Liste der Stolpersteine in Krefeld

Wikimedia-Liste

Die Stolpersteine in Krefeld sind Teil eines europaweiten Projekts des Künstlers Gunter Demnig. Die Stolpersteine sind Mahnmale, die an das Schicksal der Menschen erinnern sollen, die in Krefeld gewohnt und von den Nationalsozialisten deportiert und unter anderem in Konzentrationslagern und Vernichtungslagern ermordet wurden. Stolpersteine haben eine aus Messing bestehende Oberfläche von 96 × 96 mm und werden meist vor dem jeweils letzten frei gewählten Wohnhaus des auf dem Stolperstein Genannten niveaugleich in den Gehweg einzementiert.

Stolpersteinverlegung am 8. Mai 2017 (Nordwall 80)
Stolpersteine für die Familie Zanders nach dem Ausladen aus dem Fahrzeug am 2. Februar 2018 am Preußenring 13 in Krefeld
Stolpersteine für die Familie Zanders kurz vor dem Verlegen am 2. Februar 2018 am Preußenring 13 in Krefeld
Hier sieht man die Stolpersteine der Familie Zanders bereits einzementiert an der endgültigen Position.
So sieht die Verlegestelle der Stolpersteine für die Familie Zanders nun endgültig aus (Foto vom 17. März 2018).

In Krefeld begann die Verlegung im Dezember 2006. Dem voraus ging ein zähes Ringen auf kommunaler Ebene. Unter anderem äußerte die jüdische Gemeinde Krefeld Bedenken gegenüber dem Projekt, da sie die Würde der Opfer als gefährdet ansah, weil man „auf ihnen herumtrampeln“ würde. Nachdem sich der Stadtrat Anfang November 2005 ebenfalls gegen die Aktion Stolpersteine ausgesprochen hatte, führten Schüler der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule eine Unterschriftenaktion für ein Bürgerbegehren durch und sammelten etwa 14.000 Unterschriften. Ein großes Echo der regionalen und auch überregionalen Presse war die Folge. Noch vor dem Start des eigentlichen Bürgerbegehrens einigten sich die Vertreter auf einen Kompromiss, sodass das Projekt starten konnte.[1]

Am 9. Dezember 2024 fand die letzte Stolpersteinverlegung in Krefeld statt; mittlerweile liegen 252 Stolpersteine in Krefeld. Nahezu alle wurden im Auftrag vom Bildhauer Michael Friedrichs-Friedlaender in Berlin hergestellt und von Gunter Demnig persönlich verlegt.

Deportationen aus dem ganzen Regierungsbezirk Düsseldorf fanden vom Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf aus statt. Am Abend vor der Abfahrt mussten sich die jüdischen Menschen im Schlachthof an der Rather Straße einfinden, wo sie registriert und mittels Leibesvisitationen ausgeraubt wurden. Am nächsten Tag mussten sie zu den Verladerampen gehen, wo Personenwagen 3. Klasse standen. Die Deportationen starteten in vier Großtransporten mit jeweils ca. 1.000 Menschen: 27. Oktober 1941 ins Ghetto Litzmannstadt (1.003 Menschen); am 10. November 1941 ins Ghetto Minsk (993 Menschen); am 11. Dezember 1941 ins Ghetto Riga (1.007) und am 22. April 1942 ins Ghetto Izbica bei Lublin (1.051).

Weiteres im Artikel Deportation von Juden aus Deutschland.

Nachfolgend die Übersicht über alle bisher in Krefeld verlegten Stolpersteine in chronologischer Reihenfolge:

Friedrich Lewerentz

Bearbeiten
Friedrich Lewerentz
Inschrift HIER WOHNTE
FRIEDRICH
LEWERENTZ
JG. 1875
VERHAFTET 22.8.1944
GESTAPOHAFT
KZ SACHSENHAUSEN 1944
TODESMARSCH
TOT 1945
 
Standort Hammerschmidtplatz 1 genauer Verlegeort
Initiator, Stifter bzw. Auftraggeber SPD Krefeld
Finanzierung Spenden
Datum der Erstverlegung 18. Dezember 2006
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Friedrich „Fritz“ Lewerentz, geboren am 3. Juli 1878 in Loddin.

Der Sozialdemokrat Friedrich Lewerentz war bis 1933 Mitglied im Krefelder Stadtrat, er wurde von den Nationalsozialisten nach dem Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 im Rahmen der Aktion Gewitter am 22. August 1944 verhaftet und in das Gefängnis Anrath gebracht. Später wurde er in das KZ Sachsenhausen verbracht. Im April 1945 starb er auf einem der Todesmärsche von KZ-Häftlingen.[2]

Else Müller

Bearbeiten
Else Müller
Inschrift HIER WOHNTE
ELSE MÜLLER
GEB. COPPEL
JG. 1894
DEPORTIERT 1944
THERESIENSTADT
BEFREIT
TOT 1.6.1945
 
Standort Roßstraße 249 genauer Verlegeort
Initiator, Stifter bzw. Auftraggeber Schüler und Schülerinnen der Kurt Tucholsky Gesamtschule
Finanzierung Spenden
Datum der Erstverlegung 18. Dezember 2006
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Else Müller geb. Koppel, geboren am 1. Juni 1894 in Krefeld.[3]

Else Müller war Jüdin und mit Fritz Müller, der dem christlichen Glauben angehörte, verheiratet. Im September 1944 wurde Else Müller mit dem letzten Transport aus Krefeld gemeinsam mit ihrer Tochter Ilse in ein Arbeitslager der Organisation Todt, einer nationalsozialistischen Bauorganisation für Militärbauten, verschleppt. Anfang 1945 wurde sie in das KZ Theresienstadt deportiert. Am 8. Mai 1945 erreichte die Rote Armee das KZ. Else Müller kümmerte sich um die Lagerinsassen, die an Typhus erkrankt waren, infizierte sich mit Typhus und starb bald darauf.[4] Ihre Tochter Ilse (geb. 1925) ist wohl eine der letzten Überlebenden der 1944 zur Zwangsarbeit Deportierten. Die Familie Müller wurde in ihrem Haus an der Roßstraße ausgebombt und zog in eine Behelfswohnung an die Uerdinger Parkstraße. Ilse Kassel-Müller wurde am 17. September 1944 mit dem letzten Juden-Transport gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer im sechsten Monat schwangeren Schwester Lore und deren Mann Werner Gabelin deportiert. Während Schwester und Schwager ins KZ Theresienstadt gebracht wurden, landete die damals 19-jährige Ilse mit ihrer Mutter zunächst zur Zwangsarbeit in der NS-Organisation Todt in Zeitz in Sachsen-Anhalt. Fritz Kassel blieb mit dem damals zwei Jahre alten Richard Gabelin in Krefeld zurück.

Im Februar 1945 wurde auch Else Müller ins KZ Theresienstadt deportiert. Sie traf dort neben ihrer Tochter Lore und deren Mann auch ihren Bruder und ihre Stiefmutter. Lore gebar am 21. Dezember 1944 im KZ einen Jungen, Thomas Gabelin. Ilse Kassel: „Das war ein großes Wunder, denn noch eine Woche vorher wurden Mütter mit Kindern von dort in die Gaskammern ins Vernichtungslager Auschwitz geschickt.“

Else Müller wurde in Theresienstadt am 8. Mai 1945 von Truppen der Roten Sowjetarmee befreit. Allerdings hatte die Befreiung zur Folge, dass eine grassierende Typhus-Epidemie sich in der Folge rasch über das Lager hinaus ausbreitete. Man rief zu freiwilligen Helfern auf. Auch Else Müller meldete sich zur Pflege der Schwerkranken. Sie infizierte sich dabei und starb an der tückischen Krankheit. Sie starb an ihrem 51. Geburtstag, dem 1. Juni 1945. Ihr Leichnam wurde verbrannt; sie erhielt ein Urnengrab auf dem Ehrenfriedhof der tschechischen Nation in Theresienstadt. Seit Jahren erinnert ihre Tochter Ilse mit einer Traueranzeige in der Zeitung jeweils am 1. Juni an ihre Mutter.

Ilse Kassel-Müller wurde in Zeitz am 13. April 1945 von derselben US-Einheit befreit, die auch die Tore des KZ Buchenwald geöffnet hatte. Sie brauchte mehrere Wochen, ehe sie sich per Fahrrad, Motorrad und mit Lkw-Mitfahrgelegenheiten wieder in ihre Heimatstadt durchschlagen konnte.

Ihr Vater Fritz Müller wurde nach dem Krieg rehabilitiert und betrieb ein Elektrogeschäft an der Kölner Straße 25. 19 Jahre lang war er als Obermeister für die Elektro-Innung tätig. Ihre Schwester Lore Gabelin und ihr Mann überlebten Theresienstadt. Ilse Müller heiratete 1957 Helmut Kassel, der Beamter bei der Stadtverwaltung war. Im selben Jahr übersiedelte das Paar zum Dahlerdyk, wo Ilse Kassel-Müller noch heute wohnt. Ihr Mann starb 1997.[5]

Paula Billstein

Bearbeiten
Paula Billstein
Inschrift HIER WOHNTE
PAULA BILLSTEIN
GEB. ROTHE
JG. 1877
VERHAFTET 1937
KZ MORINGEN
KZ LICHTENBURG
TOT 4.7.1938
 
Standort „Trampelpfad“ an der ehemaligen Fabrik „Im Brahm“, Ritterstraße 189 genauer Verlegeort
Initiator, Stifter bzw. Auftraggeber Die Grünen, Krefeld
Finanzierung Die Grünen
Datum der Erstverlegung 18. Dezember 2006
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Paula Billstein geb. Rothe, geboren am 2. Oktober 1877 in Krefeld.

Paula Rothe war mit dem Arbeiter Wilhelm Billstein verheiratet. Gemeinsam hatten sie zwei Söhne (Aurel und Wilhelm) und eine Tochter (Josefine). Die Familie lebte in einer Genossenschaftswohnung an der Ritterstraße. Von 1924 bis 1933 war Paula Billstein Stadtverordnete für die KPD in Krefeld. Auch ihr Sohn Aurel war für die KPD politisch aktiv und wollte für den Reichstag beziehungsweise den preußischen Landtag kandidieren. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete ihre politische Karriere. Sohn Aurel wurde 1933 in das KZ Sonnenburg gebracht und stand nach seiner Entlassung unter weiterer Beobachtung durch die Gestapo. Aurel Billstein war weiter in der KPD aktiv, wurde denunziert und 1934 zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Durch einen vertraulichen Brief an ihren Sohn geriet auch Paula Billstein ins Visier der Gestapo und wurde 1937 verhaftet. Paula Billstein wurde am 19. Januar 1938 in das Frauenkonzentrationslager Moringen deportiert und am 21. März 1938 in das Frauenkonzentrationslager Lichtenburg verlegt. In der KZ-Haft erkrankte Paula Billstein schwer. Am 29. Juni 1938 wurde sie wegen „Krankheit“ entlassen und von ihrer Tochter Josefine dort abgeholt. Paula Billstein starb wenige Tage nach ihrer Entlassung am 4. Juli 1938 in Krefeld.

Sohn Aurel leistete noch Kriegsdienst in der Strafdivision 999 und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Er kehrte 1947 nach Krefeld zurück und engagierte sich wieder in der Kommunalpolitik. 1990 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Krefeld ernannt. Er starb am 12. Februar 1996 in Krefeld.

Tochter Josefine starb 1945, als Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion versuchten ihr ein Akkordeon zu stehlen.[6]

Eugen Frank und Luise Frank

Bearbeiten
Eugen Frank und Luise Frank
Inschrift HIER WOHNTE
EUGEN FRANK
JG. 1884
DEPORTIERT 1942
IZBICA
 ???
HIER WOHNTE
LUISE FRANK
GEB. WALLERSTEIN
JG. 1882
DEPORTIERT 1942
IZBICA
 ???
   
Standort Alte Friedrichstraße 11, (heute Friedrichstraße / Ecke St.-Anton-Straße) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2007
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Eugen Frank, geboren am 29. Mai 1884 in Wittlich.[7]
  • Luise Frank geb. Wallerstein, geboren am 22. Oktober 1892 in Krefeld.[8]

Der Kaufmann Eugen Frank war mit Luise Wallerstein verheiratet, gemeinsam hatten sie zwei Kinder (Helmut und Suse). Eugen Frank lebte mit seiner Familie in Krefeld und war Vorstandsmitglied der jüdischen Kultusvereinigung. Dort oblag ihm 1940 die Betreuung der Kleiderkammer, der auch andere Orte angeschlossen waren. Er und seine Frau wurden am 22. April 1942 in das Ghetto Izbica deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.[9]

Arthur Daniels, Marta Daniels, Kurt Daniels und Hannelore Daniels

Bearbeiten
Arthur Daniels, Marta Daniels, Kurt Daniels und Hannelore Daniels
Inschriften HIER WOHNTE
ARTUR DANIELS
JG. 1881
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET 5.1.1942
HIER WOHNTE
MARTHA DANIELS
GEB. SERVOS
JG. 1887
DEPORTIERT 1941
RIGA
 ???
HIER WOHNTE
KURT DANIELS
JG. 1914
FLUCHT 1939
ENGLAND
ÜBERLEBT
HIER WOHNTE
HANNELORE DANIELS
JG. 1921
DEPORTIERT 1941
RIGA
ÜBERLEBT
       


 
Standort Issumer Straße 7 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2007
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Arthur Daniels, geboren am 16. Januar 1881 in Krefeld-Linn.[10]
  • Marta Daniels geb. Servos, geboren am 9. Oktober 1887 in Krefeld.[11]
  • Kurt Daniels, geboren am 5. Januar 1914 in Krefeld-Linn
  • Hannelore Daniels, geboren am 3. Februar 1921 in Krefeld-Linn.

Arthur Daniels war mit Marta Servos verheiratet und hatte zwei Kinder (Kurt und Hannelore). Die Familie lebte in Krefeld-Linn als Kaufmann und Viehhändler. Nach einer „Schutzhaft“ im Jahr 1938 erfolgte die Vermögensbeschlagnahme und die anschließende Deportation. Aktenkundig ist weiter, dass „In der Nacht vom 27./28.11.1941 sich eine Frau Platen im Luftschutzkeller geäußert habe: Es ist eine Schande, daß der arme Jude Daniels jetzt Linn verlassen muß. Zum Beispiel hat Daniels 10 Kühe, die werden jetzt verkauft und das Geld stecken die da oben in die Tasche.“ Frau Platen geriet daraufhin ebenfalls in Schwierigkeiten.[12]

Arthur und Marta Daniels wurden am 11. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert. Arthur Daniels starb am 5. Januar 1942 im Lager Salaspils. Das Schicksal von Marta Daniels ist unbekannt. Sie wurde zum 8. Mai 1945 vom Amtsgericht Krefeld, 1946, für tot erklärt.
Kurt Daniels konnte am 7. Juni 1939 nach Belgien emigrieren und überlebte den Holocaust.
Hannelore Daniels wurde am 11. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert und überlebte den Holocaust.

Jakob Daniel, Luise Daniel und Hans Daniel

Bearbeiten
Jakob Daniel, Luise Daniel und Hans Daniel
Inschriften HIER WOHNTE
JAKOB DANIEL
JG. 1885
DEPORTIERT 1941
RIGA
 ???
HIER WOHNTE
LUISE DANIEL
JG. 1891
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET 10.1.1945
KZ STUTTHOF
HIER WOHNTE
HANS DANIEL
JG. 1922
DEPORTIERT 1941
RIGA
 ???
     


 
Standort Lindenstraße 9 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2007
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Jakob Daniel, geboren am 29. Oktober 1885 in Krefeld.[13]
  • Luise Daniel geb. Selig, geboren am 25. Juni 1891 in Berghofen.[14]
  • Hans Daniel, geboren am 1. März 1922 in Krefeld.[15]

Der Kaufmann Jakob Daniel war mit Luise Selig verheiratet, gemeinsam hatten sie zwei Kinder (Lore und Hans). Die Familie lebte in Krefeld und betrieb eine Gewürzhandlung. Jakob Daniel wurden 1936 Devisenvergehen zur Last gelegt, es folgte 1938 der Passentzug und nach der Reichspogromnacht vom 17. November 1938 bis 10. Dezember 1938 „Schutzhaft“ im KZ Dachau. Am 11. Dezember 1941 wurden Jakob, Luise und Hans Daniel in das Ghetto Riga deportiert. Das Vermögen der Familie wurde 1941 mit der Deportation beschlagnahmt.[16] Jakob Daniel starb am 1. Mai 1943 im Ghetto Theresienstadt. Luise Daniel wurde am 9. August 1944 in das KZ Stutthof verbracht und starb dort am 10. Januar 1945. Hans Daniels' weiteres Schicksal ist nicht bekannt, er starb vermutlich 1942 im Lager Riga-Salaspils.

Karl Henning

Bearbeiten
Karl Henning
Inschrift HIER WOHNTE
KARL HENNING
JG. 1909
VERHAFTET 1937
KZ BUCHENWALD
ERMORDET 27.1.1938
 
Standort Oberbruchstraße 49 genauer Verlegeort
Initiator, Stifter bzw. Auftraggeber Zeugen Jehovas
Finanzierung Zeugen Jehovas
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2007
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Karl Henning, geboren am 2. April 1909 in Kaldenhausen.

Karl Henning verlor schon als Kind seine Mutter. Sein Vater heiratete ein zweites Mal. Die neue Frau, Maria Henning, bekam noch ein eigenes Kind und die beiden wuchsen als Brüder auf. Nach der Schule machte Karl Henning eine Lehre als Schlosser bei den Büttner-Werken, bis er während der Weltwirtschaftskrise wegen Arbeitsmangel entlassen wurde. Er war längere Zeit arbeitslos und auf wechselnde Jobs angewiesen. 1932/1933 begannen er und seine Mutter sich für die Zeugen Jehovas zu interessieren. Sie intensivierten einen Kontakt und bald betrachteten sie sich als ihnen zugehörig. Das fiel nun unglücklicherweise in die Zeit, als die Zeugen Jehovas verboten wurden.

Im Juli 1935 ging Karl Henning auf der Dießemer Straße von Haus zu Haus und erzählte von der Bibel und den Zeugen Jehovas. Dabei wurde er – eventuell auf Grund einer Denunziation – von der Polizei gestellt und durchsucht. Da man nur einen handgeschriebenen Werbezettel bei ihm fand, blieb es anscheinend bei einer Verwarnung. Ein Jahr später – im Juni 1936 – wurde Karl Henning allerdings wegen der Teilnahme an Zusammenkünften der Zeugen Jehovas festgenommen und am 24. August 1936 in einer Verhandlung vor der 2. Großen Strafkammer des Landgerichts Krefeld zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Am 13. Dezember 1936 wurde er aus der Haft entlassen.

Am 20. Juni 1937 beteiligte sich Karl Henning an der Verteilung eines „Offenen Briefes“ der Zeugen Jehovas. Er wurde erneut festgenommen. Aus dem Bericht der Gestapo nach der Aktion: „Trotz der erhaltenen Strafe hat Henning sich nicht zurückgezogen, sondern hat wieder mit seinen Glaubensbrüdern den Verkehr aufgenommen. Man kann bei H. sagen, dass er nach der Verurteilung noch fanatischer geworden ist, als vorher. […] Henning ist ein unverbesserlicher und fanatischer Anhänger und Förderer der illegalen I.B.V. Obschon er schon wegen einer solchen Sache vorbestraft und vorher schon verschiedentlich verwarnt und schon aus der Arbeit entlassen worden ist, betätigt er sich nach wie vor.“

Der neue Prozess fand am 26. August 1937 vor dem Sondergericht in Düsseldorf statt. Diesmal wurde er zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Nach dem Ende der Strafe im September 1938 wurde er zunächst in das Polizeigefängnis Krefeld überführt. Einem Vernehmungsbeamten erklärte Karl Henning: „Wenn ich jetzt aus der Haft entlassen würde, glaube ich weiterhin an die Bibel, jedoch würde ich nichts unternehmen, was irgendwie zum Schaden eines Mitmenschen sein könnte. Wenn ich nun nach meiner Entlassung Soldat werden würde, so würde ich der Pflicht genügen, würde jedoch nicht im Kriegsfall zur Waffe greifen, weil es in der Bibel steht: „Mein ist die Rache.“ Ich will vergelten, oder meinen nächsten lieben wie dich [mich?] selbst.“

Anlässlich der Entlassung von Karl Henning aus der Vollzugsanstalt Wuppertal-Elberfeld schickte der Anstaltsleiter am 10. August 1938 eine negative Stellungnahme an die Gestapo Düsseldorf. Dies war ein Routinevorgang: „Henning hat sich hier hausordnungsmäßig geführt und zufriedenstellend gearbeitet. Der Gesamteindruck seiner Persönlichkeit ist nicht besonders günstig. Künftiges Wohlverhalten kann nicht mit Sicherheit angenommen werden.“

Dieses Zeugnis wurde von Düsseldorf nach Krefeld geschickt. Krefeld beantragte am 20. September 1938 die Schutzhaft. Der Gefängnisarzt in Wuppertal hatte auf Wunsch bereits die Haft- und Lagerfähigkeit bescheinigt, obwohl Karl Henning an einem Herzklappenfehler litt. Deswegen war er „Nicht geeignet für schwere Arbeiten.“

Ein Gestapo-Sachbearbeiter in Düsseldorf beantragte die Inschutzhaftnahme von Karl Henning beim Gestapa in Berlin. In dem Begleitschreiben an die „Kommandantur des staatlichen Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar“ vom 8. November 1938 wurde die dortige Verwaltung von der Krefelder Gestapo auf den Neuzugang mit der Auflistung seiner bisherigen Strafen eingestimmt. Als Prognose führten die Beamten aus: „Da bei ihm nach seiner Entlassung wieder mit den gleichen Straftaten zu rechnen ist, erscheint eine längere Unterbringung im Lager eine Notwendigkeit, die vielleicht geeignet ist, ihn von seinen staatsfeindlichen Ideen zu heilen“. Lagerkommandant Karl Otto Koch schickte am 27. Dezember 1938, sieben Wochen später, ein Telegramm folgenden Wortlautes an die Gestapo in Düsseldorf: „H. ist am 27.12.38 um P 0.05 Uhr an Lungenoedem verstorben. Falls innerhalb 24 Stunden nicht ein Antrag auf Überführung der Leiche hier eingeht, wird die Leiche in Weimar eingeäschert. Auf einen an die Friedhofsverwaltung in Weimar zu richtenden Antrag können die Angehörigen die Asche an die Verwaltung des Heimatfriedhofes übersenden lassen. Die Sterbeurkunde ist beim Standesamt in Weimar zu beantragen.“ Frau Henning wurde von dem Krefelder Gestapo-Beamten Schommer noch am selben Tag vom Tod ihres Stiefsohnes benachrichtigt. Sie verzichtete auf die Überführung der Asche.[17]

Willi Jans

Bearbeiten
Willi Jans
Inschrift HIER WOHNTE
WILLI JANS
JG. 1919
VERHAFTET 1941
KZ DACHAU
ERMORDET 26.10.1943
 
Standort Prinz-Ferdinand-Straße 5 (Ecke Frankenring) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2007
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Willi Jans, geboren am 12. November 1919.

Der Lebensweg von Willi Jans ist ohne den Familienhintergrund kaum zu verstehen. Willi Jans, geboren am 12. November 1919, war der Sohn der gelernten Textilarbeiterin Magdalena „Lenchen“ Jans geb. Roß und des Fabrikarbeiters Peter Jans. Willi hatte einen älteren Bruder Joseph. Die Eltern waren beide überzeugte KPD-Anhänger. Als der Vater 1928 seinen Arbeitsplatz verlor, eröffnete er einen kleinen Obst- und Gemüseladen. 1933 musste sich Peter Jans zeitweise verstecken, weil eine sogenannte Inschutzhaftnahme zu befürchten war. Natürlich war das nicht gut für das Geschäft und 1935 musste der Laden endgültig aufgegeben werden. Willi war inzwischen aus der Schule gekommen und hatte begonnen, als Textilarbeiter Geld zu verdienen.

Als der Bürgerkrieg in Spanien begann, meldete sich Peter Jans als Kämpfer für die Sache der Republik in einer Internationalen Brigade. Die Lage Magdalena Jans in Deutschland wurde dadurch noch schwieriger. Man drohte ihr, den noch nicht volljährigen Willi in Fürsorgeerziehung zu stecken. Magdalena Jans floh 1937 mit ihren beiden Söhnen über Brüssel und Paris nach Spanien. Damit sich Willi Jans den Internationalen Brigaden anschließen konnte, fälschte er seine Papiere, denn als unter 18-Jährigen hätte man ihn nicht akzeptiert. Willi Jans erhielt eine militärische Ausbildung und nahm an mehreren Schlachten (u. a. an der Ebroschlacht) teil. Der Familie Jans wurde derweil die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt.

Nachdem die Faschisten auch in Spanien gesiegt hatten, mussten die Mitglieder der Internationalen Brigaden das Land verlassen. Die Familie Jans wurde auf verschiedene Internierungslager und Arbeitskommandos in Frankreich (Argelès, Gurs, Bellac) verteilt. Während sich die anderen Familienmitglieder in Frankreich halten konnten und sich dort dem Widerstand zugehörig fühlen, kehrte Willi Jans nach Deutschland zurück, um bei seiner Großmutter zu leben. Da jedoch alle „Rotspanienkämpfer“ routinemäßig verhaftet wurden, erlitt Willi Jans nun auch noch dieses Schicksal. Die Gestapo ließ ihn 1941 in ein Konzentrationslager einweisen „zumindest für die Dauer des Krieges“. Willi Jans starb am 26. Oktober 1943 im KZ Dachau. Er wurde gerade 23 Jahre alt.

Magdalena Jans kehrte übrigens aus Spanien zurück. 1968 trat sie in die DKP ein. 1998 starb die immer noch überzeugte Kommunistin in Venlo im Alter von fast 100 Jahren.[17]

Ruth Alexander, Olga Alexander und Ilse Alexander

Bearbeiten
Ruth Alexander, Olga Alexander und Ilse Alexander
Inschriften HIER WOHNTE
RUTH ALEXANDER
JG. 1925
DEPORTIERT 1942
IZBICA
 ???
HIER WOHNTE
OLGA ALEXANDER
GEB. SIMON
JG. 1897
DEPORTIERT 1942
IZBICA
 ???
HIER WOHNTE
ILSE ALEXANDER
JG. 1927
DEPORTIERT 1942
IZBICA
 ???
     
Standort Rheinbabenstraße 106 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2007
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Ruth Alexander, geboren am 28. März 1925 in Xanten.[18]
  • Olga Alexander geb. Simon, geboren am 18. Januar 1897 in Krefeld.[19]
  • Ilse Alexander, geboren am 27. Dezember 1927 in Xanten.[20]

Olga Alexander wurde am 22. April 1942 gemeinsam mit ihren Töchtern Ilse und Ruth in das Ghetto Izbica deportiert. Sie war verheiratet mit Alex Alexander, einem Viehhändler, der am 16. Januar 1941 in Krefeld starb. Bereits in der Nacht vom 10./11. November 1938 drangen 8 Personen in die Wohnung der Familie Alexander in Krefeld-Linn ein und raubten Geld und eine Armbanduhr. Alex Alexander wurde vom 10. bis 23. November 1938 in „Schutzhaft“ genommen.[21]

Paul Prison

Bearbeiten
Paul Prison
Inschrift HIER WOHNTE
PAUL PRISON
JG. 1912
VERHAFTET 1938
KZ GROSS ROSEN
ERMORDET 1.4.1942
 
Standort Ritterstraße 221 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2007
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Paul Prison, geboren am 24. April 1912 in Süchteln.

Die Familie Prison lebte nach NS-Kriterien "nach Zigeunerart", jedoch abseits der Roma-Minderheit. Sie war "jenischer" Herkunft und wurde der unteren Unterschicht zugeordnet. Den Ordnungsbehörden, aber auch vielen Betrachtern aus den kleinbürgerlichen Mittelschichten galt sie daher als "asozial". Paul Prison war Analphabet und arbeitete als Korbflechter.[22] Ein Foto von Paul Prison konnte bislang nicht gefunden werden.

Den nach 1933 an nationalsozialistischen Normen orientierten Behörden ist Paul Prison spätestens 1936 aufgefallen, als er vom Gesundheitsamt, dessen ärztliches Personal aus Rassenhygienikern bestand,[23] untersucht wurde. Der Bericht des begutachtenden Arztes fiel daher ungünstig aus. Als „nach Zigeunerart umherziehend“ passte die Familie Prison nicht in das völkische NS-Bild einer "gesunden deutschen Volksgemeinschaft". Der Grund für unangepasstes Verhalten wurde in angeblich genetisch fixierter rassischer Minderwertigkeit gesehen, die eine radikale soziale "Ausmerze" zur Folge haben müsse.

Paul Prison wurde in den Krefelder Krankenanstalten nach Maßgabe des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses zwangssterilisiert. Als 1938 die Kriminalpolizei von der Reichsregierung angewiesen wurde, alle im NS-Staat sozial unerwünschten Menschen festzusetzen, wurde auch Paul Prison verhaftet.

Bis zum März 1941 befand er sich im KZ Buchenwald unter der Häftlingskategorie Asozial. Von Weimar aus wurde Paul Prison in das KZ Groß-Rosen überstellt. Dort kam er 1942 ums Leben. Über die näheren Umstände ist nichts bekannt.[17]

Hans Kreuels

Bearbeiten
Hans Kreuels
Inschrift HIER WOHNTE
HANS KREUELS
JG. 1930
DEPORTIERT 1943
ERMORDET 3.8.1943
'HEILANSTALT'
AM STEINHOF/WIEN
 
Standort Uerdinger Straße 739 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2007
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Hans Kreuels, geboren am 18. September 1930.

Hans Kreuels war das jüngste von sieben Geschwistern. Bei seiner Geburt im Jahr 1930 hatte es Komplikationen gegeben. Die Wehen waren zu schwach. Also musste mit einer Geburtszange geholfen werden. Unglücklicherweise wurde das Gehirn des Säuglings dabei verletzt. Der Junge nahm dauerhaften Schaden. Er lernte nie richtig laufen und konnte auch nur wenige Worte sprechen. Nach einer ärztlichen Untersuchung in den städtischen Krankenanstalten im April 1934 beantragte der untersuchende Chefarzt die Aufnahme des Kindes in eine geeignete Anstalt. Im Dezember 1934 wurde Hans K. in die Rheinische Provinzial-Kinderanstalt für seelisch Abnorme in Bonn aufgenommen. Mit dem Vermerk, dass das Kind an Idiotie leide, unruhig sowie unreinlich sei und weiterer Pflege in einer Schwachsinnigen-Pflegeanstalt bedürfe, kam es im Mai 1935 in das St. Josefshaus in Hardt bei Mönchengladbach. Für die Verwandten war es so etwas einfacher Kontakt zu dem Jungen halten. Regelmäßig holten sie ihn zur Weihnachtszeit nach Hause. Offensichtlich fiel es der Familie trotz der Pflegebedürftigkeit des Jungen schwer, ihn wieder in die Anstalt zu geben. Wiederholt bedurfte es der ausdrücklichen Aufforderung durch die Schwester Oberin, dass der Patient zurückgebracht wurde.

Vielleicht ahnte die Mutter, dass sich ihr Jüngster im St.-Josefshaus nicht in Sicherheit befand. Auch die konfessionell gebundenen Heil- und Pflegeanstalten wurden in der NS-Zeit Teil des im Wortsinne mörderischen Gesundheitssystems. Kuriert wurde nicht mehr der einzelne Kranke, sondern ein imaginärer „Volkskörper“. Dessen Gesundheit konnte der Tod von Kranken durchaus dienlich sein, besonders wenn man sie für erblich belastet und unheilbar hielt. Körperlich und geistig Behinderte galten als minderwertig. Schon die Schulkinder lernten, wie teuer die Pflege dieser „Ballastexistenzen“ sei und dass man das Geld doch besser für gesunde, arische Familien ausgeben solle. In der Konsequenz gab es immer weniger Geld für Pflege, selbst an Nahrungsmitteln wurde schließlich gespart.

In der „Euthanasie-Aktion“ zwischen 1940/1941 wurden zehntausende Kranke ermordet. Nach öffentlichen Protesten ging das Regime in späteren Jahren verdeckt zu Werke. Angeblich wegen der Kriegssituation mussten Pflegeanstalten geräumt, die Kranken „in Sicherheit“ gebracht werden. Im Rahmen dieser „Aktion Brandt“ fanden Transporte über weite Strecken so auch von Mönchengladbach nach Wien statt.

Die damalige Kinderklinik Am Spiegelgrund in Wien, damals Teil Nazi-Deutschlands, wurde ein Ort des Verbrechens. Seit 1940 war die Klinik zuständig für die „Betreuung“ behinderter Jugendlicher vorwiegend aus dem annektierten Österreich. 1943 wurden auch kranke Kinder aus Hamburg, Bad Kreuznach und Mönchengladbach nach Wien gebracht. Die Gruppe von 144 kleinen Patienten aus Mönchengladbach, die nach einer zweitägigen Fahrt am 20. Mai 1943 eintraf, stammte aus der Heil- und Pflegeanstalt Josefhaus. Dass es den Kindern auch in Mönchengladbach nicht besonders gut gegangen war, lässt sich aus einem Bericht des Wiener Stadtrates für das Gesundheitswesen Prof. Max Gundel an das Reichsministerium des Inneren schließen. Danach trafen die Kinder bereits in stark verwahrlostem Zustand in Wien ein. Offensichtlich waren sie völlig verdreckt, und das nicht nur wegen der langen Reise.

Zunächst wurde der Krefelder Hans K. in die Wagner von Jaureggsche Heil- und Pflegeanstalt, Pavillon 22 bzw. 18, eingewiesen. Hans K.s zweite Adresse in Wien war ab dem 16. Juli 1943 die Wiener städtische Nervenklinik für Kinder, Pavillon 15, auf demselben Gelände. Dieser Pavillon war eigentlich die Säuglingsabteilung, faktisch war es aber die Sektion, in der die Euthanasiemorde an Kindern und „debilen, bildungsunfähigen Jugendlichen“ vorgenommen wurden. Zwölf Tage nach der Überstellung von Hans K. schickten die Ärzte ein negatives Gutachten über ihren Schützling an den „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung erb- und anlagebedingter schwerer Leiden“ in Berlin. Der kommissarische Anstaltsleiter Ernst Illing attestierte, dass eine Besserung der körperlichen und geistigen Leiden „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen“ wären.

Dieses Attest war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Todesurteil für den Patienten. Die weitere „Betreuung“ wurde von Marianne Türk übernommen. Ob die Ärztin bereits ohne Reaktion des Reichsausschusses – diese trafen in der Regel sechs bis acht Wochen nach dem Posteingang in Berlin ein – daranging, Hans K. langsam mit Luminal zu vergiften, ist nicht nachzuweisen. Tatsache ist, dass sich der Zustand des Patienten rapide verschlechterte, seitdem er in ihrer Obhut war. Am 3. August 1943 teilte Türk der Familie mit, dass der Zustand ihres Sohnes sich besorgniserregend verschlechtert hatte. Dies entsprach dem üblichen Verfahren.

Am Abend desselben Tages, um 18 Uhr, starb Hans K. Die Untersuchung der Leiche ergab, dass der Junge bei einer Körpergröße von 132 cm ganze 20 kg wog. Als Zusammenfassung des Befundes wurde stomatitis ichorosa – auf Deutsch schrieb die Ärztin Dr. Uiberrak: „jauchige Mundschleimhautentzündung“ – und marasmus universalis – „allgemeine Mangelernährung“ – angegeben. Auch eine eitrige Bronchitis und Veränderungen an der Magenschleimhaut wiesen darauf hin, dass man Hans K. zumindest nicht ausreichend versorgt hatte. Das Hirn wurde entnommen (Gewicht 1170 gr.) und in einer Lösung mit 4 % Formaldehyd eingelegt.

Die Mutter von Hans K., Maria K., forderte von der Klinik eine Erklärung, an welcher Krankheit denn das Kind so schnell gestorben wäre. Das Misstrauen dürfte dadurch verstärkt worden sein, dass man Maria K. noch Ende Juni mitgeteilt hatte, dass sich der Junge in die neue Umgebung gut eingelebt habe. Man teilte ihr mit: „... das Essen mundet ihm anscheinend sehr“. Die Ärztin verwies auf die Grunderkrankung, eine zusätzliche Bronchitis und eine schwere Entzündung der Mundschleimhaut. Die Stellungnahme von Frau Türk offenbart ihre persönliche Überzeugung: „Für das Kind konnte der Tod nur eine Erlösung bedeuten, da das Leiden unheilbar war.“ So war die Krankheit nur durch den Tod des Patienten zu kurieren.

Das präparierte Gehirn von Hans K. wurde wiederholt für medizinische Untersuchungen in Anspruch genommen. Erst spät entwickelte sich das Bewusstsein, dass die Nutzung der Hirne von Opfern des NS-Krankenmordes nicht mehr dem aktuellen Verständnis medizinischer Ethik entspricht. Eine symbolreiche Bestattung der Präparate fand am 28. April 2002 auf dem Wiener Zentralfriedhof statt.[17]

Josef Dannenberg, Else Dannenberg und Ursula Dannenberg

Bearbeiten
Josef Dannenberg, Else Dannenberg und Ursula Dannenberg
Inschriften HIER WOHNTE
JOSEF DANNENBERG
JG. 1894
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
ELSE DANNENBERG
GEB. KANTHAL
JG. 1897
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
URSULA DANNENBERG
JG. 1923
FLUCHT 1939
ENGLAND
ÜBERLEBT
     
Standort St.-Anton-Straße 97 (vor Hinterhof) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 19. November 2008
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:

Josef und Else Dannenberg wurden am 22. April 1942 in das Ghetto Izbica deportiert, dort verliert sich ihre Spur. Tochter Ursula konnte am 26. Mai 1939 nach England emigrieren. Ursula Dannenberg überlebte den Holocaust.

Berta Davids

Bearbeiten
Berta Davids
Inschrift HIER WOHNTE
BERTA DAVIDS
GEB. WINTER
JG. 1875
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
TREBLINKA
ERMORDET 1942
 
Standort Klever Straße 3 (direkt am Haus) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 19. November 2008
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Berta Davids geb. Winter, geboren am 7. November 1875 in Hüls bei Krefeld.[26]

Berta Winter heiratete in Hüls den Klempner Josef Davids, der einen Laden für Haushaltsgeräte unterhielt und Vorbeter der jüdischen Gemeinde war. Am 25. Juli 1942 wurde sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert und am 26. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka transportiert. Sie wurde zum 8. Mai 1945 für tot erklärt. Der Ehemann Josef Davids starb am 24. April 1939 in Hüls. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Krefeld-Hüls.[27]

Valentin Davids und Hedwig Davids

Bearbeiten
Valentin Davids und Hedwig Davids
Inschriften HIER WOHNTE
VALENTIN DAVIDS
JG. 1868
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
TOT 2.12.1942
HIER WOHNTE
HEDWIG DAVIDS
GEB. KIEFER
JG. 1876
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
TOT 15.5.1943
   
Standort Kölner Straße 544 genauer Verlegeort
Initiator, Stifter bzw. Auftraggeber Schüler und Schülerinnen des Maria-Sibylla-Merian-Gymnasiums
Finanzierung Spenden
Datum der Erstverlegung 19. November 2008
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Valentin Davids, geboren am 15. August 1868 in Hüls bei Krefeld.[28]
  • Hedwig Davids geb. Rives, geboren am 10. Oktober 1876 in Osterath.[29]

Valentin Davids wurde am 15. August 1868 in Hüls geboren. Sein Vater Gerson war dort als Viehhändler tätig. In den 1890er Jahren ließ sich Valentin Davids in Fischeln ebenfalls als Viehhändler nieder und heiratete die am 10. August 1876 in Osterath geborene Hedwig Kiefer, die auch aus einer Viehhändlerfamilie stammte. Das Ehepaar bekam vier Kinder, den 1898 geborenen Sohn Walter, den 1901 geborenen Sohn Erich, die 1904 geborene Tochter Alice sowie die 1910 geborene Tochter Hilde (Hilde verstarb bereits im Jahre 1914). Nach Aufgabe seines Geschäfts zogen Valentin Davids und seine Frau im Mai 1939 in das Haus Lohstraße 109 in Krefeld. Am 5. Juni 1942 mussten sie dann noch einmal umziehen, in ein sogenanntes Judenhaus, Inrather Str. 22. Von dort aus wurden die beiden am 25. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Es ist ein Brief erhalten, mit dem sich Hedwig Daniels vor der Deportation von ihren Kindern verabschiedete mit den Worten: „Wenn Ihr diesen Brief erhaltet, bin ich nicht mehr.“ Valentin Davids starb am 2. Dezember 1942 in Theresienstadt, als letzter Wohnort ist angegeben: „Theresienstadt G116, Zimmer 031“. Seine Ehefrau verstarb ebenfalls in Theresienstadt, am 5. Mai 1943. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Clementine Frank

Bearbeiten
Clementine Frank
Inschrift HIER WOHNTE
CLEMENTINE FRANK
JG. 1859
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
TOT 29.12.1942
 
Standort Breite Straße 5 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 19. November 2008
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Clementine Frank, geboren am 24. August 1859 in Krefeld.[30]

Clementine Frank kam am 25. August 1859 als jüngste Tochter des Metzgers Jakob Frank und seiner zweiten Ehefrau Henriette geb. Hertz in Krefeld zur Welt. Nach dem Tod der Eltern lebte Clementine Frank mit ihren beiden ebenfalls unverheirateten Schwestern Julie und Johanna (sie starben 1924 bzw. 1933) im elterlichen Haus Breite Straße 5. Einem Beruf ist Clementine wohl nicht nachgegangen. Ab September 1939 wurde das Haus Breite Straße 5 als „Judenhaus“ benutzt. 1941 wurde Clementine Frank enteignet, sie musste das Haus veräußern. Sie selbst zog nun am 18. Juli 1941 in ein weiteres „Judenhaus“, Schlageterallee (Friedrich-Ebert-Str.) 41. Im April 1942 musste die alte Dame noch einmal umziehen, in ein weiteres „Judenhaus“, Südwall 11. Von dort aus wurde sie dann am 25. Juli 1942 deportiert. Über Düsseldorf-Derendorf kam sie in das Lager Theresienstadt. Dort verstarb Clementine Frank am 29. Dezember 1942. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Klara Heymann

Bearbeiten
Klara Heymann
Inschrift HIER WOHNTE
KLARA HEYMANN
GEB. MEYER
JG. 1888
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
AUSCHWITZ
ERMORDET 1944
 
Standort Angerhausenstraße 14 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 19. November 2008
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Klara Heymann geb. Meyer, geboren am 22. März 1888 in Krefeld.[31]

Klara Heymann entstammt einer jüdischen Metzgerfamilie. Sie heiratete in erster Ehe einen Nicht-Juden, der im Ersten Weltkrieg fiel. Aus dieser Ehe entstammte eine Tochter. Klara Heymann genoss als Kriegerwitwe und Mutter einer „halbjüdischen“ Tochter zunächst einen gewissen Schutz. In zweiter Ehe heiratete sie einen Juden und bekam weitere Kinder. Als ihr Sohn Werner die Stadtgrenzen Krefelds unerlaubt verließ, wurde er sofort verhaftet, was zur Deportation von Mutter und Sohn führte. Klara Heymann wurde am 25. Juni 1943 in das Ghetto Theresienstadt und am 4. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort starb Klara Heymann. Sohn Werner Heymann überlebte den Holocaust und schrieb später ein Buch über seine Erinnerungen.[32]

Max Hirsch und Johanna Hirsch

Bearbeiten
Max Hirsch und Johanna Hirsch
Inschriften HIER WOHNTE
MAX HIRSCH
JG. 1873
FLUCHT 1939 HOLLAND
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET 22.10.1942
HIER WOHNTE
JOHANNA HIRSCH
GEB. LEVY
JG. 1874
FLUCHT 1939 HOLLAND
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET 22.10.1942
   
Standort Hochstraße 62 (Ecke Marktstraße) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 19. November 2008
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:

Max Hirsch wurde am 8. Februar 1873 in Rommerskirchen geboren. Sein Vater Moses Hirsch war von Beruf Manufakturwarenhändler und kam 1897 mit seiner Familie, Ehefrau Adelheid geb. Levy sowie fünf Söhnen und zwei Töchtern, nach Krefeld. Die Familie wohnte zunächst im Haus Evertsstraße 36, wo der Sohn Nathan und die Tochter Elise ein Manufakturwarengeschäft eröffneten. Moses und Nathan Hirsch sowie der größere Teil der Familie verließen Krefeld zu Beginn des 20. Jahrhunderts, danach übernahm Max Hirsch die Firmenanteile seines Bruders. Im Jahre 1901 heiratete Max Hirsch die am 8. Dezember 1874 in Breyell geborene Johanna Levy. 1902 kam die Tochter Else zur Welt. Die Familie zog 1914 in das Haus Hochstraße 62. Dort befand sich dann das Manufakturwarengeschäft Hirsch und Co, das mittlerweile um eine Konfektionsabteilung erweitert worden war. Das Manufakturwarengeschäft im Haus Evertsstraße 36 führte Max Hirsch als alleiniger Inhaber noch eine kurze Zeit weiter. 1924 hatte der aus Gelsenkirchen stammende Textilkaufmann Walter Cohen Else Hirsch geheiratet. Eigentlich sollte Walter Cohen auch das Geschäft Hirsch und Co übernehmen, aber er, seine Frau und die zwei Töchter planten ihre Auswanderung. Während des Novemberpogroms wurde das Geschäft so stark verwüstet, dass es weit unter Wert verkauft werden musste. Walter Cohen wurde verhaftet und kam nach Dachau. Nach seiner Entlassung ging die Familie am 13. Januar 1939 über Scheveningen und Rotterdam in die USA. Max Hirsch und seine Frau zogen im Februar 1939 in das Haus Grenzstraße 59, ein „Judenhaus“. Am 21. August 1939 emigrierten sie, wohl mit dem Ziel London, so zumindest ist es auf der Meldekarte eingetragen. Max und Johanna Hirsch mussten aber, wahrscheinlich bedingt durch den Kriegsausbruch, in den Niederlanden bleiben. 1940 stellten sie von Scheveningen aus beim Höheren SS- und Polizeiführer in Den Haag einen Antrag auf Erteilung eines Passes. Im Sommer 1942 wurden Max und Johanna Hirsch jedoch verhaftet und über das Lager Westerbork nach Auschwitz deportiert, wo sie im Oktober 1942 ermordet wurden. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Meta Hirsch und Rudolf Hirsch

Bearbeiten
Meta Hirsch und Rudolf Hirsch
Inschriften HIER WOHNTE
META HIRSCH
GEB. SAMSON
JG. 1880
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
AUSCHWITZ
ERMORDET 1944
HIER WOHNTE
RUDOLF HIRSCH
JG. 1907
FLUCHT 1939
PALÄSTINA
ÜBERLEBT
   


 
Standort Wilhelmshofallee 74 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 19. November 2008
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Meta Hirsch geb. Samson, geboren am 18. Oktober 1880 in Essen.[35]
  • Rudolf Hirsch, geboren am 17. November 1907 in Krefeld.

