Hexobarbital ist ein zur Gruppe der Barbiturate gehörendes Injektionsnarkotikum bzw. kurz wirkendes Schlafmittel mit Suchtpotential, das heute kaum noch verwendet wird und ein Racemat darstellt.

Strukturformel
Struktur von (±)-Hexobarbital
1:1-Gemisch aus (R)-Form (links) und (S)-Form (rechts)
Allgemeines
Freiname Hexobarbital
Andere Namen
  • (RS)-5-(1-Cyclohexenyl)-1,5-dimethylbarbitursäure (IUPAC)
  • (±)-5-(1-Cyclohexenyl)-1,5-dimethylbarbitursäure
  • Hexobarbitalum (Latein)
  • Evipan
Summenformel C12H16N2O3
Kurzbeschreibung

weißes und sehr hygroskopisches Pulver von bitterem Geschmack[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 56-29-1
EG-Nummer 200-264-9
ECHA-InfoCard 100.000.241
PubChem 3608
DrugBank DB01355
Wikidata Q421183
Arzneistoffangaben
ATC-Code
Wirkstoffklasse

Barbiturate

Eigenschaften
Molare Masse 236,27 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

146,5 °C[2]

pKS-Wert

8,2 (20 °C)[2]

Löslichkeit

Wasser: 435 mg·l−1 (25 °C)[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: keine P-Sätze[3]
Toxikologische Daten

270 mg·kg−1 (LD50Mausi.p.)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Bekannt war Hexobarbital vor allem unter seiner als gelbliche Lösung zubereiteten Form mit dem Handelsnamen Evipan, das (als Vorläufer des kürzer wirkenden Pentothal[4]) zur Einleitung von Narkosen gespritzt wurde.[5]

Die Einführung des Evipans in Deutschland erfolgte 1932 mit einer Publikation von Hellmut Weese und Walter Scharpff.[6][7] Im Jahr 1933 führte Weese die Evipannarkose[8] ein.

Pharmakologische Wirkungen

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Die meisten Barbiturate wirken als Einschlafhilfen; Hexobarbital zeigt hier eine extrem kurze Wirkdauer. Alle hypnotisch wirkenden Barbitursäurederivate führen zu einer körperlichen Abhängigkeit, sehr ähnlich der Wirkung von Alkohol. Typische Entzugserscheinungen eines Hexobarbital-Abhängigen sind Reizbarkeit, Nervosität, Händezittern, Störungen der Muskelkoordination, Verfall der Reaktions- und Artikulationsfähigkeit und sogar ein Delirium tremens.

Chemische Eigenschaften

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Hexobarbital ist ein methyliertes Oxybarbiturat (Barbiturate) und eine schwache Säure mit einem Schmelzpunkt bei 145–147 °C. Wie viele Derivate der Barbitursäure kann es aufgrund seiner sauren und basischen Eigenschaften als Puffersubstanz in wässriger Lösung eingesetzt werden.

Verwendet wird es häufig in Form seines Natrium-Salzes (Privenal, CAS-Nummer: 50-09-9), das besser wasserlöslich ist.

Einzelnachweise

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  1. Eintrag zu Hexobarbital bei Vetpharm, abgerufen am 3. Dezember 2011.
  2. a b c d Eintrag zu Hexobarbital in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  3. a b Datenblatt Hexobarbital bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 7. November 2016 (PDF).
  4. Otto Mayrhofer: Gedanken zum 150. Geburtstag der Anästhesie. In: Der Anaesthesist. Band 45, 1996, S. 881–883, hier: S. 882.
  5. Hans Killian: Hinter uns steht nur der Herrgott. Sub umbra dei. Ein Chirurg erinnert sich. Kindler, München 1957; hier: Lizenzausgabe als Herder-Taschenbuch (= Herderbücherei. Band 279). Herder, Freiburg/Basel/Wien 1975, ISBN 3-451-01779-2, S. 72 und 242 f.
  6. Hellmut Weese, Walter Scharpff: Evipan, ein neuartiges Einschlafmittel. In: Deutsche medizinische Wochenschrift. Band 2, 1932, S. 1205 ff.
  7. H. Orth, I. Kis: Schmerzbekämpfung und Narkose. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 1–32, hier: S. 16 und 26.
  8. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 66.