Falkenstein (Ludwigsstadt)

Gemeindeteil von Ludwigsstadt

Falkenstein ist ein Gemeindeteil der Stadt Ludwigsstadt im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern.[2]

Falkenstein
Koordinaten: 50° 31′ N, 11° 24′ OKoordinaten: 50° 30′ 59″ N, 11° 23′ 46″ O
Höhe: ca. 361 m ü. NHN
Einwohner: (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 96337
Vorwahl: 09263
Villa Falkenstein
Villa Falkenstein

Geographie

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Die Einöde Falkenstein liegt im nördlichen Frankenwald im tief eingeschnittenen Tal der Loquitz an der Landesgrenze zwischen Bayern und Thüringen. Es mündet dort der Steinbach als rechter Zufluss in die Loquitz. Aufgrund steiler Felspartien beidseits des Loquitztales wird die Örtlichkeit auch als „Steinerne Pforte zu Thüringen“ oder „Falkensteiner Pforte“ bezeichnet.[3] Auf der östlichen Seite, gegenüber der Villa Falkenstein, befindet sich das Geotop „Felsfreistellungen bei Falkenstein“, eine Felswand mit einem nach Südosten überkippten Faltenbau.[3] Das im Westen angrenzende Waldgebiet ist das Naturschutzgebiet Falkenstein und Pechleite östlich Lauenstein.

Falkenstein liegt an der Frankenwaldbahn, einer zweigleisigen, elektrifizierten Eisenbahnstrecke, die Teil einer überregionalen Hauptverbindung von Berlin über Leipzig/Halle und Nürnberg nach München ist. Die parallel verlaufende Bundesstraße 85 führt nach Probstzella (1,8 km nordwestlich) bzw. an der Fischbachsmühle vorbei nach Lauenstein (1,8 km südwestlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Steinbach an der Haide zur Kreisstraße KC 26 (2 km südöstlich).[4][Anmerkung 1]

Geschichte

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Falkenstein geht auf den Bau von zwei nahe beieinander liegenden Hammerwerken im Loquitztal durch Johann Gottfried Stieler von 1765 bis 1768 zurück. Verhüttet wurde der Kamsdorfer Eisenstein.[5] 1775 starb Stieler, der in finanziellen Nöten war, und das Eisenhammerwerk kam in Zwangsverwaltung.[6] 1790 bestand das Werk aus einem oberen und einem unteren Hammer nebst dazugehörigen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden.[5] 1799 erwarb der aus Bischofsgrün stammende Ernst Christian Müller das Werk. Durch Erlass erhielt Müller 1801 das Recht zum Brauen und Bierausschenken und richtete ein Brauhüttengebäude ein.[6] 1809 kaufte der aus Thierstein stammende Nikol Heinrich Schreider das Eisenhammerwerk, bestehend aus zwei Eisenhämmern, zwei Wohnhäusern mit Nebengebäuden und dem Brauhüttengebäude sowie Grund und Boden. Der Schreiders Hammer hatte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts seinen Höhepunkt, wurde aber schon um 1875 stillgelegt. Anstelle des Hammerwerkes entstand eine Mahlmühle, die 1934 stillgelegt wurde. Am Steinbach entstand außerdem, vermutlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, eine kleine Schneidmühle, die bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs betrieben wurde.[7]

 
Nebengebäude

Zeitgleich entwickelte sich Falkenstein zum beliebten Ausflugsziel. Zwischen 1821 und 1825 existierten ein Biergarten mit Lokal und eine Kegelbahn.[5] Das Ausflugslokal und die Brauerei wurden ausgebaut. Die Brauerei erhielt 1927 einen Neubau. Den Beginn der Blütezeit als Ausflugsort erlebte Falkenstein ab 1885 mit der Eröffnung der Frankenwaldbahn mit den nächsten Bahnhöfen in Lauenstein und Probstzella. 1885 wurde die Falkensteingemeinde gegründet, ein Zusammenschluss namhafter Persönlichkeiten der Umgebung, welche den Weiler für gesellschaftliche Zusammenkünfte ausgewählt haben.[8]

Die Teilung Deutschlands löste den wirtschaftlichen Niedergang Falkensteins aus.[8] Am 19. Oktober 1946 war der Grenzkontrollpunkt Falkenstein/Probstzella für den offiziell grenzüberschreitenden Verkehr eröffnet worden. Der Straßengrenzübergang wurde am 1. Oktober 1951 geschlossen.[9] Durch die Grenzziehung wurde das Ausflugslokal bekannt, da die alte Landesgrenze zwischen Bayern und Thüringen annähernd dem Verlauf des Steinbachs folgte, der von der Küche überbaut war. Im so genannten Bierdeckelabkommen von 3./4. Juli 1945 zwischen Sowjets und Amerikanern wurde ein Gebietsaustausch geregelt. Ein Gebiet zwischen dem Steinbach und einem nördlich, ungefähr parallel verlaufenden Weg kam zur amerikanischen Besatzungszone und dafür ein Gebiet zwischen der Loquitz und der westlichen Seite der Reichsstraße 85 zur sowjetischen Besatzungszone.[10] Durch den geänderten Verlauf der Demarkationslinie gehörten die gesamte Waldgaststätte und Wirtschaftsgebäude der Brauerei Schreider zu der amerikanischen Besatzungszone.[11][12][13] 1967 versuchte die DDR vergeblich, das sowjetisch-amerikanische Bierdeckelabkommen zu korrigieren.[14] Die ehemals große bayerische Bierbrauerei Karl Schreider[15][11] musste aufgrund der Randlage und des fehlenden Absatzmarktes in Thüringen im Jahr 1968 den Betrieb einstellen. 1987 wurden alle Gebäude, bis auf die alte Gaststätte, abgerissen. Erhalten blieben neben den Felsenkellern auch die Mühlbäche und Reste der Wehranlagen.[5] Der Gaststättenbetrieb wurde verpachtet. Der nach 1946 eingerichtete Haltepunkt Falkenstein direkt an der Innerdeutschen Grenze wurde 1965 aufgelassen.

