Lorenz Fries

Würzburger fürstbischöflicher Rat, Geschichtsschreiber

Lorenz Fries, latinisiert Laurentius Frisius[1] (* 24. Juni 1489 oder 1491 in Mergentheim; † 5. Dezember 1550 in Würzburg), war Würzburger fürstbischöflicher Sekretär, Rat und Archivar. Er gilt als der bedeutendste fränkische Geschichtsschreiber des 16. Jahrhunderts. Seine Hauptwerke aus heutiger Sicht sind Die Würzburger Bischofs-Chronik von 1546[2] und Die Geschichte des Bauernkriegs in Ostfranken.

Wappen von Lorenz Fries
Heinrich (VII.) lässt sich in Würzburg als König huldigen (Illustration aus der Echter-Chronik)

Lorenz Fries wuchs in einfachen bürgerlichen Verhältnissen auf, besuchte in Mergentheim die Lateinschule und studierte in Leipzig, Wien und Wittenberg. Nachdem er in Leipzig den akademischen Grad eines Magisters erworben hatte, begann er zunächst, als Sekretär in der Kanzlei des Würzburger Hochstifts zu arbeiten.

Vom Sekretär des Fürstbischofs stieg er in die Position eines fürstbischöflichen Rates auf und wurde Kanzleivorstand dreier Würzburger Fürstbischöfe: Konrad II. von Thüngen (der den Bauernaufstand von 1525 blutig niederschlug und vergolt), Konrad III. von Bibra und Melchior Zobel von Giebelstadt. In diesen Funktionen vertrat er die Würzburger Belange auch als Diplomat am Kaiserhof Karls V., auf Reichstagen und auf diversen diplomatischen Missionen. So führte er wegen des Würzburger Anteils an der Türkensteuer Verhandlungen in Prag und Wien.

Als Kanzleivorstand war er für die fürstbischöflichen Archivbestände zuständig. Er verstand es, seine Aufgaben als Diplomat und Archivar mit der ihm persönlich am Herzen liegenden Arbeit als Historiker und Chronist seiner Zeit zu verknüpfen. Als Geschichtsschreiber schuf er daher Werke von hohem literarischem Anspruch, die aber in deutscher Sprache verfasst waren.

1524 hatte Fries den Würzburger Löwenhof in der heutigen Dominikanergasse (im Mittelalter Büttnersgasse, wo auch der Leinacher Hof („Hof Linach“), genannt zum Küttenbaum, gelegen war),[3] erworben, wo im 14. Jahrhundert der Protonotar Michael Jude, der auch Michael vom Löwen[4] genannte Verfasser des Hausbuch des Michael de Leone lebte.[5]

Seine Hauptwerke Die Geschichte des Bauernkriegs in Ostfranken und die den Zeitraum von den Anfängen des Christentums in Franken bis 1495 umfassende Chronik der Würzburger Fürstbischöfe, die der wissenschaftlichen historischen Forschung als wertvolle erzählende Quelle vor allem zur Geschichte Frankens und des Hochstifts und Bistums Würzburg dienen, wurden zu seinen Lebzeiten nicht veröffentlicht.

Die Würzburger Bischofs-Chronik war auf Anordnung des Fürstbischofs Konrad von Bibra nur in drei Exemplaren hergestellt worden.[6]

Eine der für den Fürstbischof angefertigten Handschriften verbrannte 1572 mit der Hofbibliothek beim Brand der Festung Marienberg. Die einzig erhaltene, mit 176 Miniaturen von dem Würzburger Maler[7] Martin Seger (um 1510/1515–1580)[8] illustrierte Originalhandschrift der Bischofschronik, 1546 fertiggestellt, wurde 1835 vom unterfränkischen „Historischen Verein“ erworben und wird seit der Zeit des Nationalsozialismus[9] vom Stadtarchiv Würzburg (Ratsbuch 412) verwahrt.[10] Eine von Julius Echter von Mespelbrunn im Februar 1574 in Auftrag gegebene und als Prachthandschrift bis 1584 angefertigte Abschrift mit 171 meist kolorierten Federzeichnungen sowie 181 Wappen befindet sich, nachdem sie seit 1982 im Staatsarchiv Würzburg aufbewahrt und 1987 für die Julius-Maximilians-Universität Würzburg käuflich erworben wurde, in der Würzburger Universitätsbibliothek[11] und wird als Echter-Exemplar der Fries-Chronik oder Echter-Chronik bezeichnet. Die Illustrationen dieses als Ersatz für das von Martin Seger illuminierte Bischofs-Exemplar stammen zum Teil aus der Werkstatt Segers und zum Teil von dem Nürnberger Maler Georg Mack d. Ä., der statt der kolorierten Federzeichnungen der verbrannten Ausgabe kleine Bilder mit Deckfarben schuf.[12] Allgemein zugängliche Publikationen erschienen im Buchhandel erst im 18. Jahrhundert. Die Würzburger Bischofschronik liegt seit 2005 vollständig in einer modernen wissenschaftlichen Edition vor. Nach wie vor einer Veröffentlichung harrt sein wichtiges Handbuch für die fürstbischöfliche Verwaltung, die sog. „Hohe Registratur“.