Meta Hirsch wurde am 21. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt und von dort aus am 9. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Ihr Sohn Rudolf Hirsch betrieb ein kleines Schuhgeschäft, das Schuhhaus Hirsch zunächst am Neumarkt Ecke Hochstraße, später zog das Geschäft um. Als Kommunist und Jude war er früh den Repressalien der Nationalsozialisten ausgesetzt. 1938 emigrierte er nach Palästina. Das Schuhhaus Hirsch wurde zwangsarisiert und von einem Angestellten, der der NSDAP angehörte, übernommen. Auch nach 1945 bekam Rudolf Hirsch sein Geschäft nicht zurück, ihm wurde sogar die Einreise in die Britische Besatzungszone verweigert. Der neue Eigentümer des Schuhgeschäfts Grüterich behauptete vor Gericht, das Schuhhaus sei „übertragen“ worden, weil der Inhaber es „heruntergewirtschaftet“ habe.

Im Gedenken an Rudolf Hirsch wurde die Hirschgasse zwischen Königstraße und Lohstraße nach Rudolf Hirsch benannt.[36]

Kurt Hirschfelder

Bearbeiten
Dr. Kurt Hirschfelder
Inschrift HIER WOHNTE
DR. KURT

HIRSCHFELDER
JG. 1878

GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET

FLUCHT IN DEN TOD

29.10.1941

 
Standort Ostwall 148 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 19. November 2008 / 1. Neuverlegung 11. Juni 2015 / 2. Neuverlegung 29. Oktober 2021
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Dr. Kurt Isidor Hirschfelder, geboren am 11. März 1878 in Rexingen.[37]

Kurt Hirschfelder studierte an den Universitäten in Freiburg, München und Berlin Medizin. 1906 ließ er sich als erster Kinderarzt in Krefeld nieder und richtete dort eine Mütterberatungsstelle ein. Er wohnte und praktizierte im Haus Ostwall 148 und sorgte 1914 für die Eröffnung eines Säuglingsheimes des Krefelder Frauenvereins im Haus Petersstraße 71. Während des Ersten Weltkrieges war er Sanitätsoffizier. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde ihm im April 1933 die Kassenzulassung entzogen und im Dezember 1933 musste er die Leitung des Säuglingsheimes abgeben. Nach der Pogromnacht wurde Hirschfelder gezwungen, sein Automobil abzugeben und musste in das Haus Hohenzollernstraße 46 umziehen. Im August 1941 zog er in das Haus Westwall 50. Vor seiner Deportation in den Osten setzte Kurt Hirschfelder seinem Leben am 29. Oktober 1941 ein Ende.[38]

Der ursprünglich am 19. November 2008 verlegte Stolperstein wurde bei Bauarbeiten am Ostwall versehentlich vernichtet. Am 11. Juni 2015 wurde am Ostwall ein neuer Stolperstein im Gedenken an Kurt Hirschfelder verlegt.[39] Wegen erneuter Bauarbeiten am Ostwall 148 wurde der Stolperstein von der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld (Villa Merländer) eingelagert. Im Herbst 2021 erfolgte dann die erneute Verlegung.

Hugo Kaufmann, Georg Kaufmann und Erna Kaufmann

Bearbeiten
Dr. Hugo Kaufmann, Georg Kaufmann und Erna Kaufmann
Inschriften HIER WOHNTE
DR. HUGO KAUFMANN
JG. 1873
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
TOT 17.2.1942
HIER WOHNTE
GEORG KAUFMANN
JG. 1921
FLUCHT 1939
ENGLAND
ÜBERLEBT
HIER WOHNTE
ERNA KAUFMANN
GEB. KOOPMANN
JG. 1882
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
AUSCHWITZ
ERMORDET 1944
     
Standort Nordwall 75 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 19. November 2008
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Dr. Hugo Kaufmann, geboren am 27. September 1873 in Krefeld.[40]
  • Georg Kaufmann, geboren am 14. Februar 1921 in Düsseldorf.
  • Erna Kaufmann Geb. Koopmann, geboren am 20. August 1882 in Krefeld.[41]

Hugo Kaufmann wurde am 27. September 1873 in Krefeld als Sohn des Seidenfabrikanten Isaac Kaufmann geboren. Er studierte in Köln und Bonn Jura und ließ sich als Fachanwalt für Staats- und Verwaltungsrecht in Krefeld nieder. Zunächst im Haus Südwall 2 ansässig, zog er im Oktober 1904 in das Haus Nordwall 75, wo sich dann auch seine Kanzlei befand. Im November des Jahres 1904 heiratete Hugo Kaufmann Erna Koopmann, die Tochter des Krefelder Seidenwarenfabrikanten Emil Koopmann und seiner Frau Gertrud Leon. 1921 wurde das einzige Kind, der Sohn Georg, geboren. Hugo Kaufmann engagierte sich schon früh in der Bürgerschaft und wurde 1913 Stadtverordneter für die liberale Partei. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil und erhielt, noch im Krieg, den Titel „Preußischer Justizrat“. Nach Beginn der NS-Diktatur musste Hugo Kaufmann wie auch die anderen Juristen jüdischer Herkunft erhebliche Ein- und Beschränkungen seiner Tätigkeit hinnehmen. Ab September 1938 war Juden der Beruf des Rechtsanwalts verschlossen. Jüdische Anwälte durften sich nur noch Rechtskonsulent nennen. Zunehmend engagierte sich Hugo Kaufmann in der Jüdischen Gemeinde. Nach der Emigration des bisherigen Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde Krefelds, Kurt Alexander, und des Oberrabbiners Bluhm im Frühjahr 1939 übernahm er deren Leitung. Georg Kaufmann hatte das Gymnasium am Moltkeplatz bis zu seinem Verweis 1938 besucht. Versuche, eine Ausbildung in einer Weberei oder in der Krefelder Webschule zu beginnen, wurden vereitelt, weil er Jude war. Am 11. Februar 1939 verließ Georg Kaufmann Krefeld und emigrierte zunächst nach England, später nach Australien. Kaufmann kümmerte sich um die Geschicke der noch in Krefeld verbliebenen Jüdinnen und Juden, bis er und seine Frau am 22. Juli 1942 mit dem Rest der Gemeinde nach Theresienstadt deportiert wurden. Dort starb er am 17. Februar 1943. Seine Frau Erna wurde noch im Oktober 1944 nach Auschwitz verschleppt, wo sie wahrscheinlich kurz nach der Ankunft ermordet wurde. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Hermann Koppel

Bearbeiten
Hermann Koppel
Inschrift HIER WOHNTE
HERMANN KOPPEL
JG. 1856
EINGEWIESEN
'HEILANSTALT' BENDORF-SAYN
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET 1942
 
Standort Kölner Straße 25 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 19. November 2008
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Hermann Koppel, geboren am 30. November 1856 in Neukirchen-Vluyn.[42]

Der Metzger Hermann Koppel war mit Josefine Voss verheiratet, gemeinsam hatten sie vier Kinder (u. a. Tochter Else Koppel – siehe Else Müller Roßstraße 249). Hermann Koppel heiratete ein zweites Mal. Am 19. Juni 1908 heiratete er Ida Winkler. Hermann Koppel wurde am 1. Dezember 1941 in die Jüdische Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn eingewiesen und von dort aus am 15. Juni 1942 in das Ghetto Izbica deportiert. Seine Ehefrau Ida wurde mit dem sogenannten Altentransport im Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert.[5]

Sara Koppel

Bearbeiten
Sara Koppel
Inschrift HIER WOHNTE
SARA KOPPEL
GEB. FALK
JG. 1859
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
 
Standort Uerdinger Straße 109 (vor Freifläche / Parkplatz) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 19. November 2008
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Sara Klara Koppel geb. Falk, geboren am 16. Mai 1859 in Krefeld.[43]

Sara Klara Koppel wurde am 25. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt und von dort am 21. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert. Dort verliert sich ihre Spur... Ihr Sohn Hugo, der eine Firma die Öle und Fette importierte betrieb, wurde nach den Novemberpogromen 1938 verhaftet und im KZ Dachau inhaftiert. Um seine Firma zu „arisieren“ wurde er wieder entlassen. Hugo Koppel und seiner Frau Hilde gelang es mit ihrer Tochter Marion 1939 nach England zu emigrieren. Er arbeitete in Slough als Vertreter für eine Margarinefabrik. Hugo, Hilde und Marion Koppel überlebten den Holocaust.

Wilhelm Rose

Bearbeiten
Wilhelm Rose
Inschriften HIER WOHNTE
WILHELM ROSE
JG. 1938
DEPORTIERT 1940
AUSCHWITZ
ERMORDET 10.7.1943
 
Standort Glindholzstraße 107 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 19. November 2008 / Neuverlegung 2. Februar 2018
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Wilhelm Rose, geboren am 24. April 1938 in Krefeld.

Der Sinto Wilhelm Rose wurde als „Zigeuner“ verfolgt und am 21. Mai 1943 mit einem Sammeltransport nach Auschwitz deportiert. Wilhelm Rose wurde am 10. Juli 1943 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.
Aufgrund von Bauarbeiten wurde der Stolperstein zwischenzeitlich in Sicherheit gebracht und am 2. Februar 2018 an der ursprünglichen Stelle neu verlegt.

Ingeborg Zander, Karl Zander und Helga Zander

Bearbeiten
Ingeborg Zander, Karl Zander und Helga Zander
Inschriften HIER WOHNTE
INGEBORG ZANDER
JG. 1923
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
KARL ZANDER
JG. 1883
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
AUSCHWITZ
ERMORDET 1944
HIER WOHNTE
HELGA ZANDER
JG. 1926
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
     
Standort Ostwall 48 (Ecke Südwall) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 19. November 2008
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Karola Ingeborg Carla Inge Zander, geboren am 30. Dezember 1923 in Krefeld.[44]
  • Karl Zander, geboren am 5. April 1883 in Wanlo.[45]
  • Helga Zander, geboren am 20. März 1926 in Krefeld.[46]

Karl Zander wurde am 25. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt und von dort aus am 6. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, dort verliert sich seine Spur... Seine Töchter Ingeborg und Helga wurden am 22. April 1942 in das Ghetto Izbica deportiert, dort verliert sich auch ihre Spur... Helga und Ingeborg Zander wurden später für tot erklärt.

Willi Conrads

Bearbeiten
Wilhelm Conrads
Inschriften HIER WOHNTE
WILLI CONRADS
JG. 1911
EINGEWIESEN 1935
SÜCHTELN-JOHANNISTHAL
'VERLEGT' 1941
HADAMAR
ERMORDET 1941
AKTION T4
 
Standort Germaniastraße 51 (direkt am Hauseingang) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Dezember 2011
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Wilhelm Conrads, geboren am 9. August 1911.

Wilhelm „Willi“ Conrads wurde 1935 wegen Schizophrenie in die Heil- und Pflegeanstalt Süchteln-Johannistal eingewiesen und von dort aus am 30. Juni 1941 nach Hadamar verlegt. Die Todesanzeige, ohne genaues Todesdatum, erfolgte am 9. Juli 1941. Wilhelm Conrads wurde im Rahmen der Aktion T4 im Juli 1941 ermordet.

Bruno de Beer, Johanna de Beer, Ida de Beer und Rudolf de Beer

Bearbeiten
Bruno de Beer, Johanna de Beer, Ida de Beer und Rudolf de Beer
Inschriften HIER WOHNTE
BRUNO DE BEER
JG. 1887
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
JOHANNA DE BEER
GEB. KATZ
JG. 1894
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
IDA DE BEER
JG. 1922
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
RUDOLF DE BEER
JG. 1925
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
       
Standort Dießemer Straße 89 (vor dem Eingang/der Einfahrt zum Spielplatz SpieDie) genauer Verlegeort
Initiator, Stifter bzw. Auftraggeber SPD Krefeld-Mitte
Finanzierung Spenden
Datum der Erstverlegung 16. Dezember 2011 / Neuverlegung 2. Februar 2018
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Bruno de Beer, geboren am 20. Mai 1887 in Krefeld.[47]
  • Johanna de Beer geb. Katz, geboren am 11. Oktober 1894 in Vorst.[48]
  • Ida de Beer, geboren am 6. April 1922 in Krefeld.[49]
  • Rudolf Rudi de Beer, geboren am 6. November 1925 in Krefeld.[50]

Auf dem Gelände Dießemer Straße 89 betrieb Bruno de Beer einen Schrotthandel. Verheiratet war er mit Johanna Katz, gemeinsam hatten sie einen Sohn und eine Tochter. Sohn Rudolf ging wohl in die Lehre und Tochter Ida arbeitete in einem Haushalt. Bruno de Beer wurde vom 17. November 1938 bis zum 1. Dezember 1938 im KZ Dachau inhaftiert. Am 22. April 1942 wurde die gesamte Familie in das Ghetto Izbica deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Die Familie de Beer wurde zum 8. Mai 1945 am 12. April 1950 vom Amtsgericht Krefeld für tot erklärt.[51]

Die teilweise stark beschädigten Stolpersteine von 2011 wurden im Rahmen der siebten Stolpersteinverlegung in Krefeld am 2. Februar 2018 komplett entfernt und durch vier neue Steine ersetzt.

Moritz Frank

Bearbeiten
Moritz Frank
Inschrift HIER WOHNTE
MORITZ FRANK
JG. 1880
ZWANGSARBEIT
KREFELD
TOT 22.8.1942
 
Standort Lewerentzstraße 21 (Ecke Gerberstraße) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Dezember 2011
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Moritz Frank, geboren am 9. März 1880 in Krefeld.

Der Kaufmann Moritz Frank war Mitinhaber der Seidenhandlung Hertzmann und Frank an der Neusser Straße. Moritz Frank war mit der nicht-jüdischen Klara Risse verheiratet; gemeinsam bekamen sie noch vor dem Ersten Weltkrieg drei Kinder – Kurt, Herbert und Edith. Im April 1933 kam noch Tochter Ruth dazu. Während des Ersten Weltkrieges war Moritz Frank Soldat und wurde verwundet. Nach den Novemberpogromen 1938 emigrierten seine Söhne Kurt und Herbert und seiner Tochter Edith nach Ost-Afrika. Als Weltkriegsteilnehmer und durch die sogenannte „Mischehe“ blieb Moritz Frank vor einer Deportation geschützt, wurde aber gezwungen von März bis August 1941 in der sogenannten „Judenkolonne“ im Forstwald Zwangsarbeit zu leisten. Krank und geschwächt stirbt Moritz Frank am 22. August 1942 in Krefeld.[52]

Erna Frankenberg und Else Frankenberg

Bearbeiten
Erna Frankenberg und Else Frankenberg
Inschriften HIER WOHNTE
ERNA FRANKENBERG
JG. 1901
DEPORTIERT 1942
IZBICA
 ???
HIER WOHNTE
ELSE FRANKENBERG
JG. 1903
GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
20.4.1942
   
Standort Nordstraße 15 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Dezember 2011
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Erna Frankenberg, geboren am 10. Juli 1901 in Krefeld.[53]
  • Else Frankenberg, geboren am 8. November 1903 in Krefeld.[54]

Else und Erna Frankenberg wurden als Töchter des Klempners und Installateurs Jakob Frankenberg und seiner Frau Sara geb. Kaufmann in Krefeld geboren; Else am 6. November 1903, Erna am 10. Juli 1901. Die älteste Tochter, ihre Schwester Hertha, wurde 1898 geboren. Sie war von Beruf Directrice und ging 1912 nach Dortmund. Der Vater hatte sein Geschäft im Haus Nordstraße 15. Beide Schwestern blieben unverheiratet und wohnten bei ihren Eltern. Jakob Frankenberg starb am 1. Januar 1941, seine Frau kurz danach, am 16. April 1941. Erna Frankenberg wurde am 22. April 1942 nach Izbica deportiert, dort verliert sich ihre Spur. 1948 wurde sie vom Amtsgericht Krefeld für tot erklärt. Else Frankenberg starb am 20. April 1942 in Krefeld. Sie hatte sich vor der Deportation das Leben genommen. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Anna Hermes

Bearbeiten
Anna Hermes
Inschrift HIER WOHNTE
ANNA HERMES
JG. 1919
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 5.5.1943
 
Standort Geldernsche Straße 175 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Dezember 2011
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Anna Hermes, geboren am 2. Oktober 1919 in Krefeld.[55]

Anna Hermes wurde am 2. Oktober 1919 in Krefeld als eines der vier Kindern von Friedrich Hermes und Johanna geb. Sassen geboren. Friedrich Hermes, von Beruf Maurer, war katholisch, Johanna entstammte einer jüdischen Familie aus Sittard/NL. Alle Kinder wurden jüdisch erzogen, Anna besuchte vom 6. bis zum 14. Lebensjahr die Jüdische Volksschule in Krefeld. 1937 trat sie jedoch aus der jüdischen Religionsgemeinschaft aus. Nach ihrer Schulzeit arbeitete sie als Hilfsarbeiterin in verschiedenen Betrieben, zuletzt bei der Färberei Lawaczeck, Viktoriastraße 67. Im August 1940 wurde Anna Hermes „wegen Nicht-Änderung ihres Vornamens“ vom Amtsgericht Krefeld zu einer Geldstrafe von 30 Reichsmark verurteilt. Am 12. Dezember 1941 verfasste der Kriminaloberassistent Kloppmann eine Meldung, nach der er Anna Hermes zweimal ohne „Judenstern“ auf der Straße gesehen habe; einmal habe sie sich dabei von einem Soldaten verabschiedet. Anna Hermes wird für 21 Tage in „Schutzhaft“ genommen und danach am 23. März 1942 staatspolizeilich verwarnt. Im August desselben Jahres wird Anna wiederum, diesmal zusammen mit ihrer Mutter, denunziert. Der Kolonialwarenhändler Rudolf Griesmann behauptet, beide ohne Stern auf der Viktoriastraße gesehen zu haben. Am 17. September 1942 werden beide wegen „NichtTragens des Judensterns“ verhaftet, bei Anna zusätzlich die Überführung in ein Konzentrationslager beantragt. Die Gestapo hält sie für eine Wiederholungstäterin, die eine dauernde Gefahr für ihre Umwelt bilde. Da sie staatspolitisch bislang nicht aufgefallen und durch ihre Mischehe geschützt war, kam Johanna Hermes am 3. Oktober 1942 frei. Ihre Tochter Anna wurde am selben Tag in das Polizeigefängnis Düsseldorf-Derendorf verbracht. Im Januar 1943 wurde sie dann in das KZ Auschwitz deportiert. Die dortige Lagerleitung teilte am 5. Mai 1943 der Staatspolizeileitstelle in Düsseldorf mit, dass Anna Hermes am 5. Mai 1943 an Durchfall im Krankenbau verstorben sei. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Michael Levy, Rosa Levy, Max Levy, Paul Levy, Trude Levy, Hilde Levy und Erich Levy

Bearbeiten
Michael Levy, Rosa Levy, Max Levy, Paul Levy, Trude Levy, Hilde Levy und Erich Levy
Inschriften HIER WOHNTE
MICHAEL LEVY
JG. 1870
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 12.2.1943
HIER WOHNTE
ROSA LEVY
GEB. GOLDBERG
JG. 1864
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 13.8.1942
HIER WOHNTE
MAX LEVY
JG. 1899
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
HIER WOHNTE
PAUL LEVY
JG. 1904
FLUCHT 1937
SÜDAFRIKA
ÜBERLEBT
HIER WOHNTE
TRUDE LEVY
GEB. MEYER
JG. 1908
FLUCHT 1937
SÜDAFRIKA
ÜBERLEBT
HIER WOHNTE
HILDE LEVY
GEB. BEHR
JG. 1921
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
BERGEN - BELSEN
ÜBERLEBT
HIER WOHNTE
ERICH LEVY
JG. 1911
FLUCHT 1938
MEXIKO
ÜBERLEBT
             


 
Standort Neusser Straße 38 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Dezember 2011
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Michael Levy, geboren am 23. Februar 1870 in Krefeld.[56]
  • Rosa Levy geb. Goldberg, geboren am 9. Juli 1864 in Neuenheerse.[57]
  • Max Levy, geboren am 2. Januar 1899 in Krefeld.[58]
  • Paul Levy, geboren am 18. Juli 1904 in Krefeld.
  • Trude Levy geb. Meyer, geboren am 6. Februar 1908 in Boppard.
  • Hilde Levy geb. Behr, geboren am 10. März 1921 in Köln-Holweide.[59]
  • Erich Levy, geboren am 25. April 1911 in Krefeld.

Michael Levy wurde am 23. Februar 1870 als Sohn des Seidenwebers Joseph Levy und seiner Frau Anna geborene Hertz in Krefeld geboren. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre und heiratete am 18. Januar 1897 die am 8. Juli 1864 in Neuenheerse Kreis Warburg geborene Rosa Goldberg. Rosa Goldberg war 1895 aus Koblenz nach Krefeld gekommen und hatte zusammen mit Rosalie Zander im Haus Neusser Straße 44 ein Manufakturwarengeschäft gegründet. Im Jahr 1900 eröffnete sie mit ihrer Schwester Friederike Isacsohn, deren Mann ein Zigarrengeschäft an der Neusser Straße betrieb, ein neues Manufakturwarengeschäft, „Goldberg und Levy“, im Haus Neusser Straße 53. Michael Levy betätigte sich hier zunächst als Prokurist, ab 1925 war er Mitinhaber. 1913 erwarb Levy das Haus Neusser Straße 38, das Geschäft wurde dorthin verlegt. Im November 1938 wurde das Geschäft während des Pogroms zerstört und danach aufgegeben. Das Haus konnte die Familie Levy aber noch bis 1940 behalten. Es wurde ein sogenanntes Judenhaus mit bis Juli 1942 insgesamt 39 jüdischen Bewohnern, die nach und nach entweder emigrieren konnten oder deportiert wurden. Michael und Rosa Levy wurden dann am 25. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Rosa starb dort bereits am 13. August 1942, Michael Levy am 12. Februar 1943. Michael und Rosa Levy bekamen vier Söhne: den am 2. Januar 1899 geborenen Max, den am 14. Februar 1900 geborenen Ernst, den am 18. Juli 1904 geborenen Paul sowie den am 25. April 1911 geborenen Erich. Max Levy war gelernter Kaufmann und arbeitete im Geschäft seiner Eltern, nach dem Tode Friederike Isacsohns seit 1936 als Mitinhaber. Er wohnte ebenfalls im Haus Neusser Straße 38. Im Juli 1941 heiratete er die am 10. März 1921 in Köln geborene Hilde Behr. Beide wurden im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Während Max am 6. Oktober 1944 nach Auschwitz-Birkenau weiter verschleppt wurde und dort ums Leben kam, überlebte seine Frau und kam im Juli 1945 aus Bergen-Belsen nach Krefeld zurück. Im April 1946 zog sie dann nach Neustadt/Holstein. Ernst Levy studierte in Bonn Jura und war danach in Krefeld als Anwalt tätig. Bis 1931 lebte er bei seinen Eltern. Seine Kanzlei befand sich am Ostwall, er selbst wohnte zuletzt im Haus Friedrichstraße 11. Ernst Levy arbeitete nach Verlust seiner Anwaltszulassung 1933 als Versicherungsvertreter. Er heiratete die am 27. Juli 1910 in Duisburg geborene Gymnastiklehrerin Cläre Hilsenrath und emigrierte mit ihr 1937 nach Johannesburg / Südafrika. Paul Levy hatte in Bonn Rechtswissenschaften studiert und arbeitete als Rechtsanwalt in Krefeld und in Bocholt. In Krefeld wohnte er bei seinen Eltern. 1936 heiratete er die am 6. Februar 1908 in Boppard geborene Trude Meyer. Beide emigrierten am 22. Januar 1937 nach Johannesburg / Südafrika. Der jüngste Sohn Erich war von Beruf Ingenieur und arbeitete zeitweise in Aachen und Essen. In Krefeld wohnte er bei seinen Eltern, bis er am 24. Oktober 1938 nach Mexiko auswanderte. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Meta Joseph, Hedwig Willner, Irma de Vries, Liselotte Voss und Edith Willner

Bearbeiten
Meta Joseph, Hedwig Willner, Irma de Vries, Liselotte Voss und Edith Willner
Inschriften HIER WOHNTE
META JOSEPH
GEB. WILLNER
JG. 1909
DEPORTIERT 1941
RIGA
 ???
HIER WOHNTE
HEDWIG WILLNER
GEB. PINS
JG. 1883
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET 1943 IN
AUSCHWITZ
HIER WOHNTE
IRMA DE VRIES
GEB. WILLNER
JG. 1911
FLUCHT 1938 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1942
ERMORDET 1943 IN
AUSCHWITZ
HIER WOHNTE
LISELOTTE VOSS
GEB. WILLNER
JG. 1912
FLUCHT 1938
RHODESIEN
ÜBERLEBT
HIER WOHNTE
EDITH WILLNER
JG. 1914
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET IN
STUTTHOF
         
Standort Oelschlägerstraße 63 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Dezember 2011
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Meta Joseph geb. Willner, geboren am 15. November 1909 in Gladbeck.[60]
  • Hedwig Willner geb. Pins, geboren am 31. Juli 1883 in Lüdinghausen.[61]
  • Irma de Vries geb. Willner, geboren am 12. August 1911 in Oedt.
  • Liselotte Voss geb. Willner, geboren am 31. Juli 1912 in Oedt.
  • Edith Willner, geboren am 27. März 1914 in Oedt.[62]

Hedwig Willner wurde gemeinsam mit ihren Töchtern Meta und Edith am 11. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert. Von dort aus wurden sie am 1. Oktober 1944 in das KZ Stutthof gebracht. Hedwig Willner starb dort am 10. Januar 1945. Die Schneiderin Meta Joseph starb vermutlich am 27. Dezember 1944, wurde 1956 zum 31. Dezember 1945 vom Amtsgericht Krefeld für tot erklärt. Edith Willner starb vermutlich nach dem 2. November 1943 in Stutthof, sie wurde 1956 zum 31. Dezember 1945 vom Amtsgericht Krefeld für tot erklärt.

Irma de Vries konnte zunächst nach Amsterdam flüchten, wurde nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im Durchgangslager Westerbork interniert und 1942/43 mit ihrer zweieinhalbjährigen Tochter nach Auschwitz deportiert. Irma de Vries starb vermutlich im Vernichtungslager Sobibor. Am 7. Mai 1951 wurde Irma de Vries vom Amtsgericht Uerdingen zum 8. Mai 1945 für tot erklärt.

Liselotte Voss konnte am 26. Juli 1939 nach Bulawajo in Rhodesien emigrieren. 1966 wurde sie in Deutschland wiedereingebürgert.

Margarethe Papendell

Bearbeiten
Margarethe Papendell
Inschrift HIER WOHNTE
MARGARETHE
PAPENDELL
JG. 1941
EINGEWIESEN 1943
HEILANSTALT
WALDNIEL-HOSTERT
'KINDERFACHABTEILUNG'
ERMORDET 30.6.1943
 
Standort Inrather Straße bei Haus Nr. 145 (Ecke Girmesdyk) genauer Verlegeort
Initiator, Stifter bzw. Auftraggeber Lebenshilfe Krefeld e. V.
Datum der Erstverlegung 16. Dezember 2011
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Margarethe Papendell, geboren am 9. Juni 1941 in Krefeld.

Margarethe Papendell war das jüngste von 8 Kindern der Eheleute Elisabeth und Jakob Papendell. Aufgrund einer durch einen Unfall ausgelösten Behinderung von Margarethe, wurde sie 1943 in die Heil- und Pflegeanstalt in Bonn untergebracht und später in die Kinderfachabteilung Waldniel, einer Außenstelle der Heil- und Pflegeanstalt Süchteln, verlegt. Als sie eingewiesen wurde, war sie gut genährt und gepflegt. Margarethe starb kurz nach ihrem zweiten Geburtstag aufgrund einer „akuten Herz- und Kreislaufschwäche“, so die erhaltene Krankenakte. Historiker gehen davon aus, dass sie keines „normalen“ Todes gestorben ist. Einen Hinweis auf den Grund für Margarethes Einweisung lieferte gegenüber der Westdeutschen Zeitung ihre Schwester Rosemarie Mori, die 1947 geboren wurde. „Ich erinnere mich daran, dass zu Hause manchmal von einem jüdischen Jungen die Rede war.“ In einem Telefongespräch im Frühjahr 2013 bestätigt ihr Bruder Jakob Papendell Rosemaries Hinweis auf den jüdischen Jungen, den die Mutter möglicherweise versteckt hielt: Jakob Papendell, der seit vielen Jahren in Australien lebt: „Mutter hat immer Butterbrote geschmiert für die Judenkinder, die hungerten. Wir hatten selbst nicht viel, aber die waren noch ärmer. Irgendwas war da auch mit einem kleinen jüdischen Jungen. Ein eingeheirateter Onkel hat meiner Mutter damals damit gedroht, sie bei der Gestapo anzuzeigen, wenn sie ihn weiter verstecke.“[63]

Paul Vogt

Bearbeiten
Paul Vogt
Inschrift HIER WOHNTE
PAUL VOGT
JG. 1929
EINGEWIESEN 1938
HEILANSTALT
WALDNIEL-HOSTERT
'KINDERFACHABTEILUNG'
ERMORDET 1943
 
Standort Hohenzollernstraße 2 (Ecke Bismarckplatz) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Dezember 2011
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Paul Vogt, geboren 1929 in Krefeld.

Paul Vogt kam am 22. Juni 1929 als Sohn des Bergmanns Friedrich Vogt und seiner Frau Theodora geborene Lamers in Krefeld zur Welt. Sein Vater stammte aus Goch, er war aber schon frühzeitig mit seinen Eltern nach Krefeld gekommen. Paul war das jüngste von fünf Kindern der Familie. Eine Schwester war schon in jungen Jahren verstorben. Paul Vogt wurde 1938 in die Kinderfachabteilung Waldniel, einer Außenstelle der Heil- und Pflegeanstalt Süchteln, eingewiesen. Dort starb er 1943. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Elfriede Bruckmann, Thekla Bruckmann, Olga Bruckmann, Albrecht Bruckmann, Mirijam Bruckmann, Anita Bruckmann, Jenny Bruckmann und Sara Marcus, Willy Marcus, Ingeborg Lotte Marcus

Bearbeiten
Elfriede Bruckmann, Thekla Bruckmann, Olga Bruckmann, Albrecht Bruckmann, Mirijam Bruckmann, Anita Bruckmann, Jenny Bruckmann und Sara Marcus, Willy Marcus, Ingeborg Lotte Marcus
Inschriften HIER WOHNTE
ELFRIEDE

BRUCKMANN
JG. 1894
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET


HIER WOHNTE
THEKLA BRUCKMANN
JG. 1890
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
OLGA BRUCKMANN
JG. 1879
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
ALBRECHT

BRUCKMANN
JG. 1883
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET


HIER WOHNTE
MIRIJAM

BRUCKMANN
GEB. EISNER
JG. 1892
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET


HIER WOHNTE
ANITA BRUCKMANN
JG. 1922
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET
HIER WOHNTE
JENNY BRUCKMANN
JG. 1932
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET
HIER WOHNTE
SARA MARCUS
GEB. BRUCKMANN
JG. 1886
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET
HIER WOHNTE
WILLY MARCUS
JG. 1885
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET
HIER WOHNTE
INGEBORG LOTTE

MARCUS
JG. 1923
FLUCHT 1938
ENGLAND

                   
Standort Südwall 34 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 11. Juni 2015
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Elfriede Bruckmann, geboren am 20. Juni 1894 in Krefeld.[64]
  • Thekla Bruckmann geboren am 9. Dezember 1890 in Krefeld.[65]
  • Olga Bruckmann, geboren am 12. September 1879 in Krefeld.[66]
  • Albrecht Bruckmann, geboren am 8. Januar 1883 in Krefeld.[67]
  • Mirijam Bruckmann geb. Eisner, geboren am 31. Juli 1892 in Warschau.[68]
  • Sara Marcus geb. Bruckmann, geboren 1886 in Krefeld.
  • Willy Marcus, geboren 1885.
  • Anita Bruckmann, geboren am 5. Juni 1922 in Krefeld.[69]
  • Jenny Bruckmann, geboren am 21. Juli 1902 in Goch.[70]
  • Ingeborg Lotte Marcus, geboren 1923.

Albrecht Bruckmann war der Sohn des Viehhändlers Salomon Bruckmann und seiner Frau Maria Mayer. Albrecht Bruckmann wurde Seidenwarenhändler und gründete nach dem Ersten Weltkrieg eine Seidenwarenhandlung, die er seit 1925 mit seinem Bruder Ludwig im Haus Südwall 61 betrieb. 1892 heiratete er Mirijam Eisner, gemeinsam hatten sie die Kinder Anita, Rudolf und Jenny. Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten übersiedelte die Familie im Juni 1933 nach Kopenhagen. Dort starb Sohn Rudolf (geb. 1924) im Februar 1934. Die Familie Bruckmann kehrte wieder zurück nach Krefeld, wo sie ab Juni 1934 im Haus Südwall 34 wohnten. Nach der Pogromnacht 1938 wurde Albrecht Bruckmann verhaftet und im KZ Dachau inhaftiert. Als ehemaliger Frontkämpfer wurde er jedoch sehr bald wieder entlassen. Im September 1939 musste die Familie in das „Judenhaus“ Hubertusstraße 159 umziehen, am 19. August 1941 dann in das „Judenhaus“ Gerberstraße 33. Am 11. Dezember 1941 wurde die Familie Bruckmann in das Ghetto Riga deportiert. Ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt.

Olga, Thekla und Elfriede Bruckmann waren die Schwestern von Albrecht Bruckmann. Olga Bruckmann war von Beruf Haushälterin, nach einem kurzen Aufenthalt in Breslau kehrte sie 1918 wieder zurück nach Krefeld. Thekla Bruckmann war von Beruf Putzmacherin und lebte kurzzeitig in Geldern. Elfriede Bruckmann war von Beruf Verkäuferin, arbeitete aber auch in der Landwirtschaft. Gemeinsam mit ihrem Bruder Richard gründeten die Schwestern 1919 die Samt- und Seidenstoffhandlung Geschw. Bruckmann, in die 1923 nach dem Ausscheiden von Richard Bruder Leopold eintrat. Leopold Bruckmann trat 1927 wieder aus der Firma aus. Olga, Thekla und Elfriede Bruckmann verlegten nun die Samt- und Seidenwarenhandlung in das Haus Südwall 34, das ihrem Bruder Albrecht gehörte. Ab 1929 wohnten sie auch dort. 1939 wurden sie gezwungen ihr Geschäft aufzugeben und zogen im April 1939 in ihr Elternhaus Hülser Straße 404. Olga Bruckmann war von Mai bis September 1940 in der jüdischen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf - Sayn untergebracht. Von dort kehrte sie nach Krefeld zurück. Am 22. April 1942 wurden die Schwestern in das Ghetto Izbica deportiert, dort verliert sich ihre Spur.

Clara Bruckmann war ebenfalls eine Bruckmann-Schwester. Von Beruf war sie Kontoristin und Geschäftsinhaberin. Clara Bruckmann ging 1921 nach Berlin, wo sie Willy Marcus heiratete. Tochter Ingeborg Lotte wurde dort 1923 geboren. Im Dezember 1933 kehrte Clara Bruckmann nach Krefeld zurück und zog zu ihren Geschwistern in das Haus Südwall 34. Tochter Ingeborg Lotte und Ehemann Willy folgten 1934. 1938 ging Tochter Ingeborg Lotte für ein halbes Jahr in die Schweiz nach Montreux und kehrte am 2. November 1938 wieder zurück nach Krefeld, um am 22. Dezember 1938 endgültig nach England in die Grafschaft Essex auszuwandern. Clara Marcus und ihr Mann zogen wie ihre Geschwister im April 1939 in das Haus Hülser Straße 404. Am 18. Dezember 1941 wurden Willy und Clara Marcus nach Riga deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.[71]

Die 10 Stolpersteine für die jüdischen Familien Bruckmann und Marcus sind aktuell die größte zusammenliegende Gruppe von Stolpersteinen in Krefeld.

Elisabeth Erdtmann und Helga Erdtmann

Bearbeiten
Elisabeth Erdtmann und Helga Erdtmann genannt Anja Lundholm
Inschriften HIER WOHNTE
ELISABETH

ERDTMANN
GEB. BLUMENTHAL
JG. 1893
GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
7.12.1938


HIER WOHNTE
HELGA ERDTMANN
GENANNT
ANJA LUNDHOLM
JG. 1918
FLUCHT 1941 ITALIEN
VERHAFTET 1943
GEFÄNGNIS INNSBRUCK
1943 RAVENSBRÜCK
BEFREIT/ÜBERLEBT
   
Standort Uerdinger Straße 1 (vor Engel-Apotheke) genauer Verlegeort
Initiator, Stifter bzw. Auftraggeber Schüler und Schülerinnen des Ricarda-Huch-Gymnasium (Krefeld)
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Elisabeth Erdtmann geb. Blumenthal, geboren 1893 in Darmstadt.
  • Helga Erdtmann, geboren am 28. April 1918 in Düsseldorf.

Elisabeth Blumenthal entstammte einer angesehenen jüdischen Familie aus Darmstadt. Verheiratet war sie mit dem aus Oberschlesien stammenden Apotheker Erich Erdtmann. 1913 kam das Ehepaar nach Krefeld, wo Erich Erdtmann die Engel-Apotheke übernahm. Am 28. April 1918 wurde Tochter Helga geboren. Nach 1933 entwickelte sich Erich Erdtmann zum überzeugten Nationalsozialisten und drangsalierte und erniedrigte seine jüdische Ehefrau. Nach Berichten der Tochter wählte Elisabeth Erdtmann am 7. Dezember 1938 den Freitod.

Die Tochter Helga Erdtmann floh 1941 nach Italien und schloss sich dort einer Widerstandsgruppe an. 1943 wurde sie verhaftet und über das Gefängnis Innsbruck in das KZ Ravensbrück verbracht. Im April 1945 gelang es ihr auf einem der „Todesmärsche“ zu fliehen. Helga Erdtmann überlebte den Holocaust und erlangte große Bekanntheit als Schriftstellerin Anja Lundholm. Sie starb am 4. August 2007 in Frankfurt am Main.[72][73]

 

In der zweiten Monatshälfte des April 2018 wurde der Stolperstein von Elisabeth Erdtmann von Unbekannten entwendet. Am 3. September 2018 wurde der fehlende Stolperstein ersetzt.[74]

Albert Italiander, Emma Italiander, Siegfried Italiander, Johanna Wyngaard und Martha Hildach

Bearbeiten
Albert Italiander, Emma Italiander, Siegfried Italiander, Johanna Wyngaard und Martha Hildach
Inschriften HIER WOHNTE
ALBERT ITALIANDER
JG. 1860
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 7.10.1943
HIER WOHNTE
EMMA ITALIANDER
GEB. GRÜNEWALD
JG. 1865
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
BEFREIT/ÜBERLEBT
HIER WOHNTE
SIEGFRIED

ITALIANDER
JG. 1891
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET


HIER WOHNTE
JOHANNA WYNGAARD
GEB. ITALIANDER
JG. 1893
DEPORTIERT 1941
RIGA
1944 STUTTHOF
ERMORDET 30.12.1944
HIER WOHNTE
MARTHA HILDACH
GEB. ITALIANDER
JG. 1895
DEPORTIERT 1944
THERESIENSTADT
BEFREIT/ÜBERLEBT
         


 
Standort Rheinstraße 67 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 11. Juni 2015
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Albert Italiander, geboren am 20. Februar 1860 in Krefeld.[75]
  • Emma Italiander geb. Grünwald, geboren 1866 in Dortmund.
  • Siegfried Italiander, geboren am 6. Mai 1893 in Krefeld.[76]
  • Johanna Wyngaard geb. Italiander, geboren am 5. April 1893 in Krefeld.[77]
  • Martha Hildach geb. Italiander, geboren 1895 in Krefeld.

Albert Italiander erlernte bei seinem Vater den Beruf des Optikers und heiratete 1886 Emma Grünwald. Das Ehepaar bekam vier Kinder. Albert Italiander wurde später Antiquitäten- und Kunsthändler und firmierte zunächst in der Gerberstraße 49, später im Haus Ostwall 147. Albert Italiander war in der jüdischen Gemeinde aktiv und leitete den Synagogenchor. Durch wirtschaftliche Schwierigkeiten zog die Familie 1935 in die Wohnung Rheinstraße 67 und betrieb dort den Kunsthandel in der Zwei-Zimmer-Wohnung weiter. 1939 war er gezwungen sein Geschäft aufzugeben. 1940 musste die Familie in das „Judenhaus“ Bogenstraße 73 und 1941 in das „Judenhaus“ Neusser Straße 63a ziehen. Albert und Emma Italiander wurde am 25. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, dort starb Albert Italiander am 7. Oktober 1942 (oder 7. Februar 1943).

Der unverheiratete, zweitälteste Sohn Siegfried war kaufmännischer Angestellter und eine Zeit lang Prokurist bei der Schuhcremefabrik Gebrüder Hertzmann. Tochter Martha heiratete 1924 den katholischen Zahntechniker Karl Hildach, gemeinsam bekamen sie drei Kinder. Die Ehe wurde jedoch 1937 geschieden. Tochter Johanna heiratete im November 1941 Oskar Wyngaard. Am 11. Dezember 1941 wurde Johanna mit ihrem Mann und ihrem Bruder Siegfried in das Ghetto Riga deportiert. Martha Hildach wurde im September 1944 ebenfalls nach Theresienstadt deportiert wo sie ihre Mutter wiedertraf. Martha Hildach und Emma Italiander überlebten den Holocaust und kehrten im Juli 1945 nach Krefeld zurück. Johanna Wyngaard wurde am 1. Oktober 1944 in das KZ Stutthof gebracht und starb dort am 30. Dezember 1944. Ihr Mann Oskar starb nach schweren Misshandlungen bereits im März 1944 im Ghetto Riga. Das weitere Schicksal von Siegfried Italiander ist unbekannt.[78]

Bernhard Sommer und Helene Sommer

Bearbeiten
Bernhard Sommer und Helene Sommer
Inschriften HIER WOHNTE
BERNHARD SOMMER
JG. 1888
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
ERMORDET 29.4.1942
HIER WOHNTE
HELENE SOMMER
GEB. MICHEL
JG. 1885
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
ERMORDET 7.5.1942
CHELMNO/KULMHOF
   


 
Standort Seidenstraße 45 (vor Hofanlage) genauer Verlegeort
Initiator, Stifter bzw. Auftraggeber Liselotte Lenz, geb. Sommer (Nichte)
Finanzierung Spenden
Datum der Erstverlegung 11. Juni 2015
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Bernhard Sommer, geboren am 9. Juli 1888 in Krefeld.[79]
  • Helene Sommer geb. Michel, geboren am 5. Mai 1885 in Mainz.[80]

Bernhard Sommer war Rohprodukthändler und heiratete 1919 Helene Michel aus Mainz. 1927 kehrte er mit seiner Ehefrau aus Bottrop nach Krefeld zurück. Das Ehepaar wohnte im Hinterhof Seidenstraße 45, zusammen mit seinem Vater Leopold Sommer. 1941 musste das Ehepaar Sommer in das „Judenhaus“ Neusser Straße 63a umziehen. Am 27. Oktober 1941 wurden sie in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Bernhard Sommer starb dort am 29. April 1942. Helene Sommer wurde am 6. Mai 1942 in das Vernichtungslager Kulmhof gebracht und dort am 7. Mai 1942 ermordet.[81]

Marta Daniels, Kurt Daniels, Ruth Daniels und Werner Daniels

Bearbeiten
Marta Daniels, Kurt Daniels, Ruth Daniels und Werner Daniels
Inschriften HIER WOHNTE
MARTA DANIELS
GEB. DAHL
JG. 1886
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 1944
AUSCHWITZ
HIER WOHNTE
KURT DANIELS
JG. 1913
FLUCHT 1939 BELGIEN
1940 FRANKREICH
INTERNIERT GURS, DRANCY
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
HIER WOHNTE
RUTH DANIELS
JG. 1914
FLUCHT 1939
ENGLAND
HIER WOHNTE
WERNER DANIELS
JG. 1919
FLUCHT 1939 BELGIEN
1940 FRANKREICH
INTERNIERT GURS
1942 MITGLIED DER
RESISTANCE
       
Standort Alte Krefelder Straße 39 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2016
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Marta Daniels geb. Dahl, geboren am 4. Januar 1886 in Krefeld.
  • Kurt Daniels, geboren am 14. März 1913 in Krefeld.[82]
  • Ruth Daniels, geboren 1914.
  • Werner Daniels, geboren 1919.

Marta Daniels (geborene Dahl) war die Witwe des Viehhändlers Hermann Daniels, der bereits 1932 starb. Gemeinsam hatten sie die Kinder Kurt, Ruth und Werner. Sohn Kurt hatte eine Lehre im Textilhandel abgeschlossen und arbeitete in verschiedenen jüdischen Unternehmen. Tochter Ruth hatte die höhere Schule absolviert und arbeitete als Sekretärin. Sohn Werner besuchte das Realgymnasium am Moltkeplatz und erhielt, als seine Mutter das Schulgeld nicht mehr aufbringen konnte, ein Stipendium. Im Februar 1939 konnte Werner Daniels noch sein Abitur machen.

