Kunsthalle Schweinfurt

Kunstmuseum in Schweinfurt

Die Kunsthalle Schweinfurt ist ein Museum und Ausstellungshaus für moderne und zeitgenössische Kunst im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad Schweinfurt.

Kunsthalle Schweinfurt

Vorhof mit Eingangsportal
Daten
Ort Schweinfurt
Rüfferstraße 4 Welt-IconKoordinaten: 50° 2′ 37,4″ N, 10° 13′ 36,2″ O
Art
Architekt Roderich Fick & Prof. Hartwig N. Schneider
Eröffnung 2009
Leitung
Andrea Brandl
Website
ISIL DE-MUS-415516

Geschichte des Gebäudes

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Grundsteinlegung des Ernst-Sachs-Bades 1931. Von links: Elinor von Opel, Willy Sachs, Betti und Ernst Sachs. Architekt Roderich Fick (zweiter von rechts) und Oberbürgermeister Benno Merkle (ganz rechts)
 
Baustelle des Ernst-Sachs-Bades 1931

Der Schweinfurter Industrielle Ernst Sachs stiftete der Stadt Schweinfurt im Jahre 1927 anlässlich seines 60. Geburtstages 500.000 Reichsmark zur Erbauung eines Hallenschwimmbades, des sogenannten Ernst-Sachs-Bades. Ziel war die Verbesserung der hygienischen Bedingungen und die Förderung der Gesundheit – sowohl für seine Angestellten der Fichtel & Sachs AG als auch für alle Bürger seiner Heimatstadt. 1925 wurde der Würzburger Architekt Roderich Fick mit der Planung zur Erbauung des Ernst-Sachs-Bades beauftragt. Er schuf ein elegant-schlichtes Gebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit. Die Anordnung der einzelnen Gebäudeteile erinnert an eine Klosteranlage mit Kreuzgang, Kirchenschiff und Refektorium. 1944 wurde das Bad im Krieg durch Luftangriffe schwer beschädigt, sodass es zeitweise geschlossen werden musste. Der Umbau vom Bad zur Kunsthalle wurde 2006–2007 vorgenommen. Dabei blieb das äußere Gebäude unverändert. Der Grundstein wurde 2007 gelegt, die Kunsthalle Schweinfurt eröffnete im Jahr 2009.

Die Kunsthalle

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Untergeschoss mit frei­ge­legtem Ab­schnitt der Natur­heil­schanze und Lichtraupe
 
Neoninstallation im Treppenhaus

Die Kunsthalle liegt unmittelbar vor der hier noch erhaltenen Stadtmauer, in den westlichen Wallanlagen, die die Altstadt vom westlichen Gründerzeitviertel trennen.

Auf 2200 Quadratmetern in zwei Geschossen sind die städtischen Kunstsammlungen, die Dauerausstellung Kunst nach 1945 in Deutschland und die Exponate des Kunstvereins Schweinfurt ausgestellt. Die Dauerpräsentationen werden durch Wechselausstellungen ergänzt. Die historisch geprägte Außenansicht blieb erhalten. Kernstück der Kunsthalle ist die einstige Schwimmhalle im Erdgeschoss, mit einer 500 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche und einer Raumhöhe von rund 11 Metern.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die mittelalterliche Stadtmauer vom Generalfeldmarschall der schwedischen Armee Karl Gustav Wrangel zu einer modernen Befestigungsanlage mit Schanzen ausgebaut. Als der große Innenhof des Bades für einen weiteren Ausstellungsraum unterkellert wurde, kam ein Teil der 1648 angelegten sogenannten Naturheilschanze zu Tage. Das gut erhaltene Mauerstück wurde in den Ausstellungsraum integriert, mit einer aufgesetzten Lichtraupe im darüber liegenden Innenhof als Oberlicht.[1]

Siehe auch: Schweinfurter Stadtbefestigung und Ringanlagen

Ständige Ausstellungen

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Kunst nach 1945 in Deutschland

