Sonderführer

Fachoffiziere der Wehrmacht ab 1937

Sonderführer war eine Funktion, die von der deutschen Wehrmacht im Jahr 1937 (Mobilmachungsplan für das Heer vom 12. März 1937) für den Mobilmachungsfall geschaffen wurde. Mit der Heranziehung als Sonderführer sollten die zivilen Spezialkenntnisse von Soldaten genutzt werden, die keine oder nur eine ungenügende militärische Ausbildung hatten. Dieser Personenkreis wurde in einen Offiziers- oder Unteroffiziersdienstrang übernommen.

Horst Grund, PK-Filmberichter und Kameramann Sonderführer (Z) 1943.
Frankreich, Bildmitte Sonderführer (O) als Dolmetscher.
Sonderführer PK-Tonberichter Gunther Halm beim Interview mit Generalfeldmarschall Erwin Rommel 1942 in Nordafrika

Die gebräuchlichen Abkürzungen waren:[1]

  • Sdf = Sonderführer
  • Sf = Sonderführer mit militärischer Befehlsbefugnis.

Sonderführer-Kategorien

Bearbeiten

Sonderführer gab es in allen Waffengattungen und zwar mit den Dienstgraden für …

  • Unteroffiziere:
    • Sonderführer (O), auch Dolmetscher O, entsprechend einem Oberfeldwebel in der Heeres-Hierarchie,
    • Sonderführer (G), entsprechend einem Unteroffizier in der Heeres-Hierarchie.

Eine ideologisch ausgerichtete besondere Aufgabenstellung für den Sonderführer ist nicht zu belegen. Allerdings war der „nationalsozialistische Schirm“ über jedwede Aufgabenstellung gespannt. Bei Vorliegen literarischer oder fotografisch-zeichnerischer Eignungsmerkmale dienten Sonderführer in einer Propagandatruppe der Wehrmacht. So wurden Sonderführer hauptsächlich eingesetzt:

Eine besondere Einflussnahme bis in die Sprache des okkupierten Gebiets belegt der Fall des Sonderführers Leo Weisgerber, der die bretonische Sprache vereinheitlichen wollte, was bis heute Nachwirkungen in der Auseinandersetzung mit diesem Thema in der französischen Region Bretagne hat.[2]

Stellung und Uniform

Bearbeiten
 
Schulterstück Sonderführer

Die Einberufung als Sonderführer war eine jederzeit widerrufliche Übergangsmaßnahme mit dem Zweck, Stellen zu besetzen, für die kein reguläres militärisches Personal zur Verfügung stand. Änderte sich dies, wurde der Sonderführer wieder in den „normalen“ Ablauf mit militärischer Ausbildung etc. eingegliedert. Dabei war die Dienststellung als Sonderführer – diese beinhaltete keinen Dienstgrad, sondern nur den Dienstrang – nicht zu berücksichtigen.

1942 wurde befohlen, dass die Sonderführer im Offizier-Rang militärisch ausgebildet werden sollten, um in das Reserve-Offizierskorps übernommen werden zu können.[3]

Sonderführer waren Soldaten im Sinne des Wehrgesetzes und damit auch Kombattanten. Im Versorgungsrecht der Bundesrepublik Deutschland waren die Sonderführer ausdrücklich den Soldaten gleichgestellt.[4]

Die Uniform der Sonderführer[5] war der von regulären entsprechenden Unteroffizieren oder Offizieren sehr ähnlich, nur die Kragenspiegel waren nicht vorgestoßen.

In der Organisation Todt wurden ebenfalls Sonderführer eingesetzt.