Ruth Daniels floh 1939 nach England und erhielt in London eine Anstellung als Krankenschwester. Kurt und Werner Daniels flohen im März 1939, im Abstand einiger Wochen, zu Verwandten nach Belgien. Mutter Marta Daniels zog 1942 nach Wuppertal, um sich dort ihrem im Ersten Weltkrieg erblindeten Bruder zu kümmern. Marta Daniels wurde im selben Jahr in das Ghetto Theresienstadt und von dort 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort wurde sie 1944 ermordet. Kurt und Werner Daniels flüchteten nach dem Einmarsch der deutschen Truppen nach Südfrankreich und wurden dort als „unerwünschte Ausländer“ im Camp de Gurs interniert. Kurt Daniels wurde über das Sammellager Drancy nach Auschwitz gebracht, wo er 1942 ermordet wurde. Werner Daniels konnte aus dem Internierungslager fliehen und schloss sich unter dem Namen René Dizier der Résistance an. Ruth und Werner Daniels überlebten den Holocaust und kehrten nie wieder nach Deutschland zurück.[83]

Alfred Goldstein, Erna Goldstein, Edgar Goldstein und Friedrich-Josef Wihl

Bearbeiten
Alfred Goldstein, Erna Goldstein, Edgar Goldstein und Friedrich-Josef Wihl
Inschriften HIER WOHNTE
ALFRED GOLDSTEIN
JG. 1889
FLUCHT 1935 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1944
BERGEN - BELSEN
ERMORDET 24.12.1944
HIER WOHNTE
ERNA GOLDSTEIN
GEB. WIHL
JG. 1892
FLUCHT 1935 HOLLAND
MIT HILFE
ÜBERLEBT
HIER WOHNTE
FRIEDRICH-JOSEF
WIHL
JG. 1889
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
1942 CHELMNO/KULMHOF
ERMORDET 8.5.1942
HIER WOHNTE
EDGAR GOLDSTEIN
JG. 1922
FLUCHT 1935 HOLLAND
SCHICKSAL UNBEKANNT
       


 
Standort Bogenstraße 73 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2016
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Alfred Goldstein, geboren am 10. August 1889 in Krefeld.[84]
  • Erna Goldstein geb. Wihl, geboren am 3. November 1892.
  • Friedrich-Josef Wihl, geboren am 20. Juli 1889 in Krefeld.[85]
  • Edgar Goldstein, geboren am 8. Juni 1922.

Alfred Goldstein kam im Jahre 1889 zur Welt, und Erna Wihl im Jahre 1892. Alfred war als Mechaniker und Elektriker tätig und Miteigentümer einer Garage, in welcher amerikanische und englische Autos und Motorräder gewartet wurden. Erna arbeitete als Krankenschwester. Ihr einziges Kind, Edgar Heinrich, kam 1922 zur Welt, aber einige Monate nach seiner Geburt wurde es von seinen Eltern in Heinz Jürgen umbenannt. Im Jahre 1935 versuchte die Gestapo Alfred zu verhaften, nachdem vernommen worden war, dass er Hitler kritisiert hatte. Alfred konnte sich im Estrich des Familienhauses verstecken, und kurz darauf flüchtete die ganze Familie nach Holland. Im Jahre 1942 wurde die Familie ins Durchgangslager Westerbork im Norden Hollands gebracht, und zwei Jahre später von dort ins Konzentrationslager Bergen-Belsen. Am 24. Dezember 1944 gelang es der Familie zusätzliche Lebensmittelrationen zu organisieren, möglicherweise vom Weihnachtsessen der Wache entwendet. Alfred, dessen Gesundheit durch Unterernährung bereits schwer angeschlagen war, wurde durch die zusätzliche Nahrung so schwer belastet, dass er daran starb.

Im Jahr 1945, als der Krieg dem Ende nahte, wurden Erna und ihr Sohn Heinz auf einen Zug von Bergen-Belsen nach Theresienstadt geschickt. Dieser Zug, der später als „der verlorene Transport“ bezeichnet wurde, transportierte Gefangene, die die Nazis für einen möglichen Tausch oder Handel für nützlich hielten. Der Kondukteur konnte jedoch keinen Weg durch die gebombten Bahngleise finden, und der Zug kam schließlich in Trobitz, Deutschland zum Stillstand. Viele Passagiere, einschließlich Heinz, erkrankten an Typhus. Von Tröbitz aus machten sich Erna und Heinz auf den Weg zu Verwandten in Holland. Im Jahr 1947 immigrierten Heinz und Erna nach New York. 1950 zogen sie nach Los Angeles, und Heinz (jetzt Harry-George) heiratete Miriam Roth, eine Überlebende von Auschwitz aus Mukachevo in der damaligen Tschechoslowakei. Harry wurde zunächst Schnittmacher und später Buchhalter und er und Miriam hatten zwei Kinder, Lisa und Larry. Erna starb 1956. Harry, dessen Herz durch seine Typhuserkrankung geschwächt worden war, starb 1974 im Alter von 51 Jahren.[86]

Alfred Goldstein wurde am 10. August 1889 als Sohn des Metzgermeisters Albert Goldstein und seiner Ehefrau Sophie geb. Heilbronn geboren. Er erlernte ebenfalls den Metzgerberuf. 1919 heiratete Alfred Goldstein die am 13. November 1892 geborene Erna Wihl. Sie stammte auch aus einer Krefelder Metzgerfamilie. Ihr Vater Heinrich hatte im Haus Neusser Straße 44 eine Metzgerei betrieben. Nach seinem Tod im Jahre 1913 wurde die Metzgerei verkauft und seine Witwe Wilhelmine zog mit ihrem Sohn Friedrich-Josef und der Tochter Erna in das Haus Bogenstraße 73, das sie erworben hatte. Nach der Heirat wohnten Alfred und Erna Goldstein ebenfalls dort. Am 8. Juni 1922 wurde ihr Sohn Edgar geboren. Nach Aufgabe des Metzgerberufs war Alfred Goldstein als Vertreter tätig. Im Jahre 1935 geriet er mit dem Gesetz in Konflikt. Ihm wurde ein Vergehen nach dem „Heimtücke“-Paragraphen vorgeworfen. Alfred Goldstein brachte sich über die Grenze nach Venlo/NL in Sicherheit, im Oktober 1935 folgten ihm Ehefrau Erna und Sohn Edgar. 1939 wurde die Familie ausgebürgert. Wilhelmine Wihl starb im Jahr 1938. Ihr Sohn Friedrich-Josef war unverheiratet geblieben. Er hatte am Ersten Weltkrieg teilgenommen und war als Invalide nach Krefeld zurückgekehrt. Nach Kriegsende arbeitete er als Metzger in verschiedenen deutschen Städten, kehrte aber immer wieder in das Haus an der Bogenstraße zurück. Zuletzt, im August 1941, musste er in ein „Judenhaus“, Breite Str. 5, umziehen. Von dort wurde er am 24. Oktober 1941 in das Lager Litzmannstadt/Łodz deportiert. Am 8. Mai 1942 wurde Friedrich-Josef Wihl im Lager Chelmno ermordet. Alfred Goldstein und seine Familie waren unterdessen von Venlo nach Hilversum gezogen. Nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen kamen sie im Januar 1942 in das Lager Westerbork. Am 15. März 1944 wurde Alfred Goldstein nach Bergen-Belsen deportiert. Dort starb er am 24. Dezember 1944. Seine Frau Erna, die zwei Tage vorher nach Bergen-Belsen gebracht worden war, wurde im April 1944 weiter nach Theresienstadt verschleppt. Sie überlebte dort die Verfolgung und starb 1956 in den USA. Der Sohn Edgar gilt als verschollen.[87]

Max Gompertz, Ilse Gompertz, Georg Gompertz, Ruth Gompertz und Esther Gompertz

Bearbeiten
Max Gompertz, Ilse Gompertz, Georg Gompertz, Ruth Gompertz und Esther Gompertz
Inschriften HIER WOHNTE
MAX GOMPERTZ
JG. 1869
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
HIER WOHNTE
ILSE GOMPERTZ
GEB. NEUSTADT
JG. 1892
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
HIER WOHNTE
GEORG GOMPERTZ
JG. 1904
FLUCHT 1938
SHANGHAI
HIER WOHNTE
RUTH GOMPERTZ
VERH. HILLS
JG. 1911
FLUCHT 1938
AUSTRALIEN
HIER WOHNTE
ESTHER GOMPERTZ
VERH. DEVRIES
JG. 1919
FLUCHT 1938
AUSTRALIEN
         


 


 


Standort Uerdinger Straße 412 (im Schönhausenpark, unterhalb eines Schaukastens) genauer Verlegeort
Initiator, Stifter bzw. Auftraggeber Der Hausbesitzer der Villa Schönhausen, Gerald Wagener, stiftete vier Stolpersteine, den fünften Stolperstein stifteten Schüler und Schülerinnen der Ricarda-Huch-Schule.
Finanzierung Spenden
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2016
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Max Rudi Gompertz, geboren am 7. März 1869 in Krefeld.[88]
  • Ilse Gompertz geb. Neustadt, geboren am 3. Februar 1892 in Höxter.[89]
  • Georg Gompertz, geboren am 4. Februar 1904.
  • Ruth Gompertz verheiratete Hills, geboren am 2. November 1911.
  • Esther Gompertz verheiratete Devries, geboren am 29. Januar 1919.

Der Mützenfabrikant Max Gompertz war mit Rosa Spanier verheiratet, gemeinsam hatten sie vier Kinder. Seine Frau starb 1916. In zweiter Ehe war er mit Ilse Gompertz verheiratet. 1918 erwarben sie die Villa Schönhausen. 1919 wurde Tochter Esther geboren. Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten mussten sie ihr Anwesen 1932/33 an die Stadt Krefeld verkaufen, konnten aber bis 1936 dort wohnen bleiben. Während die Kinder Ruth, Georg und Esther auswandern konnten, zogen die Eltern Max und Ilse zunächst in die Elisabethstraße und waren 1941 gezwungen in das Ghettohaus Stadtgarten 12 zu ziehen. Max und Ilse Gompertz wurden am 25. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt und am 26. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert. Max und Ilse Gompertz wurden später für tot erklärt.

Die beiden Töchter aus erster Ehe überlebten den Holocaust ebenfalls nicht. Henriette Bernheim (geb. Gompertz) wurde in Auschwitz-Birkenau ermordet. Klara Stern (geb. Gompertz) beging nach der Zustellung des Deportationsbefehls Selbstmord.[90][91]

Max Mayer, Rosel Mayer, Ruth Mayer, Alfred Mayer und Doris Mayer

Bearbeiten
Max Mayer, Rosel Mayer, Ruth Mayer, Alfred Mayer und Doris Mayer
Inschriften HIER WOHNTE
MAX MAYER
JG. 1896
'SCHUTZHAFT' 1938
DACHAU
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
1944 BERGEN-BELSEN
BEFREIT
TOT 13.5.1945
HIER WOHNTE
ROSEL MAYER
GEB. KAUFMANN
JG. 1896
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET 1945
STUTTHOF
HIER WOHNTE
RUTH MAYER
JG. 1921
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
1944 CHELMNO/KULMHOF
ERMORDET 11.7.1944
HIER WOHNTE
ALFRED MAYER
JG. 1924
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
1944 BUCHENWALD
AUSSENLAGER SCHLIEBEN
BEFREIT
HIER WOHNTE
DORIS MAYER
JG. 1924
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
1944 AUSCHWITZ
STUTTHOF
ERMORDET AUG. 1944
         
Standort Bruchstraße 31 (vor Freifläche/Parkplatz) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2016
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:

Das Ehepaar Max und Rosel Mayer wohnte ursprünglich in Lank, dort wurden auch die Kinder Ruth, Alfred und Doris geboren. 1930 eröffnete Max Mayer in Uerdingen sein eigenes Ladengeschäft. Seine Frau Rosel, eine gelernte Putzmacherin, stand als „mithelfende Familienangehörige“ mit hinter der Ladentheke. Max Mayer wurde während der Novemberpogrome 1938 verhaftet und am 17. November 1938 im KZ Dachau inhaftiert. Am 10. Dezember 1938 wurde er aus dem Lager entlassen, um seinen Betrieb zu verkaufen. Danach musste Max Mayer Zwangsarbeit im Tiefbau leisten. Die Familie Mayer wurde am 27. Oktober 1941 in das Ghetto Łódź/Litzmannstadt deportiert. Kurz vor Auflösung des Ghettos Łódź/Litzmannstadt wurde die Familie Mayer in Konzentrationslager deportiert.

Max Mayer kam im August 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz und anschließend in das KZ Bergen-Belsen dort starb er, nach seiner Befreiung, am 13. Mai 1945.
Rosel Mayer kam im August 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz und anschließend in das KZ Stutthof, dort verliert sich ihre Spur.
Ruth Mayer kam am 10. Juli 1944 in das Vernichtungslager Kulmhof, dort starb sie am 11. Juli 1944.
Doris Mayer kam im August 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz und am 28. August 1944 in das KZ Stutthof, dort starb sie.
Alfred Mayer kam im August 1944 in das KZ Buchenwald - Außenlager Schlieben, dort wurde er befreit.[96]

Karl Merländer und Richard Merländer

Bearbeiten
Karl Merländer und Richard Merländer
Inschriften HIER WOHNTE
KARL MERLÄNDER
JG. 1867
OPFER DES POGROMS 1938
MISSHANDELT
TOT AN DEN FOLGEN
25.12.1938
HIER WOHNTE
RICHARD MERLÄNDER
JG. 1874
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
   
Standort Friedrich-Ebert-Straße 42 (vor Villa Merländer) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2016
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:

Richard und Samuel Merländer waren die Söhne des Kaufmanns Bendix Merländer (1833–1897) und seiner Frau Johanne Levy (1834–1911). Gemeinsam hatten sie zwei Schwestern (Charlotte, geb. 1866 und Helene, geb. 1869) und noch einen Bruder (Max, geb. 1871). Die Eltern führten in Mülheim eine Kurzwarenhandlung, später ein Geschäft für Damenkonfektionsware. Richard Merländer wurde wie sein Vater Kaufmann und gründete 1904 gemeinsam mit Siegfried Strauß und Hermann Heymann die Samt- und Seidenstoffgroßhandlung Merländer, Strauß & Co. 1905 zog Richard Merländer von Mülheim nach Krefeld.

Zwischen 1924 und 1925 ließ sich Richard Merländer die Villa Merländer als sein privates Wohnhaus an der Friedrich-Ebert-Straße in Krefeld bauen. Einen Raum des neuen Hauses ließ sich Merländer vom Krefelder Künstler Heinrich Campendonk mit Wandgemälden verzieren.

Um 1928 zog sein Bruder Samuel, der seinen Namen in Karl ändern ließ, als Rentner in die Villa Merländer. Zuvor war Karl Merländer als Vertreter in Berlin tätig gewesen.

Weil Richard Merländer homosexuell und jüdischer Abstammung war, wurde er nach 1933 von Nationalsozialisten verfolgt. 1938 musste Richard Merländer seine Firma aufgeben; sein Vermögen wurde beschlagnahmt. Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Villa Merländer verwüstet und die Brüder misshandelt. Karl Merländer erlitt einen „Herzbänderriss“ und starb am 25. Dezember 1938 im Uerdinger Krankenhaus an den Folgen der Pogromnacht. Er hinterließ einen Sohn (Kurt, geb. 1898) der später emigrieren konnte.

Richard Merländer musste schließlich sein Haus verkaufen, doch auch über den Erlös daraus konnte er nicht frei verfügen. 1941 musste er deshalb in das „Judenhaus“ Bismarckstraße 118 und am 23. Juli 1942 in ein Zimmer in der Pension in der Hubertusstraße 68 ziehen. Von dieser Adresse ist ein letzter Brief von Richard Merländer an seinen Lebensgefährten Ludwig Hagemes in Berlin erhalten. Am 25. Juli 1942 wurde Richard Merländer in das KZ Theresienstadt deportiert und im September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Mit Beschluss des Amtsgerichts Krefeld vom 11. Dezember 1950 wurde Richard Merländer zum 8. Mai 1945 für tot erklärt.[98]

Heinrich Plum

Bearbeiten
Heinrich Plum
Inschrift HIER WOHNTE
HEINRICH PLUM
JG. 1903
IM WIDERSTAND/KPD
'SCHUTZHAFT' 1933
ZUCHTHAUS ANRATH
1934 ZUCHTHAUS
LÜTTRIGHAUSEN, CELLE
1939 BUCHENWALD
BEFREIT
 
Standort Lohstraße 58–60 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 16. Februar 2016
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Heinrich Plum, geboren am 6. Oktober 1903.

Der Arbeiter Heinrich (Heiner) Plum war Knecht und später Steinformer. Als Mitglied und politischer Leiter der KPD wurde er bereits 1933 unter „Schutzhaft“ gestellt und interniert. Im September desselben Jahres wurde er auf „Ehrenwort“ wieder entlassen. Sein weiteres Wirken im kommunistischen Widerstand wurde jedoch verraten und er wurde zu einer Zuchthausstrafe verurteilt. Er verbüßte seine Haftstrafe in den Zuchthäusern Anrath, Lüttringhausen und Celle. Nach seiner Entlassung 1939 wurde er am Krefelder Bahnhof direkt von der Gestapo wieder verhaftet und in das KZ Buchenwald deportiert. Mehrere seiner Entlassungsgesuche wurden abgelehnt. 1945 wurde er durch amerikanische Soldaten befreit.

Heinrich (Heiner) Plum litt schwer an den Haftfolgen und starb am 24./25. August 1950 in Krefeld.[83]

Ernst Ascher

Bearbeiten
Dr. Ernst Ascher
Inschrift HIER WOHNTE
DR. ERNST ASCHER
JG. 1876
BERUFSVERBOT 1938
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET
 
Standort Hohenzollernstraße 24 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 8. Mai 2017
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Dr. Ernst Ascher, geboren am 12. Januar 1876 in Jastrow.[99]

Dem Arzt Ernst Ascher wurde 1938 die Approbation entzogen und er erhielt Berufsverbot. Am 25. Juli 1942 wurde er in das Ghetto Theresienstadt und am 15. Mai 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort verliert sich seine Spur...[100]

Hermann Goldschmidt und Jeanette Goldschmidt

Bearbeiten
Hermann Goldschmidt und Jeanette Goldschmidt
Inschriften HIER WOHNTE
HERMANN
GOLDSCHMIDT
JG. 1872
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 16.12.1943
HIER WOHNTE
JEANETTE
GOLDSCHMIDT
GEB. LEVEN
JG. 1866
GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET
TOT 22.10.1939
   
Standort Niederstraße 38 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 8. Mai 2017
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Jeanette Goldschmidt, geb. Leven, geboren 1866.
  • Hermann Goldschmidt, geboren am 7. Februar 1870 in Oedt.[101]

Hermann Goldschmidt war mit Jeanette Leven verheiratet. Seine Frau Jeanette Goldschmidt verstarb am 22. Oktober 1939 und wurde auf dem jüdischen Friedhof beerdigt. Der Witwer Hermann Goldschmidt wurde 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, dort starb er am 16. Dezember 1943.[100]

Auguste Hertz

Bearbeiten
Auguste Hertz
Inschrift HIER WOHNTE
AUGUSTE HERTZ
JG. 1859
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 23.9.1942
 
Standort Nordwall 80 genauer Verlegeort
Initiator, Stifter bzw. Auftraggeber Pfarrer Goll aus der Schweiz
Finanzierung Spenden
Datum der Erstverlegung 8. Mai 2017
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Auguste Hertz, geboren am 15. August 1859 in Krefeld.[102]

Auguste Hertz wurde am 15. August 1859 in Krefeld als Tochter von Simon und Johanna Hertz geboren. Ihr Vater war um 1859 mit seiner Familie von Rheinberg nach Krefeld gekommen und von Beruf Metzger. Im Jahre 1888 zog die Familie in das Haus St.-Anton-Str. 176. Dort wohnte Auguste Hertz, bis sie, nach dem Tod der Eltern, im Mai 1924 in das Haus Nordwall 80 zog. Sie blieb unverheiratet. Ob sie einen Beruf ausgeübt hat, ist nicht bekannt. Zwei ihrer Brüder waren schon Ende des 19. Jahrhunderts aus Krefeld weggezogen. Ihr Bruder Hermann ging im Jahre 1901 nach Viersen, wo er eine mechanische Seidenweberei gründete. Zu ihm behielt Auguste Hertz ein enges Verhältnis. Im August 1941 wurde Auguste Hertz gezwungen, ihre Wohnung aufzugeben. Sie musste in das Haus Nordstraße 15 ziehen. In dieses Haus waren im April 1941 schon Henriette Hertz und ihre Kinder Therese, Adelheid und David eingewiesen worden, die wohl mit Auguste Hertz nicht verwandt waren. Ursprünglich hatte das Haus Nordstraße 15 der jüdischen Familie Frankenberg gehört. Ab 1940 diente es als „Judenhaus“. Die letzten jüdischen Bewohner wurden im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, unter ihnen war auch Auguste Hertz. Sie starb im Lager Theresienstadt am 23. September 1942 im Alter von fast 83 Jahren. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Anna Herz, Hedwig Herz, Hermann Herz, Elisabeth Herz und Antonie Coppel, Alfred Coppel

Bearbeiten
Anna Herz, Hedwig Herz, Hermann Herz, Elisabeth Herz und Antonie Coppel, Alfred Coppel
Inschriften HIER WOHNTE
ANNA HERZ
GEB. KAUFMANN
JG. 1873
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
HIER WOHNTE
HERMANN HERZ
JG. 1899
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
ELISABETH HERZ
GEB. KATZ
JG. 1902
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
ANTONIE COPPEL
GEB. HERZ
JG. 1903
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET 1.12.1944
STUTTHOF
HIER WOHNTE
ALFRED COPPEL
JG. 1909
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET 15.11.1944
DACHAU
HIER WOHNTE
HEDWIG HERZ
JG. 1916
FLUCHT 1939
ENGLAND
           
Standort Bahnhofstraße 48 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 8. Mai 2017
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Anna Herz geb. Kaufmann, geboren am 20. Mai 1873 in Heilbronn[103]
  • Hermann Herz, geboren am 7. Dezember 1899 in Uerdingen[104]
  • Elisabeth Herz geb. Katz, geboren 1902
  • Alfred Coppel, geboren am 1. September 1909 in Neukirchen-Vluyn[105]
  • Antonie Coppel geb. Herz, geboren am 29. April 1903 in Krefeld[106]
  • Hedwig Herz, geboren 1916

In diesem Haus wohnte das Ehepaar Salomon und Anna Herz geborene Kaufmann. Das Paar bekam sechs Kinder. Als die Verfolgung durch die Nationalsozialisten begann, war Anna Herz bereits Witwe. Ihr Mann Salomon war 1929 gestorben. Im Haus lebte nur noch ein Teil der bereits erwachsenen und verheirateten Kinder: Hermann (Jg. 1899) mit Elisabeth geborene Katz (Jg. 1902), Antonie Coppel geborene Herz (Jg. 1903) und ihr Mann Alfred (1909), sowie Hedwig Herz (Jg. 1916). Anna Herz (Jg. 1873) hatte von ihrem Mann Salomon einen Metallbetrieb an der Niederstr. 129 und die Wohnhäuser Bahnhofstraße 44 und 48 geerbt. Das Unternehmen wurde 1939 liquidiert, die Häuser an die Firma Holtz & Willemsen verkauft. Anna Hertz musste Uerdingen verlassen. Ihre Anschrift in Krefeld war ab April 1939 Oelschlägerstr. 63. Im Juli 1941 folgte ein erzwungener Umzug in das „Judenhaus“ Petersstr. 30a, im November in das „Judenhaus“ Westwall 50. Als letzte der Familie wurde sie von dem „Altentransport“ im Juli 1942 nach Theresienstadt erfasst. Dort lebte sie nur wenige Monate unter unsäglichen Bedingungen. Im September 1942 folgte der Transport in das Vernichtungslager Treblinka, wo sie wahrscheinlich kurze Zeit nach der Ankunft vergast wurde. Hermann Herz, der älteste Sohn, war Mitinhaber der Maschinenbaufirma Firma Overbeck und & Co., Eupener Straße 167 (Nauenweg 31), und lebte mit seiner Frau Elisabeth in seinem Elternhaus. Elisabeth war von Beruf Stenotypistin. Das Ehepaar machte die ersten Umzüge von Anna Herz mit, wurde aber schon im April 1942 nach Izbica deportiert. Dort verliert sich die Spur, sodass man nicht sagen kann, ob Hermann und Elisabeth Herz vor Ort oder in den Vernichtungslagern Belzec oder Sobibor ermordet worden sind. Antonie Herz war Gärtnerin und hatte einen Gartenbaubetrieb in Hohenbudberg, Duisburger Str. 249. Die Blumen verkaufte die Gärtnerei Herz unter anderem auf dem Uerdinger Wochenmarkt. Im April 1938 kam es hier zu einer privaten Boykottaktion eines 21-jährigen HJ-Fähnleinführers. Die Aktion führte dazu, dass der Marktstand abgebaut werden musste. Im September 1938 heiratete Antonie Herz ihren Angestellten Alfred Coppel. Alfred Coppel stammte ursprünglich aus Vluyn, war aber schon 1926 nach Krefeld gekommen. Ab 1934 wohnte er im Haus Bahnhofstraße 48. Die Gärtnerei wurde 1938 zwangsweise an Josef Grosse-Brockhoff verkauft. Mit dem Rest der Familie musste das Ehepaar Coppel 1939 Uerdingen verlassen. Von der Petersstraße 30a aus wurden die beiden 1941 mit der ersten Deportation aus Krefeld nach Łodz verschleppt. Sie überlebten dort bis zur Auflösung des Ghettos 1944 und überstanden eine weitere Deportation nach Auschwitz. Vom KZ Auschwitz kam Antonie Coppel weiter in das KZ Stutthof. Sie starb am 1. Dezember 1944 in Stutthof. Alfred Coppel wurde schließlich in das Außenlager des Konzentrationslagers Dachau Kaufbeuren-Riederloh verschleppt, wo er am 15. November 1944 starb. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Rudolf Müller und Sophie Müller

Bearbeiten
Rudolf Müller und Sophie Müller
Inschriften HIER WOHNTE
RUDOLF MÜLLER
JG. 1868
FLUCHT 1939 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1943
SOBIBOR
ERMORDET 1943
HIER WOHNTE
SOPHIE MÜLLER
GEB. HIRSCH
JG. 1877
FLUCHT 1939 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1943
SOBIBOR
ERMORDET 1943
   
Standort Hohenzollernstraße 79 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 8. Mai 2017
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:

Der Krefelder Krawattenfabrikant Rudolf Müller und seine Frau Sophie erlebten die Novemberpogrome 1938 im eigenen Haus in der Hohenzollernstraße 79. Ihre Möbel und Geschirr wurden zertrümmert und aus den Fenstern geworfen, Bilder zerschnitten. Im Anschluss musste die Krawattenfabrik zwangsverkauft werden. Mit Hilfe ihres Sohnes konnten sie am 1. August 1939 in die Niederlande emigrieren. Nach der Besetzung durch die deutschen Truppen wurden sie im Durchgangslager Westerbork interniert und am 6. Juli 1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Dort starben sie am 9. Juli 1943.[100]

Leopold Spanier und Rosa Spanier

Bearbeiten
Leopold Spanier und Rosa Spanier
Inschriften HIER WOHNTE
LEOPOLD SPANIER
JG. 1871
FLUCHT 1939 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1943
SOBIBOR
ERMORDET 1943
HIER WOHNTE
ROSA SPANIER
GEB. LEVEN
JG. 1877
FLUCHT 1939 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1943
SOBIBOR
ERMORDET 1943
   
Standort Hohenzollernstraße 46 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 8. Mai 2017
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Rosa Ruth Spanier geb. Leven, geboren am 25. März 1877 in Krefeld.[109]
  • Leopold Spanier, geboren am 14. Juli 1871 in Paderborn.[110]

Rosa und Leopold Spanier wurde 1937 der Mietvertrag für ihr Geschäft durch die Stadt Krefeld gekündigt, wenig später verloren sie auch ihre Wohnung in der Hohenzollernstraße 46. Am 9. Januar 1939 floh das Ehepaar in die Niederlande. Nach der Besetzung durch die deutschen Truppen wurden sie im Durchgangslager Westerbork interniert und am 4. Mai 1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Dort starben sie am 7. Mai 1943.[100]

Peter Jöcken

Bearbeiten
Peter Jöcken
Inschrift HIER WOHNTE
PETER JÖCKEN
JG. 1887
SEIT 31.1.1939
MEHRMALS VERHAFTET
UND VERURTEILT
§ 175
'VORBEUGEHAFT' 1941
SACHSENHAUSEN
ERMORDET 16.3.1942
 
Standort Königstraße 45 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Februar 2018
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Peter Jöcken, geboren 1887.

Peter Jöcken wurde am 28. August 1887 in Anrath als Sohn einer kinderreichen Familie geboren. Sein Vater war Seidenweber, seine Mutter Putzmacherin. Er selbst lernte den Beruf des Schmiedes. Im Januar 1933 kam er das erste Mal nach Krefeld und wohnte zunächst im Haus Königstraße 30, später dann im Haus Königstraße 45. Wie wir wissen, reiste Jöcken häufiger nach Köln. Da er homosexuell war, kam er in Kontakt mit der dortigen Homosexuellenszene. Homosexuelle wurden nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten massiv verfolgt. Peter Jöcken wurde deswegen in Köln zweimal verhaftet. 1941 wurde er dann in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingewiesen. Als Homosexueller musste er den „rosa Winkel“ tragen und bekam den Zusatz „Berufsverbrecher“. Jöcken starb 1942 im Lager. Als Todesursache wurde „Herzschwäche, Grundleiden: Pneumonie“ angegeben. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Hermann Ems, Klara Ems und Kurt Ems

Bearbeiten
Hermann Ems, Klara Ems und Kurt Ems
Inschriften HIER WOHNTE
HERMANN EMS
JG. 1873
VOR DEPORTATION
FLUCHT IN DEN TOD
14.7.1942
HIER WOHNTE
KLARA EMS
GEB. BERG
JG. 1890
VOR DEPORTATION
FLUCHT IN DEN TOD
14.7.1942
HIER WOHNTE
KURT EMS
JG. 1915
FLUCHT 1938
KOLUMBIEN
     
Standort Steinstraße 112 (früher 117) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Februar 2018
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Hermann Ems, geboren am 25. Juni 1873 in Münster.[111]
  • Klara Ems geb. Berg, geboren am 24. Februar 1890 in Hildesheim.[112]
  • Kurt Ems, geboren 1915.

Hermann Ems wurde am 25. Juni 1873 in Münster geboren. Im Jahre 1904 kam er von Düsseldorf nach Krefeld und gründete kurz danach die erste Wach- und Schließgesellschaft am Ort. 1914 heiratete er die am 24. Februar 1890 in Hildesheim geborene Klara Berg. Sie entstammte einer ursprünglich jüdischen Familie, die aber schon seit Generationen evangelisch war. Hermann und Klara Ems bekamen zwei Kinder, den am 27. Februar 1915 geborenen Sohn Kurt und die am 2. Dezember 1916 geborene Tochter Lotte. Lotte starb bereits im Jahre 1928. Kurt besuchte das Realgymnasium bis zur Unterprimarreife. Im Oktober 1932 ging er dann nach Berlin, um sich zum Fotografen ausbilden zu lassen. 1934 kehrte er wieder nach Krefeld zurück, wo er versuchte, sich als Fotograf seinen Lebensunterhalt zu verdienen. 1929 konnte Hermann Ems das 25-jährige Jubiläum seines Wach- und Schließdienstes feiern. Oberbürgermeister, Polizeipräsident und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Krefeld nahmen an der Feier teil. Nichtsdestotrotz kündigte die Stadt Krefeld bereits am 12. März 1933 die Verträge mit der Firma. Massiv unter Druck gesetzt, musste Hermann Ems seine Firma im November 1933 an einen “arischen“ Konkurrenten übertragen. Danach war er ein gebrochener Mann. Vom immer massiveren Antisemitismus bedrängt, entschloss sich Kurt Ems zur Emigration. Im Februar 1938 reiste er zunächst zu Verwandten in Amsterdam, von dort aus über Liverpool nach Kolumbien. Kolumbien war damals eines der wenigen Länder, die noch Emigranten aufnahmen. 1934 hatte sich Hermann Ems gezwungen gesehen, seine 7-Zimmer-Wohnung aufzuteilen und Mieter aufzunehmen. Im Mai 1941 mussten er und seine Frau die Wohnung ganz aufgeben und in ein „Judenhaus“ ziehen, Grenzstraße 59. Als im Juli 1942 die Deportation nach Theresienstadt drohte, nahmen sich Hermann und Klara Ems am 14. Juli 1942 das Leben. Kurt Ems kehrte 1953 nach Deutschland zurück und lebte fortan als Fotograf in Willich. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Eduard Baruch und Siegfried Baruch

Bearbeiten
Eduard und Siegfried Baruch
Inschrift HIER WOHNTE
EDUARD BARUCH
JG. 1892
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET
HIER WOHNTE
SIEGFRIED BARUCH
SIDNEY BROOK
JG. 1920
FLUCHT 1939
ENGLAND
   
Standort Hülser Straße 15 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Februar 2018
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Eduard Baruch, geboren am 6. Februar 1892 in Köln.[113]
  • Siegfried Baruch, geboren 1920

Eduard Baruch wurde am 6. Februar 1892 in Köln geboren. Von Beruf war er Metzger. Im Oktober 1919 heiratete er die Krefelder Jüdin Frieda Kaufmann und zog nach Krefeld in das Haus Hülser Straße 16. Frieda Kaufmanns Eltern betrieben in diesem Haus eine Metzgerei. Ihr Vater Josef war 1915 verstorben, ihr Bruder Siegfried, der das Geschäft hätte übernehmen sollen, war im Ersten Weltkrieg gefallen. Am 3. Oktober 1920 bekam das Ehepaar Baruch den Sohn Siegfried. Zu Beginn der 1930er Jahre ging es mit der Metzgerei immer weiter bergab. Schließlich musste sie geschlossen werden, und im Januar 1933 erfolgte ein Umzug der Familie zur Lerchenfeldstraße. Eduard Baruch arbeitete nun als Metzger in einer Großmetzgerei in St. Tönis. Siegfried Baruch gelang noch im August 1939 die Flucht nach Großbritannien. Er hatte sich dort als landwirtschaftlicher Arbeiter verpflichtet. Kurz darauf, am 9. Oktober 1939, starb seine Mutter. Eduard Baruch musste noch mehrmals in Krefeld umziehen, zuletzt in die „Judenhäuser“ Bismarckstraße 113 und Breite Straße 15. Im Februar 1941 heiratete er die aus Neukirchen-Vluyn stammende Frieda Coppel. Am 8. Dezember 1941 wurden beide dann nach Riga deportiert. Was danach mit Eduard Baruch geschah, ist nicht bekannt. Seine Frau überlebte zunächst das Ghetto bis zur Evakuierung 1944. Sie starb vermutlich im Konzentrationslager Stutthof bei Danzig. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Siegmund Zanders, Maria Anna Zanders, Edith Zanders, Kurt Zanders und Helmut Zanders

Bearbeiten
Siegmund, Maria Anna, Edith, Kurt und Helmut Zanders
Inschriften HIER WOHNTE
SIEGMUND ZANDERS
JG. 1882
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
MARIA ANNA ZANDERS
GEB. BÄHR
JG. 1886
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
EDITH ZANDERS
JG. 1914
FLUCHT 1938
BRASILIEN
HIER WOHNTE
KURT ZANDERS
KEITH SAUNDERS
JG. 1919
FLUCHT 1939
ENGLAND
HIER WOHNTE
HELMUT ZANDERS
JG. 1923
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
         
Standort Preußenring 13 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Februar 2018
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Siegmund Zanders, geboren am 4. August 1882 in Lobberich.[114]
  • Maria Anna Zanders geb. Baer, geboren am 18. Juni 1886 in Heinsberg.[115]
  • Edith Zanders, geboren 1914.
  • Kurt Zanders (Keith Saunders), geboren 1919.
  • Helmuth Zanders, geboren am 21. März 1923 in Lobberich.[116]

Siegmund Zanders wurde am 4. August 1882 in Lobberich, Kreis Kempen-Krefeld, geboren. Sein Vater Maximilian Zanders hatte eine Viehhandlung. Im Jahre 1911 gründete Siegmund eine Manufakturwarenhandlung im Ortskern. Er heiratete die am 18. Juni 1886 in Heinsberg geborene Maria Anna Bähr und bekam mit ihr drei Kinder: die am 2. Februar 1914 geborene Edith, den am 4. Juli 1919 geborenen Kurt und den am 21. März 1923 geborenen Helmut. Ende 1932 gab Siegmund Zanders sein Geschäft auf und zog im Januar 1933 mit seiner Familie nach Krefeld in das Haus Preußenring 13. Er arbeitete nun als Reisender. Die Tochter Edith konnte noch an der Realgymnasialen Studienanstalt (Ricarda-Huch-Gymnasium) ihre Reifeprüfung ablegen. Danach betreute sie im Auftrag von Oberrabbiner Dr. Blum jüdische Jugendliche. Ihren eigentlichen Wunsch, Theologie zu studieren, konnte sie nicht verwirklichen. Edith Zanders kam über ihre Jugendarbeit in Kontakt zum „Ring Bund jüdischer Jugend“, eine Gruppe um Kurt Julio Rieger und Günter Friedländer. Über ein vom „Ring“ organisiertes Auswanderungsprojekt gelang ihr am 31. Oktober 1938 mit einer Gruppe jüdischer Jugendlicher um Kurt Julio Rieger die Ausreise. Über Berlin und Triest emigrierten sie nach Buenos Aires, wo sie am 14. November 1938 mit dem Dampfer „Oceania“ eintrafen. Ediths Bruder Kurt emigrierte kurz darauf am 10. Januar 1939 nach Großbritannien. Unterdessen war die Familie umgezogen und wohnte nun im Haus Dreikönigenstraße 30. Edith Zanders versuchte von Argentinien aus die Ausreise ihrer Eltern zu bewerkstelligen, was letztendlich scheiterte. Im Juli 1941 mussten Siegmund, Maria Anna und Helmut Zanders noch einmal umziehen, in das „Judenhaus“ Breite Straße 5. Von dort aus wurden sie am 22. April 1942 nach Izbica deportiert, wo sich die Spur der Familie verliert. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Lisette Heinemann, Max Heinemann, Erich Heinemann und Herbert Heinemann

Bearbeiten
Lisette, Max, Erich und Herbert Heinemann
Inschriften HIER WOHNTE
LISETTE HEINEMANN
GEB. KAUFMANN
JG. 1900
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
BEFREIT
HIER WOHNTE
MAX HEINEMANN
JG. 1891
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
BEFREIT
HIER WOHNTE
ERICH HEINEMANN
JG. 1927
MIT FLUCHTHILFE 1937
ENGLAND
HIER WOHNTE
HERBERT HEINEMANN
JG. 1930
KINDERTRANSPORT 1939
ENGLAND
      
Standort Lewerentzstraße 55 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Februar 2018
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Lisette Heinemann geb. Kaufmann, geboren 1900.
  • Max Heinemann, geboren 1891.
  • Erich Heinemann, geboren 1927.
  • Herbert Heinemann, geboren 1930.

Max Heinemann wurde am 20. Dezember 1891 in Krefeld als Sohn von Moritz und Elise Heinemann geboren. Moritz Heinemann stammte ursprünglich aus Maastricht/NL und war anlässlich seiner Heirat 1887 nach Krefeld gekommen. Er gründete ein Handelsgeschäft für Bäckerei-/Konditoreiwaren, das zuletzt im Haus Breite Straße 54 untergebracht war. Sein Sohn Max heiratete 1926 die am 3. Februar 1900 in Irlich/Kreis Neuwied geborene Lisette Kaufmann. Max Heinemann war Weltkriegsteilnehmer gewesen. Nach dem Krieg arbeitet er im Geschäft seines Vaters weiter mit. Als dieses jedoch im November 1932 wegen eines Boykotts geschlossen wurde, musste Max Heinemann als Vertreter für Kurzwaren das Auskommen für sich und seine Familie finden. 1927 war der Sohn Erich geboren worden, 1930 der Sohn Herbert. Im Mai 1937 zog die Familie in das Haus Malmedystraße (jetzt Lewerentzstraße) 55, nachdem man zuvor nach der Schließung des Geschäftes vier Jahre im Haus Breite Straße 66 gewohnt hatte, zusammen mit Moritz Heinemann. Während der Pogromnacht 1938 wurde auch die Wohnung der Heinemanns verwüstet. Aufgrund der ständigen Verschärfung der politischen Lage entschlossen sich Max und Lisette Heinemann, zumindest die beiden Jungen in Sicherheit zu bringen. Am 15. Juni 1939 wurde der Sohn Herbert nach Großbritannien geschickt. Er kam nach Cliftonville-Margate, an der Küste von Kent gelegen. Am 20. Juni 1939 folgte der ältere Sohn Erich. Er landete mit einem Kindertransport in London. Im Frühjahr 1939 hatte die Familie Heinemann umziehen müssen, in ein sogenanntes Judenhaus, Südwall 11. Im März 1941 erfolgte ein weiterer Umzug in das Haus Breite Straße 32, ebenfalls ein „Judenhaus“. Von dort aus wurden Max und Lisette Heinemann am 25. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebten beide die Judenverfolgung und kamen im Sommer 1945 in ein D.P. Camp in Deggendorf. Von dort aus kam Max Heinemann im November 1945 noch einmal kurz nach Krefeld zurück. 1946 ging das Ehepaar Heinemann zu seinen Kindern nach Großbritannien. Später wanderte die Familie dann in die USA aus. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Emilie Meyer, Karl Meyer, Martha Meyer, Ruth Meyer und Ilse Meyer

Bearbeiten
Emilie, Karl, Martha, Ruth und Ilse Meyer
Inschriften HIER WOHNTE
EMILIE MEYER
GEB. SERVOS
JG. 1859
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET SEPT. 1942
HIER WOHNTE
KARL MEYER
JG. 1888
FLUCHT 1939
ENGLAND
HIER WOHNTE
MARTHA MEYER
GEB. MEYER
JG. 1897
FLUCHT 1939
ENGLAND
HIER WOHNTE
RUTH MEYER
JG. 1921
FLUCHT 1939
ENGLAND
HIER WOHNTE
ILSE MEYER
JG. 1924
FLUCHT 1939
ENGLAND
         
Standort Friedrich-Ebert-Straße 23 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Februar 2018
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Emilie Meyer geb. Servos, geboren am 7. Mai 1859 in Anrath.[117]
  • Karl Meyer, geboren 1888.
  • Martha Meyer geb. Meyer, geboren 1897.
  • Ruth Meyer, geboren 1921.
  • Ilse Meyer, geboren 1924.

Karl Meyer wurde am 19. April 1888 in Krefeld als Sohn des jüdischen Metzgermeisters Valentin Meyer und seiner Frau Wilhelmine geb. Wolff geboren. Nach seiner Ausbildung machte sich Karl Meyer als Schuhhandelsvertreter selbstständig. Im April 1920 heiratete er die am 25. August 1897 in Krefeld geborene Martha Meyer, Tochter von Marcus und Emilie Meyer geb. Servos. Karl und Martha Meyer bekamen zwei Töchter, die am 30. Juni 1921 geborene Ruth und die am 3. Dezember 1924 geborene Ilse. 1927 zog die Familie in das neu gebaute Haus Bockumerallee (jetzt Friedrich-Ebert-Str.) 23. Karl Meyer kaufte die Schuhe für seine Kollektion in den Schuhfabriken und vertrieb die Kollektion dann in den einzelnen Schuhgeschäften. Da er einen umfangreichen Geschäftsbereich hatte, war er auf ein Automobil angewiesen. Aufgrund seiner Kurzsichtigkeit benötigte er einen Chauffeur. In dem Krefelder Hans Aretz fand er einen bewährten Fahrer, der auch sonst bei vielen Dingen behilflich war. Zwischen der Familie von Hans Aretz und der von Karl Meyer entstand eine Freundschaft, die sich auch in kommenden Notzeiten bewährte. Nach 1933 wurde die finanzielle Situation für Karl Meyer schwieriger, da sich die Schuhhäuser mehr und mehr weigerten, von ihm Schuhe abzunehmen. 1938 sah er sich gezwungen, Hans Aretz zu entlassen. Im November 1935 zog Emilie Meyer, die Mutter von Martha Meyer, in das Haus der Meyers an der Schlageterallee. Ihr Mann Marcus war 1924 verstorben. Die Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 verlebte die Familie Meyer in banger Erwartung. Während des folgenden Tages entschlossen sich Karl und Martha Meyer, die beiden Töchter vorsichtshalber bei der Familie Aretz unterzubringen. Sie selbst begaben sich mit einigen Wertgegenständen in das Elternhaus von Karl Meyer, Klosterstraße 6. Am Morgen des 11. November suchte als Erster Hans Aretz das Haus an der Schlageterallee auf. Er musste feststellen, dass in der Nacht zuvor Nazi-Horden eingedrungen waren. Die Türen waren aufgebrochen, das Mobiliar zertrümmert, die Einrichtung verwüstet. Notdürftig beseitigte Hans Aretz in den kommenden Tagen die schlimmsten Schäden, bis die Meyers wieder einziehen konnten. Die Erfahrungen in der Pogromnacht gaben den letzten Ausschlag dafür, dass sich die Familie Meyer zur Emigration entschloss. Das Haus wurde verkauft und die Familie zog im Januar 1939 mit Emilie Meyer in das Haus Bismarckstraße 118, ein sogenanntes Judenhaus. Karl Meyer bemühte sich um eine Ausreisegenehmigung in die USA. Eines Devisenvergehens beschuldigt, wurde er ab Februar 1939 für einige Wochen inhaftiert. Ruth Meyer gelang es, mit einem Kindertransport am 21. April 1939 nach London zu emigrieren. Ihre Eltern und die Schwester Ilse folgten am 2. August 1939. Über Amsterdam erreichten sie nach Kriegsausbruch mit einem der letzten Schiffe die britischen Inseln. Die ganze Familie reiste dann kurz darauf in die USA weiter und ließ sich in Chicago nieder. Emilie Meyer war am 1. August 1939 in das Haus Nordstraße 27 umgezogen, ebenfalls ein „Judenhaus“. Im Juli 1942 wurde sie mit dem sogenannten Altentransport nach Theresienstadt deportiert, kurz danach weiter nach Treblinka, wo sie wahrscheinlich am 21. September 1942 ermordet wurde. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Alfred Lorant, Bertha Lorant, Inge Lorant und Amalie Schaffrath, Ernst Schaffrath, Edith Schaffrath, Karl Schaffrath, Regine Schaffrath

Bearbeiten
Alfred, Bertha, Inge Lorant und Amalie, Ernst, Edith, Karl, Regine Schaffrath
Inschriften HIER WOHNTE
ALFRED LORANT
JG. 1886
'SCHUTZHAFT' 1938
DACHAU
ERMORDET 6.12.1938
HIER WOHNTE
BERTHA LORANT
GEB. SCHAFFRATH
JG. 1899
FLUCHT 1939
ENGLAND
HIER WOHNTE
INGE LORANT
JG. 1931
FLUCHT 1939
ENGLAND
HIER WOHNTE
AMALIE SCHAFFRATH
GEB. GOMPERTZ
JG. 1861
FLUCHT 1939
ENGLAND
HIER WOHNTE
ERNST SCHAFFRATH
JG. 1901
'SCHUTZHAFT' 1938
DACHAU
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
EDITH SCHAFFRATH
GEB. DAVIDS
JG. 1903
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
KARL SCHAFFRATH
JG. 1902
FLUCHT 1938
ARGENTINIEN
HIER WOHNTE
REGINE SCHAFFRATH
GEB. SCHNOCK
JG. 1912
FLUCHT 1938
ARGENTINIEN
               


 
Standort Oberstraße 37 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 6. Februar 2019
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Alfred Lorant geboren 1886.
  • Bertha Lorant geb. Schaffrath, geboren 1899.
  • Inge Lorant geboren 1931.
  • Amalie Schaffrath geb. Gompertz, geboren 1861.
  • Ernst Schaffrath geboren 1901.
  • Edith Schaffrath geb. Davids, geboren 1903.
  • Karl Schaffrath geboren 1902.
  • Regine Schaffrath geb. Schnock, geboren 1912.

