Der Wolf WR1 ist ein Formel-1-Rennwagen, den Harvey Postlethwaite Ende 1976 für das kanadische Team Walter Wolf Racing entwickelte.

Wolf WR1
Jody Scheckter im WR1; Monaco, 1977

Jody Scheckter im WR1; Monaco, 1977

Konstrukteur: Kanada Walter Wolf Racing
Designer: Harvey Postlethwaite
Vorgänger: Williams FW05
Nachfolger: Wolf WR5
Technische Spezifikationen
Chassis: Aluminium-Monocoque
Motor: Ford-Cosworth DFV V8, 90°, 2993 cm³
Gewicht: 585 kg
Reifen: Goodyear
Statistik
Fahrer: Sudafrika 1961 Jody Scheckter
Vereinigte Staaten Bobby Rahal
Finnland Keke Rosberg
Erster Start: Großer Preis von Argentinien 1977
Letzter Start: Großer Preis von Kanada 1978
Starts Siege Poles SR
27 3 1 2
WM-Punkte: 59
Podestplätze: 10
Führungsrunden: k. A.
Stand: Formel-1-Saison 1978

Insgesamt wurden vier Chassis gebaut, die in den Saisons 1977 und 1978 sowohl im Werksteam als auch beim Kundenteam Theodore Racing (nur 1978) zum Einsatz kamen. Da in der Wolf-Nomenklatur im Gegensatz zur üblichen Unterscheidung in Fahrzeugmuster jedes gebaute Chassis eine eigene, vollwertige Kennung bekam, wurden die drei zusätzlichen, baugleichen Wagen aufsteigend als WR2, WR3 und WR4 bezeichnet. Alle Fahrzeuge wurden von einem Ford-Cosworth-DFV-Motor angetrieben.

Geschichte

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Hintergrund

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Zu Beginn der Formel-1-Saison 1976 hatte der austro-kanadische Unternehmer Walter Wolf einen Mehrheitsanteil am Rennstall Frank Williams Racing Cars übernommen und mit dem ebenfalls von ihm erworbenen Inventar von Hesketh Racing verschmolzen. Außerdem wurde der bisherige Hesketh-Chefdesigner Harvey Postlethwaite angeworben. Die Saison war nicht erfolgreich, da der auf den Hesketh 308C von 1975 zurückgehende Williams FW05 nicht konkurrenzfähig war und die Weiterentwicklung während der Saison durch Meinungsverschiedenheiten und Spannungen zwischen Frank Williams und Walter Wolf einerseits sowie Patrick Head und Harvey Postlethwaite andererseits nicht zielstrebig möglich war. Williams und Head traten deshalb am Saisonende aus dem Team aus und gründeten Williams Racing. Walter Wolf formte das Team zu Walter Wolf Racing um und ließ von Postlethwaite für 1977 ein völlig neues Fahrzeug entwickeln.

WR1, WR2 und WR3 (1977)

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Pünktlich zum ersten Lauf der Formel-1-Saison 1977 in Argentinien war der neue Wolf WR1 einsatzbereit. Als Stammfahrer wurde der Südafrikaner Jody Scheckter verpflichtet, der Ende 1976 das Tyrrell-Team verlassen hatte. Ein zweites Fahrzeug wurde nicht gemeldet. Scheckter zeigte eine beeindruckende Leistung und fuhr von Startplatz 11 kommend auf den ersten Platz. Postlethwaithe und seinem Team war es gelungen, auf Anhieb einen neuen, siegestauglichen Wagen zu entwickeln. Walter Wolf Racing ist neben Brawn GP bis heute eines von nur zwei Teams, denen es gelang, bei ihrer ersten Teilnahme an einem Rennen der Formel-1-Weltmeisterschaft zu gewinnen. In Brasilien beim zweiten Grand Prix des Jahres fiel Scheckter früh mit Motorschaden aus. In den folgenden Rennen dagegen stellte sich heraus, dass der Erfolg in Argentinien nicht nur auf eine Reihe glücklicher Zufälle zurückzuführen war, sondern Walter Wolf Racing in der Saison 1977 mit dem WR1 über eines der schnellsten Fahrzeuge verfügte. Scheckter fuhr dreimal in Folge unter die ersten drei und gewann außer Argentinien den prestigeträchtigen Grand Prix von Monaco, wodurch er im ersten Saisondrittel die Führung der Fahrer-Weltmeisterschaft innehatte.

