Bjørn Melhus

deutsch-norwegischer Videokünstler

Bjørn Melhus (* 1966 in Kirchheim unter Teck) ist ein deutscher Videokünstler. In seinen gesellschaftskritischen Kurzfilmen, Videos und Videoinstallationen greift Melhus aktuelle globale Themen und Tendenzen auf.[1]

Bjørn Melhus (2015)

Melhus wuchs als Sohn einer Deutschen und eines Norwegers in Schwaben auf.[1] In Stuttgart absolvierte er die Adolf-Lazi-Schule (heute Lazi-Akademie für Film und Design in Esslingen) sowie die staatliche Filmhochschule.[2] Von 1988 bis 1997 studierte er Freie Kunst in der Film- und Videoklasse von Birgit Hein an der HBK Braunschweig. Im Anschluss erhielt er 1997/98 ein DAAD-Stipendium am California Institute of the Arts in Los Angeles und von 1999 bis 2001 ein Atelierstipendium als Preis des Kunstvereins Hannover. Mit einem Stipendium des Landes Niedersachsen nahm er 2001/02 an dem renommierten ISCP (International Studio and Curatorial Program) in New York teil. Melhus drehte zu Beginn seiner Laufbahn Werbefilme,[1] aber schon seit 1986 produziert er Filme, Videos und Installationen im Experimentalfilm- und Kunstkontext.[3]

Bjørn Melhus ist Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[4] Er lebt und arbeitet seit 1987 in Berlin und ist seit 2003 Professor für Bildende Kunst/Virtuelle Realität an der Kunsthochschule Kassel.[5] Im Mai 2018 wurde Melhus als neues Mitglied in die Sektion Bildende Künste der Berliner Akademie der Künste gewählt.[6]

Melhus Arbeiten finden sowohl auf Kurzfilmfestivals wie auch in der internationalen Kunstszene statt. Seine Werke finden ihre Inspiration in den Spannungen zwischen Freiheit und Gewalt oder Unterdrückung. Oftmals reflektiert er die Wirkung und den Einfluss der Massenmedien und verwendet dafür konsequent Found-Footage-Material aus unterschiedlichen medialen Kanälen wie Filmklassikern, YouTubevideos oder Talkshows. Mit Stilmitteln wie ironisch-grotesker Übertreibung oder Zuspitzung hinterfragt er stereotypische Vorstellungen, Figuren, Verhaltens- und Wahrnehmungsmuster. Die Protagonisten in seinen Arbeiten verkörpert er vom Mensch bis zum Tier, geschlechter- und altersübergreifend selbst. Seine eigene Stimme ist jedoch nie zu hören, stattdessen variierende, sich wiederholende Stimmzitate. Mit dem Aufbrechen der starren Beziehungen zwischen Medien und Rezipienten, öffnet Melhus mit seiner „wunderbaren, fast magischen Welt“[7] den Blick für die wesentlichen Elemente menschlicher Aktionen und Interaktionen.[3]

Kurzfilme (Auswahl)

Bearbeiten
  • 2001: The Oral Thing
  • 2002: Auto Center Drive
  • 2008: The Meadow
  • 2009: Murphy
  • 2011: I’m Not the Enemy
  • 2012: Das Badezimmer
  • 2013: Sudden Destruction
  • 2014: Freedom & Independence
  • 2016: Moon Over Da Nang
  • 2019: Sugar

Ausstellungen

Bearbeiten

Melhus künstlerische Arbeiten wurden in der Vergangenheit u. a. in der Tate Modern in London, im MOMA in New York, der Serpentine Gallery London, im Sprengel Museum Hannover, im Museum Ludwig in Köln, im ZKM Karlsruhe, im Centre Pompidou in Paris,[3] und in der Pinakothek der Moderne in München[8] gezeigt. 2003 gehörte Melhus auch zu den 44 Teilnehmern der DKB-Projektausstellung Herbarium der Blicke, die in der Bundeskunsthalle in Bonn gezeigt wurde.[9]

