Behrendorf (Werben)
Behrendorf ist ein Ortsteil der Hansestadt Werben (Elbe) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]
Behrendorf Hansestadt Werben (Elbe)
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Koordinaten: | 52° 49′ N, 11° 58′ O | |
Höhe: | 23 m ü. NHN | |
Fläche: | 23,64 km² | |
Einwohner: | 114 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 5 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2010 | |
Postleitzahl: | 39615 | |
Vorwahlen: | 039390, 039393 | |
Lage von Behrendorf in Sachsen-Anhalt
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Südlicher Ortseingang mit Rundsockelstein
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Geographie
BearbeitenBehrendorf, ein Marschhufendorf,[3] liegt vier Kilometer südlich von Werben und acht Kilometer westlich von Havelberg im Landschaftsschutzgebiet Altmärkische Wische im Norden der Altmark.[4] Die Siedlungsstruktur ist durch eine sehr aufgelockerte Bebauung gekennzeichnet.
Nachbarorte sind Rengerslage im Südwesten, Roggehof und Wendemark im Nordwesten, Werben (Elbe) im Norden, Räbel, Neu Berge und Berge im Osten und Giesenslage im Süden.[4]
Geschichte
BearbeitenMittelalter bis Neuzeit
BearbeitenBehrendorf wurde 1209 erstmals urkundlich als Berendorp erwähnt, als Markgraf Albrecht II dem Bistum Havelberg seine Besitzungen bestätigte.[5][6] Im Jahre 1317 verpfändete Anna, Herzogin von Breslau dem Komtur in Werben drei Hufen in villa Berendorp.[7] 1319 überließ sie der Johanniterkomturei einen Hof in Berendorpe.[3] 1349 verkaufte das Kloster Dambeck dem Ordenshaus Werben Hebungen in Behrendorf.[8] 1351 bestätigte Herrenmeister Hermann von Werberg die Widmung eines vom Kloster Dambeck erkauften Zinses Behrendorfs anlässlich eines Gastmahls im Ordenshaus Werben.[9] 1355 verpfändete Markgraf Ludwig der Römer dem Komtur Albrecht von Dannenberg die Dörfer Behrendorf und Giesenslage.[9] 1470 kaufen Rat und Kirchenvorsteher eine beständige Geldhebung von einem Zweihufenhof in Behrendorf für die Pfarrkirche.[10] 1579 liegt ein Leibgedingebrief der Frau des Osterburger Bürgermeisters Steffen Boldemann über eine halbe Hufe in Behrendorf vor.[11]:S. 1009 1613 erwarb Bauer Hans Köhn zu Rethausen ein Zehnt an Prigges Hof gegen ein Darlehen von 225 Talern. Dieses ist noch 1777 als Hypothek eingetragen.[11]:S. 463 1617 versetzte Andreas Goldbeck dem Schulzen Chim Meinicke ein Wendtland für 100 Taler à 24 Silbergroschen.[11]:S. 462 1652 kamen Zuzügler aus dem Stift Bremen und aus Holstein nach Behrendorf.[11]:S. 77 Am 20. Dezember 1695 trat die Altmärkische Deichordnung für die Wische in Kraft.[12] 1700 standen laut Urbar der Komturei Werben Abgaben von drei Amtsuntertanen zu.[11]:S. 614 1717 wurde die Onera (Abgaben und andere Lasten) nach Ausmessung von sechs Amtsuntertanen durch die Kammer im Rahmen der Egalisierung neugeregelt. Außerdem bestand für Behrendorf kein Mahlzwang.[11]:S. 77 1727 bestanden folgende öffentliche Lasten der sechs zum Amt Tangermünde gehörenden Bauern: 12–20 Taler Bedegeld und die Wischerhufe zu je 4 Wispel Aussaat auf Acker der 1. Steuerklasse.[11]:S. 318 1745 erschien der Richter zu Behrendorf nicht zum Bodding, Verwirkung einer Wette von 4 Talern und 12 Groschen.[11]:S. 518 1747 wurden die besonderen Gerichte in der Wische Bodding und Lodding[13] aufgelöst.
Eingemeindungen
BearbeitenDas Dorf gehörte bis 1807 zum Arneburgischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Danach lag es bis 1813 im Kanton Werben auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Osterburg, dem späteren Landkreis Osterburg.[3]
Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Behrendorf in der Kreis Osterburg umgegliedert. Am 1. Februar 1974 wurden die beiden Gemeinden Berge und Giesenslage in die Gemeinde Behrendorf eingemeindet.[14]
Bis zum 31. Dezember 2009 war Behrendorf eine selbständige Gemeinde mit den zugehörigen Ortsteilen Berge und Giesenslage.