In der Saisonmitte fielen die Leistungen zunächst ab; zwei Rennen mussten mit Motorenproblemen vorzeitig beendet werden, zweimal verunfallte Scheckter. Beim Großen Preis von Deutschland gelang ihm eine Podestplatzierung nach dem Start von der Pole-Position, wodurch er den Abstand auf den inzwischen in der Meisterschaft führenden Niki Lauda auf zehn Punkte verkürzte. Im letzten Saisondrittel erreichte Scheckter wieder regelmäßig Zielankünfte; er kam beim Großen Preis der Niederlande und in den USA als Zweiter ins Ziel und gewann mit dem Großen Preis von Kanada zum dritten und letzten Mal in der Saison. Die Meisterschaft war jedoch bereits in den USA zugunsten Laudas entschieden, der bei den letzten beiden Saisonrennen nicht mehr startete.

Am Ende der Saison 1977 belegte Jody Scheckter mit 55 Punkten den zweiten Rang der Fahrer-Weltmeisterschaft und hatte lange Zeit eine realistische Chance auf den Titel. In der Konstrukteursmeisterschaft erreichte Walter Wolf Racing mit dem WR1 den vierten Platz und lag somit noch vor etablierten Teams wie Tyrrell und Brabham, die zudem einen Zweitwagen gemeldet hatten und teilweise auch Chassis von Kundenteams einsetzen ließen.

WR1, WR3 und WR4 (1978)

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Bei der Eröffnung der Saison 1978 in Argentinien wurde Walter Wolf Racing durch die unerwartete Schnelligkeit der Konkurrenz überrascht. Scheckter konnte sich gegen moderne Wagen wie den Ferrari 312T3, Tyrrell 008 und insbesondere den weiterentwickelten Lotus 78 nicht durchsetzen und kam nur als Zehnter ins Ziel. Die Ausnutzung des negativen Bodeneffekts am Lotus war so weit verbessert worden, dass das Team nun über das schnellste Fahrzeug im Feld verfügte. Da das konventionelle WR1-Chassis in diese wegweisende Richtung kein Weiterentwicklungspotential hatte, sah Walter Wolf die kurzfristige Entwicklung eines Nachfolgers als unabdingbar an. Dieser als Wolf WR5 bezeichnete Wagen war zum fünften Saisonlauf in Monaco rennbereit, wurde aber nur im Training eingesetzt. Scheckter erzielte bei diesem letzten Werkseinsatz des WR1 als Dritter noch einmal Punkte. Zum Großen Preis von Belgien wechselte er endgültig auf den WR5.

Mitte des Jahres suchte Teddy Yip als Besitzer des Hongkonger Teams Theodore Racing ein neues Fahrzeug, da sich die Eigenentwicklung Theodore TH1 als Fehlschlag erwiesen hatte. Er kaufte von Walter Wolf Racing die Chassis WR3 und WR4 und brachte sie mit Keke Rosberg als Fahrer technisch unverändert an den Start. Rosberg erreichte jedoch keine Zielankünfte und verpasste beim Großen Preis von Italien sogar die Qualifikation. Als Reaktion darauf stellte Theodore den Rennbetrieb in der Formel 1 zeitweise ein, sodass die Wolf-Chassis zu keinem weiteren Einsatz kamen.

Wolf beendete die Saison 1978 mit 24 Punkten auf dem fünften Rang der Konstrukteurswertung, davon wurden vier Punkte mit den WR1/WR2/WR3/WR4-Chassis erzielt.

Die WR1 löste den Williams FW05 von 1976 ab – die WR2, WR3 und WR4 waren mit dem WR1 baugleiche Chassis. Das Design des WR1 entsprach dem zu seiner Zeit Üblichen; große Innovationen gab es nicht. Auffällig ist der sehr breite, halbkreisförmige Überrollbügel, der fließend in die Motorabdeckung übergeht, die für Rennen bei heißem Wetter auch entfernt werden konnte. Vereinzelt wurde zudem an der Frontpartie ein kleiner Zusatzflügel angebracht, der bereits beim Hesketh 308, dem Ursprungsmodell des FW05, zum Einsatz gekommen war. Die Seitenkästen verbreitern sich in Richtung Heck und enthalten die Motorkühlung. Der Ölkühler befindet sich in der Fahrzeugnase. Während der Einsatzzeit gab es vereinzelte Änderungen an der Karosserie. Insgesamt wurden im Wolf-Werk in Reading vier Chassis aufgebaut.

