Rougion, auch Rugion (altgriechisch ʽΡογιον; lateinisch Rugium) ist ein Ortsname, der von Ptolemaios in seinem um das Jahr 150 erstellten Koordinatenwerk Geographia (Ptolemaios 2, 11, 12[1]) als einer der im nördlichen Germanien, in der Nähe der Meeresküste liegenden Orte (πόλεις) mit 42° 30' Länge (ptolemäische Längengrade) und 55° 40' Breite angegeben wird.[2]

Lage von Rougion nach Ptolemaios

Sprachliches

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Die Ähnlichkeit mit dem Namen des Volkes der Rugier lässt die historische Forschung annehmen, dass es sich um deren Hauptort handelt. Ptolemaios nennt den Fluss Ouiados lediglich als Grenze zwischen Sidinoi und Routiklioi; Rugier hingegen erwähnt er nicht. Daher wird in der Regel vorausgesetzt, dass das τ in ʽΡουτίκλιοι eine Verlesung für γ ist, so dass der erste Teil als *Rugi- zu rekonstruieren wäre. Diese Rekonstruktion wäre möglich, da die Verwechslung der in der alten Majuskelschrift sehr ähnlichen Buchstaben τ und γ im Archetypus der Geographia und wohl schon bei Ptolemaios und in seinen Quellen sehr häufig vorkommt.[3] Zur Interpretation des *-clii hingegen besteht kein Konsens.[4]

Gerhard Rasch schlägt anders vor,[5] dass es sich bei Rougion (wie auch in einigen anderen Fällen) um einen von Ptolemaios irrtümlich für einen Ortsnamen gehaltenen Völkernamen handeln könnte; dieser Vorschlag wird von anderen Namenforschern nicht gestützt.[2]

Lokalisation

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Bisher konnte der laut Ptolemäus in der Germania magna befindliche Ort nicht sicher lokalisiert werden. Hermann Reichert vermutet Rougion nach den ptolemäischen Angaben als einen küstennahen Ort südlich der Ostseeküste am Fluss Ouiados, einem der Ostseezuflüsse zwischen Oder und Weichsel, gelegen. Im Anklang des Namens Rougion an Rügenwalde (heute Darłowo) an der Wieprza (deutsch: Wipper) sieht Reichert ein Indiz für eine gut mögliche Identifikation des antiken Rougion mit dem heutigen Rügenwalde, da die Gradangaben auch passen würden. In Rougion müsse, so Reichert, ein Handelsweg geendet haben. An welchem der Flüsse dieses Raumes ein Handelsplatz[6] anzunehmen ist, bliebe seitens der Archäologen zu untersuchen.[2]

Ein interdisziplinäres Forscherteam um Andreas Kleineberg, das die ptolemäischen Koordinaten von 2006 bis 2009 neu untersuchte und interpretierte, lokalisiert zur Zeit Rougion auf dem Gebiet bei Miastko (Rummelsburg), eine Stadt die am Fluss Studnica (Stüdnitz) in Hinterpommern in Polen liegt.[7] Die Studnica entspringt südlich bei Miastko und mündet nordwestlich von Broczyna (Brotzen) in die schiffbare Wieprza (Wipper), die wiederum bei Darłówko (Rügenwaldermünde) in die Ostsee fließt.

Anmerkungen

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  1. DRAFT DRAFT DRAFT • LacusCurtius • Ptolemy's Geography — Book II, Chapter 10 • DRAFT DRAFT DRAFT. Abgerufen am 5. Oktober 2019.
  2. a b c Hermann ReichertRougion. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 25, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017733-1, S. 387 f. (kostenpflichtig abgerufen über GAO, De Gruyter Online)
  3. Etwa schreiben alle Ptolemaios-Handschriften stets Βελτικη statt Βελγικη für die Provinz Gallia Belgica. Vgl. Hermann ReichertRougion. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 25, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017733-1, S. 387 f. (kostenpflichtig abgerufen über GAO, De Gruyter Online)
  4. Rudolf Much: Rugier. In: Johannes Hoops (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 4. 1. Auflage. K. J. Trübner, Straßburg 1919, S. 3–4: Deminutivform zu Rugii; andere siehe Günther Christian Hansen: Ptolemaios. In: Joachim Herrmann (Hrsg.): Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas bis zur Mitte des 1. Jahrtausends unserer Zeit. Band 3. Berlin 1991, S. 569.
  5. Gerhard Rasch: Die bei den antiken Autoren überlieferten geographischen Namen im Raum nördlich der Alpen vom linken Rheinufer bis zur pannonischen Grenze, ihre Bedeutung und ihre sprachliche Herkunft. (= Ergänzungsband zum RGA 47, 2005). Band 2. Heidelberg 1950, ISBN 978-3-11-017832-6, S. 55.
  6. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Seehandelsplatz für Bernstein aus der römischen Kaiserzeit; vgl. Dietrich Bohnsack, Anna-Barbara FollmannBernstein und Bernsteinhandel. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 2, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1976, ISBN 3-11-006740-4, S. 288–298. (kostenpflichtig über GAO, De Gruyter Online)
  7. Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch, Dieter Lelgemann: Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios´ "Atlas der Oikumene". Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534-24525-3.

Literatur

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