Wollenrade
Wollenrade gehört zur Ortschaft Flessau und ist ein Ortsteil der kreisangehörigen Hansestadt Osterburg (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]
Wollenrade Hansestadt Osterburg (Altmark)
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Koordinaten: | 52° 44′ N, 11° 39′ O | |
Höhe: | 30 m ü. NHN | |
Fläche: | 4,97 km²[1] | |
Einwohner: | 64 (31. Dez. 2023)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 13 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Juni 1973 | |
Eingemeindet nach: | Flessau | |
Postleitzahl: | 39606 | |
Vorwahl: | 039392 | |
Lage von Wollenrade in Sachsen-Anhalt
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Dorfkirche Wollenrade
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Geographie
BearbeitenWollenrade, ein Straßendorf mit Kirche,[1] liegt 3 Kilometer südwestlich von Flessau und 9½ Kilometer südöstlich von Osterburg in der Altmark.[4]
Nachbarorte sind Schönebeck und Späningen im Westen, Natterheide im Nordwesten, Flessau im Nordosten, Klein Ballerstedt und Ballerstedt im Osten, Grävenitz im Südosten, Schorstedt im Süden und Möllenbeck im Südwesten.[4]
Geschichte
BearbeitenMittelalter bis Neuzeit
BearbeitenDie erste Erwähnung des Dorfes Wollenrade stammt aus dem Jahre 1279 als in villa Woldenrodhe,[5] als die Markgrafen Johann II., Otto IV. und Konrad der Stendaler Nikolaikirche jährliche Einkünfte aus 5 Wispel Roggen verkauften.[6] Weitere Nennungen sind 1336 In villa woldenrode,[7] 1375 im Landbuch der Mark Brandenburg Woldenrode,[8] 1541 Woldenrade[9] und 1804 Dorf und Gut Wollenrade.[10]
Rittergut Wollenrade
BearbeitenIn der Nähe der Kirche steht ein, vermutlich aus dem späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert stammendes, ehemaliges Gutshaus. Umfangreichen Gutsbesitz im Ort hatte die Familie von Vollenschier bis zu ihrem Erlöschen im Jahre 1626. Anschließend kauften die von Bertkow Güter im Ort. Nach deren Konkurs kaufte 1745 der Historiker Philipp Wilhelm Gercken eines der Güter und lebte bis 1761 dort. Hier begann er die Arbeit an der brandenburgischen Urkundensammlung Codex diplomaticus Brandenburgensis. 1768 verkaufte er sein Gut an die von Alvensleben. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war die Familie von Frosch in Besitz des inzwischen vereinigten Gutes, das 1810 bis 1820 die Benkendorf besaßen. 1820 war dann das Rittergut schon dismembriert, ein kleiner Teil war beim Restgut verblieben, der größte Teil war von den Bauern des Dorfes aufgekauft worden.[11][1][12][13]
Eingemeindungen
BearbeitenDorf und Gut gehörten bis 1807 zum Stendalschen Kreis, danach bis 1813 zum Landkanton Osterburg im Königreich Westphalen, ab 1816 kamen beide in den Kreis Osterburg, den späteren Landkreis Osterburg in der preußischen Provinz Sachsen.[1]
Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Wollenrade in den Kreis Osterburg umgegliedert. Am 1. Juni 1973 wurde die Gemeinde Wollenrade in die Gemeinde Flessau eingemeindet.[14]
Am 1. Juli 2009 erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinde Flessau mit anderen Gemeinden zur neuen Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark).[15] Der Ortsteil Wollenrade kam dadurch zur neuen Ortschaft Flessau und zur Hansestadt Osterburg (Altmark).
