Bürgerkrieg in Rußland

fünfteiliger Fernsehfilm von Wolfgang Schleif

Bürgerkrieg in Rußland ist ein fünfteiliger Fernsehfilm von Wolfgang Schleif. Er wurde 1967/68 gemeinschaftlich von ZDF, ORF und SRG anlässlich des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution im Studio Hamburg produziert. Die Erstausstrahlung des ersten Teils erfolgte am 3. November 1967. Die Gesamtausstrahlung erfolgte unter Wiederholung des ersten Teils im April/Mai 1968 jeweils freitags ab 20.00 Uhr. Ein Teil der Dreharbeiten fand in Oldenburg statt, wo historische Gebäude als Kulisse für den Taurischen Palast in Petrograd dienten.

Film
Titel Bürgerkrieg in Rußland
Produktionsland Bundesrepublik Deutschland
Österreich
Schweiz
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahre 1967/68
Länge 450 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Wolfgang Schleif
Drehbuch Helmut Andics
Produktion Fritz Hoppe für Studio Hamburg
Musik Unbekannt
Kamera Albert Benitz
Heinz Bohn
Schnitt Peter Harlos

Unter anderem das Peter-Friedrich-Ludwigs-Hospital Oldenburg diente als Kulisse für den Taurischen Palast in Petrograd
Als Innenkulisse diente das Oldenburgische Staatstheater

Handlung

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Erster Weltkrieg. Im Zuge der russischen Februarrevolution 1917 dankt Zar Nikolaus II. am 15. März 1917 ab. Die Duma bildet eine provisorische Regierung, der der Sozialrevolutionär Kerenski als Justizminister angehört. Die deutsche Oberste Heeresleitung (OHL) ermöglicht es dem im Schweizer Exil lebenden Bolschewiki Lenin, per Eisenbahn durch das Reich nach Russland zurückzukehren. Die OHL unter General Ludendorff spekuliert auf eine kommunistische Revolution. Sie soll Russland aus dem Bündnis mit den Alliierten herauslösen, da die provisorische Regierung weiterhin an der Seite der Alliierten kämpft.

Durch die maßgeblich von Trotzki organisierte Oktoberrevolution 1917 gelangen die Bolschewiki an die Macht. Da sie in der Duma in der Minderheit sind, lösen sie die Volksvertretung auf und errichten mit den verbündeten Sozialrevolutionären eine Diktatur, durch die der Russische Bürgerkrieg ausgelöst wird.

Im März 1918 schließen die Bolschewiki mit den Mittelmächten den Friedensvertrag von Brest-Litowsk, gegen den Trotzki als Volkskommissar für Äußeres heftig opponiert hat, da er die imperialistischen Bestrebungen des Deutschen Kaiserreichs und Österreich-Ungarns insbesondere in der Ukraine nicht unterstützen will.

In seiner neuen Funktion als Volkskommissar für das Kriegswesen organisiert Trotzki im Frühjahr 1918 die Rote Armee, die die provisorischen Roten Garden ersetzt. Dabei bedient sich Trotzki ehemaliger zaristischer Offiziere wie die Generale Brussilow oder Bontsch-Brujewitsch. Sie dienen in der Roten Armee als Militärspezialisten, da den Bolschewiki erfahrene Offiziere und Unteroffiziere fehlen. Mit seinem Panzerzug fährt Trotzki tausende von Kilometern von einer Front zur anderen, um rastlos die Kriegführung zu organisieren.

Aufgrund von politischen Meinungsverschiedenheiten zwischen Bolschewiki und Sozialrevolutionären wird durch die Ermordung des deutschen Botschafters von Mirbach am 6. Juli 1918 durch die Attentäter Blumkin und Andrejew der Aufstand der Linken Sozialrevolutionäre ausgelöst, der jedoch von den Bolschewiki niedergeschlagen wird. Am 30. August 1918 verübt die Anarchistin und Sozialrevolutionärin Fanny Kaplan ein Attentat auf Lenin. Lenin überlebt den Anschlag, Kaplan wird erschossen.