Amalie Schaffrath wurde am 9. März 1861 in Krefeld als Tochter von Gompel und Jetta Gompertz geboren. Im Jahre 1896 heiratete sie den in Uerdingen wohnenden Metzgermeister Max Schaffrath, dort geboren im Jahre 1857. Die Familie Schaffrath lebte zum damaligen Zeitpunkt seit weit über 100 Jahren in Uerdingen. Der Großvater von Max, Philipp Schaffrath (geboren 1764 in Uerdingen als Sohn von Moises und Adelheid Schaffrath), war bereits Metzger gewesen. Amalie und Max Schaffrath bekamen drei Kinder. Die Tochter Bertha kam am 7. November 1899 zur Welt; der Sohn Ernst am 12. Januar 1901 und der Sohn Karl am 16. Dezember 1902. Nachdem der Vater von Max Schaffrath, Heller gen. Herz Schaffrath, 1905 verstorben war, zogen Max Schaffrath und seine Familie vom Haus Oberstraße 30 in das Haus Oberstraße 37, in dem Heller Schaffrath ein Metzgereigeschäft geführt hatte. Nach dem Tod von Max Schaffrath im Jahre 1916 musste die Metzgerei aufgegeben werden. Bertha Schaffrath zog im Jahre 1925 nach Mönchengladbach und heiratete dort den Kaufmann Alfred Lorant. Lorant war am 1. August 1886 in Hennen Kreis Iserlohn zur Welt gekommen. 1930 kamen die beiden wieder nach Uerdingen und wohnten im Haus Oberstraße 37. Am 25. Mai 1931 wurde die Tochter Inge geboren. Ernst Schaffrath, der älteste Sohn von Amalie und Max, war von Beruf Kaufmann geworden. Er arbeitete als Handelsvertreter und wohnte ebenfalls im Haus Oberstraße 37. Nach dem Novemberpogrom 1938, bei dem die Uerdinger SA auch in das Haus der Schaffraths eingedrungen war, wurde Ernst Schaffrath verhaftet. Vom 17. November bis zum 17. Dezember 1938 war er im Lager Dachau inhaftiert. Nach seiner Freilassung heiratete er am 21. Dezember 1938 die 1903 in Fischeln geborene Edith Davids. Im August 1939 musste das Ehepaar dann nach Krefeld umziehen, in das Haus Stadtgarten 13, ein sogenanntes Judenhaus. Karl Schaffrath, der jüngere Sohn, war von Beruf ebenfalls Kaufmann. Kurzzeitig hatte er in Luckenwalde gelebt. Am 19. Juli 1938 heiratete er in Rheydt die dort im Jahre 1912 geborene Regine Schnock. Einen Monat später, am 23. August, emigrierte das Ehepaar nach Buenos Aires/Argentinien. Alfred Lorant war wie auch sein Schwager Ernst nach dem Novemberpogrom verhaftet und in das Lager Dachau eingeliefert worden. Dort verstarb er am 6. Dezember 1938. Danach bemühte sich seine Witwe Bertha intensiv um eine Ausreise. Nachdem Amalie Schaffrath das Haus Oberstraße 37 verkauft hatte, emigrierten sie, Bertha und Inge Lorant am 4. August 1939 nach London/Großbritannien. Ernst Schaffrath und seine Ehefrau Edith wurden am 22. April 1942 nach Izbica deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Sie wurden an einem unbekannten Ort ermordet, wahrscheinlich in den Vernichtungslagern Belzec oder Sobibor. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Johannes Winkels

Bearbeiten
Johannes Winkels
Inschrift HIER WOHNTE
JOHANNES WINKELS
JG. 1907
VERHAFTET MÄRZ 1939
VERURTEILT § 175
SACHSENHAUSEN
DACHAU
ERMORDET 17.2.1943
 


 


 
Standort St.-Anton-Straße 68 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 6. Februar 2019
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Johannes Winkels, geboren 1907.

Johannes Winkels kam am 8. Mai 1907 in Grefrath als Sohn des Postbeamten Heinrich Winkels und seiner Ehefrau Barbara geb. Faber zur Welt. Er war das jüngste von vier Kindern. Nach der Schulzeit machte er eine Schneiderlehre und lebte nach dem Tod der Mutter noch in Grefrath bei seinem Vater, bis er dann im Dezember 1937 nach Krefeld zog. Zunächst wohnte er im Haus Westwall 92, dann ab Februar 1938 im Haus St.-Anton-Straße 68. Ende des Jahres 1938 wurde Winkels in Krefeld verhaftet und am 9. März 1939 vom Landgericht Krefeld zu zwei Jahren Gefängnis wegen „Widernatürlicher Unzucht“ verurteilt. Nach kurzen Aufenthalten in den Gefängnissen Wuppertal und Anrath kam Johannes Winkels am 9. September 1939 zur Zwangsarbeit in das Gefangenenlager Rodgau I bei Dieburg in Hessen. Nach der Haftentlassung im November 1940 ist Johannes Winkels für kurze Zeit in Wiesbaden gemeldet, aber er kann sich nur kurz der Freiheit erfreuen. Im Februar 1941 wird er als „Berufsverbrecher“ ins KZ Sachsenhausen bei Berlin eingeliefert. Wahrscheinlich hat die Gestapo nach dem Ende der regulären Haftzeit „Schutzhaft“ über ihn verhängt, wie es ein Erlass des Reichsführers SS und Chefs der deutschen Polizei Heinrich Himmler vom 12. Juli 1940 für Homosexuelle, die mehrfach vor Gericht gestanden hatten, verfügt hatte. Am 21. Mai 1941 wurde Johannes Winkels von Sachsenhausen in das KZ Natzweiler im Elsass verlegt. Dort musste er ebenfalls Zwangsarbeit leisten, bis er dann am 5. Dezember 1942 in das KZ Dachau eingeliefert wurde. Dort verstarb er am 17. Februar 1943 in der sogenannten Typhusbaracke. Als Todesursache wurde „Versagen von Herz und Kreislauf bei Unterleibstyphus“ angegeben. Die Urne mit seiner Asche wurde an den Vater geschickt und auf dem Grefrather Friedhof beigesetzt. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Jakob Lücker

Bearbeiten
Jakob Lücker
Inschrift HIER WOHNTE
JAKOB LÜCKER
JG. 1912
IM WIDERSTAND
FLUCHT 1937 SPANIEN
INTERNATIONALE BRIGADEN
TOT 18.2.1937
JARAMA
 
Standort Philadelphiastraße 128 (Ecke Neue Linner Straße) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 14. November 2019
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Jakob Lücker, geboren 1912.

Jakob Lücker kam am 14. März 1912 in Krefeld als Sohn des Anstreichers Jakob Johann Lücker und seiner Ehefrau Gertrud zur Welt. Nach der Schulzeit erlernte Jakob ebenfalls den Beruf des Anstreichers. Im April 1933 heiratete er die 1909 in Huckingen geborene Maria Haas. Zunächst lebte das Ehepaar in einem Haus an der Seidenstraße, ab November 1936 dann im Haus Kronprinzenstraße (jetzt Philadelphiastraße) 128. Am 17. Februar 1937 wurde Jakob Lücker offiziell „in Abgang gestellt, da seit Dez. 36 unbekannt verzogen.“ Lücker war wohl im Dezember 1936 illegal in die Niederlande eingereist, um sich mit seinem Freund Peter Jans zu treffen. Peter Jans war Mitglied der KPD und im Januar 1933 aus Krefeld in die Niederlande emigriert. Von den Niederlanden aus begaben sich Lücker und Jans nach Spanien. Dort hatten im Juli 1936 faschistische Militärs geputscht. Seither strömten Freiwillige aus vielen Ländern nach Spanien, um die republikanische Regierung im Kampf gegen die Putschisten zu unterstützen. Die den kommunistischen Parteien nahestehenden Freiwilligen traten zumeist den seit Herbst 1936 aufgestellten Internationalen Brigaden bei. Peter Jans und Jakob Lücker wurden der XIV. Internationalen Brigade zugeteilt, die hauptsächlich aus französischen Freiwilligen bestand. Beide gehörten später einem Spezialdienst an. Laut Werner Abel und Enrico Hilbert, den Autoren des Standardwerks „Sie werden nicht durchkommen“ über Deutsche an der Seite der Spanischen Republik, fiel Jakob Lücker am 18. Februar 1937 bei der Schlacht am Jarama während der Kämpfe um Morata de Tajuna. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Carl Becker

Bearbeiten
Carl Becker
Inschrift HIER WOHNTE
CARL BECKER
JG. 1885
VERHAFTET 1938
VERURTEILT § 175
GEFÄNGNIS
1941 ZUCHTHAUSSTRAFE
'SCHUTZHAFT' 1943
DACHAU
BEFREIT
 
Standort Dreikönigenstraße 29 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 14. November 2019
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Carl Becker, geboren 1885.

Carl Becker wurde am 13. Februar 1885 in Duisburg-Neumühl geboren. Mit seiner Frau Elisabeth bekam er 1922 einen Sohn, Karl-Heinz. Von Beruf war Becker Elektromonteur. Er wurde erstmals 1938 wegen Verstoßes gegen § 175 RStGB zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Im Jahre 1940 kam es zwischen ihm, dem Besitzer des Hauses Dreikönigenstraße 29 in Krefeld, und einem Mieter zu Streitigkeiten, welche laut Becker in einer Räumungsklage gipfelten. Im Zuge dessen wurde Becker durch diesen Mieter bei der Gestapo denunziert. Ihm wurde vorgeworfen, im August 1940 den Hitlergruß verweigert und Adolf Hitler beleidigt zu haben („Hitler kann mir was driete“ oder „Hitler kann mich mal driete“; Driet heißt Dreck). Das Verfahren gegen ihn wurde im September 1940 eingestellt und der Mieter zog aus, jedoch wurde Becker im April 1941 in Untersuchungshaft genommen. Aufgrund neuer Verstöße gegen den § 175 RStGB wurde er im November 1941 zu einem Jahr und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Auf Befehl Heinrich Himmlers vom 12. Juli 1940 wurden „Wiederholungstäter“ mit mehr als einem Partner von der Gestapo in „Vorbeugehaft“ genommen. Dies geschah auch mit Becker unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Zuchthaushaft. Er wurde von Düsseldorf in das KZ Dachau verbracht, wo er im Juli 1943 mit der Nummer 49907 registriert wurde. Anfangs war Becker als Berufsverbrecher eingetragen, wodurch er einen grünen Winkel tragen musste. Am 15. Februar 1945 wurde sein Status jedoch geändert und er bekam den rosa Winkel für Homosexuelle. Er musste in den Außenkommandos Friedrichshafen und Saalgau Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion leisten, bis das Lager Friedrichshafen im Herbst 1944 durch einen alliierten Luftangriff zerstört wurde. Carl Becker war im Lager Dachau, als es Ende April 1945 von den US-Truppen befreit wurde. Dabei nannte er ihnen nicht den wahren Haftgrund, sondern angeblich verweigerte Arbeitsleistung. Körperlich gezeichnet, lebte er bis April 1946 auf dem ehemaligen Lagergelände, bis er mit seiner Frau Elisabeth in die Dachauer Stadt zog. Hier starb er im September 1953. Sein Sohn Karl-Heinz war Soldat in der Wehrmacht gewesen. Im Januar 1944 wurde er als vermisst gemeldet und 1954 vom Amtsgericht Krefeld für tot erklärt. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

August Kaiser

Bearbeiten
August Kaiser
Inschrift HIER WOHNTE
AUGUST KAISER
JG. 1889
VERHAFTET 20.11.1941
1942 VERURTEILT § 175
ZWANGSKASTRIERT 1942
ZUCHTHAUS REMSCHEID
TOT 24.1.1944
 
Standort Schützenstraße 17 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 14. November 2019
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an August Kaiser, geboren 1889.

August Kaiser wurde am 7. Februar 1889 in Dülken geboren. Der Ingenieur wohnte von 1929 bis 1932 und 1936 bis 1941 in Krefeld-Uerdingen, zuletzt im Haus Schützenstraße 17. Kaiser wurde am 20. November 1941 aufgrund von Verstößen gegen § 175 RStGB verhaftet und, obwohl ohne Vorstrafen, am 8. Mai 1943 vom Landgericht Krefeld zu drei Jahren und 6 Monaten Zuchthaus und „Entmannung“ verurteilt. Der Umstand, dass ihm vier Monate Untersuchungshaft angerechnet wurden, kann bedeuten, dass er geständig war. Da Kaiser als „nicht moorfähig“ eingestuft worden war, kam er nicht in eines der Moorlager im Emsland, sondern am 27. Mai 1942 in das Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen. Hier war er einer von 25 „175ern“. Als „gefährlicher Gewohnheitsverbrecher“ registriert, wurde er gezwungen, zwischen der „freiwilligen“ Kastration und einer an die Haft anschließenden Sicherheitsverwahrung zu wählen. Er wurde am 23. Juni 1942 kastriert. Am 24. Januar 1944 verstarb August Kaiser. Als Grund vermerkte das Zuchthaus „Herzmuskelschwäche“, das Standesamt Remscheid „hochgradige allgemeine Körperschwäche“. Sollte einer dieser Befunde zutreffen, könnte dies eine Folge der Kastration gewesen sein. Kaiser war einer von 111 Häftlingen in Remscheid-Lüttringhausen, die während der Haft verstarben. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Josefa Flock

Bearbeiten
Josefa Flock
Inschrift HIER WOHNTE
JOSEFA FLOCK
JG. 1920
EINGEWIESEN 1927
ERZIEHUNGSANSTALT
HAUS NAZARETH IMMERATH
HEILANSTALT MARIENBORN
'VERLEGT' 18.8.1942
HEILANSTALT HADAMAR
ERMORDET 10.2.1943
 
Standort Geldernsche Straße 147 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 14. November 2019
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Josefa Flock, geboren 1920.

Josefa Flock wurde am 19. Februar 1920 als Tochter des Lokomotivheizers Jacob Flock und seiner Ehefrau Katharina geb. van Heemskerk geboren. Die Ehe der Eltern wurde 1922 geschieden. Josefa lebte fortan bei ihrer Mutter. Am 15. Juni 1927 wurde das Kind in das Haus Nazareth, eine Anstalt für katholische weibliche Epilepsiekranke in Immerath bei Erkelenz aufgenommen. In der Anamnese wurde festgestellt, Josefa sei „ein mittelgroßes, etwas blasses Mädchen von genügendem Körperbau“, das in der geistigen Entwicklung hinter der Norm zurückgeblieben sei. „Kam zur Erziehung und wegen mangelhaften häuslichen Verhältnissen“ heißt es abschließend. 1931 wird Josefa zwecks Besuch einer Hilfsschule an die St. Josephs-Anstalt in Düsseldorf-Unterrath überwiesen. Nach anfänglichen guten Schulfortschritten verschlechtert sich ihr Zustand. In der Krankenakte ist nun von „Anfällen“, „Wutausbrüchen“ und „häufigen Erregungszuständen“ die Rede. Es folgen wechselnde Aufenthalte in Immerath und Unterrath. 1937 wird in Immerath die Diagnose „Schwachsinn“ gestellt. Es finden aber noch Besuche der Familie statt. Im September 1941 wird Josefa Flock in die Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Düren aufgenommen, wegen „angeborenen Schwachsinns“ und „Schizophrenie“. Eine Liste aus dieser Zeit führt ihre Habseligkeiten auf: „1 Mantel, 4 Kleider, 1 Unterrock, 1 Beinkleid, 1 Taghemd, 1 Paar Strümpfe, 3 Schürzen, 3 Matrosenkragen, 1 Paar Schuhe, 1 Taschentuch, 1 Puppe.“ Auf, wie es heißt, „Anordnung des Herrn Oberpräsidenten“ kommt Josefa dann im Juni 1942 in die Heil- und Pflegeanstalt Kloster Hoven bei Zülpich. In dieser Anstalt wurden seit 1940 Visitationen durch die Gestapo durchgeführt. Ab Februar 1941, bis Januar 1943, verlegte man von dort in insgesamt acht Transporten 390 Patientinnen in andere Anstalten, wo sie dann ermordet wurden. Im August 1942 heißt es in Josefas Krankenakte: „Auch in der Zwischenzeit einzelne Male tätlich. Der Trotz und die stumme Opposition halten hinterher nicht lange vor. Sie wird dann bald wieder kindlich weich, bittet um die Kleider und will ‚brav‘ bleiben.“ Am 18. August 1942 erfolgte die Aufnahme Josefa Flocks in die Landesheilanstalt Hadamar. Hadamar war 1940 als sechste der NS-Tötungsanstalten des Deutschen Reiches für das NS-Euthanasieprogramm eingerichtet worden. Im Rahmen der Aktion T4 wurden dort von Januar bis August 1941 über 10000 Menschen durch Gas ermordet. Im August 1942 nahm man die Mordaktion wieder auf. Die Tötungen erfolgten nun durch überdosierte Medikamente, gezielte Mangelernährung und unterlassene medizinische Versorgung. Im November 1942 erreichte die Leitung der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar ein Schreiben des Krefelder Katholischen Fürsorgevereins für Mädchen, Frauen und Kinder des Inhalts, dass sich Frau Katharina W., die Mutter der Josefa Flock, Sorgen mache, fragen ließe, wie es ihr ginge und darum bäte, Josefa in eine leichter erreichbare Anstalt zu verlegen. In der Antwort heißt es: „Die Patientin ist seit Ankunft in der Anstalt stark verwirrt. Bei ihrer Erkrankung handelt sich um Idiotie, bei der eine Besserung nicht zu erwarten ist. Eine Verlegung ist für die Dauer der Kriegszeit nicht möglich.“ Am 6. Februar 1943 verfasste die Anstalt ein Schreiben an die Mutter Josefas: „Bei ihrer Tochter sind in letzter Zeit besonders starke Anfälle aufgetreten. Seit heute ist sie an Lungenentzündung erkrankt. Da Herzschwäche besteht, ist Lebensgefahr nicht ausgeschlossen. Besuch ist gestattet.“ Am 10. Februar 1943 erfolgte die Benachrichtigung, dass Josefa Flock am Morgen um 4 Uhr an Lungenentzündung verstorben sei. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Johannes Böckling

Bearbeiten
Johannes Böckling
Inschrift HIER WOHNTE
JOHANNES BÖCKLING
JG. 1912
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 1937
'HOCHVERRAT'
VERURTEILT 1937
GEFÄNGNIS DÜSSELDORF
TOT 7.1.1943
TODESURSACHE NIE GEKLÄRT
 
Standort Stephanstraße 62 (Ecke Wallstraße) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 14. November 2019
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Johannes Böckling, geboren 1912.

Johannes Böckling kam am 18. Juni 1912 in Krefeld als ältester Sohn von Johannes und Adelheid Böckling zur Welt. Johannes Böckling sen. war Mitinhaber der Möbelfabrik J.A. Böckling, die an der Vinzenzstraße gelegen war, im Haus Rheinstraße 29–31 ein eigenes Ladenlokal hatte und rund 300 Mitarbeiter beschäftigte. Johannes Böckling jun. hatte noch zwei Geschwister, die 1910 geborene Schwester Adele und den 1924 geborenen Bruder Bruno. Seit 1923 wohnte die Familie Böckling im Haus Gerberstraße 30. Wirtschaftliche Schwierigkeiten führten dazu, dass die Fabrik im Frühjahr 1927 schließen musste. Johannes Böckling sen. verstarb kurz darauf im Juni 1927. Johannes jun. war im März 1927 nach München gegangen und begann dort eine Lehre als Möbelschreiner. Nach einer Unterbrechung durch den Tod des Vaters setzte er die Lehre fort, an die er eine kaufmännische Ausbildung anschloss. Im April 1931 kehrte er nach Krefeld zurück. Böckling war katholisch und als Pfadfinder aktiv gewesen. Nach seiner Rückkehr aus München begann er sich politisch zu engagieren und trat der bündischen Jugend bei, der von Dr. Hans Ebeling gegründeten „Pfadfinderschaft Westmark - Jungnationaler Bund“. In seiner Familie wird tradiert, dass Johannes Böckling sich bei seinen nun folgenden Aktivitäten weiterhin von einer christlichen Grundhaltung leiten ließ. Ebeling, gebürtiger und hier noch ansässiger Krefelder, war Offizier im Ersten Weltkrieg gewesen. Danach hatte er als Reichswehrangehöriger gegen die rote Ruhrarmee gekämpft. Seit Beginn der 1920er Jahre war er führendes Mitglied des „Jungnationalen Bundes“ (Junabu) gewesen. Nach einem Studium der Nationalökonomie war Ebeling als Publizist tätig, seit 1930 als Mitherausgeber der Zeitschrift „Der Vorkämpfer“. Im politischen Spektrum der Weimarer Republik waren Ebeling und seine Gruppe den sogenannten Nationalrevolutionären zuzuordnen. Diese „linken Leute von rechts“ hatten eine politisch rechte Gesinnung und waren strikt national eingestellt. Auf der anderen Seite begrüßten sie die Entwicklung in der Sowjetunion und waren punktuell zur Zusammenarbeit mit Kommunisten bereit. Wohl schon kurz nach seinem Beitritt gehörte Johannes Böckling neben Ebeling zu den führenden Mitgliedern der Gruppe. Da die Nationalbolschewisten trotz einiger Berührungspunkte durchaus anti-nationalsozialistisch eingestellt waren, gerieten sie nach der sogenannten Machtergreifung im Frühjahr 1933 sofort in das Blickfeld der Polizei. Im Februar 1933 fanden Hausdurchsuchungen statt, bei denen Waffen gefunden wurden. Ebeling, Böckling und einige andere wurden verhaftet, kamen aber bald wieder frei. In der ersten Zeit der NS-Herrschaft versuchte Ebeling, seine Organisation zusammenzuhalten und weitestgehend im Untergrund zu operieren. Dies gelang aber nicht. Die Gruppe stand unter ständiger Beobachtung durch die Gestapo, die Post der Mitglieder wurde kontrolliert. Zum 11. Januar 1934, dem 11. Jahrestag des Ruhreinmarsches der Franzosen, löste sich die Pfadfinderschaft Westmark offiziell auf. Ebeling gelang im August 1934 kurz vor seiner Verhaftung die Flucht in die Niederlande. Johannes Böckling heiratete im September 1934 die 1902 in Krefeld geborene Adelgunde Vieten. Aus einer ersten Ehe hatte sie eine kleine Tochter. Auch Adelgunde war in der Gruppe aktiv. Die Familie wohnte nun im Haus Stephanstraße 62. Böckling unterhielt aber in seinem Elternhaus an der Gerberstraße noch ein Büro, von dem aus er versuchte, die Geschäfte des Bundes im Geheimen weiterzuführen. Über Kuriere hielt er den Kontakt zu Hans Ebeling in den Niederlanden, über Briefe zu den Gefolgsleuten der Gruppe im ganzen Reich. Durch die umfangreiche Kontrolle war die Gestapo aber über fast alle Schritte informiert und schlug nun zu. Laut Albert Eickhoff, einem Mitglied des Bundes aus Krefeld, wurde Johannes Böckling am 8. September 1935 in Köln verhaftet. Dort sollte er eine Nachricht erhalten, das Treffen war aber durch einen Spitzel verraten worden. Böckling wurde an die Düsseldorfer Gestapo ausgeliefert und dort unter fürchterlichen Misshandlungen verhört. Am folgenden Tag wurden die Krefelder Mitglieder verhaftet, darunter Adelgunde Böckling, und kamen dann ebenfalls in das Düsseldorfer Polizeigefängnis. Auch aus anderen Städten wurden die Verhafteten dorthin gebracht, schließlich insgesamt 21 Personen. Bei den nun folgenden Vernehmungen kam es zu weiteren massiven Misshandlungen einiger Verhafteter, unter ihnen Johannes Böcklings. Alle Verhafteten blieben in Untersuchungshaft. Zeitzeugen berichten, dass ein Grund für die erfolgten Festnahmen ein Plan der Gruppe war, bei der geplanten Einweihung der Uerdinger Rheinbrücke ein Attentat auf Hitler zu verüben. Im Juni 1937 begann der Prozess gegen 21 Junabu-Mitglieder vor dem Volksgerichtshof in Essen. Die Anklage lautete „Vorbereitung zum Hoch- und Landesverrat“. Neun der Angeklagten, darunter Adelgunde Böckling, waren aus Mangel an Beweisen schon im März 1936 außer Verfolgung gesetzt worden. Johannes Böckling, einem der Hauptangeklagten, drohte die Todesstrafe. Der Prozess sollte vor allem dazu dienen, oppositionelle Anhänger der bündischen Jugend abzuschrecken und einzuschüchtern. Auf der anderen Seite gelang es Hans Ebeling, in Belgien, Großbritannien und den Niederlanden eine umfangreiche Protestkampagne zu organisieren, die unter anderem dazu führte, dass sich die britische Regierung offiziell nach dem Essener Prozess erkundigte. Wohl nicht zuletzt dieser Protest führte dazu, dass Johannes Böckling nicht zum Tode verurteilt wurde, sondern eine zwölfjährige Zuchthausstrafe erhielt. Dies war aber die weitaus höchste Strafzumessung. Vier Verfahren waren noch eingestellt worden, sieben Angeklagte erhielten geringere Haftstrafen. Ein Angeklagter aus Krefeld, Dr. Wegerhoff, war während der Untersuchungshaft auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Die folgenden Jahre verbrachte Johannes Böckling im Düsseldorfer Zuchthaus Ulmer Höhe. Sein Bruder Bruno besuchte ihn dort Ende des Jahres 1942. Nach seinen Erinnerungen war Johannes Böckling zu diesem Zeitpunkt ausgemergelt und wies Wundmale auf, als sei er geschlagen worden. Am 7. Januar 1943 starb Johannes Böckling im Zuchthaus. Eine genaue Todesursache wurde nicht angegeben. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Agnes Barsdorf, Irma Barsdorf, Julius Grünberg und Olga Grünberg

Bearbeiten
Agnes und Irma Barsdorf, Julius und Olga Grünberg
Inschriften HIER WOHNTE
AGNES BARSDORF
GEB. GOETZ
JG. 1855
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 22.12.1942
HIER WOHNTE
IRMA BARSDORF
GEB. STRAUSS
JG. 1886
FLUCHT 1941
KUBA
HIER WOHNTE
JULIUS GRÜNBERG
JG. 1876
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 23.11.1942
HIER WOHNTE
OLGA GRÜNBERG
GEB. BARSDORF
JG. 1881
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET
    


   
Standort Südwall 11 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 14. November 2019
Anmerkungen Die Stolpersteine erinnern an:
  • Agnes Barsdorf, geb. Götz, geboren am 21. November 1855 in Hamburg.
  • Irma Barsdorf geb. Strauss, geboren 1886.
  • Julius Grünberg, geboren am 15. Dezember 1876 in Wetter (Ruhr).
  • Olga Grünberg, geboren am 16. Dezember 1881 in Krefeld.

Der jüdische Kaufmann Julius Jacob Barsdorf, geboren am 19. März 1845 in Neubrandenburg, kam im Jahre 1872 mit seiner Frau Agnes geb. Goetz (geb. 21. November 1855 in Hamburg) nach Krefeld. Barsdorf war von Beruf Seidenwarenhändler. Er leitete zunächst und übernahm dann um 1890 die Seidenwarenhandlung R. D. Warburg & Co. im Haus Südwall 11. Seine Frau entstammte einer wohlhabenden Hamburger Bankiers- und Kaufmannsfamilie. Nach dem Tod von Julius Barsdorf 1897 übernahm Agnes Barsdorf die Firma. 1897 erwarb sie auch das Haus Südwall 11 und zog mit ihrer Familie dorthin. Julius und Agnes Barsdorf hatten fünf Kinder: den am 21. August 1875 geborenen Sohn Julius, den am 15. Dezember 1876 geborenen Sohn Ernst, die am 16. Dezember 1881 geborene Tochter Olga, die am 17. Juni 1884 geborene Tochter Alice sowie den am 4. Januar 1892 geborenen Sohn Edgar. Julius jun. heiratete 1911 die am 11. Oktober 1886 in Mülheim/Mosel geborene Irma Strauss. Der 1914 geborene Sohn Hans starb bereits 1920. Julius Barsdorf übernahm die Firma von seiner Mutter, die zusammen mit seiner Frau Irma und dem Kaufmann Johannes Horten als Prokuristin im Geschäft tätig wurde. Ab 1919 wohnte Julius Barsdorf mit seiner Familie im Haus Uerdinger Straße 250. Er starb am 21. Juli 1930. Ernst absolvierte seinen Wehrdienst und arbeitete als Commis. 1896 ging er kurz nach Hamburg; 1898 beantragte er einen Pass für Südafrika und reiste im August des Jahres nach Durban. Danach trat er meldetechnisch in Krefeld nicht mehr in Erscheinung. Olga heiratete den am 15. Dezember 1876 in Wetter/Ruhr geborenen Kaufmann Julius Grünberg und zog zu ihm nach Mönchengladbach. Dort kam am 9. Juli 1907 der Sohn Arthur zur Welt. 1909 kam die Familie nach Krefeld und wohnte ab Mai 1933 im Haus Südwall 11. Julius Grünberg war als Handelsvertreter tätig. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gekommen waren, wurde die Seidenwarenhandlung geschlossen. Edgar, der jüngste Sohn von Julius und Agnes Barsdorf, emigrierte nach Südamerika, ebenso Arthur Grünberg, der Sohn von Olga und Julius Grünberg. Alice Barsdorf verstarb am 19. Dezember 1939 eines natürlichen Todes und wurde auf dem Krefelder Neuen jüdischen Friedhof bestattet. Im November 1938 war das Büro der Krefelder Synagogengemeinde in das Haus Südwall 11 verlegt worden, nach der Zerstörung der Krefelder Synagogen und jüdischen Gemeindeeinrichtungen während des Novemberpogroms. Das Büro bestand bis zum Juli 1942. Ab November 1938 wurde das Haus auch als „Judenhaus“ benutzt. Eigentümerin war aber bis zum Jahre 1940 weiterhin Agnes Barsdorf. Bis Juli 1942 lebten mindestens 39 Krefelder Jüdinnen und Juden im Haus, meist nur für kurze Zeit. Einigen gelang noch die Emigration. Die meisten Bewohner wurden jedoch nach und nach bei den ab Herbst 1941 einsetzenden Deportationen aus Krefeld verschleppt. Irma Barsdorf, die Witwe von Julius Barsdorf jun., hatte bis zum Juli 1941 im Haus Richard-Wagner-Straße 5 gelebt, ebenfalls einem „Judenhaus“. Sie kam dann auch in das Haus Südwall 11. Im Oktober 1941 gelangte sie mit einem geschlossenen Sammeltransport über Berlin nach Barcelona, von wo aus sie nach Havanna/Kuba emigrieren konnte. Später lebte sie in den USA. Agnes Barsdorf sowie Julius und Olga Grünberg wurden am 25. Juli 1942 von Krefeld über Düsseldorf nach Theresienstadt deportiert. Agnes Barsdorf verstarb dort am 22. Dezember 1942. Julius Grünberg war dort bereits am 23. November 1942 gestorben. Olga Grünberg wurde am 15. Mai 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt, wo sie am selben Tag ermordet wurde. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Felix Kaufmann

Bearbeiten
Felix Kaufmann
Inschrift HIER WOHNTE
FELIX KAUFMANN
JG. 1859
EINGEWIESEN 1942
JACOBY'SCHE ANSTALT
BENDORF-SAYN
TOT 11.8.1942
 
Standort Bismarckplatz 43 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 7. Oktober 2020
Anmerkungen Felix Kaufmann wurde am 3. Juli 1858 in Geldern geboren. Von Beruf war er Kaufmann und arbeitete als Reisender für Kolonialwaren. Im Jahre 1907 kam er von Hüls nach Krefeld. Dort heiratete er am 15. August 1914 die 1888 in Essen geborene Luise Kastier. Seine Ehefrau war evangelisch. Eine frühere Ehe von Felix Kaufmann mit Elli Heimann war geschieden worden. 1928 zog das Ehepaar in das Haus Bismarckplatz 28. Felix Kaufmann wurde am 27. April 1942 in die Jacoby‘sche Anstalt in Bendorf-Sayn eingeliefert. Diese Einrichtung für hauptsächlich jüdische „Nerven- und Gemütskranke“ war 1869 gegründet worden. 1938 mussten alle nichtjüdischen Fachkräfte entlassen werden. Ein Runderlass des Reichsinnenministeriums vom Dezember 1940 besagte, dass „… geisteskranke Juden künftig nur noch in die von der Reichsvereinigung der Juden unterhaltenen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn, Kr. Koblenz aufgenommen werden dürfen.“ Ab 1942 wurden die jüdischen Pflegekräfte und die Insassen deportiert und im Osten ermordet. Patienten, die zuvor eines natürlichen Todes gestorben waren, hatte man auf dem anstaltseigenen Friedhof beigesetzt. Unter ihnen war auch Felix Kaufmann, der kurz nach seiner Ankunft am 11. August 1942 in Bendorf-Sayn verstorben ist. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Gottfried Gompertz, Luise Gompertz und Rosalie Gompertz

Bearbeiten
Gottfried Gompertz, Luise Gompertz und Rosalie Gompertz
Inschriften HIER WOHNTE
GOTTFRIED GOMPERTZ
JG. 1872
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
HIER WOHNTE
LUISE GOMPERTZ
JG. 1907
FLUCHT 1938
INDIEN
HIER WOHNTE
ROSALIE GOMPERTZ
GEB. SELIG
JG. 1884
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
     


 
Standort Wilhelmshofallee 182 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 7. Oktober 2020
Anmerkungen Gottfried Gompertz wurde am 27. Februar 1872 als zweitjüngstes von neun Kindern des jüdischen Viehhändlers Gompel Gompertz und seiner Frau Henriette geb. Sternefeld in Uerdingen geboren. Um das Jahr 1896 eröffnete Gottfried in seinem Elternhaus Elisabethstraße 92 mit seinem Bruder Max eine „Hut- und Mützenfournituren (= Kurzwaren)- und Seidenwarenhandlung“. Einige Jahre residierte die Firma dann im Haus Blumentalstraße 108, ab 1911 nur noch als „Mützenfabrik“. Seit 1912 war der Firmensitz ein neuerbautes Fabrikgebäude an der Jahn (= Vater-Jahn)-Straße 1–5. Das Gebäude hatten sich Max und Gottfried Gompertz nach Plänen des Architekten Karl Buschhüter errichten lassen. Neben der Mützenfabrik beheimatete das Fabrikgebäude noch Firmen dreier Brüder von Max und Gottfried Gompertz: Die „Krawattenfabrik Josef Gompertz“, Inhaber Josef Gompertz sowie die „Samtfabrik Jinkertz und Gompertz“, Inhaber Eduard und Hermann Gompertz. Im Jahre 1904 heiratete Gottfried Gompertz die am 6. August 1884 in Unna geborene Rosalie Selig. Das Ehepaar zog in das Haus Westwall 180. Am 8. Mai 1905 wurde die Tochter Hedwig geboren, am 22. Dezember 1907 die Tochter Luise und am 21. Juli 1916 die Tochter Hannah. Hedwig heiratete 1927 den 1895 in Kalkar geborenen Siegfried Spier. Luise arbeitete nach ihrer Schulzeit als Kontoristin und lebte zeitweise nicht in Krefeld. Hannah, die jüngste Tochter, war Schülerin des Lyzeums. 1921 ließ Gottfried Gompertz für sich und seine Familie in Bockum das Haus Wilhelmshofallee 190 errichten, um 1930 dann auch das danebengelegene Haus Wilhelmshofallee 182, das später vermietet wurde. Gegen Ende der 1920er Jahre zog sich Gottfried Gompertz aus der Mützenfabrik zurück. Ab 1929 betrieb er zusammen mit seinem Schwiegersohn Siegfried Spier eine Seidenwarengroßhandlung, die auch im Gebäude Vater-Jahn-Str. 1–5 angesiedelt war. Er erwarb von seinem Bruder Max dessen Anteil am Fabrikgebäude und dann auch die Mützenfabrik, die ab 1934 als „Mützenfabrik Gottfried Gompertz“ im Adressbuch erschien. Eigentümer der Mützenfabrik waren nun Gottfried Gompertz und Siegfried Spier. Im Mai 1938 zogen Gottfried Gompertz, seine Frau Rosalie und die Tochter Luise in das Haus Wilhelmshofallee 182. Das Haus Wilhelmshofallee 190 wurde an den Direktor der Büttner-Werke, Carl Le Hanne, verkauft. Am 14. Juli 1938 emigrierte die Tochter Luise nach Kalkutta in Indien. Hannah Gompertz war 1937 nach Essen gezogen und hatte dort den aus Krefeld stammenden Fritz Samson geheiratet. Siegfried Spier, der Schwiegersohn von Gottfried Gompertz, wurde nach dem 9. November 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. In der Folge wurden die beiden Firmen, Gompertz, Spier & Co sowie die Mützenfabrik, am 5. Dezember 1938, verkauft. Nach der Entlassung aus dem KZ emigrierte Siegfried Spier mit 2 seiner Frau Hedwig und der Tochter Ursula am 8. März 1939 nach Stockholm. Hannah Samson geb. Gompertz und ihr Mann emigrierten ebenfalls im Jahre 1939. Sie gingen nach Palästina. Gottfried Gompertz und seine Frau planten, ebenfalls nach Schweden zu emigrieren. Sie schickten sogar schon eine ganze Hauseinrichtung dorthin. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste der Plan aufgegeben werden, die Hauseinrichtung ging verloren. Gottfried Gompertz und seine Frau Rosalie wohnten bis zum November 1941 an der Wilhelmshofallee, dann mussten sie in das Haus Schlageterallee (= Friedrich-Ebert-Straße) 41 umziehen, ein sogenanntes Judenhaus. (Im Haus Wilhelmshofallee 182 war laut Adressbuch 1942 danach eine Teppichgroßhandlung untergebracht. Nach dem Krieg war das Haus im Eigentum der Stadt Krefeld). Seit September 1939 war Gottfried Gompertz im Vorstand der Jüdischen Kultusgemeinde e. V. als stellvertretender Vorsitzender tätig, ab 1940 auch als Finanzdezernent. Im April 1942 mussten er und seine Frau noch einmal die Wohnung wechseln. Sie kamen in das „Judenhaus“ Goethestraße 85, das Wohnhaus des Richard Merländer-Compagnons Siegfried Strauß. Am 25. Juli 1942 wurden Gottfried und Rosalie Gompertz dann nach Theresienstadt deportiert. Am 21. September 1942 kamen sie von dort in das Lager Treblinka, wo Gottfried Gompertz direkt nach der Ankunft und seine Frau wohl kurz darauf ermordet wurden. Hedwig Spier und ihre Familie wanderten nach dem Krieg von Schweden in die USA aus. Luise Gompertz wurde vom Juni 1940 bis zum September 1941 in Indien als „feindliche Ausländerin“ interniert. Später lebte sie dann in Neuseeland. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Rosa Glauberg und Karolina Kanthal

Bearbeiten
Rosa Glauberg und Karolina Kanthal
Inschrift HIER WOHNTE
ROSA GLAUBERG
GEB. WERTHEIM
JG. 1870
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 21.4.1943
HIER WOHNTE
KAROLINA KANTHAL
GEB. WERTHEIM
JG. 1871
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
   
Standort Ostwall 263 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 7. Oktober 2020
Anmerkungen Rosa Glauberg wurde am 1. September 1870 in Diemerode Kreis Rotenburg als Tochter von Wolf und Berta Wertheim geboren. Sie heiratete den 1870 in Eschwege geborenen Lehrer Simon Glauberg. Das Ehepaar bekam drei Kinder: die Töchter Jenny und Klara sowie den Sohn Hermann. Zeitweise arbeitete Rosa Glauberg als Handarbeitslehrerin. 1937 starb Simon Glauberg. Im Dezember 1938 zog seine Witwe von Eschwege nach Essen. Dort lebte ihre jüngere Tochter Klara mit ihrer Familie. Klara hatte 1927 den 1888 in Banteln geborenen Lehrer Friedrich Josef Löwenstein geheiratet. 1928 trat Löwenstein seinen Dienst als Lehrer an der israelitischen Volksschule Essen an. 1930 war der Sohn Fredi geboren worden. Im Juli 1939 zog Rosa Glauberg dann nach Krefeld, in das Haus Ostwall 263. Dieses Haus gehörte dem Kaufmann Samuel Goldschmidt, ab 1938 wurde es als „Judenhaus“ verwendet. In Krefeld wohnte seit 1937 Rosa Glaubergs jüngere Schwester Karolina Kanthal (s.d.). Im September 1939 zog dann auch die Familie Stern in das Haus Ostwall 263. Jenny Glauberg, geboren 1895, die älteste Tochter Rosa Glaubergs, hatte 1921 den 1886 geborenen Philipp Stern geheiratet. 1924 war der Sohn Hans-Werner zur Welt gekommen, ein Jahr später der Sohn Günter. Die Sterns waren aus Medebach im Sauerland gekommen, dem Heimatort von Philipp Stern. Der ältere Sohn Hans-Werner war im Februar 1939 nach Rotterdam geflohen, Günter war noch bei seinen Eltern. Bereits nach einer Woche ging Philipp Stern nach Stuttgart, seine Frau und Günter folgten ihm erst ein gutes Jahr später im November 1940. Rosa Glauberg wurde am 25. Juli 1942 von Krefeld aus nach Theresienstadt deportiert. Dort starb sie am 21. April 1943. Jenny, Philipp und Günter Stern waren im April 1942 von Stuttgart aus nach Izbica verschleppt worden. Dort verliert sich ihre Spur. Hans-Werner Stern wurde im August 1942 von den Niederlanden aus nach Auschwitz deportiert, wo er ermordet wurde. Klara Löwenstein wurde mit ihrer Familie am 10. November 1941 von Essen aus nach Minsk verschleppt. Nach dem Krieg wurden sie für tot erklärt. Rosa und Simon Glaubergs Sohn, dem 1903 in Zwesten geborenen Hermann Glauberg, gelang die Flucht aus Deutschland. Er lebte später in den USA. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Albert Bach, Henriette Bach, Henry Bach und Walter Bach

Bearbeiten
Albert Bach, Henriette Bach, Henry Bach und Walter Bach
Inschriften HIER WOHNTE
ALBERT BACH
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
1942 CHELMNO/KULMHOF
ERMORDET SEPT. 1942
HIER WOHNTE
HENRIETTE BACH
GEB. SCHNITZLER
JG. 1894
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET AUG. 1944
HIER WOHNTE
HENRY BACH
JG. 1923
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
AUSCHWITZ
DACHAU
ERMORDET 10.1.1945
ARBEITSLAGER RIEDERLOH
HIER WOHNTE
WALTER BACH
JG. 1929
FLUCHT 1940 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 3.9.1943
    
