Roebuck-Klasse

Linienschiffklasse der Royal Navy

Die Roebuck-Klasse war eine Klasse von zwanzig Zweidecker-Kriegsschiffen der britischen Marine. Die Konzeption der Klasse lag in den Händen des Surveyors (etwa Aufsichtsbeamten der Flotte) und Master Shipwright Sir Thomas Slade. Benannt war sie nach dem englischen Erfinder John Roebuck. Die Schiffe trugen 44 Kanonen in zwei Batteriedecks, sowie je zwei zusätzliche an Bug und am Heck. Diese Bewaffnung ermöglichte ein Breitseitengewicht[1] von 285 Pfund. Ursprünglich gebaut für den Einsatz im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, waren sie teilweise noch lange danach im Einsatz.

Roebuck-Klasse
Risszeichnung eines Schiffes der Klasse
Risszeichnung eines Schiffes der Klasse
Schiffsdaten
Land Großbritannien Großbritannien
Schiffsart Kriegsschiff (Zweidecker)
Entwurf Thomas Slade
Bauzeitraum 1769 bis 1785
Stapellauf des Typschiffes 24. April 1774
Gebaute Einheiten 20
Dienstzeit 1775 bis 1817
Schiffsmaße und Besatzung
Länge Geschützdeck: 42,67 m (Lüa)
Breite 11,29 m
Tiefgang (max.) 4,89 m
Vermessung 879 Burthen
 
Besatzung 280–300 Mann
Takelung und Rigg
Takelung Vollschiff
Anzahl Masten 3
Geschwindigkeit
unter Segeln
max. 13 kn (24 km/h)
Bewaffnung

44 Kanonen

  • 20 × 18-Pfünder
  • 22 × 9-Pfünder
  • 2 × 6-Pfünder

Klassifizierung

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Die Royal Navy klassifizierte die Schiffe als „Fifth rate“[2] ähnlich Fregatten, wurden aber als Linienschiffe eingestuft. Auch wenn diese Schiffe und andere kleine Zweidecker oftmals als Fregatten angesprochen wurden, entsprach dies nicht den Bestimmungen der britischen Admiralität. Diese hatte 1750 verbindliche Vorschriften erlassen, dass Fregatten nur ein Batteriedeck haben und in diesem mit einer Anzahl 28 Geschützen ausgestattet sein durften (siehe Lyme-Klasse). Schiffe dieser geringen Größe waren nicht mehr geeignet in der Linie zu segeln, deshalb wurden sie nur noch als Zweidecker angesprochen. Also im Rang einer Fregatte, gebaut wie ein Linienschiff, aber weder das eine noch das andere. Aber die Verwendung von 18 Pfünder Geschützen machte sie den Fregatten überlegen. Mit der Einführung neuer Fregatten in der französischen Marine die auch 18 Pfünder fahren konnten, blieb für die 44-er nur noch eine Verwendung als Truppentransporter, bewaffneter Frachter, Navy-eigener Schnellfrachter und Konvoier übrig[3].

Am 30. November 1769 unterzeichnete die Admiralität mit der “Chatham Dockyard” den Vertrag über den Bau des Typschiffes „HMS Roebuck“, dem sieben Jahre nach der Indienststellung Aufträge an verschiedene Werften über 19 weitere Schiffe folgten. Bestimmt waren sie um während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges in den küstennahen und flachen Gewässern vor der amerikanischen Ostküste zu operieren. Sie waren daher bauartbedingt kleiner als normale Zweidecker und hatten auch weniger Tiefgang als diese.

Im Jahr 1793 standen noch fünf Schiffe auf der Liste der aktiven Kriegsschiffe, weitere zehn wurden als Hospitalschiffe, Truppentransporter oder Lagerschiffe eingesetzt. Bei diesen waren die Kanonen aus dem unteren Batteriedeck entfernt worden. Insgesamt wurden noch während des Krieges gegen das Napoleonische Frankreich einige der Schiffe eingesetzt.