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | 1734 | 1772 | 1790 | 1798 | 1801 | 1818 |
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Dorf Wollenrade | 97 | 113 | 86 | 115 | 144 | 133 |
Gut Wollenrade | 30 | 29 |
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Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1971:[1]
Religion
BearbeitenDie evangelische Kirchengemeinde Wollenrade, die früher zur Pfarrei Späningen bei Meßdorf gehörte,[20] wird heute betreut vom Pfarrbereich Bismark im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[21]
Ernst Machholz meinte 1925, dass die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Wollenrade aus dem Jahre 1669 stammen.[22] Ernst Haetge gibt im Jahre 1938 das Jahr 1699 als das der ersten Überlieferung an.[23]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[24]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Die evangelische Dorfkirche Wollenrade, ein dreiteiliger Feldsteinbau, errichtet in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, wurde 1737 umgebaut. Die Wände von Chor und Schiff wurden erhöht.[25] Das von einigen Autoren angegebene Weihejahr 1230 ist nicht urkundlich belegt.
- Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
- Der Distanzstein am nördlichen Dorfeingang steht unter Denkmalschutz.
Persönlichkeit
Bearbeiten- Philipp Wilhelm Gercken (1722–1791), deutscher Historiker und Heraldiker, lebte 1745 bis 1761 auf seinem Gut in Wollenrade[13]
Literatur
Bearbeiten- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2493–2497, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 187–188 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 386, 151. Wollenrade (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Bearbeiten- Hansestadt Osterburg: Die Ortschaft Flessau stellt sich vor. In: osterburg.de. 30. Juni 2019 .
- Corrie Leitz: Der Ortsteil Wollenrade stellt sich vor. In: osterburg.de. 2017 .
- Wollenrade im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2493–2497, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b c Nico Maß: Zurück im Minus. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 18. Januar 2024, DNB 1047269554, S. 13.
- ↑ Hansestadt Osterburg (Altmark): Hauptsatzung Hansestadt Osterburg (Altmark), § 15 Ortschaftsverfassung vom 3. Juli 2019. 5. Juli 2019, abgerufen am 10. April 2020.
- ↑ a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 300, Nr. 1177 (uni-potsdam.de).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 42 (Digitalisat).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 80 (Digitalisat).
- ↑ Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 317 (archiviert auf archive.org ( vom 14. Dezember 2019 im Internet Archive)).
- ↑ Julius Müller und Adolf Parisius im Auftrag des Altmärkischen Geschichts-Vereins (Hrsg.): Die Abschiede der in den Jahren 1540 bis 1542 in der Altmark gehaltenen ersten General-Kirchen-Visitation mit Berücksichtigung der in den Jahren 1551, 1578-1579(81) und 1600 gehaltenen Visitationen. Band 2, 4. Heft. Magdeburg und Salzwedel 1929, S. 380–381 (Online [PDF]).
- ↑ Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 266 ([Digitalisat Online]).
- ↑ a b c Corrie Leitz: Der Ortsteil Wollenrade stellt sich vor. In: osterburg.de. 2017, abgerufen am 8. Mai 2020.
- ↑ a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 187–188 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ a b Martin Wiehle: Altmark-Persönlichkeiten. Biographisches Lexikon der Altmark, des Elbe-Havel-Landes und des Jerichower Landes (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Bd. 5). Dr. ziethen verlag, Oschersleben 1999, ISBN 3-932090-61-6, S. 55.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 342, 346 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
- ↑ Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Gemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark). In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 2, 28. Januar 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 13–19 (Online [PDF; 512 kB; abgerufen am 18. April 2020]).
- ↑ a b So viele Einwohner zählen die einzelnen Orte. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 12. Januar 2013 (Online [abgerufen am 11. April 2020]).
- ↑ a b Nico Maß: Nur noch vierstellig. In: Osterburger Volksstimme. 21. Januar 2020, DNB 1047269554, S. 13.
- ↑ Nico Maß: Osterburg schrumpft. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 9. Januar 2021, DNB 1047269554, S. 17.
- ↑ Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 87 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Bismark. In: ekmd.de. Abgerufen am 29. März 2024.
- ↑ Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 12 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 388–391.
- ↑ Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 8. Mai 2021.
- ↑ Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 550.