Standort Luisenstraße 147 (Ecke St.-Anton-Straße) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 7. Oktober 2020
Anmerkungen Albert Bach wurde am 12. September 1895 in Waren/Mecklenburg geboren. Er heiratete die am 23. November 1894 in Wickrath geborene Henriette Schnitzler und kam im April 1920 mit seiner Frau von Mönchengladbach nach Krefeld. Von Beruf war Albert Bach Kaufmann. Nach mehreren Wohnungswechseln lebten er und seine Familie ab September 1929 im Haus Luisenstraße 147. Am 9. Oktober 1923 war der älteste Sohn Henry geboren worden, am 29. November 1929 der Sohn Walter. Um 1930 war Albert Bach kurzzeitig Inhaber eines Geschäfts für Schneidereibedarfsartikel. Dieses Geschäft musste er aber wieder aufgeben, wahrscheinlich bedingt durch die beginnende Weltwirtschaftskrise. Danach arbeitete er als Vertreter für die Modewarenfabrik Albrecht Pick. In den Jahren 1938/1939 kam es gegen Albert Bach zu Ermittlungen wegen Verwendung des „Deutschen Grußes“ und wegen des Verdachtes des Verstoßes gegen die „Verordnung gegen die Unterstützung der Tarnung jüdischer Gewerbebetriebe vom 22. April 1938“. Diese Ermittlungen verliefen aber ergebnislos. Henry, der älteste Sohn, war von Oktober 1938 bis Januar 1940 landwirtschaftlicher Praktikant auf der Domäne Groß Breesen, Kreis Trebnitz, im Regierungsbezirk Breslau/Schlesien. Er bereitete sich damit wohl auf eine geplante Auswanderung vor. Der jüngste Sohn, Walter, emigrierte 1940 in die Niederlande. Am 25. Oktober 1941 wurden Albert, Henriette und Henry Bach nach Łodz/Litzmannstadt deportiert und dort im Haus Bleigasse 94 untergebracht. Im September 1942 wurde Albert Bach in das Lager Chelmno/Kulmhof gebracht und dort ermordet. Seine Frau Henriette kam im August 1944 nach Auschwitz, wo sie vermutlich kurz nach ihrer Ankunft ermordet wurde. Henry Bach wurde im September 1944 von Auschwitz nach Dachau verschleppt und kam dann dessen KZ-Außenlager Riederloh. Dort starb er am 10. Januar 1945. Walter Bach lebte nach seiner Flucht in die Niederlande in Amsterdam. 1943 wurde er im Lager Westerbork interniert und dann Anfang September in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo er am 3. September 1943 ermordet wurde. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Heinz Schriesheimer

Bearbeiten
Heinz Schriesheimer
Inschrift HIER WOHNTE
HEINZ SCHRIESHEIMER
JG. 1905
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET
 
Standort Tannenstraße 141 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 7. Oktober 2020
Anmerkungen Heinz Schriesheimer wurde am 23. Juli 1906 in Krefeld als Sohn des jüdischen Kaufmanns Julius Schriesheimer und seiner Ehefrau Betti geboren. Julius Schriesheimer war mit seiner Ehefrau im Jahre 1904 aus dem badischen Leutershausen nach Krefeld gekommen. 1913 eröffnete er im Haus Nordstraße 167 eine kleine Krawattenfabrik, in der seine Ehefrau als Prokuristin tätig war. Heinz bekam noch die Geschwister Willy, geboren 1907, und Johanna, geboren 1911. Nach dem Besuch des Realgymnasiums war Heinz Schriesheimer als Kaufmann tätig. Die Krawattenfabrik erlosch nach dem Tod des Vaters Julius Schriesheimer 1930. Die Mutter war schon 1929 verstorben. Die Geschwister wohnten bis zum Herbst 1937 weiterhin im Haus Nordstraße 167. Im Oktober 1937 heiratete Willy Schriesheimer die aus Krefeld stammende Else Gabelin. Mit seiner Schwester emigrierte er dann einen Monat später, im November 1937, nach New York. Seine Frau Else folgte im Juni 1938. Heinz Schriesheimer zog nach der Ausreise seiner Geschwister zunächst in das Haus Steinstraße 17, dann im Oktober 1938 in das Haus Tannenstraße 141. Von dort musste er im April 1939 wieder umziehen, diesmal in das „Judenhaus“ Neusser Straße 63a. Ein weiterer Umzug im Dezember 1940 brachte Heinz Schriesheimer in das Haus Wiedenhofstraße 43, ebenfalls ein sogenanntes Judenhaus. Von dort wurde er am 9. Dezember 1941 nach Riga deportiert. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski

Simon Hirtz, Selma Hirtz, Eugen Hirtz, Charlotte Steinberg, Hilde Pappenheimer, Helmuth Pappenheimer und Werner Pappenheimer

Bearbeiten
Simon Hirtz, Selma Hirtz, Eugen Hirtz, Charlotte Steinberg, Hilde Pappenheimer, Helmuth Pappenheimer und Werner Pappenheimer
Inschriften HIER WOHNTE
SIMON HIRTZ
JG. 1869
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
HIER WOHNTE
SELMA HIRTZ
GEB. WALDBAUM
JG. 1864
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
HIER WOHNTE
EUGEN HIRTZ
JG. 1905
DEPORTIERT 1941
ŁODZ/LITZMANNSTADT
ERMORDET 14.5.1942
CHELMNO/KULMHOF
HIER WOHNTE
CHARLOTTE STEINBERG
GEB. HIRTZ
JG. 1906
FLUCHT 1936 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
HIER WOHNTE
HILDE PAPPENHEIMER
GEB. HIRTZ
JG. 1900
DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
HELMUTH PAPPENHEIMER
JG. 1923
DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
WERNER PAPPENHEIMER
JG. 1927
DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO IZBICA
ERMORDET
             


 
Standort Grenzstraße 59 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 7. Oktober 2020
Anmerkungen Simon Hirtz wurde am 13. November 1869 in Krefeld als Sohn des Seidenwebermeisters Abraham Hirtz und seiner Ehefrau Sara geb. Mayer geboren. Simon machte eine kaufmännische Lehre und arbeitete als kaufmännischer Angestellter. Am 7. März 1899 heiratete er dann die am 23. September 1864 in Iserlohn geborene Selma Waldbaum. Selma war 1890 mit zwei Schwestern von Iserlohn nach Krefeld gekommen, wo ihr Bruder Bernhard seit einigen Jahren ein Modewarengeschäft führte. 1893 hatte sie mit ihrer Schwester Rosalie im Haus Neusser Straße 37, wo sie auch wohnte, ein Putzwarengeschäft (das sind modische Accessoires und Hüte) eröffnet. Dieses Geschäft übernahm sie dann nach ihrer Heirat als alleinige Inhaberin, ihr Mann arbeitete darin zunächst als Angestellter. Simon und Selma Hirtz bekamen drei Kinder: die 1900 geborene Hilde, den 1905 geborenen Eugen sowie die 1906 geborene Charlotte. Um das Jahr 1905 erwarb Simon Hirtz das Haus Neusser Straße 37; ab 1912 war er auch Inhaber des Putzwarengeschäftes, in welchem seine Frau nun als Prokuristin tätig war. Im März 1919 zog die Familie an die Adresse Grenzstraße 59 in Bockum, wo sich Simon Hirtz ein Haus hatte errichten lassen. Die Tochter Hilde heiratete 1922 den aus Groß-Gerau stammenden Kaufmann Sally Pappenheimer. Das Ehepaar bekam zwei Kinder, den 1923 geborenen Helmuth und den 1927 geborenen Werner. Sie wohnten im Haus Dreikönigenstraße 50. Zeitweilig hielt sich Sally Pappenheimer allerdings in Frankfurt am Main auf, wo er auch 1929 verstarb. Seine Witwe zog mit ihren beiden Kindern daraufhin wieder in das Haus an der Grenzstraße. Eugen Hirtz arbeitete im Geschäft der Eltern und wohnte auch im elterlichen Haus, ebenso wie die jüngere Tochter Charlotte, die aber zeitweise in Stettin, Berlin und Wesel lebte. Im April 1936 emigrierte Charlotte Hirtz nach Amsterdam und heiratete dort den 1892 in Simferopol/Russland geborenen Sascha Steinberg. In der Pogromnacht 1938 wurde das Geschäft an der Neusser Straße erheblich zerstört und geplündert, der 69-jährige Simon Hirtz von der Gestapo verhaftet und erst am 19. November wieder freigelassen. Das Haus mitsamt dem Geschäft musste dann im Dezember 1938 verkauft werden. Die Schwiegermutter des Brauereibesitzers Hermann Josef Wirichs wurde die neue Besitzerin und vermietete das Geschäft an Maria Kycia, die zuvor in der Nachbarschaft ein kleines Hutgeschäft betrieben hatte. In der Folge musste dann auch das Haus an der Grenzstraße verkauft werden. Simon Hirtz und seine Frau, Hilde Pappenheimer mit den Söhnen Helmuth und Werner und Eugen Hirtz zogen in eine notdürftige Unterkunft im Nordbezirk, bevor sie dann im Juli 1941 in das „Judenhaus“ Königstraße 255 eingewiesen wurden. Als erster der Familie wurde Eugen Hirtz ein Opfer der Deportationen. Er wurde am 25. Oktober 1941 nach Łodz/Litzmannstadt verschleppt. Am 13. Mai 1942 kam er dann in das Lager Chelmno/Kulmhof, wo er am folgenden Tag ermordet wurde. Hilde, Helmuth und Werner Pappenheimer waren die nächsten Opfer. Sie wurden am 22. April 1942 mit dem Ziel Izbica deportiert. Bei diesem Transport gab es keine Überlebenden. Die Deportierten wurden wahrscheinlich alle in den Vernichtungslagern Sobibor oder Belzec zeitgleich ermordet. Zuletzt wurden dann Simon und Selma Hirtz Opfer des Judenmords. Sie kamen im Juli 1942 mit dem letzten größeren Transport nach Theresienstadt. Von dort wurden sie im September 1942 nach Treblinka verschleppt und dort ermordet. Auch Charlotte Steinberg blieb nicht verschont. Sie wurde in Amsterdam verhaftet, im Lager Westerbork interniert und am 29. September 1942 nach Auschwitz deportiert. Zu einem uns unbekannten Zeitpunkt wurde sie dort ermordet. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Am 27. November 2024 wurden alle diese sieben Stolpersteine von Unbekannten herausgebrochen und entwendet.

Anton Tappesser

Bearbeiten
Anton Tappesser
Inschrift HIER WOHNTE
ANTON TAPPESSER
JG. 1906
VERHAFTET 1939
VERURTEILT § 175
GEFÄNGNIS
WUPPERTAL-ELBERFELD
ENTLASSEN 1942
 
Standort Germaniastraße 31 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 17. Juni 2021
Anmerkungen Anton Tappesser kam am 28.7.1906 in Bockum als achtes und jüngstes Kind des Werkmeisters Johann Tappesser und seiner Ehefrau Maria geb. Momm zur Welt. Die Familie war katholisch und wohnte seit 1899 im Haus Germaniastraße 31. Nach der Schule hatte er mehrere Gelegenheitsjobs. In den 1930er Jahren arbeitete er als Zeitungsbote für die nationalsozialistische „Rheinische Landeszeitung“ und wohnte bei seinen Eltern. 1935 wurde Anton Tappesser zum ersten Mal von der Polizei vernommen. Man warf ihm „widernatürliche Unzucht“ vor. Damit waren gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Männern gemeint. Seit 1872 nach § 175 Reichsstrafgesetzbuch mit Gefängnis bedroht, bezog man sich zunächst bei dem Begriff auf „beischlafähnliche Handlungen“. Die Nationalsozialisten verschärften den § 175 im Juni 1935 dahingehend, dass jegliche „Unzucht“ zwischen Männern, sogar gedankliche Beziehungen ohne Körperkontakt, als „Verbrechen“ bestraft werden konnten. Es drohten bis zu zehn Jahre Zuchthaus, in „schweren Fällen“ sogar die Entmannung. Für die Nationalsozialisten galt die Homosexualität als „Untergrabung des natürlichen Lebenswillens“, da sie den „Fortbestand des Volkes“ gefährden könne. Für nationalsozialistische Ärzte war Homosexualität eine Krankheit, die „geheilt“ werden könne. In der Praxis wurden Homosexuelle zumeist in Konzentrationslager eingewiesen, wo sie als Kennzeichen einen rosa Stoffwinkel tragen mussten (politische Häftlinge einen roten, Zeugen Jehovas einen lilafarbenen, „Berufsverbrecher“ einen grünen, „Asoziale“ einen schwarzen). Im Februar 1939 wurde Anton Tappesser erneut verhaftet und in das Krefelder Untersuchungsgefängnis eingeliefert. Im März verhörte man ihn eingehend, wobei man ihn auch zu detaillierten Schilderungen seiner Handlungen zwang. Er musste die Namen seiner Partner angeben, zumeist jüngere Männer, die wie er im Bismarckviertel Zeitungen oder Brötchen austrugen. Am 25.5.1939 wurde Tappesser vom Amtsgericht Krefeld zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren wegen Vergehen gegen den § 175 StGB verurteilt. Im Juni 1939 kam er dann in das Gefängnis Wuppertal-Elberfeld. Nach seiner Entlassung im März 1942 ging Tappesser wieder nach Krefeld und zog in das Haus Alte Linner Straße 19. Im Jahre 1944 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Am Kriegsende im Mai 1945 galt Anton Tappesser als vermisst und wurde mit Ablauf des 11.1.1960 für tot erklärt. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Aurel Billstein

Bearbeiten
Aurel Billstein
Inschrift HIER WOHNTE
AUREL BILLSTEIN
JG. 1901
IM WIDERSTAND/KPD
VERHAFTET 1934
VERURTEILT 1935
'VORBEREITUNG HOCHVERRAT'
ZUCHTHAUS LÜTTRINGHAUSEN
1944 STRAFBATAILLON 999
ÜBERLEBT
 
Standort Gladbacher Straße 165 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 17. Juni 2021
Anmerkungen Aurel Billstein wurde am 29.9.1901 in Krefeld als Sohn des Packers Wilhelm Billstein und seiner Frau Paula geb. Rothe geboren. Aurel hatte noch zwei Geschwister. Nach dem Besuch der Volksschule machte er eine Schlosserlehre. 1924 trat Aurel Billstein der KPD bei. Schon seine Eltern hatten sich politisch engagiert, zunächst in der SPD, dann ab 1924 ebenfalls in der KPD. Paula Billstein (siehe Stolperstein Paula Billstein) machte auch schnell Karriere in der Partei. Ab 1925 saß sie für die Kommunisten im Krefelder Stadtrat. Aurel Billstein betätigte sich auch gewerkschaftlich. Seit 1919 war er Mitglied im Deutschen Metallarbeiter-Verband. Er schloss sich dann der „Revolutionären Gewerkschaftsopposition“ an, der „Internationalen Arbeiterhilfe“ sowie dem „Kampfbund gegen den Faschismus“, die alle der KPD nahestanden. Innerhalb der KDP errang er zu Beginn der 1930er Jahre die Position eines „Organisatorischen Leiters“ des KPD-Unterbezirks Krefeld, 1931 rückte er in den Krefelder Stadtrat nach und kandidierte 1933 bei der Landtagswahl und für einen Sitz im Krefelder Stadtrat. Im Oktober 1928 hatte Aurel Billstein die 1904 in Krefeld geborene Martha Kracker geheiratet. Im März 1932 kam die Tochter Ruth zur Welt, im Oktober 1932 zog die Familie in eine Wohnung im Haus Gladbacher Straße 165. Billsteins führende Position in der Krefelder KPD führte dazu, dass er nach dem Reichstagsbrand auf der ersten Verhaftungsliste der Krefelder Polizei stand. Seine Wohnung wurde durchsucht, es gelang ihm jedoch zunächst unterzutauchen. Anfang März 1933 wurde er aber zusammen mit dem damaligen Leiter des Krefelder Unterbezirks, Heinrich Plum (siehe Stolperstein Heinrich Plum), bei einem Treffen verhaftet und in „Schutzhaft“ genommen. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Strafanstalt Anrath kam er nach Berlin-Plötzensee und anschließend in das Konzentrationslager Sonnenburg bei Küstrin. Im September 1933 wurde Aurel Billstein entlassen, mit der Auflage, „jede staatsfeindliche politische Betätigung“ zu unterlassen. Nach den Verhaftungen des Jahres 1933 ruhte zunächst die illegale Arbeit der KPD in Krefeld. Zu Beginn des Jahres 1934 wurde sie unter Anleitung von aus Düsseldorf entsandten Funktionären wiederaufgenommen. Man sammelte Gelder ein, verteilte meist aus den Niederlanden eingeschmuggelte Flugblätter und versuchte, im Untergrund den organisatorischen Zusammenhalt der Kommunisten wiederherzustellen. An diesen Aktivitäten war auch Aurel Billstein beteiligt. Zusammen mit Heinrich Plum und Walter Winters bildete er als Vertreter des Südbezirks die neue Krefelder Parteispitze. Wahrscheinlich durch Verrat wurde die Tätigkeit der illegalen Gruppe jedoch der Polizei bekannt. Im Juni 1934 wurden die Mitglieder verhaftet und in das Krefelder Gerichtsgefängnis eingeliefert. Vom 7. bis zum 9.2.1935 kam es dann vor dem Krefelder Landgericht zum Prozess gegen Aurel Billstein und weitere 25 Personen. Die Anklage lautete auf „Vorbereitung zum Hochverrat“. Alle Angeklagten wurden verurteilt. Aurel Billstein erhielt mit sieben Jahren Zuchthaus die höchste Strafzumessung. Er kam zunächst in das Zuchthaus Lüttringhausen und dann ab März 1936 in das Zuchthaus Celle. In beiden Strafanstalten konnte er Besuch von seiner Familie empfangen. Ein Brief seiner Mutter vom 30.11.1937 führte jedoch dazu, dass Paula Billstein in „Schutzhaft“ genommen und in das Frauenkonzentrationslager Mohringen eingeliefert wurde. Man warf ihr vor, sie habe durch Lügen über einen angeblichen Mangel an Lebensmitteln in dem Brief die Gefangenen aufrütteln wollen. Nach der Verlegung in das Konzentrationslager Lichtenburg stellte der dortige Lagerarzt bei Paula Billstein eine lebensbedrohliche Krankheit fest. Am 29.6.1938 wurde sie von ihrer Tochter nach Krefeld abgeholt, wo sie am 4.7.1938 verstarb. Nach Ende seiner Strafzeit wurde Aurel Billstein am 19.7.1941 nach Hause entlassen. Er fand Arbeit in einer Autoreparaturwerkstatt, wurde aber von der Gestapo überwacht. Billstein plante nun, die 2. Meisterprüfung abzulegen. Als ehemaliger Insasse eines Zuchthauses galt er aber als „wehrunwürdig“, was sich dabei als Hindernis herausstellte. Sein Antrag auf „Wiederverleihung der Wehrwürdigkeit“ wurde abschlägig beschieden. Dies führte letztlich dazu, dass man ihn im Juni 1944 zum „Straf- und Ausbildungsbataillon 999“ eingezog. Nach der Ausbildung wurde er in der Eifel eingesetzt. Nach einer Verwundung kam er in ein Lazarett in Alexandersbad im Fichtelgebirge. Am Ende des Krieges geriet er in sowjetische Gefangenschaft, aus der er im Sommer 1947 entlassen wurde. Zurück in Krefeld, engagierte sich Aurel Billstein sofort wieder in der Politik. Von 1948 bis 1952 saß er für die KPD im Krefelder Stadtrat. Nach dem Verbot der Partei wandte er sich verstärkt der Gewerkschaftsarbeit zu. Seit 1961 war er im Vorstand der Ortsverwaltung der IG Metall. Als sich 1969 die Kommunisten als Deutsche Kommunistische Partei (DKP) neu konstituierten, wurde Aurel Billstein Sprecher des Kreisausschusses Krefeld der DKP. Die Aufklärung über die Zeit des Nationalsozialismus, besonders der Jugendlichen, hatte Aurel Billstein immer am Herzen gelegen. Deswegen ergriff er gerne die Gelegenheit, als ihm 1971 vom Verband der Verfolgten des NS-Regimes und der Jüdischen Gemeinde der Auftrag erteilt wurde, die Zeit des Nationalsozialismus in Krefeld zu erforschen. Man wollte nicht, dass bei den Vorbereitungen zur 600-Jahrfeier Krefelds im Jahre 1973 die dunklen Seiten der Stadtgeschichte vergessen würden. Aurel Billstein machte sich an die Arbeit und studierte als erster eingehend die entsprechenden Akten, hauptsächlich die der Gestapo, in den hiesigen Archiven. Als Ergebnis erschien 1973 das Buch „Der eine fällt, die anderen stehen auf“, in dem anhand der Quellen die Verfolgung nicht nur der Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, sondern auch der Krefelder jüdischen Bevölkerung und anderer Opfergruppen dargestellt wurde. Von der IG Metall unterstützt, veröffentlichte er dann in den folgenden Jahren insgesamt zehn Hefte, die sich mit der NS-Zeit am Niederrhein beschäftigten. Teilweise erfolgte die Herausgabe auf eigene Kosten. Die Hefte wurden unter anderem an die Krefelder Schulen verteilt.

Die herausragende Leistung Aurel Billsteins bei der Aufarbeitung der NS-Geschichte nicht nur für Krefeld, sondern für den ganzen Niederrhein, wurde 1986 mit der Verleihung des Krefelder Stadtsiegels gewürdigt. Darüber hinaus engagierte er sich für ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus, das schließlich auf dem Hauptfriedhof errichtet wurde, sowie für den Aufbau einer Mahn- und Gedenkstätte, die dann 1991 als „NS-Dokumentationszentrum“ in der Villa Merländer eröffnet wurde. Im Juni 1990 ernannte der Stadtrat Aurel Billstein zum 18. Ehrenbürger der Stadt Krefeld. 1991 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Bis ins hohe Alter blieb er in der Aufklärungsarbeit aktiv und engagierte sich auf vielen Gebieten. Aurel Billstein starb am 12.2.1996. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Peter Zanders

Bearbeiten
Peter Zanders
Inschrift HIER WOHNTE
PETER ZANDERS
JG. 1890
IM WIDERSTAND/KPD
FLUCHT 1933 FRANKREICH
VERHAFTET/DEPORTIERT
VERURTEILT 1941
'HOCHVERRAT'
GEFÄNGNIS WUPPERTAL
ENTLASSEN 1942
 
Standort Gladbacher Straße 231 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 17. Juni 2021
Anmerkungen Peter Zanders kam am 5.10.1890 in Fischeln als Sohn des Fabrikarbeiters Jacob Zanders und seiner Ehefrau Adelgunde geb. Höps zur Welt. Peter hatte 11 Geschwister; der Vater starb früh im Jahre 1907. Peter Zanders machte eine Lehre als Buchbinder, verletzte sich jedoch 1914 schwer am Arm und blieb danach Invalide. Kurzzeitig fand er bei Krupp in Rheinhausen eine Arbeitsstelle, wurde dann aber arbeitslos. 1925 erhielt er bei der Redaktion des kommunistischen Parteiorgans „Die Freiheit“ eine Stelle im Vertrieb der Zeitung. Seit 1924 saß er für die KPD als Stadtverordneter in der Stadtverordnetenversammlung. Zudem betätigte er sich in der KPD-nahen „Revolutionären Gewerkschafts-Opposition‘“ für kurze Zeit als Stadtteilleiter. Im Jahre 1912 hatte Peter Zanders die 1893 in Krefeld geborene Wilhelmine Rieken geheiratet. Das Ehepaar bekam zwei Söhne und wohnte ab 1918 im Haus Gladbacher Straße 231. Nach dem Februar 1933 hielt sich Zanders zunächst versteckt. Sein ältester Sohn Wilhelm wurde im April 1933 wegen Betätigung in der kommunistischen Jugendbewegung verhaftet und erst im Oktober wieder freigelassen. Peter Zanders flüchtete im Mai 1933 in die Niederlande und lebte für kurze Zeit in Utrecht. Nach einem Monat ging er nach Brüssel, wo er auch Arbeit fand. Nach dem Angriff der deutschen Wehrmacht wurde er am 10.5.1940 in Belgien interniert und kam dann in das Lager St. Cyprien in Südfrankreich. Nach der Freilassung wurde Zanders im August 1940 in Bordeaux von den Deutschen verhaftet und ins Düsseldorfer Polizeigefängnis eingeliefert. Dort blieb er zunächst in Haft. Am 22.4.1941 verurteilte das Oberlandesgericht Hamm Peter Zanders wegen Hochverrats zu 15 Monaten Haft, die er dann in der Haftanstalt Wuppertal-Elberfeld absaß. Man warf ihm Hilfe beim Aufbau der illegalen KPD im Frühjahr 1933 vor. Nach Verbüßung der Strafe sollte Zanders eigentlich in „Schutzhaft“ bleiben. Nach einem Monat wurde er jedoch mit der Auflage entlassen, sich zweimal wöchentlich polizeilich zu melden. Die Krefelder Gestapo ging davon aus, „dass er sich in Zukunft nicht mehr staatsfeindlich betätigen“ werde. In der Kartonagenfabrik Peters fand Peter Zanders eine Anstellung als Heizer. Nach dem gescheiterten Militärputsch im Juli 1944 wurde er verhaftet und war von Mitte August bis Mitte September in der Strafanstalt Anrath inhaftiert. Nach Fürsprache seines Arbeitgebers Fritz Peters und der Gestapo-Außenstelle Krefeld entließ man ihn und er wurde wieder für die Firma Peters tätig. Nach der Befreiung Krefelds und dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur engagierte sich Peter Zanders erneut politisch. Am 10.12.1945 fand die erste Sitzung der von der britischen Militärverwaltung in Krefeld ernannten neuen Stadtverordnetenversammlung statt. Peter Zanders gehörte ihr als Vorsitzender der KPD-Fraktion an. Bis Oktober 1946 war er Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, dann noch einmal von 1948 bis 1952. Im Juni 1954 war er Kandidat der KPD für den Landtag des Landes Nordrhein-Westfalen. Nach dem Verbot der KPD im August 1956 trat er politisch zunächst nicht mehr öffentlich in Erscheinung. Seinen Lebensunterhalt verdiente er ab 1946 als Leiter des Düsseldorfer Verlags der „Freiheit“. Später betrieb er eine Buchhandlung in Krefeld. Im Frühjahr 1968 beteiligte sich Peter Zanders zusammen mit Aurel Billstein an der Diskussion über die Wiederzulassung der KPD bzw. über die Neugründung der Partei. Er starb jedoch am 14.10.1968. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Siegmund Schaumburger, Sabine Schaumburger, Grete Schaumburger und Hans Schaumburger

Bearbeiten
Siegmund Schaumburger, Sabine Schaumburger, Grete Schaumburger und Hans Schaumburger
Inschriften HIER WOHNTE
SIEGMUND SCHAUMBURGER
JG. 1888
DEPORTIERT 1941
RIGA
RIGA-SALASPILS
ERMORDET
HIER WOHNTE
SABINE SCHAUMBURGER
GEB. BRUCKMANN
JG. 1895
DEPORTIERT 1941
RIGA-KAISERWALD
ERMORDET
HIER WOHNTE
GRETE SCHAUMBURGER
JG. 1923
DEPORTIERT 1941
RIGA
BEFREIT
HIER WOHNTE
HANS SCHAUMBURGER
JG. 1930
DEPORTIERT 1941
RIGA-KAISERWALD
ERMORDET
       


 
Standort Inrather Straße 22 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 17. Juni 2021
Anmerkungen Sabine Bruckmann wurde am 5.6.1895 als Tochter des jüdischen Metzgers und Viehhändlers Abraham Bruckmann und seiner Frau Sophie geb. Strauss in Krefeld geboren. Sie hatte noch sechs Geschwister. Abraham Bruckmann betrieb seine Metzgerei im Haus Inrather Straße 22, in das er 1877 eingezogen war und das er später erwarb. Ungefähr ab der Jahrhundertwende war er nur noch als Viehhändler tätig. Sabine verließ Krefeld und heiratete den am 24.9.1888 in Gemünden/Kreis Westerburg geborenen Metzger und Viehhändler Siegmund Schaumburger. Die Familie wohnte in Münster. Dort wurde am 11.5.1923 die Tochter Grete geboren. In Limburg an der Lahn lebten die Eltern Siegmund Schaumburgers. Nach dem Tod des Vaters musste die Mutter Berta die familieneigene Metzgerei aufgeben und zog zu ihrer Tochter Johanna Litzinger, deren katholischer Mann ebenfalls eine Metzgerei hatte. Nach dessen Tod im Jahre 1928 bat Johanna ihren Bruder Siegmund um Hilfe. Siegmund Schaumburger zog daraufhin mit seiner Familie nach Limburg. Dort arbeitete er als selbstständiger Viehhändler, führte aber auch die Metzgerei seiner Schwester weiter. In Limburg kam am 27.12.1930 der Sohn Hans zur Welt. Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gelangt waren, wurde die Situation des Geschäftes seit 1934 immer schwieriger. SA und SS hatten zum Boykott der Metzgerei aufgerufen und die Namen der Kunden notiert, Mitarbeiter mussten entlassen werden. Sabine Schaumburger und die beiden Kinder übersiedelten im Dezember 1935 nach Krefeld, ihr Mann blieb zunächst in Limburg, weil seine Schwester schwer erkrankt war. Johanna Litzinger starb zu Beginn des Jahres 1936. Siegmund Schaumburger folgte daraufhin seiner Familie nach Krefeld, nachdem er in Limburg sogar kurzzeitig in Haft genommen worden war. In Krefeld wohnten Siegmund, Sabine, Grete und Hans Schaumburger in Sabines Elternhaus an der Inrather Straße. Dort lebten Mitte der 1930er Jahre Sabines unverheiratete Schwestern Grete und Klara Bruckmann, die das Haus nach dem Tod ihrer Mutter geerbt hatten. Grete Bruckmann, die sich zur Kinderpflegerin ausgebildet hatte, emigrierte Mitte des Jahres 1936 nach Südafrika. Bis zur Ankunft Sabine Schaumburgers hatte sie ihre Schwester Klara betreut, die erblindet war. Siegmund Schaumburger fand eine Stelle als Arbeiter in der Kartonagen- und Wellpappenfabrik E. & O. Meyer. Als diese Firma (die Besitzer waren Juden) 1938 vom Fabrikanten Fritz Peters übernommen wurde, kam es zur Entlassung von Siegmund Schaumburger. Danach arbeitete er zeitweise im Hafen. Ab dem Juni 1941 wurde das Haus Inrather Straße 22 auch als „Judenhaus“ eingesetzt. Nach und nach kamen zu den ursprünglichen Bewohnern noch zehn weitere Krefelder Jüdinnen und Juden, die dort eingewiesen wurden. Im Oktober 1941 begannen die Deportationen aus Krefeld. Die ersten Deportierten aus dem Haus waren Sabine, Siegmund, Hans und Grete Schaumburger. Zusammen mit 140 anderen Krefeldern wurden 2 sie am 11.12.1941 in das Rigaer Ghetto verschleppt. Die letzten sechs Bewohner wurden dann am 23.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, unter ihnen Klara Bruckmann. Siegmund Schaumburger starb am 24.5.1942 im Lager Riga-Salaspils, sein Sohn Hans 1943 im Lager Riga-Kaiserwald. Wann Sabine Schaumburger verstarb, ist nicht bekannt. Sie soll im Lager Riga-Kaiserwald an Typhus verstorben sein. Klara Bruckmann verstarb am 10.4.1944 in Theresienstadt. Die Tochter Grete überlebte, arbeitete kurz in Frankfurt am Main als Säuglingsschwester, bis sie in die USA ausreisen konnte. In einem Brief an die NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld schilderte sie im Jahre 1992 ihre Kindheit in Krefeld. Besonders betonte sie die freundschaftlichen Beziehungen zur Nachbarfamilie des Dachdeckermeisters Karl Theißen, die auch unter den zunehmenden Drangsalierungen weiter bestehen blieben. „Als wir aus unserem eigenen Haus entführt wurden, Dezember 1941, standen alle Theißens hinter den Gardinen haben geweint und gewunken.“ Noch heute habe sie Kontakt zu ihren gleichaltrigen Freundinnen von damals. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Moritz Servos, Arthur Servos, Josef Servos, Martha Servos, Heinz Servos und Kurt Servos

Bearbeiten
Moritz Servos, Arthur Servos, Josef Servos, Martha Servos, Heinz Servos und Kurt Servos
Inschriften HIER WOHNTE
MORITZ SERVOS
JG. 1890
EINGEWIESEN 1940
JACOBY'SCHE ANSTALT
BENDORF-SAYN
DEPORTIERT 1942
SOBIBOR
ERMORDET
HIER WOHNTE
ARTHUR SERVOS
JG. 1888
EINGEWIESEN 1940
JACOBY'SCHE ANSTALT
BENDORF-SAYN
DEPORTIERT 1942
SOBIBOR
ERMORDET
HIER WOHNTE
JOSEF SERVOS
JG. 1887
DEPORTIERT 1941
RIGA-KAISERWALD
ERMORDET
HIER WOHNTE
MARTHA SERVOS
GEB. KOOPMANN
JG. 1896
DEPORTIERT 1941
RIGA
STUTTHOF
ERMORDET
HIER WOHNTE
HEINZ SERVOS
JG. 1921
FLUCHT 1939
ENGLAND
HIER WOHNTE
KURT SERVOS
JG. 1924
DEPORTIERT 1941
RIGA
1943 RIGA-KAISERWALD
1944 BUCHENWALD
BEFREIT
           


 
Standort Saumstraße 15 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 17. Juni 2021
Anmerkungen Josef Servos wurde am 7.1.1887 in Krefeld als Sohn von Salomon und Regina Servos geboren. Salomon Servos war aus Anrath gebürtig und kam 1882 nach Krefeld. Er etablierte sich als Viehhändler an der Saumstraße, zunächst im Haus Saumstraße 16, dann im Haus Saumstraße 15, das er 1886 errichten ließ. Mit seiner aus Bleibuir in der Eifel stammenden Frau hatte er insgesamt vier Kinder. Neben Josef die am 27.1.1885 geborene Tochter Paula sowie die Söhne Moritz, geboren am 6.8.1890, und Arthur, geboren am 11.4.1888. 1913 eröffnete Josef Servos eine Handlung für technische Öle und Fette in seinem Elternhaus. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg, den er als Kriegsbeschädigter überstand, führte er die Firma weiter, zunächst in Vorst, wohin er 1920 gezogen war, ab 1922 dann wieder im Haus Saumstraße 15, nachdem sein Vater die Viehhandlung aufgegeben hatte. Mittlerweile hatte Josef Servos auch geheiratet, die am 30.3.1896 in Hamburg geborene Martha Koopmann. Das Ehepaar bekam zwei Söhne, den am 16.10.1921 geborenen Heinz und den am 17.6.1924 geborenen Kurt. Nach dem Umzug der Familie in das Haus St.-Anton-Str. 118 im Jahre 1927 wurde auch der Firmensitz dorthin verlegt. Um das Jahr 1930 übernahm Josefs jüngerer Bruder Arthur die Firma und verlegte die Firma wieder an die Saumstraße. Josef Servos arbeitete fortan als Reisender. Möglicherweise bedingt durch die Wirtschaftskrise oder aber schon durch nationalsozialistische Boykottmaßnahmen erlosch die Firma 1933. Nach mehreren Wohnungswechseln lebten Josef Servos und seine Familie ab September 1938 wieder im Elternhaus Saumstraße 15. Heinz Servos musste das Realgymnasium 1935 verlassen und war im November 1937 auf das landwirtschaftliche Lehrgut Lobitten in Ostpreußen gegangen. Ende November 1938 kehrte er nach Krefeld zurück, um dann am 3.3.1939 nach London zu emigrieren. Sein Bruder Kurt konnte nach Besuch der jüdischen Volksschule keine weiterführende Schule mehr besuchen und arbeitete als Lehrling bei der Krawattenstofffabrik Wilmsen & Herzog an der Weggenhofstraße. Diese Firma wurde während der Pogromnacht 1938 zerstört. Kurt ging dann seit Juni 1939 auf das jüdische Auswandererlehrgut Groß-Breesen in Schlesien. Moritz Servos, Josefs jüngster Bruder, hatte seit Geburt im Haus an der Saumstraße gelebt. Nach dem Tod der Mutter im März 1940 wurde er am 10.7.1940 von Krefeld in die Jüdische Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn gebracht. Gemeinsam mit ihm wurde auch sein Bruder Arthur dort eingeliefert. Arthur hatte ebenfalls sein ganzes Leben im Elternhaus verbracht. Er hatte den Beruf des Musterstanzers gelernt und später die meiste Zeit als Vertreter gearbeitet. Im Oktober 1941 wurde Kurt Servos auf dem Lehrgut in Schlesien von der Gestapo abgeholt und unter Bewachung mit der Eisenbahn nach Krefeld gebracht. Die ersten Deportationen der jüdischen Einwohner Krefelds wurden vorbereitet. Kurt und seine Eltern wurden dann am 11.12.1941 deportiert. „An dem Tage, wo wir deportiert wurden, standen die Nachbarn in den Fenstern und lachten“, so erinnerte sich Kurt Servos fast fünfzig Jahre später an das Geschehen. Josef, Martha und Kurt Servos kamen zunächst in das Rigaer Ghetto und dann in das Lager Riga-Kaiserwald. Kurt Servos wurde dann am 18.8.1944 in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Die bei der Einlieferung angefertigten Häftlingsunterlagen sind teilweise erhalten geblieben. Aus ihnen geht hervor, dass Kurt Servos am 18.9.1943 in das Lager Riga-Kaiserwald gekommen war, von dort aus am 9.8.1944 in das Lager Stutthof, und von dort aus nach Buchenwald. Vermerkt wurde, dass Kurt Servos bei der Aufnahme bei einer Größe von 171 cm noch 56 Kilo wog. Der Vater wird als 1944 im Konzentrationslager verstorben angegeben, die Mutter als zur Zeit noch in Stutthof inhaftiert. Kurt Servos berichtete später, sein Vater sei am 26.3.1944 im Konzentrationslager in seinen Armen verhungert und auf dem Rigaer Zentralfriedhof begraben worden. Ein Stempel auf der Häftlingskarte von Kurt Servos, unter der Zeile betreffend seine Mutter, mit den Angaben „16.8.1944. KL Stutthof“ lässt vermuten, dass dies das Sterbedatum von Martha Servos ist. Von Buchenwald aus kam Kurt Servos nach Essen, wo er zur Zwangsarbeit bei der Firma Krupp eingesetzt wurde. Nach der Befreiung ging er zunächst nach Krefeld, von dort aus im Dezember 1945 nach Bad Nauheim, wo er in einem Lager für sogenannte Displaced Persons auf die Einreise in die USA wartete, die er im Mai 1946 antreten konnte. Sein Bruder Heinz hatte den Krieg in Großbritannien überlebt und wanderte später nach Kanada aus. Die in der Jüdischen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn untergebrachten Patienten wurden ab März 1942 in fünf Transporten deportiert. Am 15.6.1942 ging ein Sonderzug mit über tausend Personen von Koblenz in den Osten, Zielort Izbica. Der Zug bestand aus 15 Personen- und neun Güterwagen. Die Güterwagen waren für Patientinnen und Patienten aus Bendorf-Sayn vorgesehen, die Personenwagen für Jüdinnen und Juden aus den Bereichen der Gestapoleitstellen Köln, Aachen und Düsseldorf. Arthur und Moritz Servos sowie fünf weitere Patientinnen und Patienten aus Krefeld waren unter den Deportierten aus der Heil- und Pflegeanstalt. In die für die Gestapoleitstelle Düsseldorf reservierten Wagen mussten in Düsseldorf dann auch 16 Krefelder Jüdinnen und Juden einsteigen. Den Transport nach Izbica hat keiner der Deportierten überlebt, sie wurden von dort aus weiter in Vernichtungslager verschleppt und ermordet. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Valentin Meyer, Wilhelmine Meyer, Emil Meyer, Hedwig Simons, Berthold Simons und Hans Simons

Bearbeiten
Valentin Meyer, Wilhelmine Meyer, Emil Meyer, Hedwig Simons, Berthold Simons und Hans Simons
Inschriften HIER WOHNTE
VALENTIN MEYER
JG. 1861
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
HIER WOHNTE
WILHELMINE MEYER
GEB. WOLFF
JG. 1864
GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET
VOR DEPORTATION
FLUCHT IN DEN TOD
18.2.1942
HIER WOHNTE
EMIL MEYER
JG. 1891
FLUCHT 1939
ENGLAND
HIER WOHNTE
HEDWIG SIMONS
GEB. MEYER
JG. 1892
DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
BERTHOLD SIMONS
JG. 1890
FLUCHT 1939
PALÄSTINA
HIER WOHNTE
HANS SIMONS
JG. 1921
DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO IZBICA
ERMORDET
           


 
Standort Klosterstraße 6 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 17. Juni 2021
Anmerkungen Valentin Meyer wurde am 30.3.1861 in Krefeld als Sohn des Metzgermeisters Jacob Meyer und seiner Ehefrau Sophia geb. Witte geboren. Jacob war gebürtig aus Arrloff Kreis Rheinbach und wohnte mit seiner Familie (Valentin hatte noch zwei Brüder) im Haus Königstraße 55. Valentin machte eine Metzgerlehre. 1887 heiratete er in Kreuznach die am 23.8.1864 in Windesheim Kreis Kreuznach geborene Wilhelmine Wolff. Nachdem seine Frau nach Krefeld gekommen war, zog Valentin 1888 in das Haus Klosterstraße 6, wo er eine Metzgerei eröffnete. Das Ehepaar bekam vier Kinder: den am 19.4.1888 geborenen Sohn Karl, den am 31.1.1891 geborenen Sohn Emil, die am 30.6.1892 geborene Tochter Hedwig und die am 31.10.1905 geborene Tochter Hilde. Valentin Meyers ältester Sohn Karl arbeitete als Vertreter für Schuhwaren. Er heiratete die gebürtige Krefelderin Martha Meyer und wohnte mit ihr und den zwei Töchtern Ruth und Ilse ab 1927 im Haus Bismarckstraße 23 (siehe Stolperstein). Der zweite Sohn Emil arbeitete als Textilkaufmann und war als Vertreter bei der Firma Karl Jammers KG angestellt. Er blieb unverheiratet und lebte im Elternhaus. Die älteste Tochter Hedwig heiratete im April 1920 den Kaufmann Berthold Simons und zog zu ihm nach Anrath. 1931 kam die Familie mit dem am 23.5.1921 in Krefeld geborenen Sohn Hans nach Krefeld und wohnte zunächst in einem Haus an der Prinz-Ferdinand-Straße, bis sie im November 1935 in das Haus Klosterstraße 6 zog. Berthold Simons arbeitete nun als Kraftwagenführer. Hilde, die jüngste Tochter von Valentin und Wilhelmine Meyer, ging im November 1932 für ein halbes Jahr nach Nürnberg. Im Februar 1934 zog sie endgültig dorthin und heiratete den Kaufmann Arthur Baum. Nach der Pogromnacht war Valentin und Wilhelmines Schwiegersohn Berthold Simons der erste aus der engeren Familie, der aus Deutschland flüchtete. Er emigrierte am 13.3.1939 nach Raanana in Palästina. Am 21.4.1939 folgte Ruth, die älteste Tochter von Karl Meyer. Sie konnte nach England ausreisen. Ihre Eltern und die Schwester Ilse folgten ihr im August 1939. Emil Meyer, dem zweiten Sohn Valentins, gelang die Ausreise am 13.7.1939. Auch er konnte nach England emigrieren. Valentin Meyer, der noch bis in das Jahr 1938 seine Metzgerei betrieben hatte, wohnte nun mit Ehefrau Wilhelmine, Tochter Hedwig und Enkel Hans zunächst allein im Haus Klosterstraße 6. Mittlerweile waren auch die Tochter Hilde und ihr Ehemann in die USA emigriert. Ab April 1941 wurden dann sukzessive noch vier weitere jüdische Einwohnerinnen und Einwohner aus Krefeld in das Haus eingewiesen. Auf Grund der für sie unerträglichen Situation nahm sich Wilhelmine Meyer das Leben. Sie starb am 18.2.1942. Am 22.4.1942 wurden Hedwig Simons und ihr Sohn Hans von Krefeld aus nach Izbica deportiert. Diesen Transport hat keiner der Verschleppten überlebt. Am 25.7.1942 wurde Valentin Meyer mit dem Rest der Krefelder jüdischen Gemeinde nach Theresienstadt deportiert. Von dort kam er am 13.9.1942 mit dem Transport BP Nr. 1323 nach Treblinka, wo er wohl kurz nach seiner Ankunft ermordet wurde. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Franziska Wihl

Bearbeiten
Franziska Wihl
Inschrift HIER WOHNTE
FRANZISKA WIHL
GEB. HARTOCH
JG. 1880
FLUCHT 1935 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1943
SOBIBOR
ERMORDET 9.4.1943
 
Standort Südwall 20–22 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 3. August 2021
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Franziska Wihl, geboren 1880.

Franziska Hartoch wurde am 17.2.1880 in Düsseldorf als Tochter von Rebekka und Salomon Hartoch geboren. Diese waren 1872 nach Düsseldorf gekommen und hatten am Burgplatz 7 ein kleines Haushaltswarengeschäft eröffnet. Das Geschäft expandierte schnell, das Warenangebot wurde erweitert und schon kurze Zeit danach konnte an der Bolkerstraße in Düsseldorf ein Warenhaus errichtet werden. Rebekka und Salomon Hartoch hatten 13 Kinder. Ab 1890 übernahmen die ältesten Söhne das Warenhaus, das sie zügig erweiterten und das schließlich in der Düsseldorfer Altstadt eine bemerkenswerte Ausdehnung erreichte. Am 23.4.1903 heiratete Franziska Hartoch in Düsseldorf den aus Krefeld stammenden Julius Wihl und zog zu ihrem Mann nach Krefeld. Julius Wihl war am 3.5.1875 in Krefeld geboren worden, wo er die Krawattenfabrik Gebr. Wihl leitete, die im Haus Südwall 22 ihren Sitz hatte. Das Ehepaar bekam zwei Kinder: die am 10.2.1904 geborene Tochter Sophie, die jedoch schon im Kindbett verstarb, und den am 24.9.1905 geborenen Sohn Herbert. Nach mehreren Wohnungswechseln zog die Familie 1911 in das Haus Südwall 22. Julius Wihl verstarb am 24.2.1919. Nach seinem Tode leitete seine Witwe die Firma zusammen weiter mit dem bisherigen Geschäftspartner ihres Mannes, Ernst Leven. Ihr Sohn Herbert arbeitete nach seinem Schulabschluss und einer kaufmännischen Ausbildung in der Firma als Prokurist, nachdem Ernst Leven das Geschäft verlassen hatte. Herbert Wihl emigrierte im November 1935 in die Niederlande. Seine Mutter folgte ihm am 6.12.1935. Franziska Hartoch lebte danach in Amsterdam, im Haus Frederiksplein 6, I. 1943 kam sie in das Lager Westerbork, von dem aus man sie am 6.4.1943 nach Sobibor verschleppte, wo sie ermordet wurde. Herbert Wihl überlebte die Verfolgung und starb 1956 in den Niederlanden.