Durch einen Gebietsänderungsvertrag haben die Gemeinderäte der Gemeinde Behrendorf und der Hansestadt Werben (Elbe) beschlossen, dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Hansestadt Werben (Elbe) vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[15]
Damit gehören seit dem 1. Januar 2010 die Ortsteile Behrendorf, Berge und Giesenslage zur Gemeinde Hansestadt Werben (Elbe).
Einwohnerentwicklung
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Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[3]
Religionen
BearbeitenDie evangelischen Christen aus Behrendorf waren früher in die Kirchengemeinde Werben eingepfarrt, die zur Pfarrei Stadt Werben an der Elbe gehörte.[20] Heute werden sie betreut in der Kirchengemeinde Giesenslage vom Pfarrbereich Königsmark im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[21]
Die katholischen Christen werden heute von katholischen Pfarrei St. Anna (Stendal) im Dekanat Stendal des Bistums Magdeburg betreut.
Politik
BearbeitenBürgermeister
BearbeitenDer letzte Bürgermeister der Gemeinde Behrendorf war Joachim Lange.[15]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenVerkehrsanbindung
BearbeitenDie Landstraße von Werben (Elbe) in Richtung Osterburg (Altmark) bzw. Stendal führt durch Behrendorf. Der nächste Bahnhof befindet sich in Goldbeck an der Strecke Magdeburg–Wittenberge; die über Behrendorf führende Kleinbahn Goldbeck–Werben (Elbe) wurde 1971 stillgelegt.
Weblinks
Bearbeiten- Hansestadt Werben (Elbe): Ortsteil Behrendorf. In: werben-elbe.de. 2017 .
- Behrendorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Literatur
Bearbeiten- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 155–158, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 169 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 364, 8. Behrendorf (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Karina Hoppe: Erneut mehr Zuzüge als Wegzüge. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 1. Februar 2024, DNB 1047269554, S. 18.
- ↑ Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 120 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
- ↑ a b c d Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 155–158, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 114, Nr. 546 (Online).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 3. Berlin 1843, S. 91 (Digitalisat).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 24, Urkunde Nr. XXX (Digitalisat).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 31 (Digitalisat).
- ↑ a b Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 32 (Digitalisat).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 67 (Digitalisat).
- ↑ a b c d e f g h Lieselott Enders: Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit (Ende des 15. bis Anfang des 19. Jahrhunderts). In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 56. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-1504-3, doi:10.35998/9783830529965.
- ↑ Das Deichwesen an der unteren Elbe (= Königlich Preußischer Staats-Anzeiger. Band 2). 1869, S. Beilage, 5 ([Digitalisat Online]).
- ↑ Goetze und G. W. von Raumer: Über die Verfassung und Geschichte der Bodding- und Lodding-Gerichte in der Altmark. In: Neues Allgemeines Archiv für die Geschichte des Preußischen Staats. Band 3, Heft 3, Berlin Posen Bromberg 1836, S. 193–205
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 342, 345 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
- ↑ a b Genehmigung des Gebietsänderungsvertrages zur Bildung einer neuen Gemeinde Hansestadt Werben aus den Gemeinden Hansestadt Werben und Behrendorf ab 1. Januar 2010. In: Landkreis Stendal (Hrsg.): Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 17, 12. August 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 201–204 (Online [PDF; 7,0 MB; abgerufen am 11. Februar 2024]).
- ↑ a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 169 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ a b Doreen Schulze: Erstmals Zuwachs in Arneburg-Goldbeck. In: Volksstimme Stendal. 15. Januar 2016.
- ↑ a b Karina Hoppe: Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck verlor 2018 insgesamt 93 Einwohner. In: Volksstimme Stendal. 14. Februar 2019.
- ↑ a b Karina Hoppe: In die Einwohnerstatistik geschaut. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 22. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 21.
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 126 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Königsmark. In: ekmd.de. Abgerufen am 11. Februar 2024.
- ↑ Landkreis Stendal – Der Landrat: Kreisentwicklungskonzept Landkreis Stendal 2025. 30. Oktober 2015, S. 293, abgerufen am 3. August 2019.
- ↑ Vereinsregister des Amtsgerichts Stendal auf handelsregister.de. Abgerufen am 4. April 2020.