Die Bolschewiki und ihre Rote Armee befinden sich in einer gefährlichen Lage. Ihr Einflussgebiet ist auf Zentralrussland beschränkt, während aus allen Himmelsrichtungen weiße Truppen auf ihr Herrschaftsgebiet zustoßen. Die USA, Großbritannien, Frankreich und Japan intervenieren und entsenden Truppen und Militärberater für die Weiße Armee. Zu einem der wichtigsten Faktoren im Bürgerkrieg werden die von Frankreich und Großbritannien unterstützten Tschechoslowakischen Legionen, die durch die Besetzung der Transsibirischen Eisenbahn praktisch ganz Sibirien bis zum Pazifik kontrolliert. So wird ihr Kommandeur, der tschechische Generalmajor Gaida, kurzfristig zu einer Schlüsselfigur des Bürgerkrieges. Doch die einfachen Legionäre, meist ehemalige russische Kriegsgefangene aus den Reihen des k.u.k. Heeres, haben kein Interesse an innerrussischen Auseinandersetzungen und wollen so schnell wie möglich über die Transsib pazifische Häfen erreichen, um von dort aus per Schiff in ihr neues Heimatland Tschechoslowakei zurückzukehren.

Ende 1918 versucht Admiral Koltschak als Reichsverweser von Omsk aus die diversen konterrevolutionären weißen Kräfte zu koordinieren. Alle seine Bemühungen scheitern jedoch an den unterschiedlichen Positionen der Weißen. Die Tschechoslowakischen Legionen verlassen Russland über Ostasien, wodurch ein wichtiger militärischer Faktor der Konterrevolution ausscheidet. Koltschak wird, nachdem er von den Tschechoslowakischen Legionen an die Sozialrevolutionäre ausgeliefert wurde, von den Bolschewiki exekutiert.

Die Bolschewiki gewinnen den Bürgerkrieg. Sie besitzen den militärischen Vorteil der inneren Linie und kontrollieren mit Moskau den zentralen Eisenbahnknotenpunkt, über den Truppen in ganz Russland verschoben werden können. Die weiße Opposition, eine bunte Mischung aus Monarchisten bis hin zu Anarchisten, ist völlig zerstritten. Nach der Niederlage gehen die Führer ins Exil.

1921. Nach drei Jahren Bürgerkrieg ist Russland vollständig ausgelaugt, zumal auch noch 1920 Polen in die Ukraine eingefallen ist und nur mühsam zurückgeschlagen werden kann. In Südrussland existiert noch eine weiße bäuerliche Widerstandsbewegung. Die politischen Repressalien der Bolschewiki führen zum Kronstädter Matrosenaufstand. Er wird von Trotzki, dem militärischen Sieger des Bürgerkrieges, persönlich niedergeschlagen.

Besetzung

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Schauspieler Rolle
Friedrich G. Beckhaus Trotzki
O. A. Buck Oberst Bauer
Johannes Buzalski Blumkin
Daniela Dalhöfer Anna Temirewa
Hans Daniel Generalmajor Gaida
Hans Elwenspoek General Janin
Hans Fitze Bontsch-Brujewitsch
Helmut Förnbacher Hauptmann Sadoul
Willem Fricke Andrejew
Benno Gellenbeck Uritzki
Paul Glawion US-General Knox
Dieter Groest General Duchonin
Günther Jerschke Baron Budberg
Kurt Klopsch Swerdlow
Reinhard Kolldehoff Oberstleutnant Krasilnikow
Richard Lauffen Marschall Foch
Werner Lieven Tschitscherin
Edgar Maschmann Generalleutnant Wrangel
Konrad Mayerhoff Tscheidse
Karl-Ulrich Meves Pepeljajew
Ingo Osterloh Rykow
Hans Paetsch Colonel House
Peggy Parnass Fanny Kaplan
Peter Parten Tuchatschewski
Schauspieler Rolle
Kurd Pieritz Kerenski
Heinz Bender-Plück General Brussilow
Otto Preuss Oberst Kappel
Nikolaj Rytjkov Lenin
Hans Schellbach Oberst Lebedjew
Rolf Schimpf Radek
Gerhard Schinschke Generalleutnant Lukomski
Karl Schill General Groener
Petra Schmidt-Decker Allilujewa
Kurt Schmitt-Mainz Petritschenko
Friedrich Schütter Sinowjew
Senta Sommerfeld Krupskaja
Otto Stern General Ludendorff
Frank Straass General Kornilow
Hubert Suschka Stalin
Almuth Ullerich Spiridonowa
Peter Martin Urtel US-Präsident Wilson
Albert Venohr Kamenew
Tilo von Berlepsch Botschafter von Mirbach
Wolf von Gersum Vizeadmiral Koltschak
Dieter Wagner Dsershinski
Viktor Warsitz Generalmajor Diterichs
Heinz Weiss Helfferich
Alexander Welbat Tschernow

