St. Georg in Wangg
St. Georg in Wangg ist ein Südtiroler Kirchenbau in Leitach, einem einst zur Landgemeinde Zwölfmalgreien und heute zur Stadtgemeinde Bozen gehörenden Ortsried nahe Kardaun. Die Kirche befindet sich in erhöhter Talrandlange auf einem Weinberghügel über dem Ausgang der Eisackschlucht.
Die Kirche wird ersturkundlich in einer Bozner Kaufurkunde vom 2. April 1223 als „ecclesia sancti Georii ... in Banco“ genannt;[1] eine auf derselben Urkunde angebrachte rückseitige Archivnotiz des Bozner Notars Friedrich Schlegel aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts spricht von einem „kheller zu Wank gelegen bey sandt Georgen khirchen“.[2] Im Register des Bozner Notars Jakob Haas von 1242 ist eine Lichtstiftung an der „ecclesia sancti Georii de Banco“ bezeugt.[3] Die Kirche wird im Gesamttiroler Urbar Graf Meinhards II. von 1288 als „ze Panche von Georien“ genannt, da der Landesfürst hier über abgabenpflichtigen Besitz verfügte.[4]
Der ursprüngliche, einschiffige Bau mit abgesetztem, gerade abschließenden Chor verfügte über einen Turm, der der ehemaligen Rundapsis aufgesetzt war. Das heute verlorene Apsisfresko von 1473–1474 stammte von den Bozner Malern Bernhard und Jakob. Im Zweiten Weltkrieg wurde die nahe der Brennerbahnlinie gelegene Kirche im Jahr 1944 durch Luftangriffe fast vollständig zerstört und 1957/58 durch einen schlichten Neubau des Architekten Erich Pattis ersetzt.
In der Landgerichtsordnung von Gries-Bozen aus dem Jahr 1487 erscheint mit Jórg Obererlacher ein eigener Viertelhauptmann „zw sand Jórgen im Leitach“, der zugleich als landesfürstlicher Steuereinnehmer fungiert.[5]
Aus den Jahren 1545 bis 1797 sind 87 Rechnungsbücher von St. Georg im Stadtarchiv Bozen überliefert (Hss. 759–857), die von den jeweiligen Kirchpröpsten geführt wurden.[6]
Literatur
Bearbeiten- Andreas Treyer, Christoph Spötl: Das vermutete Quellheiligtum bei St. Georg in Wangg – eine Spurensuche. In: Der Schlern. Bd. 98 (2024), Nr. 4, S. 49–53.
- Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Bolzanos. Wien-Augsburg: Hölzel 1926, S. 191 (online).
- Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Südtirols. Band 2: Bozen und Umgebung, Unterland, Burggrafenamt, Vinschgau. 7. Auflage, bearb. von Magdalena Hörmann-Weingartner. Bozen-Innsbruck-Wien: Athesia-Tyrolia 1991. ISBN 88-7014-642-1, S. 108–109.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Franz Huter (Bearb.): Tiroler Urkundenbuch. Abt. I, Band 2. Innsbruck: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 1949, S. 237, Nr. 817.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 82, Nr. 3.
- ↑ Hans von Voltelini, Franz Huter (Bearb.): Die Südtiroler Notariats-Imbreviaturen des 13. Jahrhunderts. Teil 2 (= Acta Tirolensia. Bd. 4). Innsbruck: Wagner 1951, S. 243, Nr. 380a.
- ↑ Oswald Zingerle (Hrsg.): Meinhards II. Urbare der Grafschaft Tirol. (= Fontes Rerum Austriacarum, Diplomataria et acta 55/I). Wien 1890, S. 125, Nr. 177.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 191, Nr. 1230.
- ↑ Hannes Obermair: Multiple Vergangenheiten – Sammeln für die Stadt? Das Bozener Stadtarchiv 3.0. In: Philipp Tolloi (Hrsg.): Archive in Südtirol: Geschichte und Perspektiven / Archivi in Provincia di Bolzano: storia e prospettive (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Band 45). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2018, ISBN 978-3-7030-0992-1, S. 211–224, Bezug: S. 214.
Koordinaten: 46° 29′ 40,4″ N, 11° 24′ 2″ O