Einheiten

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Name Bauwerft Bestellung Kiellegung Stapellauf Indienststellung Verbleib
Roebuck Chatham Dockyard 30. November 1769 Oktober 1770 24. April 1774 4. August 1775 Abgebrochen in Sheerness im Juli 1811
Romulus Henry Adams,
Bucklers Hard
14. Mai 1776 Juli 1776 17. Dezember 1777 7. April 1778 Am 19. Februar 1781 in der Chesapeake Bay von einem französischen Verband aufgebracht
Actaeon Randall & Co,
Rotherhithe
3. Juli 1776 Juli 1776 29. Januar 1778 17. April 1778 Am 30. April 1802 auf Abbruch verkauft
Janus Robert Batson,
Limehouse
24. Juli 1776 9. August 1776 14. Mai 1778 11. August 1778 1788 in HMS Dromedary umbenannt, Weiterverwendung als Transporter. Im August 1800 vor Trinidad als Wrack aufgegeben.
Charon (I) John Barnard,
Harwich
9. Oktober 1776 Januar 1777 8. Oktober 1778 23. Januar 1779 Während der Schlacht von Yorktown am 10. Oktober 1781 durch Feuer zerstört
Dolphin Chatham Dockyard 8. Januar 1777 1. Mai 1777 10. März 1781 11. Mai 1781 Im Juli 1817 abgebrochen
Ulysses John Fisher,
Liverpool
16. April 1777 28. Juni 1777 14. Juli 1779 2. Januar 1780 Am 11. Januar 1816 auf Abbruch verkauft
Endymion Edward Greaves,
Limehouse
2. Februar 1778 18. März 1778 28. August 1779 5. November 1779 Am 20. August 1790 bei den Turks-Inseln als Wrack aufgegeben
Serapis (I) Randall & Co,
Rotherhithe
11. Februar 1778 3. Märzh 1778 4. März 1779 6. Mai 1779 Am 23. September 1779 von der amerikanischen Fregatte Bonhomme Richard gekapert.
Assurance Randall & Co,
Rotherhithe
20. Mai 1778 11. Juni 1778 20. April 1780 15. Juli 1780 Im März 1815 abgebrochen
Argo John Baker & Co,
Howden Pans
26. Februar 1779 18. August 1779 8. Juni 1781 15. Oktober 1781 Am 11. Januar 1816 auf Abbruch verkauft
Diomede James Martin Hilhouse,
Bristol
14. August 1779 März 1780 18. Oktober 1781 14. März 1782 Am 2. August 1795 vor Trincomalee als Wrack aufgegeben.
Mediator Thomas Raymond,
Northam
3. Dezember 1779 Juli 1780 30. März 1782 15. Juni 1782 1788 in HMS Camel umbenannt, als Lagerschiff weiterverwendet. Im Dezember 1810 abgebrochen.
Resistance Edward Greaves,
Limehouse
29. März 1780 April 1781 11. Juli 1782 17. September 1782 Am 24. Juli 1798 vor Sumatra wahrscheinlich durch Blitzschlag explodiert
Gladiator Henry Adams,
Bucklers Hard
13. Juli 1780 April 1781 20. Januar 1783 Februar 1783 Abgebrochen im August 1817
Serapis (II) James Martin Hillhouse,
Bristol
Mai 1781 7. November 1782 Dezember 1782 Am 17. Juli 1826 in Jamaika auf Abbruch verkauft
Experiment Robert Fabian,
East Cowes
Juni 1781 27. November 1784 11. Januar 1785 Am 8. September 1836 auf Abbruch verkauft
Guardian Robert Batson,
Limehouse
11. August 1780 Dezember 1780 23. März 1784 20. Mai 1784 Vor Kapstadt während eines Sturmes am 12. April 1790 auf Strand geworfen. Am 8. Februar 1791 wurden die Überreste auf Abbruch verkauft.
Regulus Thomas Raymond,
Northam
20. Oktober 1780 Juni 1781 10. Februar 1785 10. März 1785 Abgebrochen im März 1816
Charon (II) James Martin Hillhouse,
Bristol
19. September 1781 Mai 1782 17. Mai 1783 5. Februar 1784 abgebrochen im Dezember 1805

Technische Beschreibung

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Die Klasse war als Batterieschiff mit zwei durchgehenden Geschützdecks konzipiert und eine Länge von 42,67 Metern (Geschützdeck), eine Breite von 11,29 Metern und einen Tiefgang von 4,89 Metern. Sie waren Rahsegler mit drei Masten (Fockmast, Großmast und Kreuzmast). Der Rumpf schloss im Heckbereich mit einem Heckspiegel, in die eine Galerie integriert waren, die in die seitlich angebrachten Seitengalerien mündete. Die ersten fünf Schiffe der Klasse und die spätere Guardian hatten wie die größeren Zweidecker zwei Heckgalerien übereinander, alle anderen jedoch nur ein Fregatten-typisches Heck.[4] Die Besatzung hatte eine Stärke von 280 bis 300 Mann. Die Bewaffnung der Klasse bestand bei Indienststellung aus 44 Kanonen.

Unteres
Batteriedeck
Oberes
Batteriedeck
Backdeck Achterdeck Kanonen
(Geschossgewicht)
Design 20 × 18-Pfünder 22 × 9-Pfünder 2 × 6-Pfünder 44 Kanonen
(129,5 kg)
1793
(Assurance)
22 × 24-Pfünder-Karronaden 20 × 12-Pfünder-Kanonen 2 × 24-Pfünder-Karronaden 4 × 24-Pfünder-Karronaden 48 Geschütze
(206,796 kg)
1808
(Regulus)
2 × 12-Pfünder-Kanonen
20 × 24-Pfünder-Karronaden
24 × 18-Pfünder-Kanonen 2 × 6-Pfünder-Kanonen 4 × 6-Pfünder-Kanonen 52 Geschütze
(220,401 kg)

Literatur

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  • David Lyon: The Sailing Navy List. All the Ships of the Royal Navy. Built, Purchased and Captured 1688–1860. Conway Maritime Press, London 1993, ISBN 0-85177-617-5.
  • Rif Winfield: British Warships in the Age of Sail, 1714–1792. Design, Construction, Careers and Fates. Seaforth Publishing, Barnsley 2007, ISBN 978-1-84415-700-6.
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Fußnoten

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  1. Das Gewicht der bei einer Breitseite verschossenen Vollkugeln.
  2. Die Rates bezogen sich auf die Kampfkraft bedingt durch Größe Besatzungsstärke und Feuerkraft und waren von 1 bis 6 unterteilt.
  3. Robert Gardiner: Ships of the Royal Navy: the 44-gun two-decker. In: Robert Gardiner (Hrsg.): Nelson against Napoleon. From the Nile to Copenhagen. 1798–1801. Chatham u. a., London 1997, ISBN 1-86176-026-4, S. 85–87.
  4. Rif Winfield: British Warships in the Age of Sail, 1714–1792. Design, Construction, Careers and Fates. 2007.