Albert Behr

Bearbeiten
Albert Behr
Inschrift HIER WOHNTE
ALBERT BEHR
JG. 1915
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
1943 AUSCHWITZ
ERMORDET
 
Standort Ostwall 147 (Ecke Neue Linner Straße) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 13. Dezember 2021
Anmerkungen Der Stolperstein erinnert an Albert Behr, geboren 1915.

Albert Behr wurde am 6.1.1915 in Leipzig als Sohn des Expedienten Gustav Behr in Mockau bei Leipzig geboren. Nach dem Tod der Mutter ging Albert nach Krefeld, wo er bei seinen Großeltern wohnte. Der Vater starb 1924. Zu Ostern 1925 wurde Albert Behr in die Klasse VI b des Fichte-Gymnasiums aufgenommen. Im Juli 1932 zog er in das Haus Ostwall 147. Nachdem er die Reifeprüfung bestanden hatte, ging Albert Behr wieder nach Leipzig, wo er in die Eisengießerei eines Vetters eintrat. Dort wollte er das Gießereifach, Autoschlosserei und das Schlosserhandwerk erlernen, um später Ingenieur zu werden. In Leipzig wurde er Mitglied der Jüdischen Gemeinde, aus der er jedoch 1937 wieder austrat. Eine Zeit lang war er im Polizeigefängnis Leipzig inhaftiert. Nach Kriegsausbruch musste er Zwangsarbeit leisten und wohnte in einem „Judenhaus“, Packhofstraße 1. Im Januar 1942 sollte Albert Behr deportiert werden. Er wurde jedoch von der Transportliste gestrichen. Gleiches geschah beim Transport, der am 13.7.1942 von Leipzig nach Auschwitz auf den Weg gebracht wurde. Letztlich wurde Albert Behr dann am 10.2.1943 von Leipzig nach Theresienstadt deportiert; weiter dann am 26.2.1943 mit dem 30. Osttransport nach Auschwitz, wo er ermordet wurde. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Leopold Herzberger und Helene Weinberg

Bearbeiten
Leopold Herzberger und Helene Weinberg
Inschrift HIER WOHNTE
LEOPOLD HERZBERGER
JG. 1867
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 MALY TROSTINEC
ERMORDET
HIER WOHNTE
HELENE WEINBERG
JG. 1888
DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO IZBICA
ERMORDET
   
Standort Verberger Straße 29 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 13. Dezember 2021
Anmerkungen Helene Weinberg wurde am 1.5.1888 in Lippstadt als Tochter von Ludwig Weinberg und seiner Ehefrau Johanna geboren. Johanna Weinberg war eine geborene Goldstein und stammte aus Krefeld. Im Dezember 1938 zog sie mit ihrer Tochter Helene von Duisburg-Beeck nach Krefeld in ihr Elternhaus, Verberger Straße 25. Nach dem Tode ihres Mannes hatte sie zunächst in Krefeld und dann längere Zeit in Duisburg gelebt. Johanna Goldstein starb 1940. Danach wohnte ihre Tochter Helene weiter im Haus, zusammen mit ihrer Tante Emma Goldstein und dem ehemaligen Metzgergesellen Leopold Herzberger sowie der Familie des Metzgers Wilhelm Melles, der die Metzgerei der Goldsteins 1929 übernommen hatte und seitdem mit Frau und zwei Kindern im Haus wohnte. Leopold Herzberger war am 7.9.1867 in Eindhoven/NL zur Welt gekommen. Er stammte aus einer jüdischen Familie und erlernte das Metzgerhandwerk. Herzberger kam 1882 nach Bockum, wo er in der Metzgerei Goldstein arbeitete und auch wohnte. Als erste wurde Helene Weinberg am 22.4.1942 aus Krefeld verschleppt. Der Transport ging in das Transit-Ghetto Izbica, von dem aus die Deportierten in andere Lager verteilt wurden. Keiner der Krefelder Deportierten hat diesen Transport überlebt, auch Helene Weinberg gilt seitdem als verschollen. Emma Goldstein und Leopold Herzberger ereilte ihr Schicksal im Juli 1942. Am 25.7.1942 wurden sie mit dem Rest der Krefelder Jüdischen Gemeinde nach Theresienstadt verschleppt. Emma Goldstein verstarb dort einen Monat später, am 23. August. Leopold Herzberger wurde am 25.8.1942 mit dem Transport Bc, Zug Da244 in das weißrussische Vernichtungslager Maly Trostinec gebracht, wo man ihn und die anderen Deportierten ermordete. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Ludwig Leib und Hedwig Leib

Bearbeiten
Ludwig Leib und Hedwig Leib
Inschriften HIER WOHNTE
LUDWIG LEIB
JG. 1876
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
FLUCHT IN DEN TOD
19.9.1942
HIER WOHNTE
HEDWIG LEIB
GEB. CAHN
JG. 1879
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET
   
Standort Hochstraße 73–75 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 13. Dezember 2021
Anmerkungen Ludwig Leib wurde am 27.11.1876 in Krefeld als Sohn des Maklers Aron Leib und seiner Frau Bertha geb. Bernd geboren. Er machte eine kaufmännische Ausbildung und etablierte sich dann als Seidenwarenhändler. Im Juni 1904 heiratete er die am 28.9.1879 in Krefeld geborene Hedwig Cahn. Nach der Heirat wohnte das Ehepaar im Haus Hochstraße 98, in dem sich auch die Seiden- und Posamentierwarenhandlung „Fa. Max Wittgensteiner“ befand, die Ludwig Leib bald darauf übernahm. Im Oktober 1912 zogen das Geschäft und die Eheleute Leib in das Haus Hochstraße 73/75. Ludwig Leib musste dann am Ersten Weltkrieg teilnehmen. Leib war ein enger Freund des Seidenwarenhändlers Richard Merländer. Fast jeden Tag traf man sich in dessen Villa an der Friedrich-Ebert-Straße 42 (heutige NS-Gedenkstätte) und spielte Skat. Im Mai 1930 erwarb Ludwig Leib das Haus Kaiserstraße 253 und zog mit seiner Frau dorthin. Zuvor hatte er auch das Haus Hochstraße 73/75 gekauft. Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, ging das Geschäft aber immer schlechter. Im Jahre 1936 war er gezwungen, sein Wohnhaus sowie das Geschäft an der Hochstraße zu verkaufen. Das Haus an der Kaiserstraße erwarben die Deutschen Edelstahlwerke, die dort einen ihrer Direktoren einquartierten. Das Haus Hochstraße 73/75 musste Ludwig Leib dann nach der Pogromnacht 1938 veräußern. Danach mussten Ludwig und Hedwig Leib mehrere Male in Krefeld umziehen. Ihre erste Adresse war das Haus Bismarckplatz 19. Das Haus hatte der jüdischen Familie Kaufmann gehört. Nach deren Emigration diente es als „Judenhaus“. Nach einem Jahr, im Dezember 1937, erfolgte der Umzug in das Haus Bismarckstraße 86, auch dies ein „Judenhaus“, ebenso wie die folgenden Adressen in Krefeld: Im Mai 1939 Umzug in das Haus Bismarckstraße 81, im Juli 1941 dann in das Haus Nordwall 75. Von dieser Wohnung aus wurden die Leibs am 25.7.1942 über Düsseldorf nach Theresienstadt deportiert. Dort nahm sich Ludwig Leib am 19.9.1942 mit Veronal das Leben. Seine Frau Hedwig wurde am 15.5.1944 mit dem Transport DZ, Nr. 1860 nach Auschwitz verschleppt, wo sie wahrscheinlich sofort nach ihrer Ankunft ermordet wurde. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Moritz Leopold und Josefine Leopold

Bearbeiten
Moritz Leopold und Josefine Leopold
Inschriften HIER WOHNTE
MORITZ LEOPOLD
JG. 1881
DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
JOSEFINE LEOPOLD
GEB. JESSE
JG. 1881
DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO IZBICA
ERMORDET
   
Standort Issumer Straße 15 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 13. Dezember 2021
Anmerkungen Moritz Leopold wurde am 03.01.1881 als Sohn von Markus und Eliese Leopold in Bad Honnef geboren. Von Beruf war er Viehhändler und handelte vor allem mit Kleinvieh wie Ziegen, Schafen Gänsen und Hühnern. Er heiratete die am 3.9.1881 in Bonn-Kessenich geborene Josefine Jesse und lebte mit ihr und den Töchtern Else und Clara in Lank-Latum, Krefelder Straße 16. Moritz Leopold war Frontkämpfer im 1. Weltkrieg gewesen. Nach 1933 musste er aber dennoch sein Geschäft aufgeben und verdiente danach ein wenig mit kleinen Vermittlungsgeschäften. Seine verwitwete Mutter lebte bei ihnen und starb 1937. Die 1909 geborene Tochter Clara, die als Textilverkäuferin gearbeitet hatte, heiratete einen TextilIngenieur und folgte ihm 1938 in die Emigration nach Argentinien. Während der Pogromnacht 1938 warf der Mob die Fenster ihrer Wohnung ein. Moritz Leopold wurde verhaftet und zunächst im örtlichen Spritzenhaus untergebracht. Danach kam er in das Zuchthaus Anrath, aus dem man ihn nach sechs Wochen entließ. Nach dem Novemberpogrom wurden die deutschen Jüdinnen und Juden gezwungen, ihre Häuser und Geschäfte zu verkaufen, so auch Moritz Leopold. Er und seine Familie konnten zunächst noch in dem zu einem Spottpreis veräußerten Haus wohnen bleiben. Nachdem jedoch die Tochter Else, Jahrgang 1914, im Juli 1939 nach England emigrierte, mussten sie ausziehen. Moritz und Josefine Leopold kamen in einem stallartigen Gebäude in Krefeld-Linn unter, Issumer Straße 15, das noch dem Viehhändler Arthur Daniels gehörte. Moritz Leopold musste nun bei den IG-Farben in Uerdingen Zwangsarbeit leisten. Josefine und Moritz Leopold wurden am 22.4.1942 in das Transit-Ghetto Izbica deportiert. Diesen Transport hat keiner der Deportierten überlebt, sie wurden alle in verschiedenen Vernichtungslagern ermordet. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Wilhelmine Simon, Siegfried Simon und Katharina Simon

Bearbeiten
Wilhelmine Simon, Siegfried Simon und Katharina Simon
Inschriften HIER WOHNTE
WILHELMINE SIMON
JG. 1856
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
HIER WOHNTE
SIEGFRIED SIMON
JG. 1900
FLUCHT 1944 HOLLAND
MIT HILFE ÜBERLEBT
HIER WOHNTE
KATHARINA SIMON
GEB. KREMER
JG. 1899
FLUCHT 1944 HOLLAND
MIT HILFE ÜBERLEBT
     
Standort Rheinbabenstraße 106 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 13. Dezember 2021
Anmerkungen Im Haus Rheinbabenstraße 106 wohnten um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert der am 7.3.1862 in Linn geborene Viehhändler Raphael Simon und seine Frau Helene (geb. 8.7.1869 in Endenich) mit ihren Kindern sowie die am 26.4.1856 in Linn geborene Schwester Raphaels, Wilhelmine Simon. Beide waren Kinder des Handelsmanns Salomon Simon und seiner Ehefrau Christina geb. Marcks. Raphael und Helene Simon hatten vier Kinder: die am 18.1.1897 geborene Olga, die am 16.2.1898 geborene Else, den am 21.8.1900 geborenen Siegfried und die am 1.7.1903 geborene Tochter Emilie. Raphael Simon war auch Vorsteher der Linner Jüdischen Gemeinde. Olga Simon heiratete den Viehhändler Alex Alexander und zog zu ihm nach Xanten. Dort kam am 28.3.1925 die Tochter Ruth zur Welt, am 6.12.1927 die Tochter Else. Die Familie Alexander zog im Juni 1932 nach Linn und wohnte fortan im Haus Rheinbabenstraße 106, wo Alex Alexander weiter als Viehhändler tätig war. Else Simon heiratete den Seifensieder Semy Wolf und zog zu ihm nach Langen bei Offenbach. Dort wurde am 8.6.1921 die Tochter Doris geboren, am 7.3.1925 kam der Sohn Walter zur Welt. Im Oktober 1936 zog die Familie von Langen nach Linn und wohnte dann im Elternhaus von Else Wolf. Siegfried Simon ergriff wie sein Vater ebenfalls den Beruf des Viehhändlers und heiratete am 4.12.1929 die am 11.6.1899 in Krefeld geborene Katharina Kramer. Seine Frau stammte aus einer katholischen Familie. Nach der Heirat zog er zunächst in das Haus Rheinbabenstraße 66, danach in das Haus Kurkölnerstraße 6. Zum 1.8.1938 wurde sein Geschäft durch den „Reichsnährstand“ geschlossen; er selbst zog mit seiner Frau danach wieder in das Haus Rheinbabenstraße 106. Emilie Simon heiratete 1932 den Arzt Dr. Erich Kaufmann und ging nach Grevenbroich. Infolge der nationalsozialistischen Judengesetze musste Dr. Kaufmann seine Praxis schließen und emigrierte 1936 mit seiner Frau nach Brasilien. Raphael Simon und seine Frau verstarben 1936 bzw. 1930. Sie waren schon zuvor aus Linn weggezogen. Semy Wolf, der Mann von Else, ging im Februar 1938 nach Kolumbien, wo er für sich und dann später seine Familie ein neues Leben aufbauen wollte. Ihre Tochter Doris emigrierte im August 1939 nach Großbritannien. Von den antisemitischen Ausschreitungen während der Pogromnacht waren auch die jüdischen Einwohner Linns massiv betroffen. Das Kommando der Schutzpolizei Krefeld-Uerdingen erwähnte in einem Bericht vom 10.11.1938 als „besondere Vorkommnisse […]: Bei den Juden Wolf und Alexander, Rheinbabenstraße 106, drangen 8 Männer gewaltsam ein. Eine goldene Uhr mit Kette und etwa 100 RM entwendet. Der Täter soll Winkmann heißen.“ Alex Alexander und Siegfried Simon kamen in Schutzhaft und wurden in das KL Dachau eingeliefert. Sie wurden erst entlassen, als sie sich bereit erklärten, das Haus und ihren Landbesitz, mehrere Hektar Wiesen, zu veräußern. Nach seiner Entlassung aus der Haft am 20.12.1938 musste Siegfried Simon in Gellep Zwangsarbeit bei der Kies- und Sandbaggerei „Rheinstrom“ leisten. Alex Alexander verstarb in Linn am 16.1.1941. Seine Frau Olga und die Töchter Ruth und Else sowie Else Wolf und ihr Sohn Walter wurden am 21.4.1942 nach Izbica verschleppt und ermordet. Else und Walter Wolf hatten zuletzt in einem „Judenhaus“ in Krefeld, Neusser Straße 38, gewohnt. Im Oktober/November 1941 wurden vier Krefelder Jüdinnen und Juden in das Haus Rheinbabenstraße 106 eingewiesen. Sie blieben dort bis zum Mai/Juni 1942 und mussten dann wieder nach Krefeld zurückkehren. Auch Siegfried, Katharina und Wilhelmine Simon wurden im Juni 1942 in ein Krefelder „Judenhaus“ eingewiesen, Nordstraße 15. Siegfried Simon hatte das Haus Rheinbabenstraße 106 1938 an den Schlossermeister Josef Krülls verkaufen müssen und lebte seitdem dort zur Miete. Wilhelmine Simon wurde am 25.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, von dort aus dann am 29.9.1942 in das Lager Treblinka, wo man sie wahrscheinlich sofort nach ihrer Ankunft ermordete. Siegfried Simon und seine Frau Katharina lebten nun weiter in Krefeld, ab Oktober 1943 im Haus Hardenbergstraße 1, nachdem sie im Juni des Jahres ausgebombt worden waren. Simon war durch die Ehe mit seiner katholischen Frau vorerst geschützt, denn Jüdinnen und Juden, die in einer „Mischehe“ lebten, waren zunächst von den Deportationen ausgenommen. Dieser Personenkreis wurde jedoch am 17.9.1944 ebenfalls deportiert. Ein Gestapobeamter wollte Siegfried Simon am Morgen dieses Tages verhaften, Simon war aber schon auf der Arbeit. Als er nach Hause kam und von der geplanten Verhaftung erfuhr, begab er sich sofort nach Lobberich. Dort wurde er zunächst von zwei Bekannten versteckt, Maria Christians und Käthe Ryvers. Bei ihnen wartete Siegfried Simon auf seine Frau und zusammen wurden sie dann von den beiden Helferinnen über die deutsch-niederländische Grenze gebracht. Bis zu ihrer Befreiung am 2.3.1945 mussten sie in einem Venloer Haus ausharren, unter den Dielen verborgen, unter furchtbaren Verhältnissen. Im Juni 1945 kehrten Siegfried und Katharina Simon nach Krefeld zurück. Seit dem Dezember 1945 lebten sie wieder im Haus Rheinbabenstraße 106. Aber der Neuanfang in Linn war nicht leicht. In den Akten ist eine umfangreiche Korrespondenz erhalten, die zeigt, mit welchen Schwierigkeiten Siegfried Simon zu kämpfen hatte, als er von den Linnerinnen und Linnern sein von den Nationalsozialisten beschlagnahmtes Eigentum zurückforderte. Durch die Zeit im Versteck gesundheitlich zermürbt, starb er bereits im Jahr 1952. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski

Diese Stolpersteine wurden fast 15 Jahre später links neben die Stolpersteine von Ruth Alexander, Olga Alexander und Ilse Alexander verlegt (siehe oben). Anbei ein Foto der jetzigen Gruppe.

 

Friederika Fruitman, Josef Schwarz und Berta Schwarz

Bearbeiten
Friederika Fruitman, Josef Schwarz und Berta Schwarz
Inschriften HIER WOHNTE
FRIEDERIKA FRUITMAN
GEB. DANIELS
JG. 1882
FLUCHT HOLLAND
MIT HILFE ÜBERLEBT
HIER WOHNTE
JOSEF SCHWARZ
JG. 1888
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET
HIER WOHNTE
BERTA SCHWARZ
GEB. SERVOS
JG. 1891
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET
     
Standort Issumer Straße 7 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 13. Dezember 2021
Anmerkungen Josef Schwarz wurde am 23.12.1888 in Raesfeld/Kreis Borken geboren. Von Beruf war er Viehhändler. Am 25.6.1926 heiratete er die am 3.3.1891 in Krefeld geborene Berta Servos. Sie war die Tochter des Viehhändlers Simon Servos und seiner Ehefrau Auguste. Nach der Hochzeit lebte das Ehepaar Schwarz im Elternhaus von Berta, Ritterstraße 297. Simon Servos verstarb 1938. Das Haus musste danach verkauft werden und das Ehepaar Schwarz sowie Auguste Servos gingen nach Linn in das Haus Issumer Straße 7, in dem Augustes Tochter Marta Daniels mit ihrem Mann Arthur lebte. Josef und Berta Schwarz sowie die Familie Daniels wurden am 11.12.1941 nach Riga deportiert. Danach verliert sich ihre Spur. Friederika Daniels wurde am 28.9.1882 in Linn geboren. Sie war wie Arthur Daniels ein Kind des jüdischen Landwirts und Viehhändlers Samuel Daniels und seiner Ehefrau Johanna, geb. Joseph. Im Februar 1913 heiratete Friederika den Niederländer Andries Fruitman und zog zu ihrem Mann nach Amsterdam. Fruitman war von Beruf Fleischgroßhändler. Am 29.12.1913 wurde der Sohn Erik geboren, am 14.4.1915 die Tochter Dorothea. 1919 starb in Amsterdam Johanna Daniels, die nach dem Tod ihres Mannes zu ihrer Tochter gezogen war. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten emigrierten zwei Geschwister von Friederika Fruitman in die Niederlande, Paula mit ihrem Mann Lazarus Kaufmann und den Kindern Sally und Walter sowie Salomon Daniels. Bis auf Sally Kaufmann wurden sie alle nach der Besetzung der Niederlande Opfer des Judenmords. Andries Fruitman wurde ebenfalls verhaftet und zunächst in das Lager Amersfoort eingewiesen. Über das Lager Westerbork brachte man ihn nach Auschwitz-Birkenau, wo er am 11.2.1944 ermordet wurde. Seiner Frau und den beiden Kindern gelang es unterzutauchen. Eine Bauernfamilie in Sindern/NL verbarg sie bis zur Befreiung. Friederika Fruitman verstarb am 17.9.1963 in Amsterdam. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld / Ostrowski
Die vier bereits vorhandenen Steine wurden bereits vor rund 15 Jahren verlegt. Die oberen drei Steine kamen hinzu:  

Friedrich Ferlings

Bearbeiten
Friedrich Ferlings
Inschrift HIER WOHNTE
FRIEDRICH FERLINGS
JG. 1903
IM WIDERSTAND / KPD
SEIT 1933 MEHRMALS
VERHAFTET / INHAFTIERT
ZUCHTHAUS, KZ
'VORBEREITUNG HOCHVERRAT'
1941 SACHSENHAUSEN
ERMORDET
 
Standort Hermannstraße 14 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Juni 2022
Anmerkungen Friedrich Ferlings kam am 5. Februar 1903 in Krefeld als Sohn von Josef und Louise Ferlings, geb. Bönners, zur Welt. Weiter bekannt ist eine jüngere Schwester namens Helene, geboren 31. Mai 1915. Am 14. November 1934 heiratete er die am 4. Mai 1897 geborene Louise Bongartz. Friedrich war in der Endphase der Weimarer Republik in kommunistischen Verbänden wie der Roten Hilfe und des Kampfbunds gegen den Faschismus aktiv. Laut späterer Gestapoakten war er in den 20er Jahren mehrfach wegen Delikten wie Diebstahl, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte oder Landfriedensbruch im Gefängnis. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme geriet er so in das Visier der Behörden, die bereits im Februar 1933 „Schutzhaft“ gegen ihn verhängten. Während dieser Haft starb sein Sohn Martin, zwei weitere nicht namentlich bekannte Kinder waren bei Verwandten untergekommen. Als er ein Jahr später entlassen wurde, nahm er seine politischen Tätigkeiten wieder auf. Zusammen mit seiner Mutter und einer größeren Gruppe Mitstreiter und Mitstreiterinnen importierten sie Flugblätter aus den Niederlanden und lagerten sie für eine spätere Verteilaktion. Allerdings flog die Gruppe im September 1935 auf. In einem großen „Kommunistenprozess“ fielen am 2. Mai 1936 vor dem OLG Hamm die Urteile. Friedrich Ferlings wurde zu 6 Jahren Zuchthaus und 4 Jahren Ehrverlust verurteilt. Diese Strafe saß er anfangs im Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen ab. Allerdings ist auf seiner städtischen Meldekarte auch ein Aufenthalt ab November 1938 im Emsländer KZ Börgermoor vermerkt — jedoch nicht die Dauer. Dieses Lager wurde nicht von der SS, sondern vom Reichsjustizsministerium verwaltet. Bekannt ist, dass er auch lange Zeit im Zuchthaus Ludwigsburg einsaß, aus dem er im September 1941 entlassen wurde. Jedoch kam Ferlings dadurch nicht zurück in die Freiheit. Sein Transport ging am 12. September 1941 in das Polizeigefängnis Düsseldorf-Derendorf. Auch wenn der Gefängnisdirektor an die Gestapo schrieb, dass „seine politische Einstellung […] sich wohl im Lauf der langen Strafhaft verändert [hat]“, verhängte die Gestapo wieder „Schutzhaft“ gegen den „unverbesserliche[n] Kommunist[en]“ und am 30. Oktober 1941 wurde Ferlings in das KZ Sachsenhausen deportiert. Bitten seiner 1940 von ihm geschiedenen Frau Louise auf Entlassung blieben wirkungslos. Der Krefelder Kommunist Aurel Billstein, der eine grundlegende Kartei zu Krefelder NS-Opfern anlegte, notierte bei Friedrich Ferlings, dass dieser in einer „Strafeinheit“ eingesetzt wurde. Laut Familienangehörigen handelt es sich hierbei um die Strafdivision 999 der Wehrmacht. In dieser wurden ab 1942 solche Männer eingezogen, die man eigentlich für „wehrunwürdig“ befunden hatte - etwa, weil sie zu Zuchthausstrafen verurteilt wurden. Krefeld sah Friedrich Ferlings wohl nie wieder, das hiesige Amtsgericht erklärte ihn am 31. Dezember 1945 für tot, nachdem keine Spur mehr von ihm gefunden wurde. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Josef Gimnicher und Sara Gimnicher

Bearbeiten
Josef Gimnicher und Sara Gimnicher
Inschrift HIER WOHNTE
JOSEF GIMNICHER
JG. 1848
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 14.10.1942
HIER WOHNTE
SARA GIMNICHER
GEB. LEVY
JG. 1855
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 9.1.1943
   
Standort Gartenstraße 61 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Juni 2022
Anmerkungen Josef Gimnicher wurde am 15. November 1848 in Grefrath-Oedt geboren. Mit seiner am 7. Januar 1855 geborenen Frau Sara, geb. Levy, und den Kindern Sally (geb. 13.8.1878), Salomon (geb. 8.12.1881), Helene (geb. 16.3.1883), Albert (geb. 13.1.1887) und Julius (geb. 18.3.1888) zog er im Jahre 1889 nach Krefeld, wo er als selbstständiger Textilkaufmann arbeitete. Hier kamen noch die Kinder Friedrich (geb. 26.2.1890) und Rosa (geb. 5.2.1892) in die Familie. Josef nahm mit seinem Bruder Moritz am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. Sally war mit Clara, geb. 23. Juli 1888 als Hirsch, verheiratet. Am 14. März 1913 kam die Tochter Hilde, verh. Berets, auf die Welt. Am 24. November 1918 folgte der Sohn Kurt. Er trat als Textilkaufmann in das Familiengeschäft ein. 1938 wurde Sally in „Schutzhaft“ genommen, im Jahr darauf gelang der Familie die Ausreise über die Niederlande in die Vereinigten Staaten, am 28. Januar 1962 starb er in Plainfield, New Jersey. Salomon heiratete am 16. Mai 1919 Meta Fanny, geb. 12. Juli 1891 als Tochter von Max Moses und Regina Appel. Das Paar bekam zwei Kinder, Ilse, verh. Strauß (geb. 12.7.1920) sowie Max Rudi (geb. 19.3.1927). Salomon arbeitete als Textilkaufmann im familiären Seidenwarengroßhandel sowie selbstständig. 1938 kam er wegen „staatsabträglicher Äußerungen“ in „Schutzhaft“. Am 22. April 1942 wurde er nach Izbica deportiert, er starb wohl noch im selben Jahr. Friedrich fiel als Soldat am 5. April 1918 im Ersten Weltkrieg. Helene wohnte in Wildeshausen und Bremen, sie wurde am 18. November 1942 nach Minsk deportiert, wo sie kurz darauf ermordet wurde. Albert wurde am 21. Januar 1942 nach Riga deportiert. Rosa arbeitete als Musiklehrerin und Haushaltshilfe und wohnte bei den Eltern, bis sie am 25. Juli 1942 nach Theresienstadt und von dort aus am 15. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert und wahrscheinlich bei ihrer Ankunft ermordet wurde. Josef und Sara mussten am 5. Juni 1940 ihre Wohnung auf der Gartenstraße 61 verlassen und wurden einem „Judenhaus“ auf dem Ostwall zugewiesen. Soweit sie konnten, nahmen sie ihren Hausrat mit. Eine damalige Nachbarin erinnerte sich nach dem Krieg an die völlig zugestellte Wohnung. Am 25. Juli 1942 wurden Sara und Josef über Düsseldorf nach Theresienstadt deportiert. Sara war zu diesem Zeitpunkt bereits bettlägerig krank, weshalb sie mit einer Trage aus ihrer Wohnung zum Krefelder Hauptbahnhof gebracht werden musste. Hier starb Josef kurz darauf am 14. Oktober 1942. Sara überlebte bis zum 9. Januar 1943. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Franz Strauss und Karola Strauss

Bearbeiten
Franz Strauss und Karola Strauss
Inschrift HIER WOHNTE
FRANZ STRAUSS
JG. 1905
'SCHUTZHAFT' 1938
BUCHENWALD
FLUCHT 1939
AUSTRALIEN
HIER WOHNTE
KAROLA STRAUSS
JG. 1904
FLUCHT 1939
AUSTRALIEN
   
Standort Südwall 55 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Juni 2022
Anmerkungen Karola (geb. 23.9.1904) und Franz (geb. 24.9.1905) waren zusammen mit ihrem Bruder Otto (geb. 2.4.1909) Kinder des Ehepaares Dr. Josef und Rosa Strauß (geb. Kahn). Das jüngste Kind der Familie, Werner, starb bereits zwei Tage nach der Geburt am 17. Oktober 1917. Die Familie besaß einige Immobilien in Krefeld, so auch das Haus auf dem Südwall 55. Karola besuchte bis 1921 das Krefelder Lyzeum (heute Ricarda-Huch-Gymnasium). Sie fand Arbeit als Sekretärin und Fremdsprachenkorrespondentin bei der Firma Elsberg & Gompertz KG (1924–1932) und der Krawattenfabrik Witwe F. Hertz (1933–1938). Letztere Stelle musste sie verlassen, als die Firma „arisiert“ wurde und alle jüdischen Angestellten entlassen musste. Ein äußerst positives Arbeitszeugnis aus dieser Zeit ist noch vorhanden. Franz arbeitete als Rechtsreferendar, 1934 lebte er in Liechtenstein. Nach kurzem Aufenthalt in Krefeld zog er 1935 nach Meiningen in Thüringen. Dort wurde er im Zuge der Novemberpogrome 1938 in „Schutzhaft“ genommen und in das KZ Buchenwald gebracht. Aus diesem wurde er laut Gestapoakte „nach kurzer Zeit“ entlassen, da er für die Abwicklung der „Arisierung“ eines Unternehmens in jüdischem Besitz benötigt wurde und er seine Auswanderung bereits plante. Am 22. März 1939 zog er wieder zu seiner Familie in das elterliche Haus am Südwall 55. Am 19. April 1939 emigrierten Karola und Franz Strauß gemeinsam nach Melbourne, Australien. Während Franz fortan als Landwirt arbeitete, betätigte sich Karola in verschiedenen Berufsfeldern, u. a. als Textilkauffrau. Franz starb am 4. November 1956 in Welshpool, Western Australia. Karola starb am 27. Juni 2000 in Melbourne, Victoria. Otto emigrierte am 5. September 1938 nach Melbourne, wo er als Textilweber arbeitete und am 21. April 1994 starb. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Emma Goldstein und Rosa Goldstein

Bearbeiten
Emma Goldstein und Rosa Goldstein
Inschrift HIER WOHNTE
EMMA GOLDSTEIN
JG. 1862
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 23.8.1942
HIER WOHNTE
ROSA GOLDSTEIN
JG. 1858
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 17.2.1943
   
Standort Verberger Straße 29 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Juni 2022
Anmerkungen Rosa und Emma Goldstein waren Töchter von Philipp und Veronika Goldstein, geb. Herzberger. Sie hatten 11 Geschwister, die zwischen 1842 und 1866 geboren wurden. Rosa wurde am 18. Juni 1858 in Krefeld geboren. Sie heiratete den Metzgermeister Leopold (Levy) Goldstein (20.2.1851 – 26.5.1923), das Paar wohnte mit dem Rest der Familie in der Verberger Straße 25. Dies war eines der Grundstücke, die Rosa besaß und die vom Reich vor ihrer Deportation beschlagnahmt wurden. Am 23. Juli 1941 musste sie in ein sogenanntes „Judenhaus“ auf der Hubertusstraße 48 umziehen. Dort lebte sie, bis sie am 25. Juli 1942 ebenso wie ihre Schwester Emma nach Theresienstadt deportiert wurde. In Theresienstadt überlebte sie bis zum 27. Februar 1943, als sie laut Totenschein an Altersschwäche starb. Emma kam am 12. Juli 1862 als drittjüngstes Kind der Familie in Krefeld zur Welt. Sie lebte gemeinsam mit ihrer Familie in der Verberger Straße 25. Es ist anzunehmen, dass sie wie Rosa einige Zeit in einem sogenannten „Judenhaus“ leben musste. Allerdings fehlen hierzu eindeutige Belege. Am 25. Juli 1942 wurde sie über Düsseldorf nach Theresienstadt deportiert, wo sie bereits am 23. August 1942, laut Totenschein an Altersschwäche und Lungenentzündung, starb. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Diese beiden Steine wurden in unmittelbarer Nachbarschaft der Stolpersteine für Leopold Herzberger und Helene Weinberg verlegt.  

Werner Samuel und Heinz Samuel

Bearbeiten
Werner Samuel und Heinz Samuel
Inschrift HIER WOHNTE
WERNER SAMUEL
JG. 1918
'SCHUTZHAFT' 1938
DACHAU
DEPORTIERT 1941
RIGA
STUTTHOF
BEFREIT
HIER WOHNTE
HEINZ SAMUEL
JG. 1920
'SCHUTZHAFT' 1938
DACHAU
DEPORTIERT 1941 RIGA
RIGA-KAISERWALD, LIBAU
TODESMARSCH
FUHLSBÜTTEL, KIEL
BEFREIT
   
Standort Klever Straße 49 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Juni 2022
Anmerkungen Werner (geb. 26.4.1918) und Heinz (geb. 13.3.1920) Samuel wohnten zuletzt mit ihren beiden Schwestern Hilde (1.12.1911) und Helga (geb. 18.4.1929) sowie ihren Eltern Meinhard und Paula Samuel (geb. Gerson) in der Klever Straße 49 (ehemals Mörsische Straße 83). Meinhard besaß eine eigene Metzgerei auf der Klever Straße 31. Nach dem sogenannten „Judenboykott“ am 1. April 1933 wurde die Metzgerei jedoch zunehmend gemieden. Wegen der so entstehenden finanziellen Schwierigkeiten, musste die Familie ihr Geschäft vier Jahre später verkaufen. Seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten litten die Kinder der jüdischen Familie unter Übergriffen von HJ-Angehörigen. Werner und Heinz mussten ihren Radsportverein verlassen, gingen dafür jedoch in die Sportabteilung des Krefelder RjF (Reichsbund jüdischer Frontsoldaten), um dort – in der Hoffnung sich zukünftig besser verteidigen zu können – Boxen zu lernen. Der Boxsport wurde zu einem zentralen Bestandteil ihres Lebens, der sie laut eigenen Aussagen mehr als einmal vor dem Tod bewahrte. Während Heinz eine Lehre zum Installateur machte, begann Werner nach seiner schulischen Ausbildung 1934 als Lehrling im Schuhhaus Hirsch (später Grüterich), welches ihn im Zuge der „Arisierung“ des Betriebes wieder entließ. Dennoch konnte er eine neue Stelle finden, als Zuschneider in einer Krawattenfabrik. In Folge des Novemberpogroms 1938 wurden Werner, Heinz und Meinhard zunächst in sogenannte „Schutzhaft“ genommen und anschließend für drei Monate in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Aufgrund der Angabe, nach Trinidad auswandern zu wollen, wurden sie schließlich wieder entlassen. Die Verhängung eines Einwanderungsstopps sorgte jedoch dafür, dass die Familie, mit Ausnahme von Hilde, der am 28. April 1939 die Emigration nach London gelang, nicht emigrieren konnte. Am 11. Dezember 1941 deportierten die Nationalsozialisten Werner, Heinz, Helga, Meinhard und Paula in das Ghetto Riga. Während Werner und Heinz bereits am 22. Dezember 1941 für acht Monate zu einem Arbeitskommando in das erweiterte Polizeigefängnis und Arbeitserziehungslager Salaspils geschickt worden waren, verstarb Meinhard am 31. Januar 1942 im Ghetto an Entkräftung. Weil man bei einer Durchsuchung Geld bei Werner fand, wurde er im Rahmen der Zwangsarbeit in Salaspils zum Tod durch Erhängen verurteilt. Dass die Ermordung im letzten Moment verhindert wurde, lag vermutlich daran, dass die Lagerleitung Gefallen an dem Boxsport-Hintergrund der beiden Brüder fand und sie zum eigenen Vergnügen gelegentlich gegen ausgewählte Gegner boxen ließ. Im Juli 1942 kehrten sie zurück in das Ghetto, wobei sie erstmals vom Tod ihres Vaters erfuhren. Ruth Gompertz (geb. 9.2.1922), Heinz‘ spätere Ehefrau, die in einem Altmetalllager schwere Eisenteile verladen musste, schaffte es, ihn ebenfalls unterzubringen. Paula erledigte die Hausarbeit für acht Personen, während Helga später im Krankenhaus arbeitete. Der beschwerliche Weg zur Arbeit kostete sie jeden Morgen vier Stunden, doch, wenn sie „abends zurückkam, war sie stolz, ihren Rucksack voll mit Brot und Kartoffeln zu öffnen, die man ihr dort geschenkt hatte“, wobei sie sich als „Brotverdienerin der Familie“, fühlte. Beide waren längst völlig abgemagert und geschwächt. Heinz verblieb vorerst bei der Familie im Ghetto, da er nach der Auflösung seiner Arbeitsgruppe zur Zwangsarbeit im Armee-Bekleidungsamt (ABA) eingeteilt wurde. Als er am 2. November 1943 von der Zwangsarbeit zurückkam, waren überall im Ghetto „furchtbare Schreie und Weinen“ zu hören. Heinz konnte weder seine Mutter noch seine Schwester in der Wohnung oder in der Nähe des Hauses auffinden. Nach langer Suche fand er schließlich Ruth, die bei einer anderen Familie Unterschlupf gesucht hatte, und erfuhr was passiert war. Bereits um 8:00 Uhr hatte die SS gewaltsam alle noch im Ghetto verbliebenen Alten und Kinder aus ihren Wohnungen getrieben, im Ghetto versammelt, und mit Lastwagen und auf Eisenbahnwagons gezwungen. „Von diesem Zeitpunkt an verschwanden sie spurlos.“ Gemeinsam mit den anderen wurden Paula und Helga an diesem Tag in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und umgehend ermordet. In der nachfolgenden Zeit häuften sich die Deportationen bzw. Massenerschießungen der verbliebenen Ghettoinsassen. Während Ruth schließlich mit einem Schiffstransport von 1.400 Menschen nach Libau gebracht wurde, blieb Heinz mit einer Gruppe von 50 Männern und 10 Frauen alleine zurück, bis sie 14 Tage später auf denselben Weg gebracht wurden und sich wiedertrafen. Neben weiteren Ermordungen vor Ort standen sie untere starkem Beschuss der sowjetischen Luftwaffe. Ruth wurde von einer Brandbombe schwer im Gesicht verletzt, Heinz musste an der Hand operiert werden. Sie blieben dort bis zum 19. Februar 1945. Mit einem Schiff wurden sie dann von Libau weiter nach Hamburg in das Gefängnis des Konzentrationslagers Fuhlsbüttel deportiert. Am 14. April zwang die SS sie zu einem viertägigen „Todesmarsch“ nach Kiel. Nachdem der SS-Anführer täglich Gefangene erschoss und die Verhungernden Bombenschäden an Häusern beseitigen mussten, kam es am 1. Mai 1945 zur Befreiung durch das Dänische Rote Kreuz. Im Gegensatz zu Heinz, war Werner bereits im Sommer 1943 zunächst zum Aufbau des angrenzenden Lagers Kaiserwald geschickt und dann in das Arbeitslager Dondangen deportiert worden. Nachdem sich sowjetische Truppen ab 1944 zunehmend frontnahen Konzentrationslagern näherten, wurde Werner zusammen mit anderen Häftlingen auf einen „Todesmarsch“ über Libau in das Konzentrationslager Stutthof bei Danzig und weiter in dessen Arbeitslager Burggraben geschickt. Infolge der Auflösung des Konzentrationslagers Stutthof und dessen Außenlager am 25. Januar 1945 wurden die Häftlingen, darunter Werner, auf weitere Todesmärsche gezwungen. Diese endeten in Gdingen, wo die SS die Überlebenden in die Frachträume von drei alten Schiffen sperrte, von denen zwei bereits nach wenigen Tagen absichtlich versenkt wurden. Während viele Häftlinge auf dem letzten Schiff noch an Entkräftung starben, gehörte Werner zu den wenigen die letztendlich von der Roten Armee befreit werden konnten. Nach seiner Befreiung kam Werner Samuel im Rahmen einer großen Hilfsaktion der schwedischen Regierung nach Malmö. Dort lernte er seine spätere Frau Edith – eine ungarische Holocaustüberlebende – die er am 25. Mai 1947 heiratete. Sie wanderten zusammen mit seinem Bruder und dessen Frau zuerst nach London zu ihrer Schwester Hilde aus. Ein Jahr später entschlossen sich die drei Geschwister mit ihren Lebenspartnern nach Sydney, Australien, zu emigrieren. Am 22. März 2010 starb Werner dort im Alter von 91 Jahren, seine Ehefrau Edith starb am 22. April 2011. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Gertrud Bell

Bearbeiten
Gertrud Bell
Inschrift HIER WOHNTE
GERTRUD BELL
JG. 1903
VERHAFTET 1941
RAVENSBRÜCK
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET 2.2.1943
 
Standort Dreikönigenstraße 77 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Juni 2022
Anmerkungen Gertrud Bell wurde am 27. August 1903 in Burgbrohl im heutigen Rheinland-Pfalz geboren. 1928 zog sie aus Rheydt nach Krefeld-Bockum und ab 1934 lebte sie in der Krefelder Innenstadt. Als Erwachsene arbeitete sie auf einem Bauernhof, in einem Hotel und letztlich als Putzfrau bei der Firma Kleinewefers. Sie blieb unverheiratet und bekam 1928 die Tochter Gertrud Elisabeth von einem nicht bekannten Vater. 1941 wohnte sie gemeinsam mit Käthe Thönnissen zur Untermiete in der Dreikönigenstraße 77. In diesem Haus waren auch polnische Zwangsarbeiter untergebracht. Der NS-Rassenlehre folgend, war der Kontakt zwischen Deutschen und „Fremdvölkischen“ möglichst zu unterbinden. Der Kontakt mit slawischen Personen galt hier als besonders verwerflich und wurde durch „Sonderanweisungen“, die über die üblichen Vorschriften hinausgingen, geregelt. Am 25. Juli 1941 wurde Gertrud Bell gemeinsam mit ihrer Mitbewohnerin und dem polnischen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen Wacław Ryszka (geb. 11.7.1916) bei der Kriminalpolizei denunziert. Ihnen wurde vorgeworfen, gemeinsam mit anderen polnischen Zwangsarbeitern in Kneipen ausgegangen zu sein und dass die beiden Frauen zu unterschiedlichen Zeiten ein sexuelles Verhältnis mit Ryszka gehabt hätten. In Berichten der Gestapo werden sie als „moralisch heruntergekommene Frauen“, „dirnenhaft“ und mehr bezeichnet. Am 2. Oktober 1941 erging ein Schutzhaftbefehl über Bell und Thönnissen. Bei Gertrud Bell ergab eine ärztliche Untersuchung eine chronische Unterleibserkrankung, allerdings wurde ihr trotzdem „Haftfähigkeit“ attestiert, mit der Einschränkung, dass sie keine schwere körperliche Arbeit leisten könne. Was ihre Tochter betrifft, vermerkte die Gestapo, dass diese sich bereits in Pflege befunden habe. Gertrud Bell und Käthe Thönnissen wurden in das KZ Ravensbrück deportiert, wo sie am 25. Oktober 1941 eintrafen. Schutzhaftverlängerungen gegen sie lagen bis zum 29. Dezember 1942 vor. Da zahlreiche Unterlagen des KZ Ravensbrück von der SS zerstört wurden, ist der Weg vieler Insassinnen kaum noch nachzuvollziehen. Laut ihrer städtischen Meldekarte wurde Bell jedoch zu einem unbekannten Zeitpunkt in das KZ Auschwitz deportiert, wo sie am 2. Februar 1943 für tot gemeldet wurde. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Weitere Informationen zur Verlegestelle sind im Abschnitt 107 "Waclaw Ryszka und Käthe Thönnissen" zu finden.

