Hans Bauer (Biologe)
Hans Gustav Emil Bauer (* 27. September 1904 in Hamburg; † 5. Januar 1988 ebenda) war ein deutscher Biologe und Genetiker.
Leben
BearbeitenHans Bauer wurde 1931 summa cum laude bei Alfred Kühn in Göttingen promoviert.[1] Bis 1932 hatte er eine unbezahlte Praktikantenstelle am Hamburger Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten.[2] Ab 1933 war er Assistent bei Max Hartmann am Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie in Berlin-Dahlem. Zum 1. Juli 1933 trat Bauer in die SS ein.[3] Emil Heitz, sozialdemokratisch gesinnt, und seinem Koautor Bauer gelang 1933 der Nachweis, dass die Riesenschleifen in großen Zellkernen Polytänchromosomen darstellen.[4] Bauer gründete die Zeitschrift Chromosoma und fungierte viele Jahre als deren Herausgeber. Das erste Heft erschien 1939.[5] Im Jahr 1940 übernahm er in Nachfolge von Max Hartmann dessen Abteilung in Berlin-Dahlem. Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ernannte Bauer 1942 zum Wissenschaftlichen Mitglied. Wegen des Krieges wurde die Abteilung Bauer 1943 nach Hechingen ausgelagert, von wo sie 1948 nach Wilhelmshaven umsiedelte, in das neue Max-Planck-Institut für Meeresbiologie.[6] Bauer, 1950 zum Professor ernannt, wurde 1955 stellvertretender Direktor und 1961 Direktor des Instituts. Der Senat der Max-Planck-Gesellschaft beschloss 1960, die Abteilung Bauer nach Tübingen zu verlegen, in die Nähe des dortigen Max-Planck-Institutes für Biologie. „Die in der Abteilung durchgeführten Arbeiten beziehen sich ausnahmslos auf Fragen der Chromosomenforschung.“[7] Ab 1961 war Bauer Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates der Max-Planck-Gesellschaft. Die Akademie Leopoldina wählte ihn im Jahr 1964 zum Mitglied. 1961 wurde er mit der Schleiden-Medaille ausgezeichnet.
Veröffentlichungen
Bearbeiten(Z. Zellf. Zeitschrift für Zellforschung und mikroskopische Anatomie.)
- Die Feulgensche Nuklealfärbung in ihrer Anwendung auf cytologische Untersuchungen. In: Z. Zellf. 15/1932, S. 225–247.
- Die Speicheldrüsenchromosomen der Chironomiden. In: Die Naturwissenschaften. 23/1935, S. 475–476.
- Structure and arrangements of salivary gland chromosomes in Drosophila species. In: Proceedings of the National Academy of Sciences (USA). 22/1936, S. 216–222.
- Chromosomenstruktur (Hauptreferat). In: Archiv für experimentelle Zellforschung. 22/1938, S. 181–187.
- Die Chromosomenmutationen. In: Z. induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. 76/1939, S. 309–322.
- Röntgenauslösung von Chromosomenmutationen bei Drosophila melanogaster, II: Die Häufigkeit des primären Bruchereignisses nach Untersuchungen am Ring-X-Chromosom. In: Chromosoma. 2/1942, S. 407–458.
- Eine neue Mutation, facet-notchoid, bei Drosophila melanogaster und die Deutung des Notch-Effektes. In: Z. induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. 81/1943, S. 374–390.
- Auslösung von Polyploidie durch Kälte bei Drosophila melanogaster. In: Z. Naturforschung. 1/1946, S. 35–38.
- Genetische Wirkungen von kurzwelligen und Korpuskularstrahlungen. In: Boris Rajewsky Boris, Michael Schön (Hrsg.): Naturforschung und Medizin in Deutschland 1939–1946. Bd. 21: Biophysik. Dieterich, Wiesbaden 1947, S. 66–88.
- Die Spermatocytenteilungen der Tipuliden, III: Das Bewegungsverhalten der Chromosomen in Translokationsheterozygoten von Tipula oleracea. In: Chromosoma. 12/1961, S. 116–189.
- Die kinetische Organisation der Lepidopteren-Chromosomen. In: Chromosoma. 22/1967, S. 101–125.
- Rearrangements between germ-line limited and somatic chromosomes in Smittia parthenogenetica (Chironomidae, Diptera). In: Chromosoma. 32/1970, S. 1–10.
- Bauer Hans, Demerec M., Kaufmann B. P.: X-ray induced chromosomal alterations in Drosophila melanogaster. In: Genetics. 23/1938, S. 610–630.
- Bauer Hans und Lerche Witta: Die Auslösung von zygotisch-letalen Mutationen bei Phryne fenestralis durch Röntgenbestrahlung der Spermien. In: Chromosoma. 2/1943, S. 482–492.
- Bauer Hans und Beermann Wolfgang: Chromosomale Soma-Keimbahn-Differenzierung bei Chironomiden. In: Die Naturwissenschaften. 39/1952, S. 22–23.
- Bauer Hans und Beermann Wolfgang: Die Polytänie der Riesenchromosomen. In: Chromosoma. 4/1952, S. 630–648.
- Ullerich Fritz-Helmut, Bauer Hans, Dietz Roland: Geschlechtsbestimmung bei Tipuliden (Nematotocera, Diptera). In: Chromosoma. 15/1964, S. 591–605.
Literatur
Bearbeiten- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Aktualisierte 2. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
- Wolfgang Beermann: In memoriam Hans Bauer In: Chromosoma. 96/1988, S. 185.
- Chromosoma ISSN 0009-5915, ISSN 1432-0886.
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Hans Bauer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Mitgliedseintrag von Hans Bauer bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hans Bauer: Die Chromosomen von Tipula paludosa MEIG. in Eibildung und Spermatogenese. Dissertation Universität Göttingen, 1931. In: Zeitschrift für Zellforschung. 14/1932, S. 138–193.
- ↑ Hans Bauer: Anmeldung eines Hörers bezw. Praktikanten. Hamburg, 12. Mai 1930.
- ↑ Bundesarchiv R 9361-III/244725
- ↑ Emil Heitz, Hans Bauer: Beweise für die Chromosomennatur der Kernschleifen in den Knäuelkernen von Bibio hortulanus L. In: Z. Zellf. 17/1933, S. 67–82.
- ↑ Hans Bauer: Röntgenauslösung von Chromosomenmutationen bei Drosophila melanogaster, I: Bruchhäufigkeit, -verteilung und -rekombination nach Speicheldrüsenuntersuchung. In: Chromosoma. 1/1939, S. 343–390.
- ↑ Max-Planck-Gesellschaft: Berichte und Mitteilungen. 3/1983, S. 15.
- ↑ Hans Bauer: Max-Planck-Institut für Meeresbiologie in Wilhelmshaven. In: Jahrbuch der Max-Planck-Gesellschaft. 1961, Teil II, S. 583 f, u. 587–590.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Bauer, Hans |
ALTERNATIVNAMEN | Bauer, Hans Gustav Emil |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Biologe |
GEBURTSDATUM | 27. September 1904 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 5. Januar 1988 |
STERBEORT | Hamburg |