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Auf zwei Geschossebenen wird in der Kunsthalle die Sammlung zur „Kunst nach 1945 in Deutschland“ präsentiert. Im Erdgeschoss werden die kunsthistorischen Highlights der Sammlung in den Bereichen Informel und Neofiguration gezeigt, mit Werken der Künstlergruppen Quadriga, ZEN 49, junger westen sowie SPUR, WIR, GEFLECHT und Kollektiv Herzogstraße. Künstler wie Willi Baumeister, Georg Meistermann, Karl Otto Götz, Fritz Winter und Peter Brüning sind genauso vertreten wie HP Zimmer, Helmut Rieger, Hans Matthäus Bachmayer und Franz Hitzler. Die Sammlung ist in ihrer Qualität und Fülle in Deutschland fast einzigartig. Im Untergeschoss konfrontieren Werke unter dem Titel „Individuum und Gesellschaft“ die Besucher mit gesellschaftspolitischen Fragen. Abgerundet wird der Rundgang mit Arbeiten, die sich der Landschaft- und Architekturdarstellung widmen.

Sammlung Joseph Hierling

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Sammlung Joseph Hierling: Albert Schiestl-Arding Selbstbildnis 1932

Seit 2009 zeigte das Museum 350 Werke von Künstlern der Verschollenen Generation aus der Sammlung Joseph Hierling. Der Leihvertrag zwischen Hierling und der Stadt Schweinfurt lief jedoch 2018 aus und wurde von der Stadt nicht verlängert.[2]

Sammlungsschwerpunkte

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Informel – Erneuerung in der Nachkriegszeit

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Ein Alleinstellungsmerkmal der Kunsthalle Schweinfurt ist die Präsentation der informellen Nachkriegskunst. Das Informel bezeichnet eine über-gegenständliche oder besser gegenstandsentbundene Ausdrucksform, die in ihren abstrakt-farbrhythmischen Malgesten als bewusster Gegensatz zur Kunstdiktatur der NS-Zeit und zum heroischen Menschenbild verstanden wurde. In der Sammlung vertretene Künstler des Informel sind: Max Ackermann, Willi Baumeister, Hubert Berke, Peter Brüning, Rolf Cavael, Karl Fred Dahmen, Alfred Eichhorn, Fathwinter, Gerhard Fietz, Rupprecht Geiger, Karl Otto Götz, Otto Greis, Hans Hartung, Karl Hartung, Gerhard Hoehme, Heinz Kreutz, Brigitte (Meier) Matschinsky-Denninghoff, Georg Meistermann, Hans Platschek, Otto Ritschl, Armin Sandig, Bernard Schultze, Emil Schumacher, K. R. H. Sonderborg, Fred Thieler, Hann Trier, Theodor Werner, Conrad Westphal, Heinrich Wildemann, Fritz Winter.

Zeitgenössische Bildhauerei – Die Akademien München und Nürnberg und ihre Schüler

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Ein besonderes Augenmerk der Kunsthalle Schweinfurt liegt auf plastischen Arbeiten von herausragenden Bildhauern, die mit der Region durch ihre Vita verbunden sind. Dazu zählen beispielsweise Heinrich Kirchner aus Erlangen, Fritz Koenig aus Würzburg, Wilhelm Uhlig oder Richard Mühlemeier und ihre Verbindung zur Rhön. Andere Beziehungen lassen sich wiederum zu den Akademien für Bildende Künste in Nürnberg und München herstellen. Im Zentrum der künstlerischen Arbeit stand in der Nachkriegszeit an den Akademien vor allem die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur. Von den süddeutschen Bildhauern der sogenannten „Stunde Null“ sind neben Heinrich Kirchner und Fritz Koenig in der Schweinfurter Sammlung Anton Hiller, Toni Stadler, Michael Croissant und Leo Kornbrust als großzügige Leihgaben der Sammlung der Bundesrepublik Deutschland zu sehen. Der Bildhauer Lothar Fischer und seine künstlerische Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur repräsentiert dabei nicht nur die Tradition der Münchener Bildhauerschule in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern als Mitglied der Gruppe SPUR steht er außerdem stellvertretend für eine neofigurative Formensprache. Er prägte wiederum nachhaltig eine jüngere Bildhauergeneration, für die Namen wie Klaus Hack, Menno Fahl, Christina von Bitter, Sati Zech oder Friedemann Grieshaber stehen, die alle in der Kunsthalle Schweinfurt zu sehen sind.