Russische Emigranten, die als Dolmetscher in der Wehrmacht dienten, erhielten häufig den Rang eines Sonderführers.[6]

SS-Sonderführer

Bearbeiten

Der Begriff SS-Sonderführer hat einen anderen Bezug als der des Sonderführers in der Wehrmacht; er schließt sich an die Dienstrang-Ordnung der „Schutzstaffel“ an, die durchweg die gleiche Endung „-führer“ benutzt. Mit der Bezeichnung „SS-Führer im Sonderdienst“, abgekürzt „SS-Sonderführer“ (ab 1942 „SS-Fachführer“ (F) in der Waffen-SS) wurde z. B. die technische, medizinische oder juristische Führerlaufbahn eines SS-Angehörigen charakterisiert (SS-Richter, SS-Arzt, SS-Führer der technischen Dienste, SS-Musikführer, SS-Wehrgeologe). 1935 wurden bei der Allgemeinen SS Ärmelrauten auf der Uniform eingeführt, die die Tätigkeit des Uniformträgers signalisierten (auch „Sonderlaufbahnabzeichen“ genannt), z. B.

Grundsätzlich gab es in jedem SS-Dienstrang SS-Sonderführer bzw. SS-Fachführer. Sie wurden aus den eigenen Reihen rekrutiert und nicht gesondert einberufen.

Bekannte ehemalige Sonderführer

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Rudolf Absolon: Die Wehrmacht im Dritten Reich (= Schriften des Bundesarchivs), Band 5: 1. September 1939 bis 18. Dezember 1941. Harald Boldt Verlag, Boppard am Rhein 1988, ISBN 3-7646-1882-5, S. 161 und 183 ff. (Abschnitt Die Sonderführer).
  • Adolf Schlicht, John R. Angolia: Die deutsche Wehrmacht: Uniformierung und Ausrüstung 1933–1945. Band 1: Das Heer. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1992, S. 304 f (Abschnitt Sonderführer).
  • Werner Müller: Sonderführer Günter Krüll. In: Wolfram Wette (Hg.): Zivilcourage. Empörte, Helfer und Retter aus Wehrmacht, Polizei und SS. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-15852-4, S. 128–144. – Günter Krüll rettete als Sonderführer einen jungen Juden aus dem Getto Pinsk.[7]

Literarische Darstellungen

Bearbeiten

In Die letzte Nacht spielt Peter Schütte 1949 den Sonderführer und Dolmetscher Hauptmann Vener.

„Sonderführer“ als Bezeichnung von Publikationen

Bearbeiten

Der Begriff „Sonderführer“ wird auch für Druckwerke aus Anlass von Ausstellungen oder Messen verwendet, z. B. Sonderführer der Gruppe Landwirtschaft zur Internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden 1930 und 1931.[8]

Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Sonderführer – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. [1] Abkürzungen.
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 11. Oktober 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/membres.lycos.fr L’origine historique et politique du >H< de BHZ.
  3. Förderung von Sonderführern: HM 26.10.1942, HM 1942. zitiert nach: Dirk Richardt, Auswahl und Ausbildung junger Offiziere 1930–1945, Dissertation Marburg, 2002, S. 504.
  4. @1@2Vorlage:Toter Link/www.lagus.mv-regierung.dewww.lagus.mv-regierung.de/land-mv/LAGuS_prod/LAGuS/Soziales/PublikationenMerkblaetter/Broschueren_und_Gesetze_zum_Sozialen_Entschaedigungsrecht/Bundesversorgungsgesetz.pdf (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2017. Suche in Webarchiven) Gesetz über die Versorgung der Opfer des Krieges, S. 7, Nr. 3.
  5. [2] Rangabzeichen der deutschen Wehrmacht (1935–1945).
  6. Oleg Beyda: ‘Iron Cross of the Wrangel’s Army’: Russian Emigrants as Interpreters in the Wehrmacht. In: The Journal of Slavic Military Studies. 27, 2014, S. 430–448, doi:10.1080/13518046.2014.932630
  7. Wolfram Wette: Zivilcourage in Uniform. In: Die Zeit vom 9. November 2006.
  8. Sonderführer der Gruppe Landwirtschaft, herausgegeben von der Landwirtschaftskammer für den Freistaat Sachsen. Verlag Internationale Hygiene-Ausstellung Dresden 1930.