenzt. Im Süden trennen die rezenten Auen des Eichenwaldgrabens den Distrikt von den Nachbarorten Weiherhaus und Herpersdorf. Im Norden bildet die Bundesautobahn 73 die Grenze. Der Distrikt umfasst neben dem Gut Königshof, den Gemeindeteil Pillenreuth und Teilbereiche des Eibacher Forstes.[1] Im Nordosten befindet sich die Kleingartenkolonie Königshof. Die 24,2 Hektar umfassende Anlage ist mit 491 Parzellen die größte Kleingartenanlage im Stadtgebiet.[2]
Die höchste Erhebung im Landschaftsraum stellt der Schuttberg der Altdeponie Föhrenbuck mit einer Höhe von 369 m ü. NHN dar, welcher sich östlich des Hafens Nürnberg befindet.[3] Der mit jungen Baumbestand bestockte Schuttberg bietet eine gute Aussicht auf Nürnberg und Umgebung. Südlich der Altdeponie schließt sich die Reststoffdeponie Nürnberg Süd an.
Geologie
BearbeitenPleistozäne Flussschotter und Flugsande prägen als geologische Einheiten den vielfältig strukturierten Landschaftsraum. Im Bereich der beiden Fließgewässer Eichenwaldgraben und Entengraben sind quartäre Talfüllungen bestimmend.[4]
Im Umfeld der beiden Bäche sowie nördlich der Altdeponie haben sich Gley-Böden mit zum Teil anmoorigen Charakter entwickelt. Auf den Standorten des Guts Königshof tritt großräumig Braunerde auf.[5]
Geschichte
Bearbeiten19. Jahrhundert
BearbeitenDas Herrenhaus Königshof wurde 1814 von Paul Christoph von Oelhafen am Nordwestufer des Großen Königsweihers bei Pillenreuth auf einer leichten Anhöhe errichtet. Westlich unterhalb des Gutes lag der Kleine Königsweiher. Den Namen trägt der Herrensitz nach dem Weiher. Die Ausdehnung des Großen Königsweihers umfasste 108,5 Morgen, dies entspricht circa 27 Hektar. Damit war das Gewässer deutlich größer als der Dutzendteich. Das Gebiet gehörte bis 1812 zum Gutskomplex Weiherhaus. Die Patrizierfamilie Oelhafen von Schöllenbach hatte dieses Areal von der verschuldeten Witwe des Nürnberger Ratsmitglieds Karl Wilhelm Welser von Neunhof erworben. Die Gebrüder Oelhafen von Schöllenbach hatten schon mehrere Herrensitze und landwirtschaftliche Güter um Nürnberg gekauft. Bereits kurze Zeit nach dem Erwerb – 1812 wurde zum letzten Mal abgefischt – legten sie die beiden Weiher trocken, um die Feuchtflächen landwirtschaftlich profitabler nutzen zu können. Zur besseren Bewirtschaftung des Gutes wurde das Herrenhaus als „einfacher, eingeschossiger Sandsteinquaderbau mit Satteldach und Giebelfachwerk“ gebaut. Die Familie Ströbel aus Reichelsdorf pachtete den Hof. Nach 1852 hatte der Spielwarenfabrikant Röhser das Gut Königshof im Besitz und führte Erweiterungen durch.[6]
20. Jahrhundert
BearbeitenIm 20. Jahrhundert wurde ein Fachwerkerker über den Eingangsbereich hinzugefügt. Das Erdgeschoss des Herrenhauses wurde 1906 durch den Nürnberger Oskar Weigel im altdeutschen Stil mit Holzvertäfelungen umgestaltet.
Das Anwesen gehörte bis 1972 zur Gemeinde Worzeldorf und hatte 1950 in zwei Anwesen 28 Einwohner.[7]
Im Jahre 1970 wurde im Vorgriff auf die beschlossene Eingemeindung ein Bebauungsplan aufgestellt und im Dezember 1971 beschlossen. Der Plan sah eine wohnbauliche Entwicklung des Areals vor. Im Jahre 1972 erfolgte die Eingemeindung Worzeldorfs nach Nürnberg. Der Bebauungsplan wurde auf Betreiben der Stadt Nürnberg 1992 vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof wegen gravierender juristischer und verfahrenstechnischer Mängel für nichtig erklärt.[8]
Gartenanlage
BearbeitenÖstlich des Herrenhauses wurde im 19. Jahrhundert eine repräsentative Gartenanlage mit symmetrischer Ausrichtung angelegt. Heute erinnern lediglich die umgrenzenden Gehölzbestände an die ehemalige Anlage.[6]
Heutiger Zustand
BearbeitenDie Gebäude des Gutes Königshof befinden sich in einem stark baufälligen Zustand. Sicherungsmaßnahmen sind notwendig, um die unter Denkmalschutz stehenden Bauwerke zu erhalten. Die Eigentümergemeinschaft hat bereits einen Abbruchantrag für ein Nebengebäude gestellt, welcher von der Unteren Denkmalschutzbehörde abgelehnt wurde.[9][10]
Die landwirtschaftlichen Freiflächen werden noch intensiv landwirtschaftlich genutzt.
