Großreuth bei Schweinau
Großreuth bei Schweinau ist ein Stadtteil im Südwesten Nürnbergs und ein statistischer Bezirk Nürnbergs, der zum Statistischen Stadtteil 6 “Westliche Außenstadt” gehört. In Großreuth leben circa 6000 Menschen. Im Stadtteil sind drei Kindergärten sowie eine Schule vorhanden, wobei ein Kindergarten zur Dunant-Grundschule gehört. Die evangelische Thomaskirche liegt im Herzen von Großreuth bei Schweinau.
Großreuth bei Schweinau Statistischer Bezirk 60 Kreisfreie Stadt Nürnberg
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Koordinaten: | 49° 26′ N, 11° 2′ O |
Höhe: | 329–339 m ü. NHN |
Fläche: | 4,95 km² |
Einwohner: | 6038 (31. Dez. 2015)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 1.220 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1899 |
Postleitzahlen: | 90439, 90431 |
Vorwahl: | 0911 |
Lage der Gemarkung 3427 Großreuth bei Schweinau in Nürnberg
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Gasthaus in Großreuth
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Lage
BearbeitenDer Stadtteil Großreuth grenzt im Westen an Kleinreuth bei Schweinau, im Südwesten an Gebersdorf und im Osten an Sündersbühl. Im Norden liegt Gaismannshof und im Südosten Schweinau.[2]
Statistische Nachbarbezirke | |||||||||
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Geschichte
Bearbeiten1303 übertrug der Nürnberger Burggraf Konrad II. († 1314) den Ort als Jahrtagsstiftung mit elf weiteren Orten, darunter auch Großreuth, dem Domkapitel Bamberg. In beiden Markgrafenkriegen (1449–1450 und 1552–1555) wurde der Ort niedergebrannt, 1632 lag er mitten im Kriegsschauplatz des Dreißigjährigen Kriegs.[3]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Großreuth bei Schweinau 26 Anwesen (3 Höfe, 10 Halbhöfe, 8 Gütlein, 4 Häuser, 1 Hirtenhaus). Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Schwabach aus, was aber von der Reichsstadt Nürnberg bestritten wurde. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft und die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte das bambergische Dompropsteiamt Fürth inne.[4]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 der Steuerdistrikt Großreuth gebildet, zu dem Felsen bei Stein, Gebersdorf und Kleinreuth gehörten. Im selben Jahr entstand die Ruralgemeinde Großreuth, die deckungsgleich mit dem Steuerdistrikt war. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Nürnberg zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Fürth. Ab 1862 gehörte Großreuth zum Bezirksamt Nürnberg. Die Gerichtsbarkeit liegt seit 1879 beim Amtsgericht Nürnberg. Die Finanzverwaltung wurde 1871 vom Rentamt Nürnberg übernommen (1919 in Finanzamt Nürnberg umbenannt).[5][6] 1875 wurde auf dem Gemeindegebiet der Bahnhof Nürnberg-Stein errichtet. Die Gemeinde hatte 1885 eine Gebietsfläche von 6,805 km².[7]
Die Gemeinde Großreuth bei Schweinau wurde am 1. Januar 1899 nach Nürnberg eingemeindet.[8]
Südlich der Wallensteinstraße wurde 1949 das Studio Franken des Bayerischen Rundfunks, daneben 1995 der Neubau der Landesgewerbeanstalt Bayern eröffnet. Im Statistischen Bezirk 60 lebten am 31. Dezember 1997 4331 Einwohner.[3]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenGemeinde Großreuth bei Schweinau
Jahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 |
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Einwohner | 379 | 530 | 555 | 548 | 502 | 537 | 554 | 631 | 634 | 652 | 695 | 711 | 774 |
Häuser[9] | 57 | 59 | 62 | 95 | 90 | ||||||||
Quelle | [10] | [11] | [12] | [12] | [13] | [12] | [14] | [12] | [12] | [7] | [12] | [12] | [15] |
Ort Großreuth bei Schweinau
Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 |
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Einwohner | 197 | 266 | 234 | 261 | 253 | 291 |
Häuser[9] | 29 | 28 | 50 | 32 | ||
Quelle | [10] | [11] | [13] | [14] | [7] | [15] |
Religion
BearbeitenDer Ort ist seit der Reformation überwiegend protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Thomas (Nürnberg) gepfarrt, die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach Zu den Heiligen Schutzengeln (Nürnberg) gepfarrt.
