Adolf Franckel

österreichischer Regisseur und Theaterleiter

Adolf Franckel auch Adolph Franckel (* 20. März oder Oktober 1823 in Brünn; † 30. oder 28. oder 29. April 1896 in Wien) war ein österreichischer Regisseur, Theaterleiter und Schriftsteller.

Adolf Franckel stammte aus einer jüdischen Brünner Kaufmannsfamilie und hatte zwei ältere Brüder.

Am 18. April 1871[1] heiratete er die Opernsängerin Aurelie (geb. Evers); das Paar hatte zwei Söhne. Um die Ehe ermöglichen zu können, gab er 1871 die österreichische Staatsbürgerschaft auf und wurde Staatsbürger des Herzogtums Sachsen-Weimar.[2]

Er war befreundet mit dem Schauspieler Bogumil Dawison.[3]

Werdegang

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Nach dem Besuch des Gymnasiums in Brünn, immatrikulierte Adolf Franckel sich 1841 an der Technischen Universität Wien, um Mathematik, Mechanik, Maschinenbau und Bauwesen zu studieren und schloss sein Studium mit Auszeichnung ab. Bis zum Beginn seines Studiums lernte er bei Gottfried Rieger, dem Komponisten und Kapellmeister des Brünner Stadttheaters (siehe Mahen-Theater), Generalbass und Partiturlesen. Aufgrund seiner literarischen Interessen, entschloss er sich, ein Philosophiestudium an der Universität Leipzig zu beginnen, das er an der Universität Jena fortsetzte und dort 1851 mit seiner Promotion zum Dr. phil. beendete.

Er kehrte 1848 nach Wien zurück und beteiligte sich im selben Jahr als Mitglied der Wiener Aula[4] (siehe Akademische Legion (1848)) am Wiener Oktoberaufstand 1848, worauf er zu seiner eigenen Sicherheit Österreich verlassen musste. Er ging nach Deutschland und veröffentlichte 1849 in Leipzig, auf Veranlassung der von Alfred I. zu Windisch-Graetz verhängten Hinrichtungen, seine politischen Gedichte Wiener Gräber und lenkte damit die Aufmerksamkeit der österreichischen Behörden, die ihn immer noch suchten, auf sich. Er flüchtete nach Weimar und schrieb dort das episch-lyrische Gedicht Der Tannhäuser, das 1854 veröffentlicht wurde; in dieser Zeit trat er mit Karl Gutzkow in eine nähere persönliche Bekanntschaft, den er 1855 in Dresden besuchte. Anlässlich dieses Besuches erfolgte seine Verhaftung und er wurde an Österreich ausgeliefert und dort inhaftiert.

Nachdem er kurze Zeit in Haft verbracht hatte, wurde er an seinem Geburtsort Brünn interniert und stand unter polizeilicher Aufsicht. Anlässlich der Geburt des Kronprinzen Rudolf wurde er 1858 amnestiert. Während seines Aufenthaltes in Brünn enthielt er sich jeglicher politischer Tätigkeit und widmete sich ausschließlich dem schöngeistigen Schaffen. Er veranstaltete in den Wintermonaten dramaturgische Vorträge, worauf ihm von der Brünner Stadtbehörde die Direktion des dortigen Stadttheaters übertragen wurde, das er von 1866 bis 1875 führte. Unter seiner Führung spielte unter anderem Rudolf Tyrolt am Theater. Sein Nachfolger als Direktor wurde Heinrich Hirsch, der ihn als Oberregisseur weiter beschäftigte.[5]

Ab 1876 lebte er als Dramaturg und Opernregisseur in Hamburg und Bremen, bis er im Juli 1878[6] zunächst als stellvertretender Direktor am Theater an der Wien bei Direktor Maximilian Steiner und im Juli 1879[7] als Nachfolger von Josef Rank als Generalsekretär an das Wiener Stadttheater engagiert wurde, wo er bis 1882 blieb. Er übernahm darauf bis 1885 zum zweiten Mal die Direktion des neu erbauten Brünner Stadttheaters.[8] Das Theater wurde mit dem von Adolf Franckel geschriebenen Festspiel Bei Frau Bruna eröffnet, dem am selben Abend Egmont von Johann Wolfgang von Goethe folgte.[9]

Er veröffentlichte zahlreiche lyrische und epische Gedichte in Zeitschriften, Almanachen und Anthologien.

1885 zog er sich ins Privatleben zurück, um sich ausschließlich mit schriftstellerischen und journalistischen Arbeiten zu beschäftigen.

Mitgliedschaften

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Adolf Franckel gehörte 1866, gemeinsam unter anderem mit Julius von Gomperz, Gustav Adolph von Schoeller und Eduard Sturm, einem Gründungskomitee an, dass sich gebildet hatte, um in Brünn einen Zweigverein der Deutschen Schillerstiftung zu begründen.[10][11] 1871 gründete der Verein eine Schiller-Bibliothek.[12]

Er wurde 1887 zum Sekretär des Deutschen Volkstheaters in Wien ernannt.[13]

Regiearbeiten

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Schriften (Auswahl)

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Allgemeine Theater-Chronik: Organ für das Gesamtinteresse der deutschen Bühnen und ihrer Mitglieder. Schaarschmidt & Volckmar, 30. April 1871 (google.de [abgerufen am 13. Dezember 2024]).
  2. Kleine Chronik: Ein weimarischer Staatsbürger. In: Die Presse. 23. Januar 1871, abgerufen am 14. Dezember 2024.
  3. Theater und Kunst. In: Fremden-Blatt. 8. Januar 1866, abgerufen am 14. Dezember 2024.
  4. Dresden. In: Deutsche Allgemeine Zeitung. 28. Dezember 1855, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  5. Theater, Kunst und Literatur. In: Grazer Zeitung. 30. März 1875, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  6. Theater- und Kunstnachrichten. In: Die Presse. 14. Juli 1878, abgerufen am 13. Dezember 2024.
  7. Theater- und Kunstnachrichten. In: Neue Freie Presse. 26. Juli 1879, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  8. Der neue Direktor des Brünner Stadttheaters. In: Mährisches Tagblatt. 7. September 1882, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  9. Albert Rille: Aus dem Bühnenleben Deutsch-Oesterreichs. Die Geschichte des Brünner Stadttheaters (1734-1884). Burkart, 1885 (google.de [abgerufen am 13. Dezember 2024]).
  10. Provinzielles. In: Die Neue Zeit: Olmüzer politische Zeitung. 17. Januar 1866, abgerufen am 14. Dezember 2024.
  11. Theater und Kunst. In: Fremden-Blatt. 13. Januar 1866, abgerufen am 14. Dezember 2024.
  12. Aufruf zur Gründung einer Schiller-Bibliothek in Brünn. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 4. November 1871, abgerufen am 14. Dezember 2024.
  13. Tagesbericht. 11. August 1887, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  14. Limam – Alois Pokorny. Abgerufen am 13. Dezember 2024.