Urbane Architekturen – Visionäre Landschaften

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Der vierseitige Umraum unter dem Innenhof im Untergeschoss der Kunsthalle widmet sich dem seit der Antike bekannten Thema der Landschaft. Neben der klassischen Malerei und Skulptur, die sich aus überraschenden Perspektiven und mit innovativem Ansatz der „Natur“ nähern, nehmen dabei auch fotografische Arbeiten von unter anderem Thomas May, Christoph Brech, Maria Maier, oder Andreas Schmidt breiten Raum ein. Die Prozesse, in denen der Mensch sich seinen Umraum aneignet, formt, gestaltet, vielleicht auch zurichtet, sind äußerst vielseitig. Jede Zeit brachte ihre eigenen Formen von Landschaftsmalerei bzw. Landschaftsaneignung hervor – stets kulturell geprägt durch die jeweiligen gesellschaftlichen Grundlagen. Beschäftigung mit Natur ist hochaktuell, nicht zuletzt auf Grund der drängenden ökologischen Probleme.

Politische Kunst und Menschenbild aus dem ehemaligen Ost- und Westdeutschland bis zu den Zeitgenossen

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Fragen nach Individuum und Gesellschaft im Fokus künstlerischen Arbeitens stellen das Verhältnis des Einzelnen in seiner Einbindung in politische, soziale, kulturelle und weltanschauliche oder religiöse Gemeinschaften in den Mittelpunkt. Inwiefern beeinflussen politische und religiöse Umbrüche, wirtschaftliche Krisen oder geschichtliche Zäsuren das Bildsujet? Die Stadt Schweinfurt führte viele Jahre ein Leben im „Schatten der Grenze“, im ehemaligen Zonenrandgebiet des geteilten Deutschland. In der Präsentation im ersten Teil des Untergeschosses sind sowohl DDR-Klassiker, als auch lokale und überregionale Westpositionen sowie jüngere Äußerungen ausgestellt, vertreten unter anderem von: Thomas Baumgärtel, Böhler & Orendt, Jürgen Brodwolf, Hartwig Ebersbach, Hubertus Hess, Robert Höfling, Ottmar Hörl, Harald Klemm, Christofer Kochs, Gregor Torsten Kozik, Victor Kraus, Michael Morgner, Manfred Paul, Stefan Plenkers, Gerhard Rießbeck, Sebastian Stumpf, Hans Ticha, Robert Weissenbacher.

Wechselausstellungen

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Wechselausstellungen finden in der großen Halle im Erdgeschoss und im Untergeschoss unter dem Innenhof statt. So waren es z. B. Werkausstellungen zu Herman de Vries (2010), Herbert Mehler und Fred Thieler. 2019 war eine Sonderausstellung mit großen Plastiken des Bildhauers Werner Pokorny (2019) zu sehen.[3]

Bayerische Landesausstellung

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Von Mai bis Oktober 2013 beherbergte die Kunsthalle die Bayerische Landesausstellung 2013 Main und Meer.