Baudenkmäler
Bearbeiten- Evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Thomas
- Friedhof
- Wohnstallhäuser und Hofanlagen
- Wohnhäuser
- Gasthaus Apollon und Gasthaus Rottner
Tradition
BearbeitenDie schon vor dem Krieg bestehende und seit 1979 wieder jedes Jahr stattfindende Großreuther Kärwa (andernorts auch Kirchweih genannt) gehört zur Tradition des Stadtteils und wird immer sehr gut besucht. Die Kärwa fällt immer auf den ersten Sonntag im Juli und dauert fünf Tage. Der Tatsache zum Trotz, dass Großreuth mittlerweile zu einem modernen, großen Stadtteil gereift ist und derzeit durch den Bau einer neuen Wohnsiedlung wieder etwas von seiner dörflichen Atmosphäre abgeben muss, wird die Kärwatradition weiterhin nach altem Brauch gepflegt.
Verkehr
BearbeitenDurch Großreuth führen zwei große Straßen, zum einen die Wallensteinstraße, welche in Großreuth beginnt und nach Gebersdorf führt, zum anderen die Rothenburger Straße stadtein- und -auswärts. Die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist durch VGN-Linien gewährleistet. Die U-Bahn Linie U3 bedient seit dem 15. Oktober 2020 den U-Bahnhof Großreuth bei Schweinau.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Christoph August Reichel (1715–1774), Kirchenlieddichter, lutherischer Geistlicher und Gymnasiallehrer
Bilder
Bearbeiten-
Wohnhaus an der Einmündung der Tillystraße in die Wallensteinstraße
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Die evangelische Thomaskirche im dörflich geprägten Westen des Stadtteiles
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Geschäftshaus, Edisonstraße 15
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Eingang zum Gasthaus Rottner, Winterstraße 15
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Farbenfroh gestaltetes Mietshaus in der Tillystraße (Nr. 21 bis 27)
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Historisches Sandsteinquaderhaus, Alte Wallensteinstraße 151
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Die Filialkirche St. Lioba, Hornungstraße 45
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Wohnhochhaus, Elsa-Brändström-Straße 72
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Das griechische Restaurant Apollon, Alte Wallensteinstraße 149
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Taufstein in der Thomaskirche
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Freiplastik vor einem Nebeneingang des LGA-Komplexes
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Der Friedhof Großreuth, Herbststraße 50 mit Häusern in der Appenzeller Straße im Hintergrund
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Dependance-Gebäude der Dunant-Schule, Wallensteinstraße 130
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Kunstobjekt vor dem Haupteingang der LGA-Hauptstelle Nürnberg
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Mietshaus, Tillystraße 13 und 15
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Wohnhochhaus, Elsa-Brändström-Straße 74 gegenüber dem Hotel Novina am Tillypark
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Der Nordwesten des Stadtteiles ist weitgehend unbebaut und durch landwirtschaftliche Nutzflächen geprägt
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Sitzender Flötenspieler mit dem LGA-Haupteingang im rechten Hintergrund
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Der BR-Shop neben der Pforte an der Einfahrt zum Gelände des Bayerischen Rundfunks, Wallensteinstraße 117
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Innenansicht von St. Lioba, Hornungstraße 45
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Der Gasthof Mouzaki, Alte Wallensteinstraße 158
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Der rot-weiß gestrichene Sendeturm auf dem Parkgelände des Studios Franken ist 108 m hoch.
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Ehemalige Kasernengebäude und die Polizeiinspektion Nürnberg-West an der Südseite der Wallensteinstraße
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Gebäude des Hotels Rottner in der Winterstraße
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Der Fernmeldeturm Nürnberg im Stadtteil Hohe Marter überragt den Sendeturm in Großreuth um 185 m.
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Das Tilly-Center, Wallensteinstraße 61
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Dörfliches Anwesen, Alte Wallensteinstraße 162
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Die Thomaskirche in Großreuth wurde wie die Stephanuskirche in Gebersdorf von Christian Ruck entworfen und 1931 erbaut.
Literatur
Bearbeiten- Günter P. Fehring, Anton Ress, Wilhelm Schwemmer: Die Stadt Nürnberg (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 10). 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1977, ISBN 3-422-00550-1, S. 352–353.
- Wiltrud Fischer-Pache: Großreuth bei Schweinau. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 383 (online).
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 121 (Digitalisat). Ebd. S. 240 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Großreuth. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 483 (Digitalisat).
Weblinks
Bearbeiten- Großreuth b.Schweinau in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 19. August 2021.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 244–245, S. 245 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
- ↑ Großreuth bei Schweinau im BayernAtlas
- ↑ a b W. Fischer-Pache, S. 383.
- ↑ H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 121.
- ↑ H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 240.
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 62 (Digitalisat).
- ↑ a b c K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1164 (Digitalisat).
- ↑ Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 19–20, S. 19 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
- ↑ a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1900 als Wohngebäude.
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 32 (Digitalisat). Für die Gemeinde Großreuth zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Gebersdorf (S. 29) und Kleinreuth (S. 48).
- ↑ a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 206–207 (Digitalisat).
- ↑ a b c d e f g Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 180, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1065, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1230, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1146 (Digitalisat). Die Gemeinde war zu diesem Zeitpunkt bereits nach Nürnberg eingegliedert.