Die WR1-4 wurden wie viele andere Formel-1-Wagen dieser Zeit von dem Ford-Cosworth-DFV-Motor angetrieben, der im Ursprung auf das Jahr 1966 zurückging. Ford hatte sich verpflichtet, im Gegenzug für die Namensnennung Cosworth £ 100.000 für die Entwicklung und Produktion dieses 3-Liter-Formel-1-Motors zur Verfügung zu stellen, beteiligte sich aber nicht weiter an Entwicklung und Produktion. Der Motor war als tragendes Teil in einen Gitterrohrrahmen einbezogen; die Antriebskraft wurde über ein Hewland-Fünfganggetriebe an die Hinterräder übertragen. Die Karosserie bestand aus Aluminiumblech. Als Höchstgeschwindigkeit bei längster Übersetzung wurden 302 km/h genannt.

Lackierung und Sponsoring

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Zwischen 1977 und 1978 traten die WR1/WR2/WR3/WR4 für mehrere Teams mit jeweils eigenen Lackierungen an:

Das Werksteam Walter Wolf Racing lackierte die Fahrzeuge in einem sehr dunklen Blau, das leicht mit Schwarz verwechselt werden kann, und fügte als Kontrast goldfarbene Elemente auf der oberen Verkleidung der Fahrzeugnase (vereinzelte Ausnahmen, z. B. Grand Prix von Monaco 1977) sowie der Fahrzeugseite hinzu. Außerdem wurden kanadische Flaggen auf dem Frontflügel und der Fahrzeugseite angebracht. Diese Lackierung ähnelte den Fahrzeugen von Lotus, hatte jedoch deutlich mehr goldfarbene Elemente.

Das Kundenteam Theodore Racing lackierte die untere Hälfte des Chassis sowie den Frontflügel rot. Die Oberseite des Wagens sowie die Sponsorenlogos wurden weiß gehalten.

Ergebnisse

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Fahrer Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Punkte Rang
Formel-1-Saison 1977                                   55 4.
Sudafrika 1961  Jody Scheckter 20 1 DNF 2 3 3 1 DNF DNF DNF DNF 2 DNF 3 DNF 3 1 10
Formel-1-Saison 1978                                 24 5.
Sudafrika 1961  Jody Scheckter 20 10 DNF DNF DNF 3
Finnland  Keke Rosberg 32 10 NC DNF DNPQ
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Technische Daten

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Kenngrößen Wolf WR1, 1977[1]
Motor Ford-Cosworth DFV V8-Motor,
Mittelmotor (längs hinter dem Fahrer)
Hubraum (Bohrung × Hub) 2993 cm³ (85,7 × 64,8 mm)
Verdichtung 11,0 : 1
Leistung 480 PS (ca. 352 kW) bei 10.600/min
Ventilsteuerung 2 obenliegende Nockenwellen je Zylinderbank (DOHC)
Gemischaufbereitung Lucas-Saugrohreinspritzung
Kraftübertragung 6-Gang-Getriebe, Hewland FGA 400,
Hinterradantrieb
Karosserie Aluminiummonocoque, Antriebsgruppe tragend
Radaufhängung vorn doppelte Querlenker mit Stabilisator,
Schraubenfedern und Stoßdämpfer
Radaufhängung hinten doppelte Querlenker mit Stabilisator,
Schraubenfedern, Stoßdämpfern und je einem oberen Längslenker
Lenkung Zahnstangenlenkung, zweiteilige Lenksäule
Bremse Scheibenbremse
Leergewicht (ohne Fahrer) ca. 585 kg

Literatur

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  • Mike Lang: Grand Prix! Race-by-race account of Formula 1. Haynes Publishing Group, Sparkford 1982, ISBN 0-85429-321-3.
  • David Hodges: Rennwagen von A bis Z nach 1945. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-613-01477-7.
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Commons: Wolf WR1 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Wolf WR1 - F1technical.net. Abgerufen am 21. August 2022.