 
Gedenkstein zur Öffnung der Innerdeutschen Grenze

Am 12. November 1989 wurde die Grenze am ehemaligen Straßengrenzübergang bei Falkenstein nach Räumung der Grenzsicherungsanlagen wieder geöffnet. Anfang der 1990er Jahre wurde der Betrieb der Gaststätte eingestellt und das Gebäude verfiel in der Folgezeit.[8] Von 2000 bis 2003 ließ es jedoch ein neuer Eigentümer wieder instand setzen. Seitdem trägt es den Namen „Villa Falkenstein“, in der regelmäßig kulturelle Veranstaltungen der seit 2005 als Verein aktiven Falkensteingemeinde[16] stattfinden.

Baudenkmal

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  • Villa Falkenstein

Einwohnerentwicklung

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Jahr 001818 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner  * 27 23 15 18 52 39 17 9 2
Häuser[Anmerkung 2]  * 3 2 2 4 5 1
Quelle [17]:S. 599 f. [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [1]
* 
Ort wird zu Steinbach an der Haide gerechnet.

Verwaltung

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Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Falkenstein zwei Anwesen (zwei Wohnhäuser, zwei Hammerwerke, Bräu-, Schenk- und Kellerhaus). Das Hochgericht übte das bayreuthische Amt Lauenstein aus. Die Grundherrschaft hatte das Kastenamt Lauenstein inne.[17]:S. 470

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Lauenstein. Mit dem Gemeindeedikt wurde Falkenstein dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Lauenstein und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Steinbach an der Haide zugewiesen. Am 1. Januar 1978 wurde Falkenstein im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Ludwigsstadt eingegliedert.[17]:S. 599 f.

Religion

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Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Elisabeth in Steinbach an der Haide gepfarrt.[17]:S. 470

Literatur

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Commons: Falkenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 310 (Digitalisat).
  2. Gemeinde Ludwigsstadt, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 16. Oktober 2023.
  3. a b Umweltatlas.Bayern.de, Angewandte Geologie, Geotop-Nummer: 476R003
  4. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 16. Oktober 2023.
  5. a b c d Thomas Büttner: Die historische Kulturlandschaft des Landkreises Kronach. S.46
  6. a b geopark-bayern.de: Alexander von Humboldt in Oberfranken: Falkenstein
  7. Siegfried Scheidig: Die Mühlen-Landschaft im Landkreis-Norden. Nutzung der Wasserkraft im Einzugsbereich der Loquitz um Ludwigsstadt und Lauenstein. In: Heimatkundliches Jahrbuch des Landkreises Kronach, Band 30, Kronach 2022, ISBN 978-3-9817764-3-0, S. 44, 48.
  8. a b c Saalfeld und das Thüringer Schiefergebirge (= Werte der deutschen Heimat. Band 62). 1. Auflage. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2001, ISBN 978-3-412-10800-7.
  9. Ulrich Rockelmann, Thomas Naumann: Die Frankenwaldbahn. Die Geschichte der Steilrampe über den Frankenwald. EK-Verlag, Freiburg 1997, ISBN 3-88255-581-5, S. 99, 103.
  10. Bayerische Vermessungsverwaltung: Grenzen trennen – Grenzen verbinden. Ausstellungskatalog, München 2011, S. 26–27.
  11. a b Roman Grafe: Die Grenze durch Deutschland. Eine Chronik von 1945–1990. München 2002, ISBN 3-88680-832-7
  12. Die Spuren der Teilung auf der Website inFranken.de
  13. Der Streifen des Todes, Die Welt Online
  14. Frank Ziener: Auf den Spuren der ehemaligen Zonengrenze zwischen BRD und DDR. In: www.ludwigsstadt.de. 16. Oktober 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Mai 2014; abgerufen am 23. Mai 2022.
  15. Klaus Ehm: Das große Brauereiverzeichnis Deutschland
  16. Die Falkeinsteingemeinde (Memento des Originals vom 19. Mai 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.falkensteingemeinde.de
  17. a b c d Helmut Demattio: Kronach – Der Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 32). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1998, ISBN 3-7696-9698-0.
  18. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 952, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  19. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1126, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1012 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1126 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1162 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 942 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 693 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 159 (Digitalisat).

Anmerkungen

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  1. Die gemessenen Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie.
  2. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 wurden diese als Wohngebäude bezeichnet.