Peter Seewald
Peter Seewald (* 10. Juli 1954 in Bochum) ist ein deutscher Journalist und Autor.
Leben
BearbeitenPeter Seewald wuchs in Salzweg nahe Passau in Niederbayern in einer katholischen Familie auf. Seine ursprünglich enge religiöse Bindung – er war Oberministrant in seiner Heimatgemeinde – wich recht früh einer kirchenkritischen Haltung im Zuge der 68er-Bewegung, während der er Anhänger des Marxismus wurde und die 1973 zum Kirchenaustritt führte. Im Sommer 1976 gründete er in Passau die linksliberale Wochenzeitung Passauer Kleine Zeitung, die zwei Jahre später, im Frühjahr 1978, eingestellt wurde.
Seewald war von 1981 bis 1987 Redakteur beim Spiegel, von 1987 bis 1990 Reporter beim Stern. Er wechselte danach zu dem Magazin der Süddeutschen Zeitung, das er 1993 verließ. Seitdem ist er freier Journalist. Nach seinem Kirchenaustritt widmete er sich weiterhin auch religiösen Themen. Aus einem ausführlichen Interview mit Kardinal Joseph Ratzinger 1996 entstand schließlich sein Buch Salz der Erde, das er zusammen mit dem Interviewten herausgab und das den späteren Papst abseits der häufig beschriebenen Rollen porträtiert. Dieses Interview war laut Seewald auch Anlass seiner Rückbesinnung, die schließlich zu seinem Wiedereintritt in die katholische Kirche führte.
Der Autor widmete sich auch im Anschluss bevorzugt religiösen Themen. Unter seinen folgenden Werken befindet sich mit Gott und die Welt ein weiteres, das er zusammen mit Ratzinger herausgab. Beide gemeinsame Veröffentlichungen wurden vielfach übersetzte Bestseller. Seewald hatte ein gutes, enges Verhältnis zu Ratzinger, den er als mitverantwortlich für seine Rekonversion bezeichnet. Nach dessen Wahl zum Papst verfasste er zwei Porträts über ihn.
Im Sommer 2010 hielt sich Seewald für einige Tage in Castel Gandolfo auf, um zusammen mit Papst Benedikt XVI. ein drittes Interviewbuch vorzubereiten. Das Interview Seewalds mit Papst Benedikt XVI. erschien Ende November 2010 unter dem Titel Licht der Welt. Darin enthaltene Äußerungen des Papstes wurde in der Berichterstattung als Relativierung einer Ablehnung des Gebrauchs von Kondomen aufgefasst.[1][2]
Seewald versucht, Verständnis für die Motivation konservativer Katholiken zu wecken. Er befürwortet als „[w]irklich fortschrittlich“ und zukunftsweisend eine „Rückbesinnung auf die Wurzeln, das Originale, die Kernkompetenz, den Auftrag“ und wendet sich gegen die von ihm als „kalte Professorenreligion der 70er Jahr“ [sic] bezeichnete Reformforderungen.[3]
Im August 2020 kritisierte Seewald die Wochenzeitung Die Tagespost wegen eines aus seiner Sicht „tendenziösen und seine Reputation schädigenden“ Beitrags über seine Berichterstattung zu einer Erkrankung des emeritierten Papstes Benedikt XVI.[4]
Gegenüber Benedikts Nachfolger, Papst Franziskus, nimmt Seewald eine dezidiert kritische Haltung ein. Im Juli 2023 sagte er in einem Interview mit dem Online-Magazin kath.net, Franziskus „radikalisiere“ sich mit zunehmendem Alter; er widerspreche sich immer wieder selbst und stifte damit erhebliche Verwirrung. Er habe gewusst, dass er seinem Vorgänger Joseph Ratzinger „in dessen theologischer Brillanz und Noblesse nicht das Wasser reichen konnte“, und konzentriere sich auf Effekte.[5]
Familie
BearbeitenPeter Seewald ist verheiratet und hat zwei Söhne, Paul und Jakob.[6] Er lebt in München.
