Złocieniec (deutsch Falkenburg i. Pom.) ist eine Stadt und Sitz einer Stadt- und Landgemeinde im Powiat Drawski (Powiat Dramburg) der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Złocieniec
Wappen von Złocieniec
Złocieniec (Polen)
Złocieniec (Polen)
Złocieniec
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Drawsko Pomorskie
Fläche: 32,28 km²
Geographische Lage: 53° 32′ N, 16° 0′ OKoordinaten: 53° 32′ 0″ N, 16° 0′ 0″ O

Höhe: 137 m n.p.m.
Einwohner: 12.706
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 78-520
Telefonvorwahl: (+48) 94
Kfz-Kennzeichen: ZDR
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK20 StargardGdynia
Eisenbahn: Runowo Pomorskie-Chojnice
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gmina
Gminatyp: Stadt- und Landgemeinde
Gminagliederung: 21 Ortschaften
9 Schulzenämter
Fläche: 194,22 km²
Einwohner: 16.212
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 83 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3203063
Verwaltung (Stand: 2009)
Bürgermeister: Waldemar Włodarczyk
Adresse: ul. Stary Rynek 3
78-520 Złocieniec
Webpräsenz: www.zlocieniec.pl

Geographische Lage

Bearbeiten

Die Kleinstadt liegt in Hinterpommern, am Zusammenfluss von Drage (poln. Drawa) und Vansow, stufenförmig im Tal der Vansow aufsteigend. Die Umgebung gehört zur Pommerschen Schweiz und zur Pommerschen Seenplatte. Zehn Kilometer südlich erhebt sich der 167 Meter hohe Fuchsberg.

Geschichte

Bearbeiten
 
Falkenburg und Umgebung auf einer historischen Landkarte des 19. Jahrhunderts
 
Zentraler Stadtplatz
 
Rathaus
 
Marienkirche
 
Krankenhaus
 
Allee im Schlosspark
 
Drage im Schlosspark
 
Bahnhof Złocieniec
 
Kansksee (Jezioro Kansk) bei Złocieniec

In strategisch günstiger Lage auf einer Landzunge zwischen Drage und Vansow errichteten um 1250 Tempelritter eine Burg. In ihrem Schutz entstand eine Siedlung, die gegen Ende des 13. Jahrhunderts in einer Urkunde des brandenburgischen Landgrafen Waldemars des Großen als Dorf Falkenburg erwähnt wurde. Zu dieser Zeit gehörte Falkenburg zur Neumark, wobei es bis 1815 blieb. Die Burg ging in den Besitz der Familie Wedel über, die auch mit dem gesamten Land Falkenburg belehnt wurde. Trotz des Lehnsvertrages verpfändete der Markgraf 1317 das Land Falkenburg an den Bischof von Cammin. 1333 erhoben die Brüder Lüdecke und Hasso von Wedel, Söhne Ludolfs von Wedel, Falkenburg zur Stadt nach Magdeburger Recht. In der folgenden Generation war die Falkenburg Wohnsitz von Hasso von Wedel-Falkenburg. Das Land Falkenburg wechselte 1402 erneut seinen Herrscher; diesmal erwarb der Deutsche Ritterorden die gesamte Neumark, also auch Falkenburg. Der Orden konnte die Stadt jedoch nicht lange halten, denn schon 1435 wurde sie von den Polen erobert. Zwanzig Jahre später eroberte der Ritter Heinrich Borcke, genannt der „Schwarze Ritter“, die Stadt und stellte sie wieder unter die Herrschaft Brandenburgs.

Aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges ist bekannt, dass die kaiserlichen Truppen in Falkenburg ihr Winterquartier aufschlugen. Zwischen dem Lehnsherrn Borke und dem Markgrafen entspann sich ein Streit über die Besitzrechte. Für mehrere Jahre zog der Markgraf das Lehen ein und unterstellte Falkenburg seiner unmittelbaren Herrschaft, gab das Lehen nach Beendigung des Streites jedoch an Borke zurück. Hatte Falkenburg bisher unter den ständigen Grenzkonflikten zwischen Brandenburg und dem nahe gelegenen Pommern gelitten, so erledigte sich dies durch den Westfälischen Frieden von 1648, der das benachbarte Hinterpommern unter die Herrschaft Brandenburgs stellte. Im Jahre 1658 fiel die Stadt bis auf wenige Häuser einem Brand zum Opfer, den ein Tuchmachergeselle gelegt hatte.

Seit den preußischen Verwaltungsreformen von 1816 gehörte Falkenburg zum Kreis Dramburg im Regierungsbezirk Köslin in der preußischen Provinz Pommern. Dabei blieb es im Wesentlichen bis 1945; lediglich die Zuordnung zum Regierungsbezirk wurde 1938 noch einmal geändert.

Bereits im 18. Jahrhundert wurde Falkenburg zu einem Zentrum des Tuchmacherhandwerks. 1792 übten 72 Tuchmacher ihr Gewerbe in der Stadt aus. Sie drängten die bisher dominierenden Ackerbürger mehr und mehr zurück und verwandelten Falkenburg in eine wohlhabende Industriestadt. Der Unternehmer Ludwig Klatt eröffnete 1838 eine Tuchfabrik, in der erstmals eine Dampfmaschine zum Einsatz kam. Für einen weiteren Industriezweig sorgte Bernhard von Mellenthin, seit 1842 Schlossherr von Falkenburg. Er nutzte den in der Nähe der Stadt vorhandenen riesigen Tonblock zur Herstellung von Ziegeln in der 1860 von ihm errichteten Handstrichziegelei. Mit seinen Produkten belieferte er weite Teile Preußens, sie fanden unter anderem Verwendung beim Bau der Spandauer Zitadelle.

Von 1878 bis 1945 gehörte das Schloss Falkenburg mit dem dazugehörigen Schlossgut, Betriebsgrösse 12.132 Morgen, der Familie von Griesheim. Der letzte Besitzer war Kammerherr Kurt von Griesheim. Das Schloss verfiel ab 1945, heute ist neben Mauerresten nur noch der Schlosspark vorhanden.

1877 wurde Falkenburg erstmals an eine Bahnlinie, die Strecke von Ruhnow nach Neustettin, angeschlossen, mit der eine Verbindung zur Hauptstrecke Stettin–Danzig hergestellt wurde. Das schuf die Voraussetzung für weitere industrielle Ansiedlungen, hauptsächlich in der Textilbranche. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeiteten acht Tuchfabriken, hauptsächlich damit beschäftigt, für die Armee den Uniformstoff „Falkenburg Feldgrau“ herzustellen. Nach dem Ersten Weltkrieg kam mit dem Fremdenverkehr ein neuer Erwerbszweig hinzu, denn viele Großstädter hatten die Vorzüge der seenreichen Landschaft rund um Falkenburg entdeckt, das nun als „Grünes Herz der pommerschen Schweiz“ für sich warb.

Die Flächengröße des Stadtkreises Falkenburg betrug Anfang der 1930er Jahre 34,6 km², und innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 498 bewohnte Wohnhäuser an sieben verschiedenen Wohnorten:[2]

  1. Eisenbahnhaltestelle Waldschänke
  2. Falkenburg i. Pom.
  3. Forsthaus Falkenburg i. Pom.
  4. Forsthaus Ulrichshof
  5. Friedrichsfelde
  6. Genesungsheim Canzigsee
  7. Hansrode

In der Nähe der Stadt wurde von 1934 bis 1936 die NS-Ordensburg Krössinsee errichtet, die als eine von drei derartigen Einrichtungen in Deutschland der Ausbildung von Führungspersonal der NSDAP diente.[3][4] 1938 wurde Falkenburg, wie der übrige Landkreis Dramburg, dem neu gebildeten Regierungsbezirk Grenzmark Posen-Westpreußen des Deutschen Reichs zugeordnet. Die Bevölkerungszahl stieg bis 1939 auf fast 9000 Einwohner und war damit die größte Stadt im Landkreis Dramburg.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Falkenburg am 3. März 1945 von der Roten Armee besetzt. Bald darauf wurde die Stadt seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In Falkenburg begann nun die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit von der polnischen Administration vertrieben.