Schutzgebiete
BearbeitenNaturschutzgebiete
BearbeitenGut Königshof
BearbeitenAufgrund der naturschutzfachlichen Wertigkeit wurde das Gut Königshof mit seinen umgebenden, über 76 ha großen Freiflächen in Form von Wiesen, Äckern, Hecken und Tümpeln als Naturschutzgebiet im Jahre 1992 ausgewiesen. Allerdings musste bereits 1997 das Schutzgebiet nach einer Klage des Eigentümers wieder aufgehoben werden, da aufgrund einer intensivierten landwirtschaftlichen Nutzung der Naturraum stark entwertet wurde. Die sumpfigen Wiesen waren zu artenarmen Fettwiesen degradiert. Zahlreiche wasserführende Gräben wurden vertieft, infolgedessen sank der Grundwasserspiegel und die wassergeprägten Biotope wurden beeinträchtigt.[11]
Sandgruben am Föhrenbuck
BearbeitenDas 22,4 Hektar große Naturschutzgebiet Sandgruben am Föhrenbuck befindet sich südlich der Reststoffdeponie. Der Marthweg begrenzt das Schutzgebiet im Westen und die Wiener Straße stellt die südliche Grenze dar. Die ehemalige Sandabbaustelle mit umgebenden Waldungen wurde 1992 von der Regierung von Mittelfranken als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die aufgelassene Abbaustellen bietet als ungestörten Sandlebensraum einer Vielzahl an gefährdeten Tier- und Pflanzenarten geeignete, nährstoffarme Standortbedingungen.[12][13]
Landschaftsschutzgebiet
BearbeitenDer 824 ha umfassende Landschaftsraum zwischen Main-Donau-Kanal im Westen, Münchener Straße und Schwanstetter Straße im Osten, Kettelersiedlung im Norden und Pillenreuth, Herpersdorf und Worzeldorf im Süden ist als Landschaftsschutzgebiet Königshof ausgewiesen.[14] Ein Bestandteil des Schutzgebiets ist das historische Gut Königshof mit den umgebenden land- und forstwirtschaftlichen Flächen in einer Größe von rund 50 Hektar.[9]
Europäisches Vogelschutzgebiet
BearbeitenWeite Teile des waldgeprägten Landschaftsraumes sind als europäisches Vogelschutzgebiet Nürnberger Reichswald an die Europäische Kommission gemeldet worden und unterliegen nun den strengen, europäischen Schutzregime.
Literatur
Bearbeiten- Günter P. Fehring, Anton Ress, Wilhelm Schwemmer: Die Stadt Nürnberg (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 10). 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1977, ISBN 3-422-00550-1, S. 363.
- Gustav Voit: Königshof. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 553 (online).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ StA-Gebietsgliederungen Nürnberg. Stadt Nürnberg, abgerufen am 28. Januar 2018.
- ↑ Kleingartenanlagen der Stadt Nürnberg. Stadt Nürnberg, Baureferat, August 2011, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 29. Januar 2018; abgerufen am 28. Januar 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ BayernAtlas. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, Bayerische Vermessungsverwaltung, abgerufen am 22. November 2021.
- ↑ UmweltAtlas Bayern: Kartenthema Angewandte Geologie. Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU), abgerufen am 8. September 2017.
- ↑ UmweltAtlas Bayern: Kartenthema Boden. Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU), abgerufen am 8. September 2017.
- ↑ a b Robert Giersch, Andreas Schlunk, Bertold von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft. 1. Auflage. Altnürnberger Landschaft e. V., Nürnberg 2006, ISBN 978-3-00-020677-1, S. 228 f.
- ↑ Stadtarchiv
- ↑ Rechtsamt der Stadt Nürnberg: 50 Jahre 1955 - 2005. Von den Anfängen bis heute. Stadt Nürnberg, Dezember 2005, abgerufen am 9. September 2017.
- ↑ a b Denkmal- und Landschaftsschutz im Landschaftsschutzgebiet Königshof. Umweltausschuss der Stadt Nürnberg, 5. Juli 2017, abgerufen am 9. September 2017.
- ↑ Schmolzi Reinhard: Königshof darf auf Rettung hoffen. Nürnberger Stadtanzeiger, 30. November 2016, abgerufen am 9. September 2017.
- ↑ Pressemitteilung BN 16/2003 Naturjuwel Königshof. Bund Naturschutz in Bayern e. V., 2003, abgerufen am 9. September 2017.
- ↑ Naturschutzgebiet „Sandgruben am Föhrenbuck“. Stadt Nürnberg, Umweltamt, abgerufen am 28. Januar 2018.
- ↑ Verordnung über das Naturschutzgebiet "Sandgruben am Föhrenbuck" Stadt Nürnberg. Regierung von Mittelfranken, 19. Juni 1992, abgerufen am 28. Januar 2018.
- ↑ Verordnung zur Festsetzung von Landschaftsschutzgebieten im Stadtgebiet Nürnberg (LandschaftsschutzVO - LSchVO). Stadt Nürnberg, 21. Dezember 2010, abgerufen am 6. August 2017.