Sofie Goldstein

Bearbeiten
Sofie Goldstein
Inschrift HIER WOHNTE
SOFIE GOLDSTEIN
GEB. HEILBRONN
JG. 1867
FLUCHT 1940
HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
SCHICKSAL UNBEKANNT
 
Standort Dreikönigenstraße 28 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Juni 2022
Anmerkungen Sofie Goldstein war Tochter von Benjamin und Eva Heilbronn, geb. Leven. Sie kam am 28. Juli 1867 in Krefeld zur Welt. Sie heiratete Albert Goldstein (6.6.1854 – 30.9.1924), das Paar lebte in der Dreikönigenstraße 28. Sie bekamen vier Kinder: Paula, verh. Blok (geb. 23.3.1888), Alfred (geb. 10.8.1889), Hilde verh. Koppel (7.9. 1899) und Ernst (geb. 27.5.1901). Am 18. April 1940 emigrierte Sofie nach Amsterdam, noch im nächsten Monat überfiel und besetzte die deutsche Wehrmacht die Niederlande. Bei ihrer Flucht konnte sie nicht all ihre Habseligkeiten mitbringen. Diese wurden mitsamt ihrem inländischen Vermögen „aus staatspolizeilichen Gründen sichergestellt“ und nach ihrer Ausbürgerung beschlagnahmt. Versuche ihres Anwalts, sie frei zu bekommen. um sie ihr zusenden zu können, blieben erfolglos. Das Umzugsgut wurde schließlich auf Beschluss des Finanzamtes Krefeld versteigert, die Erlöse gingen an das Oberfinanzpräsidium in Berlin. 1943 wurde sie im Lager Westerbork interniert. Hierbei handelte es sich um ein „Durchgangslager“ für die in den besetzten Niederlanden lebende jüdische Bevölkerung, um ihre Deportation in die Lager des besetzten Osteuropa vorzubereiten. Sofies Spuren verlieren sich hier, möglicherweise starb sie noch im Lager. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Ernst Kaufmann

Bearbeiten
Ernst Kaufmann
Inschrift HIER WOHNTE
ERNST KAUFMANN
JG. 1876
DEPORTIERT 1944
THERESIENSTADT
BEFREIT
 
Standort Hohen Dyk 109 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Juni 2022
Anmerkungen Ernst Kaufmann kam am 13. August 1876 in einer jüdischen Familie in Krefeld zur Welt. Er hatte zwei Schwestern, Bertha (14.7.1870) und Emilie (geb. 13.9.1871). Er heiratete die Katholikin Christine (geb. 25.1.1888, gesch. Dahlers, verw. Bauer), und wohnte mit ihr und ihrem in erster Ehe adoptierten Sohn Johannes am Hohen Dyk 108 und später 109. Zusammen mit Carl W. Schmitz besaß er ab 1927 die Samt- und Plüschweberei Jos. Kaufmann & Co., die er von seinem Vater übernommen hatte und die dazu gehörige Firma Hermann Eugen Jacobs. Im Rahmen der „Arisierungen“ der deutschen Wirtschaft musste Kaufmann seine Anteile an seinen Partner deutlich unter Wert verkaufen, die Firma hieß von 1940 an Carl W. Schmitz. Seine Schwestern wohnten stets zusammen, zuletzt auf der Breite Straße. Um der Deportation nach Theresienstadt zu entgehen, nahm sich am 19. Juli 1942 erst Bertha und am 20. Juli 1942 auch Emilie das Leben. Wie andere Jüdinnen und Juden in sogenannten „privilegierten Mischehen“, war Kaufmann, weil er eine „arische“ Ehepartnerin hatte, von den großen Deportationswellen in den besetzten Osten lange nicht betroffen. Dies änderte sich für Kaufmann am 17. September 1944. Die bisher durch den Bestand der „Mischehe“ verschonten Krefelder Jüdinnen und Juden wurden nun auf „Arbeitstransport“ gezwungen. Für Kaufmann und andere betroffene Krefelder und Krefelderinnen bedeutete das letztendlich die Deportation nach Theresienstadt. Ernst Kaufmann überlebte und kam am 31. Juli 1945 auf den Hohen Dyk zurück. Er strebte ein Rückerstattungsverfahren für seine ehemalige Firma an, welches 1952 in einem Vergleich einschließlich Auszahlung endete. Die Jüdische Gemeinde Krefelds machte ihn zu ihrem ersten Vorsitzenden von 1950 bis 1957. In dieser Zeit war sie eine große Hilfe für die Zurückkehrenden. Dies galt insbesondere für die Suche nach Angehörigen, den Versuch auszuwandern und allgemeinen Behördengängen. Zudem engagierte sich die Gemeinde für den Erhalt der jüdischen Friedhöfe sowie für die Rückerstattung enteigneter Gemeindevermögen und Grundstücke. Ernst starb am 1. März 1961 in Krefeld. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Gumpert Adolf Hirsch, Mathilde Hirsch und Ernst Hirsch

Bearbeiten
Gumpert Adolf Hirsch, Mathilde Hirsch und Ernst Hirsch
Inschriften HIER WOHNTE
GUMPERT ADOLF HIRSCH
JG. 1885
DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
MATHILDE HIRSCH
GEB. WOLFF
JG. 1895
DEPORTIERT 1942
TRANSIT-GHETTO IZBICA
ERMORDET
HIER WOHNTE
ERNST HIRSCH
JG. 1920
FLUCHT 1939
ENGLAND
       
Standort Lewerentzstraße 34 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 2. Juni 2022
Anmerkungen Gumpert Adolf Hirsch stammte aus Eystrup an der Weser, wo er am 10. Dezember 1885 geboren wurde. Er heiratete die am 2. August 1892 geborene Nelly Simon, mit der er am 3. Mai 1920 in Gemünden den Sohn Ernst bekam. Sie starb 10 Jahre später, am 17. Oktober 1930. Seine erste Krefelder Wohnung bezog Gumpert im Jahre 1928. Fünf Jahre darauf heiratete er die am 27. Juli 1895 in Hannover geborene Mathilde Wolff. Er arbeitete als Kaufmann, Vertreter und Hausmeister. Seine letzte Wohnung lag auf der Malmedystraße 34, der heutigen Lewerentzstraße. Am 6. Januar 1939 musste die Familie in ein sogenanntes „Judenhaus“ auf der Corneliusstraße 6 ziehen. Gumpert und Mathilde wurden beide am 22. April 1942 über Düsseldorf in das sogenannte „Transit-Ghetto“ Izbica deportiert, wonach sich ihre Spuren verlieren. Vermutlich wurden sie kurz nach der Deportation entweder bei Izbica oder in einem Vernichtungslager wie Belzec oder Sobibór ermordet. Ernst Hirsch arbeitete als Handwerker und Elektrotechniker. Er begann 1936 eine Lehrstelle in der Düsseldorfer Westdeutschen Werkzeugmaschinen AG. Sein dortiger Werkmeister setzte sich laut Hirsch für ihn ein, als am Tage nach dem Novemberpogrom 1938 einige Kollegen planten, ihn, den einzigen Juden im Betrieb, zu verprügeln. Er wohnte mit seinen Eltern erst in der heutigen Lewerentzstraße und schließlich in der Corneliusstraße 6. Am 13. April 1939 gelang ihm die Emigration nach Großbritannien. Nach dem Fall Frankreichs im Sommer 1940 ging die britische Regierung dazu über, alle deutschen und italienischen Staatsangehörigen im Erwachsenenalter zu internieren, egal ob sie Kriegsgefangene oder eben Geflüchtete waren. Ernst Hirsch wurde somit am 2. Juli 1940 als „feindlicher Ausländer“ (enemy alien) in London interniert und nach Australien abgeschoben. Die Überfahrt von 2.500 Personen auf der HMT Dunera geriet in der anglo-australischen Welt zum Skandal. Neben einigen Hundert italienischen und deutschen Kriegsgefangenen bestand der Großteil der Passagiere aus Geflüchteten wie Ernst Hirsch. Die Zustände an Bord waren miserabel und die Besatzung misshandelte viele Insassen, sodass die Überfahrt gerichtliche Untersuchungen und Gefängnisstrafen für die befehlshabenden Offiziere nach sich zog. Sehr wahrscheinlich entging das Schiff nur knapp dem Beschuss durch deutsche U-Boote. Am 26. August 1940 traf Ernst in Australien ein, wo er im Lagersystem bei Hay, New South Wales, interniert wurde. Von hier brachte man ihn 1941 noch nach Orange, NSW, und Tatura, Victoria. Hier diente er ab dem 26. Januar 1943 im Arbeitsdienstkorps (Labour Service Corps) der Streitkräfte. Knapp die Hälfte der Dunera Boys blieb nach dem Krieg in Australien und prägte Land und Gesellschaft. Auch Ernst Hirsch blieb, er wurde Physiker und Beamter des australischen Staates. Er verstarb 1988 in Beaumont, einem Vorort von Adelaide, South Australia. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Johanna Chrobog

Bearbeiten
Johanna Chrobog
Inschrift HIER WOHNTE
JOHANNA CHROBOG
GEB. KOCHMANN
JG. 1891
DEPORTIERT 1944
THERESIENSTADT
BEFREIT
 
Standort Schönwasserstraße 1 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 4. Dezember 2022
Anmerkungen Johanna Chrobog geb. Kochmann, wurde am 13. Januar 1891 in Beuthen/Oberschlesien geboren. Sie stammte aus einer jüdischen Familie und konvertierte zum Christentum. Am 6. Mai 1913 heiratete Johanna den aus Königshütte/Oberschlesien stammenden Monteur Paul Chrobog (geb. 19.1.1889). Am 22. Juni 1913 brachte sie in Pauls Geburtsort die gemeinsame Tochter Ruth zur Welt. Das Ehepaar zog zunächst nach Siegburg, dann 1938 nach Krefeld. Am 2. August 1940 wechselten sie ihren Wohnort erneut, diesmal vorübergehend nach Berlin. Zeitgleich hatten sie eine 3-Zimmer-Wohnung in Oberschlesien, ein ständiger Wohnsitz aufgrund ihrer Arbeit als Monteure, in der 1942 ihre bereits verwitwete Tochter Ruth Kaiser (geb. 22.6.1913) lebte. Ruth wurde zusammen mit ihrer Tochter Vera (geb. 14.12.1934) am 15. Mai 1942 von der Gestapo abgeholt, wobei die Wohnung beschlagnahmt und die Möbel gestohlen wurden. Bereits fünf Tage später, am 20. Mai 1942, wurde sie dann von Gleiwitz aus nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. 1943 erhielt Johanna eine anonyme Anzeige wegen des Verdachts auf Verbindung mit Emigranten und angeblichen Vorteilen beim Kauf von Waren. Eine Schuld konnte ihr jedoch nicht nachgewiesen werden. Im Herbst 1944 verfolgten die Nationalsozialisten zunehmend auch Jüdinnen und Juden aus „Mischehen“, darunter auch Menschen, die konvertiert waren. Am 17. September 1944 und damit knapp sieben Monate, nachdem sie mit ihrem Ehemann Paul zurück nach Krefeld gekommen und auf die Schönwasserstraße 1 gezogen war, wurde sie in Haft genommen und nach Theresienstadt deportiert. Ihr Mann starb wenige Wochen später, am 14. Oktober 1944, bei einem Fliegerangriff auf die Reika AG. Johanna überlebte Theresienstadt und wurde befreit. Nach ihrer Rückkehr aus dem Konzentrationslager am 20. Juli 1945 war sie mittellos und sämtlicher Vermögenswerte beraubt. Aufgrund ihres verstorbenen Mannes, der jahrelang Befolgschaftsmitglied der Reika AG war, erhielt sie eine 3-Zimmer-Wohnung auf der Posener Str. 40 in Krefeld-Linn, die sie jedoch kaum mit Besitz füllen konnte und eines der Zimmer ebenfalls untervermietete. Sie war dahingehend gezwungen, um Unterstützung für ihren Lebensunterhalt zu bitten, da sie krankheitsbedingt nicht arbeitsfähig war und im Oktober 1945 noch auf die ausstehende Zahlung der Beschäftigungsrente ihres Mannes warten musste. Während sich ihr gesundheitlicher Zustand zunehmend verschlechterte, begleitete sie der andauernde Kampf um Hilfe durch den Staat, welcher durch den Verlust wichtiger persönlicher Unterlagen im Rahmen ihrer Haftzeit zusätzlich erschwert wurde. Johanna verstarb am 12. November 1967 in Krefeld. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Johann Labey

Bearbeiten
Johann Labey
Inschrift HIER WOHNTE
JOHANN LABEY
JG. 1905
VERHAFTET 29.5.1940
REGIMEKRITISCHE
ÄUSSERUNGEN
1940 SACHSENHAUSEN
ERMORDET
 
Standort St.-Töniser-Straße 157 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 4. Dezember 2022
Anmerkungen Johann Labey wurde am 25. Oktober 1905 als Sohn von Gertrud Labey, geb. Offer, und Jakob Labey in Mühlheim am Rhein geboren. Von seinem 6. bis zu seinem 14. Lebensjahr besuchte er die Volksschule in Krefeld, danach arbeitete er vorerst beim Gärtnerhandwerk, bevor er ab 1924 bei den städtischen Werken Gasableser und Geldabheber wurde. Johann war auf Grund seiner politischen Einstellung bei der Gestapo bekannt. Obwohl er selbst immer wieder betonte, dass er nie Teil einer politischen Partei gewesen sei, war die Gestapo vom Gegenteil überzeugt. Ihrer Aussage nach gehörte er vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) und dem Einheitsverband gegen den Faschismus an. Im Mai 1940 wurde Johann von dem Mann einer Kundin bei der Gestapo gemeldet, da er angeblich beim Ablesen des Gaszählers in einer Wohnung in einem Gespräch mit der Frau den Krieg und die deutsche Gesellschaft kritisiert hätte. Bei einer Befragung bestritt er die Vorwürfe, beziehungsweise sagte er aus, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt hatte. Ein von ihm angegebener Zeuge seiner Unschuld entlastete ihn nicht vor der Gestapo. Die Gestapo nahm Johann am 29. Mai 1940 in Haft, da er ein „gefährlicher Hetzer“ sei und warf ihm unter anderem „Zersetzung der Volksgemeinschaft“ vor. Das Amtsgericht Krefeld verweigerte jedoch einen Haftbefehl. Nach monatelanger Haft im Polizeigefängnis Krefeld wies ihn die Gestapo schließlich am 7. September 1940 in das KZ Sachsenhausen ein. Trotz positiver Zeugnisse der Lagerverwaltung verweigerte die Gestapo jede Freilassung, da er „während der Kriegszeit seine Freiheit zur staatsfeindlichen Propaganda und Zersetzung nutzen“ würde. Johann Labey erlebte das Kriegsende nicht mehr, er starb vermutlich im Konzentrationslager Sachsenhausen. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Louise Ferlings

Bearbeiten
Louise Ferlings
Inschrift HIER WOHNTE
LOUISE FERLINGS
GEB. BÖNNERS
JG. 1883
IM WIDERSTAND/KPD
VERHAFTET 1935
'VORBEREITUNG HOCHVERRAT'
VERURTEILT 1936
ZUCHTHAUS
ENTLASSEN 1938
 
Standort Hermannstraße 14 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 4. Dezember 2022
Anmerkungen Louise Ferlings, geb. Bönners, kam am 17. Oktober 1883 als Tochter von Friedrich und Louise Bönners in Krefeld zur Welt. Sie heiratete Josef Ferlings und übernahm am 25. Februar 1910 seinen Familiennamen. Gemeinsam wohnten sie auf der Hermannstraße 14, sie hatten zehn Kinder. Verschiedene Nachkommen der Familie berichten von gewalttätigem Verhalten, das vom Vater Josef ausgegangen sei. Zusammen mit ihrem Sohn Friedrich, der bereits wiederholt in Konflikt mit der Gestapo geraten war, und einer größeren Gruppe Mitstreiter importierte und lagerte sie kommunistische Flugblätter aus den Niederlanden für eine spätere Verteilaktion. Im September 1935 flog die Gruppe auf und die Mitglieder wurden von der Gestapo in „Schutzhaft“ genommen. Bei Louise verzögerte sich dieser Vorgang bis Mitte Dezember, da sie zu der Zeit aufgrund eines doppelten Schädelbruchs und Nervenleidens in einer Düsseldorfer Pflegeanstalt untergebracht war. Die Ortspolizeibehörde Krefeld meldete dazu am 16. Dezember 1935 an die Stapo-Leitstelle Düsseldorf, dass nach Rücksprache mit dem Direktor der Heil- und Pflegeanstalt abzusehen sei, dass „Frau Ferlings voraussichtlich in drei Wochen soweit wieder hergestellt ist, dass sie dem Richter vorgeführt und ein Haftbefehl erlassen werden kann“. In den nachfolgenden Wochen musste Louise immer wieder zwischen „Schutzhaft“ und dem Aufenthalt im Krankenhaus wechseln. Verschiedene Ersuchen Josefs an die Gestapo um die Freilassung von Louise blieben ohne Erfolg. In einem großen „Kommunistenprozess“ fielen am 2. Mai 1936 vor dem Oberlandesgericht Hamm dann die Urteile; Louise wurde zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Während ihr Sohn umgehend nach Ende seiner sechsjährigen Strafe erneut von der Gestapo in „Schutzhaft“ genommen, nach Sachsenhausen deportiert und dort ermordet wurde, konnte Louise vermutlich 1938 das Zuchthaus verlassen. Ihrer Haft wurden etwas acht Monate Untersuchungshaft angerechnet. Sie kehrte zurück nach Krefeld und zog wieder auf die Hermannstraße 14. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Wilhelm Raades

Bearbeiten
Wilhelm Raades
Inschrift HIER WOHNTE
WILHELM RAADES
JG. 1903
VERHAFTET 1938
ALS ASOZIAL STIGMATISIERT
BUCHENWALD
ERMORDET 30.6.1940
 
Standort Luisenstraße 77 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 4. Dezember 2022
Anmerkungen Am 27. Mai 1938 wurde Wilhelm in „Schutzhaft“ genommen und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Im Schutzhaftbefehl steht als Begründung, dass er „die für die wirtschaftliche Erhaltung des deutschen Volkes erforderliche Arbeitsleistung, zu der jeder Volksgenosse sittlich verpflichtet ist, fortgesetzt verweigert und durch sein Beispiel die Arbeitsfreudigkeit Anderer und das Vertrauen zu einer zielbewussten Arbeits- und Wirtschaftsführung des nationalsozialistischen Staates beeinträchtigt“. Wilhelm wurde damit als „asozial“ verfolgt. Die Gestapo in Krefeld verweigerte trotz einer günstigen Prognose seitens der Lagerleitung in Buchenwald mehrfach die Entlassung Wilhelms aus dem Konzentrationslager: „Er ist ein minderwertiger Mensch, der gar nicht daran denkt, regelmäßiger Arbeit nachzugehen und einen geordneten Lebenswandel zu führen“. Wilhelm Raades wurde am 30. Juni 1940 in Buchenwald ermordet. Die Nationalsozialisten behaupteten, er sei an einer Lungenentzündung gestorben. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Henriette Clara Esser

Bearbeiten
Henriette Clara Esser
Inschrift HIER WOHNTE
HENRIETTE CLARA
ESSER
GEB. LEVEN
JG. 1902
DEPORTIERT 1941
RIGA
STUTTHOF
ERMORDET
 
Standort Luisenstraße 147 (Ecke St.-Anton-Straße) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 4. Dezember 2022
Anmerkungen Henriette Clara Esser wurde am 25. Januar 1902 als Tochter des Fabrikarbeiters Jakob (geb. 28.6.1873) und der Näherin Henriette Leven (geb. 18.8.1879), geb. Meier, als Henriette Clara Leven in Krefeld geboren. Es wird vermutet, dass sie einen Zwillingsbruder hatte, David Leven, der noch am Tag der Geburt verstarb. Ihr Vater Jakob verstarb bereits 1918. Am 22. November 1930 heiratete Clara, die aus einer jüdischen Familie stammte, den Katholiken Ernst Esser, wobei sich das Paar bereits vier Jahre später, am 29. Januar 1934, wieder schied. Damit verlor Clara schon zu Beginn des Nationalsozialismus den Schutz durch die sogenannte „Mischehe“, die Jüdinnen und Juden, die mit Christen verheiratet waren, zumindest zeitweise vor Haft und Deportation schützen konnte. Clara arbeitete als Köchin und lebte bis zuletzt in Krefeld, wobei sie infolge mehrerer Umzüge gleich dreimal auf der Luisenstraße wohnte. Ihr letzter freiwilliger Wohnort befand sich auf der Luisenstraße 147. Am 11. Dezember 1941 wurde Clara zusammen mit ihrer Mutter Henriette, die mittlerweile in ein sogenanntes „Judenhaus“ auf der Neusser Straße 38 hatte ziehen müssen, zunächst in das Ghetto Riga verschleppt. 1944 wurde sie dann ohne Henriette weiter in das Konzentrationslager Stutthof deportiert, in dem sie am 4. August „eingeliefert“ und mutmaßlich ermordet wurde. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Dieser Stein liegt in unmittelbarer Nähe zu den vier Stolpersteinen der Familie Bach:  

Franz van Lin

Bearbeiten
Franz van Lin
Inschrift HIER WOHNTE
FRANZ VAN LIN
JG. 1912
EINGEWIESEN 1928
SÜCHTELN-JOHANNISTAL
'VERLEGT' 21.6.1941
HADAMAR
ERMORDET 21.6.1941
'AKTION T4'
 
Standort Königstraße 169 (Ecke St.-Anton-Straße) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 4. Dezember 2022
Anmerkungen Franz van Lin wurde am 21. Februar 1912 in Krefeld geboren. Er lebte mit seiner Familie auf der Königstraße 169. Im Jahr 1928 wurde Franz in die Rheinische Anstalt Johannistal bei Süchteln eingewiesen. Der Grund dafür ist heute unbekannt. Dreizehn Jahre später, am 9. Mai 1941, wurde Franz in die Anstalt Andernach verlegt. Andernach war eine sogenannte „Zwischenanstalt“ für die Tötungsanstalt Hadamar. In Andernach wurden Patienten aus anderen Anstalten gesammelt, bevor sie nach Hadamar gebracht wurden. Hadamar war von Januar bis August 1941 eine von sechs „Euthanasie“-Tötungsanstalten der „Aktion T4“. Von Andernach aus wurde Franz am 21. Juni 1941 zusammen mit 104 weiteren Patienten in einem Transport nach Hadamar gebracht. In den Akten der Opfer wurden häufig falsche Todesursachen angegeben. Die Familien wurden erst Wochen später informiert, wenn die Opfer bereits verbrannt worden waren. Auch wurde den Familien nicht das richtige Todesdatum mitgeteilt. Genau so war es bei Franz: Die Nationalsozialisten behaupteten, er sei am 3. Juli 1941 gestorben. Tatsächlich wurde Franz aber noch am Tag seiner Ankunft, am 21. Juni 1941, in Hadamar ermordet. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Sofie Gruyters

Bearbeiten
Sofie Gruyters
Inschrift HIER WOHNTE
SOFIE GRUYTERS
GEB. SCHWARZ
JG. 1886
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
BEFREIT
 
Standort Uerdinger Straße 266 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 4. Dezember 2022
Anmerkungen Sofie Gruyters wurde am 25. August 1886 als Sofie Schwarz in Krefeld geboren. Ihre Eltern, Josef und Helene (geb. Höflich) waren beide jüdisch, sie selbst konvertierte zum Christentum. Sofie besuchte die Grund- und Mittelschule in Krefeld, bevor sie Hausfrau wurde. Sie war verheiratet mit dem nichtjüdischen Bäckermeister Karl Gruyters und hatte eine Tochter, Sophia Magdalene Gruyters (geb. 6.6.1908). Wohnung und Betrieb befanden sich auf der Uerdinger Str. 266. Zweimal wurde Sofie bei der Gestapo denunziert: Im Dezember 1933 durch ihren eigenen Schwager wegen „Beleidigung der Reichsregierung“ und noch einmal 1937 durch ein früheres Dienstmädchen wegen schlechter Verköstigung des Personals und angeblichen Diamantenschmuggels; beide Verfahren wurden eingestellt. Im Herbst 1941 gastierte der einem breiten Publikum vor allem durch das „Wunschkonzert der Wehrmacht“ bekannte nichtjüdische Rundfunksänger Wilhelm Strienz in der Krefelder Stadthalle. Im Anschluss daran folgte er einer Einladung von Sofie zum Abendessen in ihrem Haus, was erneut die Gestapo auf den Plan rief. Die Post von Mutter und Tochter Gruyters wurde in der Folgezeit kontrolliert, allerdings ohne verwertbare Ergebnisse. Der Leiter der Gestapo Krefeld, Ludwig Jung, berichtete 1942 über Sofie: „Sie benimmt sich abstoßend und echt jüdisch“. Durch den Tod ihres „arischen“ Ehemanns 1941 war sie nicht mehr vor einer Deportation geschützt. Zusammen mit ihrer 90-jährigen Mutter Helene wurde Sofie am 25. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Ihre Mutter starb dort schon im August 1942, auch ihre vier Geschwister waren sämtlich umgekommen. Sofie überlebte die Zeit in Theresienstadt und kehrte am 9. Juli 1945 nach Krefeld zurück. Dort zog sie wieder auf die Uerdinger Straße 266. Das Haus, in dem sie schon vor ihrer Deportation gelebt hatte, wurde wieder zum Wohn- und Geschäftshaus. Sofie war Besitzerin einer eigenen Fabrik, die Krefelder Keks- und Waffelfabrik B.C. Gruyters. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Ernst Goldstein, Lydia Goldstein und Vera Goldstein

Bearbeiten
Ernst Goldstein, Lydia Goldstein und Vera Goldstein
Inschriften HIER WOHNTE
ERNST GOLDSTEIN
JG. 1891
FLUCHT 1938
HOLLAND
MIT HILFE ÜBERLEBT
HIER WOHNTE
LYDIA GOLDSTEIN
GEB. BUTZMÜHLEN
JG. 1907
FLUCHT 1938
HOLLAND
MIT HILFE ÜBERLEBT
HIER WOHNTE
VERA GOLDSTEIN
JG. 1935
FLUCHT 1938
HOLLAND
MIT HILFE ÜBERLEBT
     
Standort Westparkstraße 13 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 4. Dezember 2022
Anmerkungen Ernst Goldstein wurde am 27. Mai 1891 als Sohn von Albert (geb. 6.6.1854) und Sofie Goldstein (geb. 28.7.1867), geb. Heilbronn, in Krefeld geboren. Sein Vater war selbstständiger Metzgermeister und verstarb 1924. Neben Ernst hatte die jüdische Familie drei weitere Kinder; Paula verh. Blok (geb. 23.3.1888), Alfred (geb. 10.8.1889) und Hilde (geb. 7.9.1899), verh. Koppel. Lydia Goldstein, die Ehefrau von Ernst, wurde am 19. Januar 1907 in Krefeld als Lydia Butzmühlen geboren. Bevor sie zum Judentum konvertierte, war sie evangelisch. Vera Goldstein war die Tochter von Ernst und Lydia und wurde am 15. Juni 1935 in Krefeld geboren. Sie heiratete später und wurde zu Vera Austin. Ernst war selbstständiger Kaufmann und hatte im Ersten Weltkrieg als Soldat mitgekämpft. Zuletzt arbeitete er als Teilhaber mit Hugo Koppel zusammen in der Firma Hugo Koppel & Co. Großhandel in Ölen und Fetten in Krefeld. Im Jahr 1938 beantragte Ernst einen sogenannten Heimatschein zur Auswanderung in die Niederlande für sich und seine Familie. Ernst, Lydia und Vera flüchteten am 24. Mai 1938 nach Amstelveen in Holland, wobei sie ein großes Vermögen und mehrere Grundstücke hinter sich lassen mussten. Am 30. September 1938 wurde Ernst die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Als Grund dafür gaben die Nationalsozialisten die fünf Monate, die er 1931 wegen tätlicher Beleidigung im Gefängnis verbracht hatte, an. In den Niederlanden überlebten die drei mit Hilfe die Zeit des Nationalsozialismus. Nach dem Krieg beantragte Ernst eine Rückerstattung, da er zahlreiche Grundstücke in Krefeld von seinem Vater geerbt hatte, die ihm jedoch im Zuge der nationalsozialistischen Verfolgung und seiner Flucht aberkannt worden waren. Er gewann den Großteil dieser Verfahren, sodass er viele Grundstücke zurückerhielt. Außerdem bekam er Schadenersatzzahlungen für den Schmuck und die Möbel, die die Familie bei der Ausreise verloren hatte, sowie die entstandenen Umzugskosten. Ernst und Lydia bekamen nach 1945 noch zwei Kinder. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Hier noch ein Bild der Gruppe:  

Karl Wolf und Auguste Wolf, Alex Windolph und Johanna Windolph

Bearbeiten
Karl Wolf und Auguste Wolf, Alex Windolph und Johanna Windolph
Inschriften HIER WOHNTE
KARL WOLF
JG. 1898
ZEUGE JEHOVAS
AB 1936 MEHRMALS
VERHAFTET
DEPORTIERT 1938
KZ BUCHENWALD
1943 KZ RAVENSBRÜCK
BEFREIT
HIER WOHNTE
AUGUSTE WOLF
GEB. BUSCH
JG. 1897
ZEUGIN JEHOVAS
SEIT 1939 MEHRMALS
VERHAFTET/INHAFTIERT
GEFÄNGNIS, KZ
SEIT 1944 ZWANGSARBEIT
FRIDOLFING
ÜBERLEBT
HIER WOHNTE
ALEX WINDOLPH
JG. 1901
ZEUGE JEHOVAS
AB 1936 MEHRMALS
VERHAFTET
ZULETZT 3.10.1942
GEFÄNGNIS DÜSSELDORF
ENTLASSEN 13.11.1942
HIER WOHNTE
JOHANNA WINDOLPH
GEB. BUSCH
JG. 1902
ZEUGIN JEHOVAS
VERHAFTET 11.8.1939
EINGEWIESEN 'HEILANSTALT'
SÜCHTELN-JOHANNISTAL
1940 KZ RAVENSBRÜCK
ENTLASSEN 17.4.1943
       

 

Standort Trift 92 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 15. Dezember 2023
Anmerkungen Auguste Wolf wurde am 6. Juli 1897 in Dülmen in die Familie Busch geboren. Mit ihrem Mann Karl (geb. 6. September 1898) bekam sie die Kinder Heinz (geb. 23. Februar 1922) und Maria (geb. 28. September 1923). Die Familie lebte in Oppum auf der Trift 92 zusammen mit der verschwägerten Familie Windolph. Seit 1928 nahm sie an Veranstaltungen der christlichen Gemeinschaft Jehovas Zeugen teil. Jehovas Zeugen, zeitgenössisch auch „Ernste Bibelforscher“ genannt, wurden unter dem Nationalsozialismus verfolgt. Sie lehnen die Verehrung von Staaten und deren Repräsentanten aus religiösen Gründen ab und verweigern etwa den Wehrdienst. Ihre Gemeinden wurden verboten, in den Konzentrationslagern wurde mit dem violetten Winkel eine eigene Häftlingskategorie für sie geschaffen.

Im Juni 1936 wurde eine zehnköpfige Gruppe von Jehovas Zeugen in Krefeld vor Gericht gestellt, weil sie Treffen abgehalten und Broschüren verteilt haben sollen, darunter Karl Wolf und Alex Windolph. Die beiden kamen hier mit einer „ernstlichen Verwarnung“ davon. Da sie jedoch ihre Tätigkeiten weiterführten, wurde Karl bereits im August 1936 zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Am 25. Juni 1937 wurde er wegen der Verteilung eines Offenen Briefes festgenommen. Er wurde zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Während er die Strafe im Krefelder Gefängnis auf der Steinstraße absaß, beantragte die Gestapo „Schutzhaft“ gegen ihn, woraufhin er bei Entlassung aus der Strafhaft am 26. September 1938 inhaftiert wurde. Karl Wolf traf am 23. November 1938 im KZ Buchenwald ein. Am 14. Juli 1943 wurde er in das KZ Ravensbrück verlegt, wo er bis zur Befreiung am 2. Mai 1945 einsaß. Auguste Wolf kam unter Beobachtung der Geheimen Staatspolizei, weil sie nicht an den obligatorischen Lehrgängen des Reichsluftschutzbundes teilnahm. Am 14. Januar 1939 wurde den Eltern auf Betreiben des Krefelder Jugendamtes das Fürsorgerecht über ihre Kinder entzogen. Auguste schrieb am 11. Mai 1939 einen Brief an die Leiterin des Heimes, in das ihre 15-jährige Tochter Maria eingewiesen wurde. Sie bezog sich auf Bibelstellen und sogar Aussagen Adolf Hitlers („Der Führer sagt: Man bettelt nicht um ein Recht! Für ein Recht streitet man! Das will auch ich!“) um das eigene Verweigern von Zwangsmitgliedschaften in NS-Organisationen zu rechtfertigen und die Rückgabe ihrer Tochter zu begründen. Am 3. Juni wurde sie in ihrer Wohnung verhaftet. Ein Düsseldorfer Sondergericht verurteilte sie wegen Betätigung für die verbotene „Internationale Bibelforscher-Vereinigung“ und Übertretung des Luftschutzgesetzes zu insgesamt 5 Monaten und 2 Wochen Haft. Während ihrer Haft plante die Gestapo bereits, sie nach Entlassung in „Schutzhaft“ zu nehmen. Am 14. Dezember 1939 wurde sie schließlich in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Dort blieb sie bis zum 21. März 1944. Sie wurde nach Fridolfing auf den Hof von Alois Rehrl (1890–1948) gebracht, der als Außenlager des KZ Dachau fungierte. Rehrl war ein alter Bekannter des Reichsführers-SS Heinrich Himmler, welcher ihm KZ-Häftlinge als Arbeitskräfte beschaffte. Mit drei anderen Zeuginnen aus dem Lager Ravensbrück musste sie dort für Rehrl haus- und landwirtschaftliche Arbeiten verrichten. Sie kehrte laut Informationen des Archiv Jehovas Zeugen bereits im Oktober 1944 zurück. Am 28. Februar 1945 wurde sie laut Aussage ihres Neffen wiederum auf ein SS-Landgut bei Brückenthin verbracht, wo zeitweise Himmlers Geliebte Hedwig Potthast wohnte und in dessen Nähe sich das Ravensbrücker Außenlager Comthurey befand. Bis zur Befreiung im Mai 1945 hatte sie 5 Jahre und 10 Monate in Gefangenschaft verbracht. Auguste Wolfs Schwester Johanna Henriette (gen. „Henny“) Windolph, geb. Busch, kam am 27. August 1902 in Kaldenhausen bei Moers zur Welt. Mit ihrem Ehemann Alex (geb. 14. Dezember 1901 in Krefeld) und dem am 30. Januar 1924 geborenen Sohn Günther Karl lebte sie auf der Trift 92. Alex geriet bereits ab 1935 ins Visier der NS-Verfolgungsbehörden, als er bei Hauspredigten denunziert und verwarnt wurde. Im Juni 1936 kam er zeitweise in Haft, wurde aber entlassen, nachdem er eine Unterlassungserklärung unterschrieb. Am 24. August 1936 wurde er vom Landgericht Krefeld zu 6 Monaten Haft verurteilt. Am 13. August 1940 nahm man ihn erneut fest und verurteilte ihn das Sondergericht Düsseldorf zu 2 Jahren Gefängnis. Diese Zeit saß er teilweise in Anrath ab, jedoch auch in Berlin-Spandau. Nach Strafende am 13. August 1942 wurde er auf Ersuchen der Gestapo in das Polizeigefängnis Krefeld eingeliefert. Hier unterschrieb er zwar eine Unterlassungserklärung, deren Ernsthaftigkeit jedoch von der Gestapo angezweifelt wurde, sodass Antrag auf „Schutzhaft“ gestellt wurde. Aufgrund von Bombenschäden wurde Alex Windolph am 3. Oktober 1942 von Anrath in das Gefängnis Düsseldorf-Derendorf überstellt, wo ihn zwar am 27. Oktober der „Schutzhaftbefehl“ erreichte, er jedoch bereits am 13. November probeweise gegen eine erneute Unterlassungserklärung entlassen wurde. Er zog nach Berlin, wo er Arbeit als Schlosser in dem Betrieb fand, bei dem er schon als Häftling arbeitete. Fortgesetzte Überwachung der Gestapo brachte keine Ergebnisse über weitere Betätigung. Wie Familie Wolf, verweigerten sich die Windolphs der Teilnahme an Luftschutzlehrgängen, weswegen sie mehrfach verhört wurden. Nachdem Johanna beim Vormundschaftsgericht erklärte, dass ihr Sohn Günther weder der HJ beitreten noch in der Wehrmacht dienen werde, ersuchte das Jugendamt im Juli 1939 den Sorgerechtsentzug. Eine erste Inhaftnahme am 11. August 1939 endete aufgrund eines bei Kriegsbeginn verkündeten Gnadenerlasses. Jedoch wurde sie am 8. September wieder festgenommen, um sie in ein Konzentrationslager einzuweisen. Bei der gesundheitlichen Prüfung durch das Gesundheitsamt wurde vorgeschlagen, sie „mit Rücksicht auf ihr sonderbares Ge-bahren“ zuerst in die Heil- und Pflegeanstalt Johannistal bei Süchteln zu überweisen, wo sie vom 13. September bis zum 6. Februar 1940 einsaß. Währenddessen wurde zwar ein Strafverfahren wegen Übertretung des Luftschutzgesetzes eingestellt, doch wurde ihr das Sorgerecht über ihren Sohn entzogen. Ihre Entlassung aus der Anstalt führte sie auch nicht in die Freiheit, sondern sie wurde in das Polizeigefängnis Krefeld eingeliefert, wo die Gestapo den Antrag auf „Schutzhaft“ gegen sie stellte. Der leitende Krefelder Amtsarzt, Dr. Klaholt, attestierte Johanna Windolph „keine Anzeichen von Geistesgestörtheit“ oder „Anzeichen für eine Intelligenzstö- rung“. Am 8. März 1940 erging „Schutzhaftbefehl“ über sie, mit der Begründung, dass sie durch ihre Tätigkeit für Jehovas Zeugen „den Abwehrwillen der inneren Front“ gefährde. Am 12. April 1940 erreichte sie das KZ Ravensbrück. Am 20. März 1943 unterschrieb sie eine Unterlassungserklärung, wonach sie am 17. April 1943 entlassen wurde. Sie zog bis 1947/48 nach Berlin, kehrte dann nach Krefeld zurück. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Karl, Margarethe, Lore und Edith Lindenbaum

Bearbeiten
Karl, Margarethe, Lore und Edith Lindenbaum
Inschriften HIER WOHNTE
KARL LINDENBAUM
JG. 1876
FLUCHT 1939 HOLLAND
INTERNIERT 1943
WESTERBORK
DEPORTIERT AUSCHWITZ
ERMORDET 19.11.1943
HIER WOHNTE
MARGARETHE LINDENBAUM
GEB. LEVY
JG. 1893
FLUCHT 1939 HOLLAND
INTERNIERT 1943
WESTERBORK
DEPORTIERT SOBIBOR
ERMORDET 2.7.1943
HIER WOHNTE
LORE LINDENBAUM
JG. 1920
FLUCHT 1938
ENGLAND
HIER WOHNTE
EDITH LINDENBAUM
JG. 1921
FLUCHT 1938 ENGLAND
ZURÜCKGEKEHRT
NACH HOLLAND
DEPORTIERT 1943
SOBIBOR
ERMORDET 2.7.1943
       

 

Standort Moerser Straße 167 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 15. Dezember 2023
Anmerkungen Lore Lindenbaum (geb. 7.1.1920) kam in Krefeld als Tochter von Karl (geb. 18.5.1878) und Margarethe (geb. 24.11.1893) Lindenbaum, geb. Levy, zur Welt.

Mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Edith (geb. 10.6.1921) lebte sie in Krefeld, wo der Vater Karl als Seidenwarenhändler tätig war. Die Töchter besuchten das Lyzeum für Mädchen und wurden, als die Lage im Deutschen Reich für jüdische Menschen immer schlechter wurde, 1936 bzw. 1937 von ihren Eltern nach England geschickt. Sie kamen bei einer nicht-jüdischen Familie unter, die ihnen die englische Sprache beibrachte und jedenfalls Lore konnte sich gut einleben. Die Mädchen verbrachten zwar jeweils insgesamt 30 Wochen bei der Familie, konnten jedoch immer nur 10 Wochen am Stück in England bleiben. Nach Ablauf dieser Zeit mussten sie nach Deutschland zurückkehren, um ihren Pass nicht zu verlieren. 1937 blieb Lore zunächst bei ihren Eltern, ging dann jedoch nach Genf, um dort einen Kurs in Mutterschaftspflege zu absolvieren. Dieser dauerte 1 Jahr. Mit 18 kehrte sie nach Deutschland zurück. Edith unterhielt zu dem Zeitpunkt eine Beziehung zu einem jüdischen Jungen, der aufgrund einer Reise in die Niederlande der deutschen Polizei aufgefallen und verhört worden war. In seinem Tagebuch wurde die Beziehung zu ihr erwähnt. Der Krefelder Rabbiner Dr. Arthur Bluhm erfuhr davon, setzte Familie Lindenbaum in Kenntnis und verwies auf das Risiko, dass Edith nun ebenfalls in das Visier der Polizei geraten könnte. Aus Sorge vor der drohenden Gefahr entschieden die Eltern im Juni 1938, dass Edith auf dem schnellsten Weg von Köln aus nach London reisen musste. Da Margarethe nicht wollte, dass die 16-jährige allein in einem fremden Land war, sorgte sie dafür, dass Lore ihrer Schwester im Dezember nachreiste; sie selbst kam im August 1939 nach, da die Familie ein Haus kaufen und eine Wohnung als Bed & Breakfast anbieten wollte. Karl befand sich seit der Emigration mit Margarethe am 11. Februar 1939 in den Niederlanden und bat seine Frau aus Sorge vor einem bevorstehenden Krieg zurückzukehren. Während Margarethe am Tag des Kriegsausbruchs gemeinsam mit Edith zurückkehrte, verblieb Lore die Zeit des Krieges über in London. 1941 wurde die gesamte Familie ausgebürgert und ihr Vermögen beschlagnahmt. Als Begründung wurde Karls Mitgliedschaft in der Niederrhein-Loge des 1937 verbotenen jüdischen Unabhängigen Ordens B’nai B‘rith vorgeschoben. Karl, Margarethe und Edith wurden 1943 im Lager Westerbork festgehalten und aus den Niederlanden in das besetzte polnische Gebiet deportiert. Als Lore von der Verschleppung ihrer Familie erfuhr, versuchte sie dieser vergeblich mithilfe von Geldschickungen zu helfen. Am 2. Juli 1943 wurden Margarethe und Edith dann im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Nur wenige Monate später, am 16. November 1943, erfolgte dann im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau auch die Ermordung von Karl. Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann, den sie während des Krieges in London kennengelernt hatte, heiratete Lore in Schottland Reinhold Lucas, der aus Mönchengladbach stammte und ebenfalls eine lange Fluchtgeschichte hinter sich hatte. Er war unter anderem nach dem Novemberpogrom vom 9. November 1938, bei dem jüdisches Eigentum zerstört und jüdische Menschen im Deutschen Reich misshandelt und ermordet wurden, in das Konzentrationslager Dachau verschleppt worden. Durch Bemühungen seiner Mutter Ida Lucas konnte er jedoch, nach der Entlassung aus Dachau, am 5. Dezember 1938 nach London emigrieren, wo er auch seine spätere Frau Lore kennenlernte. Lore arbeitete während der Ehe und auch darüber hinaus als Sekretärin für diverse große Firmen und leistete gleichzeitig Arbeit für wohltätige Zwecke beim Women’s Royal Voluntary Service. Ihr Ehemann Reinhold starb am 27. April 1979. Sie führte nach Kriegsende mehrere Prozesse, um die ihrer Familie geraubten Besitztümer wiederzuerlangen oder jedenfalls entschädigt zu bekommen. So erhielt sie eine Nachzahlung auf das 1936 erbaute, nur zwei Jahre später unter nationalsozialistischem Druck für wenig Geld verkaufte, schließlich am 22. Juni 1943 durch Bomben zerstörte Familienhaus. Auch wurde das Reich, in Vertretung durch die Oberfinanzdirektion Düsseldorf, nach einigem Widerstand von der Wiedergutmachungskammer Krefeld verpflichtet, den Wert eingezogener Aktien und Sparkonten zu erstatten. Lore und ihr 1952 in Glasgow geborener Sohn Edwin besuchten mehrfach Krefeld, etwa anlässlich der großen Einladung ehemaliger Krefelder jüdischer Familien im Sommer 1987, oder bei der Eröffnung der neuen Krefelder Synagoge am 14. September 2009. 2010 gab sie für Gathering the Voices Scotland ein Interview über ihr Leben. Im Jahr 2019 zog Lore von Glasgow in ein Londoner Altenheim, wo sie 2023 ihren 103. Geburtstag feierte. Quelle: NS-Dokumentationsstelle Krefeld, 2023 mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz

Adolf Mahler

Bearbeiten
Adolf Mahler
Inschriften HIER WOHNTE
ADOLF MAHLER
JG. 1892
IM WIDERSTAND/KPD
AB 1933 MEHRMALS
VERHAFTET
'HOCHVERRAT'
ZULETZT 5.4.1944
GEFÄNGNIS KREFELD
ENTLASSEN 6.6.1944
 


Standort Inrather Straße 378 (direkt am Haus) genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 15. Dezember 2023
Anmerkungen Adolf Mahler kam am 27. Mai 1892 in Hohenmölsen zur Welt. Der gelernte Seifensieder war seit 1924 Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands und arbeitete von 1930 bis 1933 als Kolporteur für den kommunistischen Neuen Deutschen Verlag.