1946 führte die polnischen Verwaltung die Ortsbezeichnung Złocieniec ein.

Demographie

Bearbeiten
Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1719 0635 [5]
1750 0953 [5]
1801 1527 darunter zwei Judenfamilien mit zehn Personen[6]
1802 1588 [7]
1810 1707 [7]
1816 1878 davon 1824 Evangelische, vier Katholiken und 50 Juden (drei Schullehrer und -lehrerinnen)[7][5]
1821 2031 in 319 Privatwohnhäusern[7]
1831 2456 darunter neun Katholiken und 74 Juden[5]
1843 3052 darunter fünf Katholiken und 85 Juden[5]
1852 3182 darunter zehn Katholiken und 101 Juden[5]
1861 3417 darunter sechs Katholiken und 100 Juden[5]
1875 3603 [8]
1880 4009 [8]
1900 4371 meist Evangelische[9]
1910 4770 [10]
1925 5529 [8]; nach anderen Angaben 5.341 Einwohner[2]
1933 5975 [8]
1939 8632 [8]
1944 8453 [11]

Partnerschaften

Bearbeiten

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten

Die um 1440 erbaute St.-Marien-Kirche ist eine spätgotische Hallenkirche aus Backstein. Bei dem Stadtbrand von 1658 wurde das Sterngewölbe mit Ausnahme im Chor zerstört. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche während einer Renovierung von 1847 bis 1849. Der neugotische Turm wurde 1879 angebaut. Seit der Reformation evangelisch, ist die Kirche seit 1945 wieder katholisch.

Im Ort kreuzten sich die Bahnlinien Runowo Pomorskie (Ruhnow)–Chojnice (Konitz) und die 1991 aufgegebene Kalisz Pomorski (Kallies)–Złocieniec–Połczyn-Zdrój (Bad Polzin).

Nur über untergeordnete Landstraßen ist Stargard (Stargard in Pommern) als nächste größere Stadt nach etwa 70 Kilometern zu erreichen.

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Bearbeiten
  • Joachim Bernhard Steinbrück (1725–1789), deutscher evangelischer Pfarrer und Geschichtsforscher
  • August Milarch (1786–1862), deutscher Pädagoge und Theologe
  • Otto Neitzel (1852–1920), deutscher Pianist, Komponist, Musikschriftsteller und Hochschullehrer
  • Ulrich Kleist (1866–nach 1917), deutscher Dichter, Schriftsteller und Pädagoge
  • Ullrich Haupt senior (1887–1931), deutschamerikanischer Schauspieler und Theaterregisseur
  • Rudolf Katz (1895–1961), deutscher Politiker (SPD), Minister in Schleswig-Holstein
  • Otto Gohdes (1896–1945), deutscher Politiker (NSDAP), Kommandant der „Reichsführerschule“ NS-Ordensburg Krössinsee
  • Hubert Schiefelbein (* 1930), deutscher Bildhauer und Hochschullehrer

Mit der Stadt verbunden

Bearbeiten
  • Kurt von Griesheim (1865–1945), deutscher Politiker (DNVP), war Besitzer von Schloss und Schlossgut Falkenburg

Gmina Złocieniec

Bearbeiten

Allgemeines

Bearbeiten

Die Stadt- und Landgemeinde Złocieniec umfasst eine Fläche von 194,22 km² und nimmt damit elf Prozent der Fläche des gesamten Powiat Drawski (Kreis Dramburg) ein. Sie zählt 15.426 Einwohner, von denen etwa 2000 in den ländlichen Gemeinden leben.