Ehrungen
BearbeitenIm Mai 2024 wurde ihm für seine publizistischen Leistungen die Ehrendoktorwürde der STH Basel verliehen.[7][8]
Werke (Auswahl)
Bearbeiten- 1996: Joseph Ratzinger: Salz der Erde: Christentum und katholische Kirche im 21. Jahrhundert – Ein Gespräch mit Peter Seewald. DVA, ISBN 3421050465.
- 2000: Gott und die Welt – Glauben und Leben in unserer Zeit. DVA, ISBN 3421054282.
- 2002: Die Schule der Mönche. Herder, Freiburg, ISBN 3451274612.
- 2004: Als ich begann, wieder an Gott zu denken. Heyne, ISBN 3453878795.
- 2005: Der deutsche Papst – Von Joseph Ratzinger zu Benedikt XVI. Verlagsgruppe Weltbild und Axel Springer AG, ISBN 3-89897-252-6.
- 2005: Benedikt XVI. Ein Porträt aus der Nähe. Ullstein Verlag, ISBN 3550078331.
- 2005: Gloria: Die Fürstin – Im Gespräch mit Peter Seewald. ISBN 9783453380004.
- 2006: Benedikt XVI. Leben und Auftrag. Verlagsgruppe Weltbild., ISBN 389897474X.
- 2009: Jesus Christus: Die Biographie. Pattloch Verlag, ISBN 978-3-629-02192-2.
- 2010: Licht der Welt, Ein Gespräch mit Papst Benedikt XVI., Herder Verlag, Freiburg, ISBN 978-3-451-32537-3.
- 2016: Gott ohne Volk – Die Kirche und die Krise des Glaubens mit Stefan Oster, Droemer, ISBN 978-3-426-30103-6.
- 2016: Benedikt XVI. Letzte Gespräche. Droemer, ISBN 978-3-426-27695-2.
- 2019: Die Schule der Mönche. Bene! Verlag, ISBN 978-3-963-40070-4 (256 S.)
- 2020: Benedikt XVI. – Ein Leben. Droemer Verlag, München, ISBN 978-3-426-27692-1.[9]
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Peter Seewald im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Benedikt Bögle: Autor Peter Seewald im Interview über sein neues Projekt „edition credo“. Katholische Klassiker in neuem Gewand, Website bistum-regensburg.de (Regensburg, 26. Mai 2023).
- Bitter enttäuscht: Benedikt-Biograf Peter Seewald kritisiert Papst Franziskus, Website catholicnewsagency.com (28. Dezember 2023).
- Zu Salz der Erde und zur Christusbiografie auf ad-fontes.org
- Ehrenpromotion Theologische Hochschule Basel (13. Mai 2024).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Spiegel Online: Papst lockert das strikte Kondom-Verbot, 20. November 2010
- ↑ Die Zeit: Papst-Interview – „Wir machen das unter vier Augen“, eingesehen am 22. November 2010
- ↑ Interview auf kath.net
- ↑ Kontroverse um die "Tagespost". kath.net vom 12. August 2020
- ↑ Papstbiograf Peter Seewald übt Kritik: Kurs von Papst Franziskus „radikalisiert“ sich. In: catholicnewsagency.com. 21. Juli 2023, abgerufen am 21. Juli 2023.
- ↑ http://www.vision2000.at/?nr=2003/2&id=1927
- ↑ Ehrenpromotion von Peter Seewald, Website der STH Basel; abgerufen am 17. Mai 2024
- ↑ Basler Hochschule würdigt Papst-Biografen, kath.ch, 14. Mai 2024; abgerufen am 17. Mai 2024
- ↑ active value: Benedikt XVI. Abgerufen am 4. Mai 2020.
Personendaten | |
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NAME | Seewald, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist und Autor |
GEBURTSDATUM | 10. Juli 1954 |
GEBURTSORT | Bochum |