Fries war zweimal verheiratet, seit ca. 1540 mit Juliane, der Tochter des Würzburger Bürgermeisters Georg Ganzhorn. Dies ist ein Hinweis darauf, dass es Fries gelungen war, in der Würzburger Oberschicht Fuß zu fassen. Die Ehen blieben kinderlos.[13]

Schriften

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Quelleneditionen

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  • Ulrich Wagner, Walter Ziegler (Hrsg.): Lorenz Fries. Chronik der Bischöfe von Würzburg 742–1495 (= Fontes Herbipolenses. Editionen und Studien aus dem Stadtarchiv Würzburg. Band 1–6). Würzburg 1992–2004.
  • August Schäffler, Theodor Henner (Bearb.): Die Geschichte des Bauern-Krieges in Ostfranken von Magister Lorenz Fries. 2 Bände. 1883.
    • 1. Band Würzburg 1883 (Nachdruck) Digitalisat Franconia online
    • 2. Band Würzburg 1889 (Nachdruck) Digitalisat Franconia online
  • Stefan Petersen u. a. (Bearb.): Die Hohe Registratur des Lorenz Fries. Online-Erschließung eines frühneuzeitlichen Kanzleirepertoriums. (online)

Literatur

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  • Franz Fuchs, Stefan Petersen, Ulrich Wagner (Hrsg.): Lorenz Fries und sein Werk. Bilanz und Einordnung (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg. Bd. 19.). Schöningh, Würzburg 2014, ISBN 978-3-87717-852-2.
  • Ulrich Wagner (Hrsg.): Lorenz Fries (1489–1550). Fürstbischöflicher Rat und Sekretär. Studien zu einem fränkischen Geschichtsschreiber (= Schriften des Stadtarchivs Würzburg. Bd. 7). Würzburg 1989.
  • Christiane Kummer: Die Illustration der Würzburger Bischofschronik des Lorenz Fries aus dem Jahre 1546. Ein Hauptwerk Martin Segers und seiner Werkstatt. Diss., Würzburg 1995.
  • Gottfried Mälzer: Magister Lorenz Fries (1489–1550). Geschichtsschreiber, fürstbischöflicher Rat, Geheimsekretär und Kanzlei-Vorstand zu Würzburg. Echter, Würzburg 1995.
  • Gottfried Mälzer, Eva-Pleticha Geuder: Die Fries-Chronik des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn. Eine fränkische Prachthandschrift des 16. Jahrhunderts aus dem Bestand der Universitätsbibliothek Würzburg Codex M.ch.f.760. (Ausstellung zur 500. Wiederkehr des Geburtstages von Magister Lorenz Fries (1489–1550), 19. Oktober – 3. Dezember 1989) Universitätsbibliothek Würzburg 1989, ISBN 3-923959-14-1.
  • Thomas Heiler: Die Würzburger Bischofschronik des Lorenz Fries (gestorben 1550). Studien zum historiographischen Werk eines fürstbischöflichen Sekretärs und Archivars (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg. Bd. 9). Schöningh, Würzburg 2001, ISBN 3-87717-788-3.
  • Franz Xaver von WegeleFries, Lorenz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 83 f.
  • Wilhelm Engel: Fries, Lorenz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 610 f. (Digitalisat).
  • Johannes Madey: FRIES, Lorenz. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 16, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-079-4, Sp. 537–538.
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Wikisource: Lorenz Fries – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Wilhelm Friedrich von Pistorius: Amoenitates historico-iuridicae: Oder allerhand die Historien des Teutschen [...]. Teil III, Frankfurt und Leipzig 1733, S. 729.
  2. Würzburg, Stadtarchiv, Ratsbuch 412. Reinschrift, 1546 geschrieben und von Lorenz Fries korrigiert.
  3. Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 107 f. (Der „Leinacher Hof“ (curia) in Würzburg, das „Swessterhauss zum Küttenbaum“.) und 131.
  4. Wolfgang Schneider: Volkskultur und Alltagsleben. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007, Band 1 (2001): Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. ISBN 3-8062-1465-4, S. 491–514 und 661–665, hier: S. 512 f., Tafel 44: Wappenstein aus dem Hof zum Großen Löwen (Dominikanerstraße 6) mit dem Wappen der Familie Jude/vom Löwen (de Leone).
  5. Bruno Rottenbach: Würzburger Straßennamen. Band 1, Fränkische Gesellschaftsdruckerei, Würzburg 1967, S. 76 f.
  6. Gottfried Mälzer, Eva-Pleticha Geuder (1989), S. 6.
  7. Hanswernfried Muth: Bildliche und kartografische Darstellungen der Stadt. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band 2: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1477-8, S. 294–307 und 901, hier: S. 294 f.
  8. Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band 2: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1477-8, S. 576–678 und 942–952, hier: S. 582 und 586 f.
  9. Gottfried Mälzer, Eva-Pleticha Geuder (1989), S. 6.
  10. Haus der Bayerischen Geschichte: Franken im Mittelalter. Augsburg 2003/04, S. 4.
  11. Gottfried Mälzer, Eva-Pleticha Geuder (1989).
  12. Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. 2004, S. 606.
  13. Helmut Flachenecker: Die fremde Region in den Augen eines fränkischen Chronisten. In: Hannes Obermair, Stephanie Risse, Carlo Romeo (Hrsg.): Regionale Zivilgesellschaft in Bewegung. Festschrift für Hans Heiss (= Cittadini innanzi tutto). Folio Verlag, Wien-Bozen 2012, ISBN 978-3-85256-618-4, S. 532–540, Bezug S. 533.