Der Nordosten des Gemeindegebietes liegt im Drawski Park Krajobrazowy (Landschaftsschutzpark Dramburg) im Gebiet der Dramburger Seenplatte.

Nachbargemeinden der Gmina Złocieniec sind:

Gemeindegliederung

Bearbeiten

Zur Gmina Złocieniec gehören: die Stadt Złocieniec und weitere Ortschaften, die neun Ortsteilen („Schulzenämtern“) zugeordnet sind:

Ortsteile
  • Bobrowo (Dietersdorf)
  • Cieszyno (Teschendorf)
  • Darskowo (Friedrichsdorf)
  • Kosobudy (Birkholz)
  • Lubieszewo (Güntershagen)
  • Rzęśnica (Grünberg)
  • Stare Worowo (Alt Wuhrow)
  • Stawno (Stöwen)
  • Warniłęg (Warlang)
  • Übrige Ortschaften: Błędno (Johannesthal), Grabinek (Gräwingsberg), Jadwiżyn (Charlottenhof), Jarosław (Marienau), Kosobudki (Kotzbude), Małobór (Chartronswalde), Męcidół (Mummelsort), Skąpe (Beatenhof), Szymalów, Wąsosz (Bruchhof) und Zatonie (Grünhof).

Straßen

Bearbeiten

Durch das Gemeindegebiet verläuft in West-Ost-Richtung die verkehrsreiche polnische Landesstraße 20, die von Stargard (Stargard in Pommern) bis nach Gdynia (Gdingen) führt und fast in ihrer gesamten Länge die Trasse der früheren deutschen Reichsstraße 158 (BerlinLauenburg in Pommern) befährt. Lediglich wenig bedeutende Nebenstraßen verbinden die Gemeinde mit den Nachbarstädten Połczyn-Zdrój (Bad Polzin) und Mirosławiec (Märkisch Friedland).

Das heutige Gemeindegebiet ist seit 1877 an die Bahnstrecke Ruhnow (heute polnisch: Runowo) – Dramburg (Drawsko Pomorskie) – Tempelburg (Czaplinek) – Neustettin (Szczecinek) – Konitz (Chojnice) angeschlossen – mit den Bahnstationen Bobrowo (Dietersdorf), Rzęśnica (Grünberg) und Złocieniec. Letztere Station war von 1900 bis 1991 an die heutige Bahnstrecke Kalisz Pomorski (Kallies) – Złociniec und weiter nach Połczyn-Zdrój angeschlossen.

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Złocieniec – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. a b Die Stadt Falkenburg i. Pom. im ehemaligen Kreis Dramburg in Pommern (Gunthard Stübs und die Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  3. Im September 2016 konnten Forscher eine sogenannte Zeitkapsel aus dem Fundament der NS-Ordensburg bergen, die historische Zeitungen, Hitlers Mein Kampf und andere zeitgenössische Dokumente aus dem Jahr 1934 enthält; vergleiche: Franziska Hein: Historischer Fund in Polen. Nazi-Zeitkapsel aus dem Jahr 1934 entdeckt. Rheinische Post online, 19. September 2016.
  4. Polish Archeologists Uncover Chilling Remnant Of WWII (Memento des Originals vom 13. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lifedaily.com lifedaily.com, Bild/Text-Serie; abgerufen am 13. Februar 2017.
  5. a b c d e f g Gustav Kratz; Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1965; Textarchiv – Internet Archive.
  6. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 228 (books.google.de).
  7. a b c d Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 272–279, Ziffer 154 (Google Books).
  8. a b c d e Michael Rademacher: Dramburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Lexikoneintrag zu Falkenburg, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 6, Leipzig/Wien 1906, S. 293 (Zeno.org).
  10. Falkenburg, Stadt, an der Drage, Kreis Dramburg, Provinz Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912 (meyersgaz.org).
  11. Stadt Falkenburg i. Pom. (Territorial.de)
  12. zlocieniec.pl