Er heiratete 1931 die am 8. Februar 1894 in Ufa, Russland, geborene Dorja (Darja) Semonova. Mit ihr und den 1922 und 1924 in erster Ehe geborenen Söhnen Fred Arndt (geb. 6. Juni 1922 in Krefeld) und Ernst Karl (geb. 4. April 1924 in Düsseldorf) lebte er auf der Inrather Straße 378. Beide Söhne leisteten Kriegsdienst bei der Luftwaffe. Mahler arbeitete nach dem Verbot der KPD 1933 im Untergrund für sie weiter. Er wurde am 19. Juli 1934 im Rahmen eines großen Prozesses mit 60 Verurteilten vom Oberlandesgericht Hamm wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 1 Jahr 4 Monaten Haft verurteilt. Diese Strafe saß er im Gefängnis Anrath bis zum 9. Februar 1935 ab. Ersuchen seiner Frau auf frühzeitige Entlassung wurden abgelehnt, da sich Mahler zwar laut Gefängnisverwaltung „einwandfrei“ betrug, er jedoch weiterhin als Kommunist galt. Nach seiner Entlassung fand er bei der Stadt Krefeld Anstellung im Gartenbauamt. 1936 wurden ihm „Hetzreden“ während eines Krankenhausaufenthalts vorgeworfen. Vom 4. April bis zum 17. September 1936 wurde er in „Schutzhaft“ genommen und war Insasse der Konzentrationslager Esterwegen und Sachsenhausen. Das OLG Hamm verurteilte ihn am 21. September 1936 zu 8 Jahren Haft, welche er hauptsächlich im Gefängnis Lüttringhausen absaß. Während dieser Zeit betätigte er sich in einem Bombenräum-Kommando, bei der Sprengung von insgesamt 73 Fliegerbomben zog Mahler sich Verletzungen zu. Nach der Haftentlassung am 6. Juni 1944 fand Mahler wiederum Arbeit als Seifensieder in Linn. Aufgrund von Bombenschäden auf der Inrather Straße zog er auf die Oppumer Straße 131, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Im Jahre 1946 wurde er als Mitglied des Entnazifizierungs-Unterausschusses vorgeschlagen. Jedoch kündigte ein Besatzungsoffizieller am 27. Mai 1946 sein Veto gegen diese Verwendung Mahlers an. Er begründete dies mit „Aktivitäten“ für die Gestapo, welche Mahlers Freilassung 1944 begünstigt haben sollen, sowie eines nicht ausgeführten Vertrauensbruches im Rahmen seines Entnazifizierungsverfahrens. Akten der Gestapo, welche eine Zusammenarbeit mit Mahler belegen, konnten nicht gefunden werden. Insgesamt 121 Monate und 5 Tage Freiheitsentzug wurden ihm am 18. Oktober 1949 als entschädigungswürdig angerechnet. Im April 1945 trafen Angehörige der KPD und SPD zusammen, um eine „Arbeitsgemeinschaft demokratischer Wiederaufbau“ zu gründen. Die KPD wurde hierbei unter anderen von Adolf Mahler und dem ehemaligen Widerständler Peter Zanders vertreten. Die ADW, der auch christliche Gewerkschaften beitraten, wollte Anliegen aus der Krefelder Bevölkerung bündeln und Vermittlungsstelle zur Stadtverwaltung sein. Als am 13. September 1945 der die Verwaltung beratende Stadtbeirat Krefelds das erste Mal zusammentrat, wurde Mahler in den Wohlfahrtsbeirat berufen. Im Oktober wurde die Bildung einer Parteidelegiertenversammlung der Stadt vorbereitet. Mahler befand sich auf der Vorschlagsliste der KPD, jedoch auf einem Listenplatz, der nicht mehr berücksichtigt wurde. Er starb am 19. Mai 1968. Während seiner Haftzeit wurden seine Frau Dorja und die Hausbewohnerin Sophia Mertens von der Gestapo überwacht und „staatspolizeilich verwarnt“, weil sie unter anderem die ukrainische Zwangsarbeiterin Alexandra Pitkoba zu sich in die Wohnungen einluden. Derartige soziale Kontakte zu „Fremdarbeitern“ waren verboten und immer wieder der Anlass zu Denunziationen in der Nachbarschaft oder im Betrieb. Quelle: NS-Dokumentationsstelle Krefeld, 2023 mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz

Paul Plänksken

Bearbeiten
Paul Plänksken
Inschriften HIER WOHNTE
PAUL PLÄNKSKEN
JG. 1904
IM WIDERSTAND/KPD
VERHAFTET 19.7.1933
'HOCHVERRAT'
GEFÄNGNIS KREFELD
ENTLASSEN 19.3.1935
 


Standort Lönspfad 18 (mitten auf der "Straße") genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 15. Dezember 2023
Anmerkungen Paul Plänksken kam am 28. Februar 1904 in Krefeld als Kind von Hermann und Auguste, geb. Driescher, zur Welt. Mit seiner drei Jahre jüngeren Frau Elisabeth, geb. Görtz, und zwei Kindern (geboren 1929 und 1930) wohnte er am Lönspfad 18 und arbeitete zeitweise als Monteur.

Von 1919 bis 1927 betätigte er sich in der Freideutschen Jugend, ab 1930 im Internationalen Sozialistischen Orden. Des Weiteren unterstütze er die Kommunistische Partei Deutschlands, auch nach deren Verbot durch das NS-Regime im Frühjahr 1933. In Aurel Billsteins Buch "Der eine fällt, die andern rücken nach…" berichtete Plänksken davon, dass in seinem Haus etwa illegale Flugblätter gelagert oder verfolgte Parteigenossen versteckt wurden. Im Juli 1933 wurde er verhaftet, als er seiner Angabe nach den Bezirksleiter der verbotenen KPD versteckt hielt. Er berichtete auch von den folgenden „Verhören“ im Polizeigefängnis auf der Weststraße und im Düsseldorfer Jägerhof, welche mit brutaler Folter einhergingen. Nur im Polizeigefängnis Düsseldorf sei die Gruppe „von geringen Ausnahmen abgesehen […] sehr korrekt“ behandelt worden. Sie seien dort auch vom Gauleiter Friedrich Karl Florian besichtigt worden. Nach einem Jahr Untersuchungshaft in Moers wurde Paul Plänksken schließlich als eine von 60 Personen am 19. Juli 1934 vom Oberlandesgericht Hamm wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 1 Jahr und 8 Monaten Gefängnis verurteilt, wobei die 12 Monate Untersuchungshaft angerechnet wurden. Dementsprechend wurde er am 19. März 1935 aus der Strafhaft im Gefängnis Anrath entlassen. Von Seiten der Gefängnisleitung bekam er ein sehr positives Zeugnis über seine Haftzeit, er sei nur durch persönliche Not zum Kommunismus gekommen und habe diesem abgeschworen. Tatsächlich setzte sich laut Angaben des Anstaltsleiters sogar der NSDAP-Ortsgruppenleiter von Verberg-Traar „nachdrücklichst“ für ihn ein. Im Anschluss war Plänksken verpflichtet, die Gerichts- und Haftkosten von RM 1.383,47 zu zahlen. Dies war für ihn schwer möglich, da er trotz einer Anstellung als Schlosser in armen Verhältnissen lebte. 1941 reichte er einen Antrag auf die Wiedererlangung der Wehrwürdigkeit ein, also die Erlaubnis zum Kriegsdienst. Laut eigener Aussage in seinen Entnazifizierungsakten wurde er „unter Androhung des KZ durch die Gestapo zum Wehrdienst gepresst“. Ab Juli 1941 diente er bis Kriegsende in einem Luftwaffen-Baubataillon. In der Nachkriegszeit wurde er für den Dienst in einem Entnazifizierungs-Unterausschuss empfohlen, da er „kein Nazi“ gewesen sei. Diese Tätigkeit nahm er im Sommer 1946 auf. Er lebte mit kurzer Unterbrechung weiter auf dem Lönspfad 18. Quelle: NS-Dokumentationsstelle Krefeld, 2023 mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz

Selma Gompertz, Oskar Gompertz und Rolf Gompertz

Bearbeiten
Selma Gompertz, Oskar Gompertz und Rolf Gompertz
Inschriften HIER WOHNTE
SELMA GOMPERTZ
GEB. HERRMANN

JG. 1898
FLUCHT 1939
USA


HIER WOHNTE
OSKAR GOMPERTZ
JG. 1890
FLUCHT 1939
USA
HIER WOHNTE
ROLF GOMPERTZ
JG. 1927
FLUCHT 1939
USA
     
Standort Bismarckstraße 118 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 12. März 2024
Anmerkungen Der Stammbaum der Familie Gompertz reicht am Niederrhein bis zu 500 Jahre zurück. Oskar wurde am 15. Mai 1890 in Krefeld als Sohn von Moritz und Rosa Gompertz, geb. Oppenheimer, geboren. Sein Leben war geprägt von den Ereignissen des 20. Jahrhunderts, beginnend mit seinem Dienst im Ersten Weltkrieg, für den er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde. Nach dem Krieg fand er seinen Weg als Kaufmann in der für Krefeld prägenden Seidenindustrie.

Am 20. April 1926 heiratete er Selma Herrmann, die am 25. März 1898 in Gürzenich, Kreis Düren, geboren wurde und im Modehaus Gebr. Kaufmann angestellt war. Ihr gemeinsamer Sohn Rolf kam am 29. Dezember 1927 in Krefeld zur Welt. Die Familie lebte zunächst auf dem Westwall 32, bevor sie 1936 zweimal umzog - zuerst in die Dionysiusstraße 101 am 4. Juni und dann nur zwei Monate später am 27. August in die Bismarckstraße 118, zweite und dritte Etage. In einem Brief von 1986 schilderte Rolf den Antisemitismus und die vielen Verbote und Einschränkungen, die er in seiner Kindheit erlebte. Darunter, dass er aufgrund der Schwimmbadverbote das Schwimmen verlernte, und als dann doch ein neues Schwimmbad ohne Verbotsschilder aufmachte, er dort fast ertrank. Anstatt Hilfe habe er nur Spott und Hausverbot bekommen. Anlässlich des 50. Jahrestags der Pogrome hielt Rolf während der Krefelder Gedenkveranstaltung eine Rede, in der er die Geschehnisse des 9. November 1938 beschreibt. So habe ein bewaffneter SA-Trupp gegen zwei Uhr nachts das Haus gestürmt und sei dabei gewesen, die Familie in die Küche zu sperren, als sich sein Vater Oskar dem Anführer in den Weg gestellt habe. Er habe ihm sein Eisernes Kreuz entgegengehalten und „Ist dies der Dank, den ich bekomme, meinem Vaterland gedient zu haben?“ gerufen. Nach einigen Momenten angespannter Stille habe der SA-Führer dann das Signal zum Abzug gegeben und der Trupp sei wieder verschwunden. Als Oskar am Tag danach wie 63 andere Krefelder Männer verhaftet und nach Dachau verschleppt werden sollte, war er wegen eines Arzttermins nicht anwesend und blieb so verschont. Ab 1938 wurde das Haus Bismarckstraße 118 als sog. „Judenhaus“ genutzt. Jüdische Familien, die unter Druck ihre Häuser und Wohnungen verkaufen mussten, wurden zunehmend in separate Häuser gezwungen, um ihre Überwachung und spätere Deportation zu erleichtern. So wohnten unter anderem auch die Brüder Merländer und die mit den Gompertz befreundete Familie Meyer bis zu ihrer Emigration bzw. Deportation hier. Am 17. April 1939 emigrierte die Familie Gompertz mit dem Schiff in die USA nach Los Angeles, Kalifornien, wo sie am 11. Juni ankamen und 1944 die amerikanische Staatsbürgerschaft erwarben. Oskar arbeitete hier laut US-Zensus 1940 als selbstständiger Kaufmann, laut Rolf leitete er später eine Steingutfabrik während Selma als Masseurin arbeitete. Selma Gompertz verstarb am 1. Januar 1983 in Los Angeles, während Oskar Gompertz am 1. August 1987 in North Hollywood verstarb. Ihr Sohn Rolf heiratete Carol (geb. Brown aus Detroit, Michigan) am 28. April 1957 und wurde Vater von Ron (geb. 1958), Nancy (geb. 1961) und Philip (geb. 1964). Er diente als Übersetzer in der US-Armee und studierte englische Literatur und Philosophie. Im Laufe seines Lebens arbeitete er unter anderem als Journalist, Dozent und Buchautor. Seine Erlebnisse teilte er durch Briefe und Vorträge, etwa zu Krefeld-Besuchen 1987, 1988 und 2011. In seiner südkalifornischen Heimat sprach er an verschiedenen Schulen und Organisationen, inklusive des Los Angeles Center Museum of Tolerance. Rolf Gompertz verstarb am 19. Dezember 2022 in Ventura, Kalifornien. Ein Nachruf wurde in der Rheinischen Post am 28. Dezember 2022 veröffentlicht. Sein Sohn Ron führt dessen Erinnerungsarbeit als Mitglied des Seattle Holocaust Center for Humanity Speakers Bureau fort, welches Veranstaltungen mit Schulen vermittelt. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Hier noch ein Bild der Gruppe:  

Dr. Hans Finkelstein und Berthold Finkelstein

Bearbeiten
Dr. Hans Finkelstein und Berthold Finkelstein
Inschriften HIER WOHNTE
DR. HANS
FINKELSTEIN
JG. 1885
GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
30. DEZ. 1938
HIER WOHNTE
BERTHOLD
FINKELSTEIN
JG. 1925
SEIT 1943 ZWANGSARBEIT
I. G. FARBEN
KREFELD-UERDINGEN
ÜBERLEBT
   
Standort Wehrstraße 12 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 10. September 2024
Anmerkungen

Hans Ludwig Ernst Finkelstein wurde am 17. April 1885 in Leipzig-Lindenau in eine jüdische Familie geboren. Sein Vater, der Fabrikant Dr. Berthold Finkelstein (geb. 1844), kam aus dem galizischen Brody. Dieser Ort war damals Teil Österreich-Ungarns und liegt heute in der Ukraine. Mit seiner Ehefrau Pauline, geb. Hirsch, und den Kindern wurde er in Leipzig zwischen 1885 und 1900 eingebürgert. Hans besuchte hier das König-Albert-Gymnasium.

Hans Finkelstein wurde 1895 getauft und heiratete 1911 die Protestantin Annemarie, geb. Bruns (geb. 1891). Das Paar bekam drei Kinder: Klaus Peter (geb. 28. November 1913), Eva (geb. 11. Januar 1919) und Johannes Berthold (geb. 23. Dezember 1925). Die gesamte Familie war Teil des protestantisch beeinflussten Bildungsbürgertums. Im Jahr 1909 promovierte Hans in Straßburg, Teile daraus wurden 1910 in den Berichten der Deutschen Chemischen Gesellschaft veröffentlicht. Die während dieser Arbeit entwickelte „Finkelstein-Reaktion“ ist bis heute in der Chemie ein stehender Begriff. Ab Herbst 1911 arbeitete er als Leiter der Forschungsabteilung der Chemischen Fabriken vorm. Weiler-Ter Meer in Uerdingen. Dieses Werk spielte, auch später als Teil der IG Farbenindustrien und nach dem Krieg der Bayer AG, eine wichtige Rolle in der lokalen Wirtschaft.

Gemäß der antisemitischen „Nürnberger Gesetze“ von 1935 galt Hans dem NS-Regime ungeachtet seiner Taufe als „Volljude“, die Kinder als „halbjüdische Mischlinge“. Familienmitglieder berichteten nach der Kriegszeit davon, dass sich seine Vorgesetzten durchaus für ihn einsetzten und ihn so lange sie konnten auf seinem Posten hielten. Annemarie Finkelstein bezeugte nach dem Krieg während des IG-Farben-Prozesses in Nürnberg, dass Fritz ter Meer ihm seinen persönlichen Schutz versprach.

Trotz oder vielleicht gerade aufgrund seiner hohen Position, war Finkelstein Ziel von Abhör- und Beschattungsaktionen der Geheimen Staatspolizei. So ist eine Akte erhalten, in der ein Telefongespräch mit einem unbekannten Berliner Gesprächspartner erhalten ist. Im anschließenden Bericht wird erwähnt, dass Hans Finkelstein bei den IG Farbenwerken „das größte Vertrauen“ genieße. Die Akte schließt 1938 mit Gesprächen der Gestapo mit dem Abwehrbeauftragten des IG-Farbenwerkes, einer Art Verbindungsmann zwischen dem Betrieb und der Gestapo. Dieser teilte mit, dass Finkelsteins „Verbleiben im Werk als Jude nicht mehr tragbar“ sei und bat gleichzeitig darum, dessen Reisepässe einzuziehen.

Der Verlust seiner Position hat in Hans Finkelstein vermutlich den Entschluss gefestigt, seinem Leben ein Ende zu bereiten. Im Dezember 1938 schrieb er der Familie einen Abschiedsbrief, in dem er dies erklärt. Er geht auch auf die Novemberpogrome ein – scheinbar ließen sie ihn zweifeln, ob er seine Familie in der nun gefährlicheren Situation verlassen könne. Doch am 30. Dezember 1938 nahm sich Dr. Hans Finkelstein im Krefelder Südpark mit Gift das Leben.

Aufgrund seiner Einstufung als „halbjüdischer Mischling“ wurde sein Sohn Berthold Ende 1942 von der Schäfer-Voß-Schule, dem heutigen Gymnasium am Moltkeplatz, verwiesen. In einem Interview für die NS-Dokumentationsstelle Krefeld im Jahre 1993 berichtete er, dass der Lehrer Herr Dr. Winzer ihn weiterhin privat kostenfrei unterrichtete. Anfang 1943 bis Herbst 1945 wurde er als Chemie-Hilfsarbeiter unter anderem im Uerdinger IG-Farbenwerk zwangsverpflichtet. Im Interview wird vermutet, dass dies auf Betreiben des Direktors Haberland geschah, um ihm noch einen gewissen Schutz vor weiterer Verfolgung zu bieten. Trotz dieser schwierigen Umstände überlebte Berthold mit seiner Familie den Krieg.

Nach Kriegsende begann Berthold 1945 sein Studium in Bonn. Er interessierte sich für Chemie, Theologie und Wirtschaftswissenschaften, erhielt 1953 das Staatsexamen als Diplom-Volkswirt und vollzog abschließend die Promotion. Während dieser Zeit wurde ihm eine Entschädigungszahlung von DEM 5.000,- für die durch seine Zwangsarbeit verpasste Ausbildungs- und Arbeitszeit zugesprochen.

Schon während seines Studiums engagierte er sich für den Austausch und die Verständigung zwischen jungen Menschen in Europa. Er organisierte internationale Treffen und war 1949 an der Gründung des Internationalen Studentenbundes beteiligt, in dem er eine führende Rolle übernahm.

1951 wurde Berthold auf Initiative des belgischen Politikers Paul-Henri Spaak Leiter des deutschen Büros der Europäischen Jugendkampagne. Diese Kampagne, die junge Menschen in den Aufbau eines demokratischen und friedlichen Europas einbeziehen sollte, war für ihn eine Herzensangelegenheit.

1959 führte seine Arbeit zur Gründung des Gustav-Stresemann-Instituts, das er den Rest seines Lebens leitete. Für diesen Einsatz im Sinne des Europäischen Gedankens wurde Berthold Finkelstein unter anderem 1985 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Berthold Finkelstein war mit Gertraude Hinrichs verheiratet, welche er als Mitarbeiterin des GSI kennenlernte. Gemeinsam hatten sie einen Sohn, den 1967 geborenen Johannes Finkelstein. Berthold Finkelstein verstarb am 27. Oktober 1996 in Bonn. Sein Sohn Johannes arbeitet heute als Architekt in Köln. Quelle: mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz, NS-Dokumentationsstelle Krefeld in Kooperation mit Rüdiger Borstel (Bayer AG), 2024

 

Johann 'Hans' Bruster

Bearbeiten
Johann 'Hans' Bruster
Inschrift HIER WOHNTE
JOHANN 'HANS'
BRUSTER
JG. 1914
SEIT 1938 MEHRMALS
VERHAFTET / INHAFTIERT
'REGIMEKRITISCHE
ÄUSSERUNGEN'
GEFÄNGNIS KREFELD
KZ BUCHENWALD
ENTLASSEN 17.12.1942
 
Standort Friedrich-Ebert-Str. 240 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 9. Dezember 2024
Anmerkungen Johann „Hans“ Bruster wurde am 23. Juni 1914 als Sohn des Fabrikarbeiters Peter Bruster und Sofia Bruster, geb. von der Fuhr, in Krefeld-Bockum geboren.

Sein Vater starb als Soldat im Ersten Weltkrieg. Johann erlernte den Beruf des Stuckateurs und wohnte in der Schlageter-Allee 240 (heute Friedrich-Ebert-Straße 240) bei seiner Mutter. 1935 fiel er den NS-Behörden erstmals negativ auf, als er seinen Musterungsbescheid zur Wehrpflicht ignorierte und dem Wehrbezirkskommando „zwangsweise vorgeführt“ werden musste. Nach mehrfachen kurzzeitigen Verhaftungen wurde Johann vom Sondergericht Düsseldorf am 4. Januar 1938 zu 6 Wochen Gefängnis wegen Verstoßes gegen das „Heimtückegesetz“ verurteilt. Dieses Gesetz verbot jede Herabsetzung und Schmähung der nationalsozialistischen Partei und Regierung. Johann wurden verschiedene öffentliche Ausrufe wie „Seit 1933 wo unser schöner Adolf dran ist, ist alles verboten“ oder „Hitler kann mich am Arsch lecken!“ zum Vorwurf gemacht. Es dauerte nicht lange, bis Johann nach seiner Freilassung erneut die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sich zog: Am 17. Mai 1938 beschimpfte er ein NSDAP-Mitglied auf der Blumentalstraße mit den Worten „Du brauner durchgedrückter Idiot“ und drohte ihm Prügel an, nachdem er gesehen hatte, dass der Mann das Goldene Ehrenabzeichen der NSDAP trug. Er wurde ins Polizeigefängnis Krefeld gebracht und „ernstlich verwarnt“, dass „in Zukunft mit allen staatspolizeilichen Mitteln gegen ihn vorgegangen“ würde, falls es zu weiteren derartigen Vorfällen käme. Am 5. August 1938 soll er gegenüber seinen Kollegen auf einer Baustelle „Heil Moskau“ gerufen haben, weshalb er vom Vorarbeiter von der Baustelle verwiesen wurde. Am gleichen Tag, so wurde Johann später vorgeworfen, soll er sich beim Erhalt seines Lohnes geäußert haben: „Die Brunen, denen müßte man den Hals abschneiden.“ Das Amtsgericht Krefeld erließ Haftbefehl wegen „Groben Unfugs“ und leitete den Fall an das Sondergericht Düsseldorf weiter. Dieses stellte ein erneutes Verfahren wegen Verstoßes gegen das „Heimtückegesetz“ jedoch ein und verwies Bruster zurück nach Krefeld. Mit dem Strafmaß von 6 Wochen für „Groben Unfug“ war die Gestapo Krefeld jedoch nicht zufrieden, sodass sie Johann noch vor Haftantritt in eigene „Schutzhaft“ nahm und ihn in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppen ließ. Dort musste er Zwangsarbeit in einem Steinbruch verrichten und trug schwere gesundheitliche Schäden, darunter ein Nierenleiden infolge ständiger Erkältungen sowie zwei verlorene Backenzähne durch Folter, davon. Zwei Gnadengesuche wurden abgelehnt, ebenso die Bitte, die restliche Haftzeit im Strafvollzug in Weimar absitzen zu dürfen. Stattdessen wurde seine Haftzeit mehrmals verlängert. Am 20. Oktober 1942 stellte das Reichssicherheitshauptamt Johanns Entlassung bei einer etwaigen Einberufung zur Wehrmacht in Aussicht. Am 17. Dezember 1942 wurde Johann schließlich aus der KZ-Haft entlassen und nach Düsseldorf überführt, wobei ihm eine Meldepflicht auferlegt wurde. Anfang der 1940er heiratete er Else, geb. Rau. Aus dieser Ehe kam im August 1943 eine Tochter in Elses Geburtsort Quedlinburg zur Welt. Johann zog Anfang 1943 in das Haus seines Stiefvaters auf der Buschstraße. Die Ehe endete aus nicht näher bekannten Gründen; auf Johanns Meldekarte wird sie als verwitwet oder geschieden angegeben. Nach anfänglicher Zurückstellung aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme, wurde Johann Ende August 1943 in den Kriegsdienst einberufen. Er überlebte den Zweiten Weltkrieg und die Verfolgung durch das NS-Regime. Nach Kriegsende kam er zunächst nach Quedlinburg, wo er am 20. November 1948 Henriette Wera Läuschner, geb. Wiemann (geb. 19. August 1915) heiratete. Wera brachte einen 1935 geborenen Sohn mit in die Ehe. Johann kehrte im Oktober 1950 mit seiner Frau und seinem Stiefsohn aus der DDR nach Krefeld zurück. Trotz erneuter Anstellung als Stuckateur lebte die Familie aufgrund der vorausgegangenen Verfolgung in ärmlichen Verhältnissen. In den 1950er und 1960er Jahren stellte er mehrere Anträge auf Entschädigung für die erlittenen Langzeitschäden während seiner Haft in Buchenwald. Johann Bruster starb am 30. Mai 1978 in Willich.

Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Waclaw Ryszka und Käthe Thönnissen

Bearbeiten
Waclaw Ryszka und Käthe Thönnissen
Inschrift WACLAW RYSZKA
JG. 1916 POLEN
NACH KREFELD VERSCHLEPPT
ZUR ZWANGSARBEIT
VERHAFTET 25.6.1941
'VERBOTENER UMGANG'
GEFÄNGNIS KREFELD
HINGERICHTET 14.1.1942
HÜLSERBRUCH
HIER WOHNTE
KÄTHE
THÖNNISSEN
GEB. LÜTTGER
JG. 1906
VERHAFTET 25.6.1941
'VERBOTENER UMGANG'
KZ RAVENSBRÜCK
1942 AUSCHWITZ
1944 KZ RAVENSBRÜCK
ENTLASSEN 10.2.1945
   
Standort Dreikönigenstr. 77 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 9. Dezember 2024
Anmerkungen Gertrud Bell wurde am 27. August 1903 in Burgbrohl, im heutigen Rheinland-Pfalz,

geboren. Im Jahr 1928 zog sie von Rheydt nach Krefeld-Bockum und ließ sich ab 1934 in der Krefelder Innenstadt nieder. Im Laufe ihres Lebens war sie in verschiedenen Tätigkeitsfeldern beschäftigt, darunter auf einem Bauernhof, in einem Hotel und zuletzt als Reinigungskraft bei der Firma Kleinewefers. Sie blieb unverheiratet und hatte eine 1928 geborene Tochter, deren Vater noch im selben Jahr verstarb.

Käthe Thönnissen, geborene Lüttger, kam am 10. September 1906 in Krefeld-Oppum zur Welt und war beruflich als Fabrikarbeiterin und Hausangestellte tätig. Sie war zu dieser Zeit verheiratet, lebte jedoch getrennt von ihrem Ehemann, der Anfang der vierziger Jahre eine Zuchthausstrafe absaß. Bereits in den Jahren vor der NS-Zeit war sie unter „sittenpolizeiliche Kontrolle“ geraten, was zu einer gesellschaftlichen Stigmatisierung führte und sie für die Nationalsozialisten zu einem leichten Ziel machte.

Neben Gertrud und Käthe lebten 1941 im Haus auf der Dreikönigenstraße 77 in Krefeld außerdem auch drei Polen, die zur Zwangsarbeit in Krefelder Betrieben verpflichtet worden waren. Einer von ihnen war Waclaw Ryszka, geboren am 11. Juli 1916 in Tomaszów.

Dieser war im September 1939 in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten und im April 1940 ins Stammlager VI J in Krefeld-Fichtenhain verschleppt worden. Während seiner Zwangsarbeit auf einem Bauernhof hatte er im Oktober 1940 zusammen mit zwei Kameraden einen Fluchtversuch unternommen, war jedoch gefasst worden. Er berichtete, beim Bauern unter Misshandlungen und unwürdigem Essen gelitten zu haben. Im Januar 1941 war er dann als „Zivilarbeiter“ deklariert und aus der Gefangenschaft entlassen worden, um weiterhin als Zwangsarbeiter eingesetzt zu werden. Ab März 1941 arbeitete er dann als Schuhmacher in der Krefelder Innenstadt. Als Pole unterlag er zahlreichen diskriminierenden Vorschriften der NS-Behörden, die seinen Status als „Fremdrassigen“ kennzeichneten und ihn von der deutschen Bevölkerung absondern sollten. Er war dazu verpflichtet, einen Aufnäher mit einem „P“ auf seiner Kleidung zu tragen, und ihm war verboten, mit Deutschen privat zu verkehren. Besonders schwerwiegend galt für die NS-Behörden der Geschlechtsverkehr zwischen polnischen Männern und deutschen Frauen. Am 11. Juni 1941 beschuldigten zwei Nachbarn – ein Niederländer und eine Deutsche – die drei des verbotenen Umgangs und meldeten „untragbare Zustände“ im Haus. Besonders zielten sie auf Waclaw ab. Sie warfen ihm vor, das vorgeschriebene Abzeichen nicht regelmäßig zu tragen und dauerhaft nachts mit Gertrud in einem Zimmer zu schlafen. Als diese im Krankenhaus lag, soll ihre Freundin Käthe ihre Rolle übernommen haben. Die im Haus lebenden Polen würden angeblich regelmäßig an den Wochenenden verdeckt ausgehen. Daraufhin nahm die Gestapo Krefeld alle drei Beschuldigten fest. Die Verhöre der Gestapo begannen am 25. Juni 1941. Gertrud erklärte zunächst, lediglich zwei Gaststätten gemeinsam mit Waclaw besucht zu haben, in Begleitung der Anzeigeerstattenden. Erst unter Druck und nach mehrfachen „Ermahnungen“ durch den Gestapobeamten gab sie schließlich an, zweimal mit Waclaw Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Sie beteuerte jedoch, dass sie nichts von einem Verbot gewusst habe. Am Folgetag wurden Käthe und Waclaw verhört. Käthe bestritt zunächst jede intime Beziehung zu Waclaw und gab an, erst seit kurzem in dem Haus zu wohnen und ihn lediglich durch Gertrud kennengelernt zu haben. Zwar habe sie mit Waclaw regelmäßig Lokale besucht, jedoch mit Blick auf Gertruds Beziehung zu ihm nicht mit ihm geschlafen. Ihre Aussage revidierte sie im Rahmen der Verhöre der Gestapo nach einer Gegenüberstellung mit Waclaw, der zu diesem Zeitpunkt bereits erkennbar gefoltert worden war. Waclaw schilderte den Beamten, wie er im April 1940 als Kriegsgefangener nach Krefeld gebracht und später als Zivilarbeiter verpflichtet worden war. Das „P“-Abzeichen, das er tragen musste, habe er nicht immer bei sich gehabt, da ihm nur ein Exemplar ausgehändigt worden sei. Im Laufe der gewaltsamen Verhöre gestand er intime Beziehungen zu Gertrud und Käthe gehabt zu haben, jedoch nichts von sozialen Kontaktverboten mit Deutschen gewusst zu haben. Die Gestapo wertete die Aussagen als ausreichend, um Maßnahmen gegen alle drei Beschuldigten zu ergreifen. Gertrud und Käthe wurden als „lager- und haftfähig“ erklärt und in den Akten als „moralisch heruntergekommen“ und „dirnenhaft“ diffamiert. Besonders auffällig ist ein Bericht vom 28. Juni, in dem der Beamte die Frauen als „Saustücke“ beschimpfte und „die ganze Härte der bestehenden Bestimmungen“ gegenüber Waclaw einforderte. Dies bedeutete in der Praxis für Männer wie Waclaw oftmals die Todesstrafe. Unausgesprochen beantragte er also seine Ermordung in einem bürokratischen Prozess, der verharmlosend als „Sonderbehandlung“ bezeichnet wurde. Waclaw Ryszka wurde daraufhin am 14. Januar 1942 im Hülser Bruch hingerichtet. Üblicherweise mussten bei solchen Fällen die lokal eingesetzten polnischen Zwangsarbeiter zur Abschreckung beiwohnen. Sein Grab befindet sich auf dem Krefelder Hauptfriedhof.

Unterdessen waren beide Frauen am 25. Oktober 1941 zunächst in das Frauen- Konzentrationslager Ravensbrück und etwa sieben Monate später in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert worden. Gertrud Bell, deren gesundheitlicher Zustand mittlerweile als eingeschränkt „haftfähig“ attestiert worden war, verstarb dort am 2. Februar 1943. Käthe überlebte das Lager und wurde im August 1944 erneut nach Ravensbrück deportiert, von wo aus sie am 10. Februar 1945 nach Krefeld entlassen wurde. Nach dem Krieg heiratete sie erneut. Im Rahmen eines Berliner Mordprozesses im Jahr 1968 gegen den NS-Funktionär Bernhard Baatz, wegen dessen Verantwortung für die als „Sonderbehandlungen“ verharmlosten Tötungen polnischer Zwangsarbeiter, wurde sie, nun als Käthe Lengersdorf, als Zeugin vorgeladen. Dort gab sie an, dass sie Waclaw damals während des Verhörs ein Zeichen gegeben habe, eine intime Beziehung zueinander zu gestehen, obwohl dies nicht der Wahrheit entsprach, um seine fortgesetzte Misshandlung durch die Gestapo zu verhindern. Noch bevor sie aus Krefeld deportiert worden war, hörte sie, wie im Gefängnis bereits von der Hinrichtung Waclaws gesprochen wurde.

Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Diese beiden Steine liegen in unmittelbarer Nähe zum Stolperstein für Gertrud Bell, siehe Abschnitt 88.

 

Josef Mahler und Hedwig Mahler

Bearbeiten
Josef Mahler und Hedwig Mahler
Inschrift HIER WOHNTE
JOSEF MAHLER
JG. 1894
IM WIDERSTAND / KPD
FLUCHT 1935 HOLLAND
'SCHUTZHAFT' DÜSSELDORF
INTERNIERT WESTERBORK
1943 GEFÄNGNIS
DÜSSELDORF
ERMORDET 1.9.1943
HIER WOHNTE
HEDWIG MAHLER
GEB. ABRAHAM
JG. 1897
IM WIDERSTAND / KPD
FLUCHT 1935 HOLLAND
'SCHUTZHAFT' DÜSSELDORF
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 17.9.1943
   
Standort Roßstr. 243 genauer Verlegeort
Datum der Erstverlegung 9. Dezember 2024
Anmerkungen Josef (geb. 11. Dezember 1894) und Hedwig (geb. 3. April 1897) Mahler lebten zuletzt in

der Roßstraße 243 in Krefeld. Das Ehepaar heiratete am 13. Februar 1920 und blieb kinderlos. Hedwig hatte allerdings bereits eine Tochter, Erna Moritz (geb. 23. Mai 1914), die seit frühester Kindheit bei einer Adoptivfamilie aufwuchs. Josef Mahler, der im Ersten Weltkrieg als Gefreiter diente, wurde 1917 schwer verwundet und mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse. Nach seiner Rückkehr nach Krefeld nahm er den Beruf des Buchdruckers wieder auf, den er bereits vor dem Krieg im Betrieb seiner Eltern erlernt hatte. Während der Weimarer Republik engagierte sich Josef Mahler politisch, war Mitglied im Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten und Wähler der Zentrumspartei. Zwischen 1933 und 1935 führte er eine eigene Druckerei, musste diese jedoch aufgrund des zunehmenden antisemitischen Druck des NS-Regimes aufgeben. Am 14. Oktober 1935 emigrierten die Mahlers in die Niederlande, wo sie in Venlo das Unternehmen „Refaka“ für Bürobedarf gründeten. Bei den dortigen Behörden gerieten sie unter Verdacht, kommunistische Druckschriften hergestellt zu haben. Bei einer Razzia wurden unter anderem Flugblätter und marxistische Literatur gefunden. Die dem Ehepaar Mahler vorgeworfene politische Betätigung war Emigranten in den Niederlanden untersagt, weshalb sie am 1. Juli 1937 nach Belgien abgeschoben wurden. Nun mittellos, fand Josef Anstellung beim Druckmaschinenhändler C.A. Hillier in der Rue de Molenbeek 77 in Brüssel. Am 6. Mai 1938 wurden das Ehepaar offiziell aus Deutschland ausgebürgert und war von nun an staatenlos. Im März 1940 wurden sie zurück in die Niederlande abgeschoben. Grund hierfür war ein Abkommen zwischen Belgien und den Niederlanden, dass alle Emigranten, die nach Dezember 1936 aus den Niederlanden nach Belgien einwanderten dorthin zurück mussten. Zudem wurde Hedwig vorgeworfen, sich am Lebensmittelschmuggel beteiligt zu haben. Nachdem sie wieder in den Niederlanden waren, schoben die dortigen Behörden sie am 22. März 1940 schließlich zurück nach Deutschland ab. Die Mahlers wurden sofort nach dem Grenzübertritt in „Schutzhaft“ genommen. Am 12. Dezember 1940 wurden beide in das Polizeigefängnis Düsseldorf überstellt, von wo aus sie am 11. April 1941 ins Durchgangslager Westerbork der mittlerweile besetzten Niederlande verschleppt wurden. Dort arbeitete Josef in der Poststelle und half jüdischen Häftlingen zur Flucht. Am 19. März 1943 wurde er zurück nach Düsseldorf gebracht, um von der Gestapo zu seinen angeblichen kommunistischen Aktivitäten verhört zu werden. Josef Mahler starb am 1. September 1943 – angeblich an einem “Herzanfall”. Hedwig Mahler blieb in Westerbork, wurde aber noch im selben Jahr nach Auschwitz deportiert und dort am 17. September 1943, knapp drei Wochen nach ihrem Mann, ermordet. Erna Moritz, die leibliche Tochter von Hedwig Mahler, wurde am 23. Mai 1914 in Düsseldorf geboren und von ihrer Adoptivfamilie katholisch erzogen. Von ihrer Adoption erfuhr sie erst 1932, als sie Karl Moritz heiratete, den damaligen Bürgermeister von St. Goarshausen. Das Ehepaar hatte zwei Kinder und lebte zunächst unbehelligt, doch Ernas Status als „Mischling I. Grades“ führte dazu, dass die Familie ins Blickfeld der Nationalsozialisten geriet. Während der zweiten Hälfte der 1930er Jahre nahm Erna erstmals Kontakt zu ihrer leiblichen Mutter und Josef Mahler auf. Am 1. März 1943 wurden Karl und Erna Moritz dann in Düsseldorf verhaftet. Erna wurde vorgeworfen, Verbindungen zu Josef und dem kommunistischen Widerstand im Ausland zu haben. In ihren Verhören erklärte sie, dass sie gelegentlich Materialien transportiert habe, betonte jedoch, dass sie dies eher aus Mitgefühl für die Verfolgten als aus politischer Überzeugung tat. Wenige Monate später wurden sowohl Erna als auch Karl in „Schutzhaft“ genommen. Während Erna zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, erhielt Karl wegen Nichterstattung einer Anzeige eine Haftstrafe von einem Jahr Gefängnis. Erna überlebte den Krieg und kehrte später zu ihrer Familie zurück. Sie bestritt nach Kriegsende Entschädigungsverfahren für ihre Haftzeit und die Ermordung ihrer Mutter und Josef.

Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld mit freundlicher Genehmigung von Fabian Schmitz.

Bearbeiten
Commons: Stolpersteine in Krefeld – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Westdeutsche Zeitung 24. März 2006: Stolpersteine: Kompromiss gefunden
  2. Erste Stolpersteine erinnern an NS-Opfer. rp-online.de, 12. Dezember 2006, abgerufen am 11. Juni 2017.
  3. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Müller, Else
  4. Schülerzeitung der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule Krefeld (Memento vom 16. Februar 2015 im Internet Archive)
  5. a b villamerlaender.de: IV_2016 | Roßstr. 249 | Für Else Müller (Memento des Originals vom 3. Juni 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.villamerlaender.de, abgerufen am 12. Juni 2017.
  6. villamerlaender.de: VI_2016 | Paula Billstein | Ritterstraße 189 (Memento des Originals vom 27. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.villamerlaender.de, abgerufen am 17. Juni 2017.
  7. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Frank, Eugen
  8. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Frank, Luise
  9. Krefelder Juden (= Krefelder Studien. 2). Bonn 1981, ISBN 3-7928-0442-5, S. 290.
  10. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Daniels, Arthur
  11. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Daniels, Marta
  12. Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. Krefeld 1988, DNB 1064110819, S. 98; Krefelder Juden (= Krefelder Studien. 2). Bonn 1981, ISBN 3-7928-0442-5, S. 281.
  13. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Daniel, Jakob
  14. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Daniel, Luise
  15. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Daniel, Hans
  16. Krefelder Juden (= Krefelder Studien. 2). Bonn 1981, ISBN 3-7928-0442-5, S. 281.
  17. a b c d NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld, Dr. Ingrid Schupetta
  18. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Alexander, Ruth
  19. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Alexander, Olga
  20. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Alexander, Ilse
  21. Krefelder Juden (= Krefelder Studien. 2). Bonn 1981, ISBN 3-7928-0442-5, S. 262 und 386.
  22. Ulrich F. Opfermann, Krefeld. "Zigeunerplage und kein Ende!", in: Karola Fings/Ulrich F. Opfermann (Hrsg.), Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933–1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung, Paderborn u. a. 2012, S. 203–222, hier: S. 210, 218f., 220.
  23. Ulrich F. Opfermann, Krefeld. "Zigeunerplage und kein Ende!", in: Karola Fings/Ulrich F. Opfermann (Hrsg.), Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933–1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung, Paderborn u. a. 2012, S. 203–222, hier: S. 209f.
  24. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Dannenberg, Josef Joseph
  25. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Dannenberg, Else
  26. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Davids, Berta
  27. Werner Mellen: Juden in Krefeld-Hüls. Krefeld 2003, ISBN 3-935526-04-0.
  28. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Davids, Valentin
  29. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Davids, Hedwig
  30. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Frank, Clementine
  31. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Heymann / van Hoffs, Klara
  32. Stolpersteine in Krefeld – Rundgang mit Frau Dr. Ingrid Schupetta (Memento vom 10. Juni 2017 im Internet Archive) spd-krefeld.de, abgerufen am 11. Juni 2017.
  33. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Hirsch, Max
  34. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Hirsch, Johanna
  35. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Hirsch, Meta
  36. Antifaschistischer Stadtrundgang 2011 (PDF), abgerufen am 16. Juni 2017.
  37. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Hirschfelder, Kurt Isidor
  38. Der jüdische Arzt Kurt Hirschfelder. rp-online.de, 12. Juni 2015, abgerufen am 15. Juni 2017.
  39. Gedenksteine für NS-Opfer: Künstler soll 26 Euro Gebühr an Stadt zahlen. rp-online.de, 11. Juni 2015, abgerufen am 15. Juni 2017.
  40. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Kaufmann, Hugo
  41. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Kaufmann, Erna
  42. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Koppel, Hermann
  43. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Koppel, Sara Clara Klara
  44. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Zander, Karola Ingeborg Carla Inge
  45. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Zander, Karl
  46. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Zander, Helga
  47. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Beer, Bruno de
  48. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Beer, Johanna de
  49. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Beer, Ida de
  50. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Beer, Rudolf Rudi de
  51. SPD-Mitte-Vorstandsmitglieder übernehmen Patenschaft für Stolpersteine. (Memento des Originals vom 10. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.spd-krefeld-mitte.de spd-krefeld-mitte.de, 19. Dezember 2011, abgerufen am 15. Juni 2017.
  52. Lewerentzstr. 21 | Die Geschichte von Moritz Frank. (Memento des Originals vom 3. Juni 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.villamerlaender.de villamerlaender.de, abgerufen am 12. Juni 2017.
  53. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Frankenberg, Erna
  54. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Frankenberg, Else
  55. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Hermes, Anna
  56. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Levy, Michael
  57. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Levy, Rosa
  58. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Levy, Max
  59. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Levy, Max
  60. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Joseph, Meta
  61. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Willner, Hedwig
  62. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Willner, Edith
  63. Egon Traxler: Ein Stolperstein erinnert auch an das Bombeninferno vor 70 Jahren im Juni 1943. In: Die Heimat. Krefeld 2012, S. 138–141.
  64. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Bruckmann, Elfriede
  65. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Bruckmann, Thekla
  66. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Bruckmann, Olga
  67. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Bruckmann, Albrecht
  68. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Bruckmann, Mirjam
  69. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Bruckmann, Anita
  70. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Bruckmann, Jenny
  71. Seidenweberfamilie Bruckmann. rp-online.de, 12. Juni 2015, abgerufen am 10. Juni 2017.
  72. Erinnerungen an Anja Lundholm. rp-online.de, 15. Februar 2017, abgerufen am 10. Juni 2017.
  73. Die Apothekerfrau Elisabeth Erdtmann. rp-online.de, 12. Juni 2015, abgerufen am 10. Juni 2017.
  74. Der verschwundene Stolperstein von Elisabeth Erdtmann. In: Westdeutsche Zeitung. 3. September 2018. (wz.de)
  75. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Italiander, Albert
  76. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Italiander, Siegfried
  77. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Wyngaard, Johanna
  78. Familie Italiander – engagierte Juden. rp-online.de, 12. Juni 2015, abgerufen am 9. Juni 2017.
  79. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Sommer, Bernhard
  80. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Sommer, Helene
  81. rp-online.de (vom 12. Juni 2015): Steine gegen das Vergessen, abgerufen am 11. Juni 2017.
  82. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Daniels, Kurt
  83. a b Künstler verlegt Steine zu Erinnerung an NS-Opfer. rp-online.de, 15. Februar 2016, abgerufen am 5. Juni 2017.
  84. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Goldstein, Alfred
  85. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Wihl, Friedrich Joseph Josef
  86. Quelle: Lisa and Larry Goldstein, Grosskinder von Alfred und Erna Goldstein, übersetzt von Adrian Röllin
  87. Quelle: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld/ Ostrowski
  88. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Gompertz, Max Rudi
  89. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Gompertz, Ilse
  90. Uerdingens erste Stolpersteine. rp-online.de, 17. Februar 2016, abgerufen am 5. Juni 2017.
  91. Stolpersteine für Krefeld. (Memento des Originals vom 4. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.villamerlaender.de villamerlaender.de, abgerufen am 5. Juni 2016.
  92. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Mayer, Max
  93. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Mayer, Rosel Rosalie
  94. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Mayer, Ruth
  95. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Mayer, Doris
  96. villamerlaender.de: Stolpersteine für Krefeld (Memento des Originals vom 4. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.villamerlaender.de, abgerufen am 5. Juni 2016.
  97. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Merlaender, Richard
  98. Ingrid Schupetta: Richard Merländer, Seidenhändler aus Krefeld – Nachforschungen über einen Unbekannten.@1@2Vorlage:Toter Link/www.villamerlaender.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF), abgerufen am 16. Juni 2017.
  99. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Ascher, Ernst
  100. a b c d Stolpersteine für die Fragen der Jugend. rp-online.de, 9. Mai 2017, abgerufen am 5. Juni 2017.
  101. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Goldschmidt, Hermann
  102. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Hertz, Auguste Sara
  103. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Herz, Anna
  104. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Herz, Hermann
  105. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Coppel, Alfred
  106. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Coppel, Antonie
  107. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Müller, Rudolf Rudolph
  108. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Müller, Sophie Sofie
  109. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Spanier, Rosa Ruth
  110. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Spanier, Leopold
  111. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Ems, Hermann
  112. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Ems, Klara
  113. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Baruch, Eduard
  114. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Zanders, Siegmund Sigmund
  115. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Zanders, Maria Anna Marianne
  116. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Zanders, Helmuth Hermann
  117. bundesarchiv.de: Gedenkbucheintrag Meyer, Emilie