Auswahl einzelner weiterer Ausstellungen

  • 2011: Bjørn Melhus – Live Action Hero, Haus am Waldsee, Berlin[10][11]
  • 2011: Olrik Kohlhoff/Bjørn Melhus · Der Wald steht schwarz, Herbert-Gerisch-Stiftung, Neumünster
  • 2013/14: Bjørn Melhus – I love you, Kunstsammlung – Städtische Museen Jena

Auszeichnungen (Auswahl)

Bearbeiten

Melhus Filme und Video sind regelmäßig bei Film- und Medienkunstfestivals, wie den Kurzfilmtagen Oberhausen,[12] dem European Media Art Festival Osnabrück,[13] dem IMPAKT Festival in Utrecht,[14] dem Kino der Kunst in München[15] und der transmediale Berlin,[16] zu sehen und wurden in der Vergangenheit vielfach ausgezeichnet.

 
Melhus bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen 2011

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c Tim Ackermann: Bombenstimmung. In: Welt am Sonntag. 27. März 2011 (Online: Wie das "Militainment" auch Gaddafi nützen könnte. Am 29. März 2011 auf welt.de [abgerufen am 21. Mai 2017]).
  2. Ausstellung 2014 – WE, THE ENEMY. jena.de, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 20. Mai 2017.
  3. a b c Luc-Carolin Ziemann: DAS BESTE AUS BEIDEN WELTEN – Bjørn Melhus will sich nicht zwischen Black Box und White Cube entscheiden müssen. shortfilm.de, 4. Juni 2010, archiviert vom Original am 18. Mai 2015; abgerufen am 20. Mai 2017.
  4. Bjørn Melhus. Auf kuenstlerbund.de, abgerufen am 20. Mai 2017
  5. Bjørn Melhus – Professur für Bildende Kunst/Virtuelle Realitäten. kunsthochschulekassel.de, 2015, archiviert vom Original am 24. März 2016; abgerufen am 20. Mai 2017.
  6. Akademie der Künste14 neue Mitglieder aufgenommen. (Memento des Originals vom 10. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutschlandfunk.de, Deutschlandfunk vom 10. Juli 2018, abgerufen am 10. Juli 2018.
  7. Peter Nowak: Die wunderbare Welt des Björn Melhus. Am 4. April 2011 auf freitag.de, abgerufen am 20. Mai 2017
  8. Ausstellung 2014 – WE, THE ENEMY. pinakothek.de, 2015, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 20. Mai 2017.
  9. »Herbarium der Blicke – Neuaufnahmen im Deutschen Künstlerbund«. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) kuenstlerbund.de; abgerufen am 20. Mai 2017
  10. Bjørn Melhus – Live Action Hero (Memento vom 17. November 2015 im Internet Archive). Auf hausamwaldsee.de, abgerufen am 20. Mai 2017
  11. Bin ich jetzt im fernsehen? oder ist es umgedreht? In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 13. Februar 2011, S. 20
  12. West ART Corner: Anja Backhaus auf den Kurzfilmtagen in Oberhausen – Bjørn Melhus. In: West ART Magazin. wdr.de, 5. Mai 2015, archiviert vom Original am 18. Mai 2015; abgerufen am 20. Mai 2017.
  13. Ausstellung 2014 – WE, THE ENEMY. emaf.de, 2014, archiviert vom Original am 5. Juli 2014; abgerufen am 20. Mai 2017.
  14. How the West was One. Am 26. Oktober 2012 auf impakt.nl, abgerufen am 20. Mai 2017
  15. KINO DER KUNST 2014 (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive). Am 29. September 2014 auf kinoderkunst.de, abgerufen am 20. Mai 2017
  16. Bjørn Melhus. Auf transmediale.de, abgerufen am 20. Mai 2017
  17. Preisträger bei vdfk.de
  18. Björn Melhus bei kunstverein-hannover.de
  19. Vita bei kunsthochschulekassel.de
  20. HAP-Grieshaber-Preis bei art-in.de
  21. Das beste aus beiden Welten bei shortfilm.de
  22. Kurzfilmpreis 2015 bei deutscher-kurzfilmpreis.de