Episoden

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Folge Titel Erstausstrahlung
1 Revolutionsjahr 1917 3. November 1967
(Wh.: 26. April 1968)
2 Kampf um die Macht 3. Mai 1968
3 Die Konterrevolution 10. Mai 1968
4 Das Ende in Sibirien 17. Mai 1968
5 Die verratene Revolution 24. Mai 1968

… Da agieren ganze Heere von Komparsen. Eine imponierende Fülle von Details wird dem Zuschauer vorgesetzt. Nur – wer soll da mitkommen? Wer im Geschichtsunterricht geschlafen hat, findet sich nicht zurecht.

Bild+Funk, Nr. 47/1967, Seite 16.


… Zwar erinnerte Wolfgang Schleifs teilweise recht ungelenke Wortregie immer wieder an Westernstorys wie Bonanza statt an die sowjetische Oktoberrevolution, aber die kleinen Mängel wurden weithin wettgemacht durch aufwändig inszenierte Massenszenen, souveräne Kameraführung, schwelgerische Dekorationen, blendende Masken, hervorragende Besetzung und ein durchaus überzeugendes Buch. Hier dürfte das Dokumentarspiel eine vorläufige Form gefunden haben …

Hörzu Nr. 47/1967, S. 12.


… Diese erste Folge der fünfteiligen Serie überforderte den Zuschauer. Es gelang nicht, die wechselnden Fronten, Parteien und Gegenparteien klar zu charakterisieren. Die Schauspieler gingen in dem Epos wahrhaft russischen Ausmaßes ziemlich unter. Der einzige profilierte Darsteller war Kurt Pieritz als Kerenski, Nikolaj Rytjkovs Lenin wirkte farblos.

AK: Revolutions-Epos, in: Nordwest-Zeitung vom 4. November 1967, S. 2.

Produktionsnotizen

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Fachberater der Produktion war Herbert Kapsitz; offenbar handelt es sich dabei um ein Pseudonym.

Die abschließenden Dreharbeiten fanden im August 1967 in Oldenburg statt. Das städtische Krankenhaus, das Peter Friedrich Ludwigs Hospital, diente dabei als Außenkulisse für das Taurische Palais in Petrograd. Als Innenkulisse diente das Oldenburgische Staatstheater. Das ZDF hatte über das Arbeitsamt Oldenburg rund 250 Komparsen angeheuert, die einen Angriff auf den Palast simulierten. Dazu wurde mittels Plastikstreifen, die mit einem ausrangierten Flugzeugmotor verstreut wurden, Schnee simuliert, während die Komparsen, bolschewistische Revolutionäre darstellend, bei 24 °Celsius im Schatten in Winteruniformen schwitzen. Die Waffen-Requisite stammte aus Madrid. Obwohl die Polizei den Drehort einschließlich der gesamten Peterstraße abgesperrt hatte, gerieten beim ersten Dreh immer noch einige der oldenburgtypischen Fahrradfahrer in die Aufnahme, was Regisseur Schleif zur Verzweiflung trieb, während die Darsteller von Lenin und Trotzki „interessiert“ die Szenen beobachteten. Die Tagesgage der Komparsen betrug 30 DM. Während der Dreharbeiten wurde der Krankenhausbetrieb aufrechterhalten; Besucher mussten das Gebäude von der Rückseite betreten.

Überlieferung

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Im Juli/August 1999 wurden alle fünf Teile auf Phoenix ausgestrahlt. Die Firma Pidax veröffentlichte am 4. Mai 2021 eine DVD-Edition.

Literatur

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  • HD: „Revolution“ in der Peterstraße. Es schneite und qualmte für die Kameras des Zweiten Deutschen Fernsehens, in: Nordwest-Zeitung vom 8. August 1967, S. 13.
  • AK: Revolutions-Epos, in: Nordwest-Zeitung vom 4. November 1967, S. 2.
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