Sammlung Gunter Sachs

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Vom November 2013 bis März 2014 wurde die Sammlung Gunter Sachs gezeigt. Im Gegensatz zur Premiere in der Villa Stuck in München stellte der älteste Sohn von Gunter Sachs, Rolf Sachs, für die Ausstellung in der Kunsthalle 70 zusätzliche Exponate zur Verfügung.[4] Die Ausstellung mit Werken von Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Salvador Dali, Max Ernst und anderen hatte 64.744 Besucher und 858 gebuchte Führungen mit insgesamt 17.000 Teilnehmern. Wegen des unerwartet großen Andrangs wurden die Öffnungszeiten erweitert.[5] Die Ausstellung verstand sich als „eine Hommage der Familie Sachs an ihre Wurzeln“. Gunter Sachs selbst hatte jedoch ein distanziertes Verhältnis zu seiner Heimatstadt.[4]

Gunter Sachs – Kamerakunst. Fotografie, Film und Sammlung

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Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Kunsthalle fand 2019 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kulturaustausch in Tübingen die Ausstellung Gunter Sachs – Kamerakunst. Fotografie, Film und Sammlung statt. Die von Sachs gesammelten Werke bekannter Fotografen wie Richard Avedon, Irving Penn, Andreas Feininger oder Andy Warhol wurden hier mit seinen eigenen fotografischen Arbeiten verwoben.[6][3]

Triennale für zeitgenössische Kunst in Franken

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Die Triennale für zeitgenössische Kunst in Franken wurde erstmals im Jahr 2009 veranstaltet, seitdem findet sie im Drei-Jahres-Rhythmus statt, zuletzt 2024 unter dem Motto „Aufgefächert“[7] mit Werken von neun Künstlerinnen.

Kunstverein und Museumspädagogik

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Der 1986 gegründete Kunstverein Schweinfurt e. V. ist der Förderverein der städtischen Museen und Galerien am Ort. Er richtet im „Kunstsalong“ im Obergeschoss, thematische Ergänzungen zu Ausstellungen in der Kunsthalle sowie Werkschauen von Künstlermitgliedern aus. Zudem unterstützt er mäzenatisch Ausstellungen, Ankäufe und Katalogproduktionen.

Der Museumsdienst Schweinfurt MuSe widmet sich seit über zehn Jahren der Kunstvermittlung in den Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt und im Museum Otto Schäfer an die Besucher, besonders an Kinder und Jugendliche.

Siehe auch

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Literatur

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  • Otto Letze, Wilfried Dickhoff, Rose-Maria Gropp: Die Sammlung Gunter Sachs – Katalogbuch zu den Ausstellungen in München 2013 und Schweinfurt 2013–2014. Hirmer Verlag, München 2012, ISBN 978-3-7774-5451-1.
  • Erich Schneider, Andrea Brandl: Diskurse. Deutsche Kunst nach 1945 – Kunsthalle Schweinfurt. Schweinfurter Museumsschriften 162/2009, ISBN 978-3-936042-45-0.
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Commons: Kunsthalle Schweinfurt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Schweinfurt Stadt-Kultur-Themen. Publikation des Schweinfurter Tagblatts und Sonderausgabe für das Handelsblatt und Die Zeit: 20. Mai 2009, S. 10 f.
  2. Mathias Wiedemann: Kunst-Streit: Schweinfurt trennt sich von Hierling-Sammlung. mainpost.de, 2. September 2019, archiviert vom Original; abgerufen am 15. Mai 2023.
  3. a b Sachs-Fotos in Kunsthalle: 30 000 wollten Ausstellung sehen, 17. Juni 2019. mainpost.de, abgerufen am 17. Juni 2019.
  4. a b schweinfurter. Bürgermagazin der Stadt Schweinfurt, 3. Ausgabe, S. 16.
  5. Ausstellungsende der Sammlung Gunter Sachs. Schweinfurter Anzeiger, archiviert vom Original am 17. April 2016; abgerufen am 17. April 2016.
  6. Oliver Schikora: Gunter Sachs: Fotograf und Filmemacher. mainpost.de, 13. März 2019, abgerufen am 16. Juni 2019.
  7. „Aufgefächert!“ Abgerufen am 28. Oktober 2024.