Karamyschewo

Dorf in der Oblast Kaliningrad

Karamyschewo (russisch Карамышево, deutsch Domäne Pabbeln (Kirchspiel Gawaiten) (ab 1928 Ortsteil von Szardeningken/Schardingen)) ist eine Siedlung im Südosten der russischen Oblast Kaliningrad. Sie gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Munizipalkreis Osjorsk im Rajon Osjorsk.

Siedlung
Karamyschewo
Pabbeln, Domäne

Карамышево
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Osjorsk
Frühere Namen Pabbeln, Domäne (bis 1928)
[Szardeningken/Schardingen]
Bevölkerung 367 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Postleitzahl 238125
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 227 000 029
Geographische Lage
Koordinaten 54° 25′ N, 22° 14′ OKoordinaten: 54° 25′ 0″ N, 22° 14′ 0″ O
Karamyschewo (Europäisches Russland)
Karamyschewo (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Karamyschewo (Oblast Kaliningrad)
Karamyschewo (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Der Ort ist nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls im ehemaligen Kreis Goldap gelegenen ehemaligen Dorf Pabbeln (Kirchspiel Szittkehmen), heute polnisch Wobały.

Geographische Lage

Bearbeiten

Karamyschewo liegt drei Kilometer nördlich von Gawrilowo (Gawaiten/Herzogsrode) an der Kommunalstraße 27K-054 von Gawrilowo nach Dubrawa (Buylien/Schulzenwalde). Im Ort zweigt die Kommunalstraße 27K-279 ab, die über Rutscheiki (Eszergallen/Tiefenort) nach Smirnowo (Kiauten/Zellmühle) führt. Ein Bahnanschluss besteht nicht.

Geschichte

Bearbeiten

Der Gutsbezirk Domäne Pabbeln wurde am 18. März 1874 Amtsdorf und namensgebender Ort eines Amtsbezirks, den 13 Landgemeinden bzw. Gutsbezirke bildeten. Er gehörte zum Landkreis Goldap im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen[2]. Im Jahre 1910 zählte Domäne Pabbeln 129 Einwohner.[3]

Am 30. September 1928 verlor Pabbeln seine Selbständigkeit und wurde in die Landgemeinde Szardeningken eingemeindet. Bis 1932 gehörte die Domäne Pabbeln mit einer Gesamtfläche von ca. 458 Hektar (davon 327 Hektar Ackerfläche) dem Staat Preußen.[4] Das Gut besaß eine eigene Molkerei.

Die Gemeinde Szardeningken wurde seit 1936 als Schardeningken geschrieben und 1938 in Schardingen umbenannt. Das eigentliche Szardeningken/Schardingen erhielt 1947 den russischen Namen Gawrilowka, welches vor 1988 aus dem Ortsregister gestrichen wurde.

Pabbeln wurde im Januar 1945 von der Roten Armee besetzt. Die neue Polnische Provisorische Regierung ging zunächst davon aus, dass der Ort mit dem gesamten Kreis Goldap unter ihre Verwaltung fallen würde. Im Potsdamer Abkommen (Artikel VI) von August 1945 wurde die neue sowjetisch-polnische Grenze aber unabhängig von den alten Kreisgrenzen anvisiert, wodurch der Ort unter sowjetische Verwaltung kam. Im November 1947 erhielt Pabbeln den russischen Namen Karamyschewo und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Gawrilowski selski Sowet im Rajon Osjorsk zugeordnet.[5] Die polnische Umbenennung des Ortes in Pobały im Oktober 1948[6] wurde nicht mehr wirksam.

In der Sowjetunion wurde Karamyschewo erweitert. Von 2008 bis 2014 gehörte der Ort zur Landgemeinde Gawrilowskoje selskoje posselenije, von 2015 bis 2020 zum Stadtkreis Osjorsk und seither zum Munizipalkreis Osjorsk.

Amtsbezirk Pabbeln

Bearbeiten

Am 18. März 1874 bildeten 13 Landgemeinden bzw. Gutsbezirke den Amtsbezirk Pabbeln, der – nach Umbenennung in „Amtsbezirk Schardingen“ am 25. Juli 1939 – bis 1945 bestand:[2]

Name (bis 1938) Name (1938–1946) Russischer Name
nach 1945
Landgemeinden:
Dakehnen Daken Pensenskoje
Egglenischken Preußischnassau Nowgorodskoje
Eszergallen, Ksp. Gawaiten
ab 1936: Eschergallen
Tiefenort Rutscheiki
Gelleszuhnen,
ab 1936: Gelleschuhnen
Gellenau Maloje Pensenskoje
Grischkehmen Grischken Wolotschajewo
Groblischken Ringfelde --
Groß Gudellen Großguden Sapadnoje
Kaszemeken,
ab 1936: Kaschemeken
Kaschen Belinskoje
Klein Gudellen Kleinguden --
Meszehnen,
ab 1936: Meschehnen
Wehrfeld --
Szardeningken,
ab 1936: Schardeningken
Schardingen Gawrilowka
Wannaginnen Wangenheim --
Gutsbezirk:
Pabbeln, Domäne (1928 in die Landgemeinde
Szardeningken eingegliedert)
Karamyschewo

Domäne Pabbeln gehörte mit seiner bis 1945 überwiegend evangelischen Bevölkerung zum Kirchspiel Gawaiten (1938–1946 Herzogsrode, heute russisch: Gawrilowo). Es lag im Kirchenkreis Goldap (heute polnisch: Gołdap) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Wilhelm Schiweck.

In der Zeit der Sowjetunion waren alle kirchlichen Aktivitäten untersagt. Erst in den 1990er Jahren bildeten sich in der Oblast Kaliningrad wieder einzelne evangelische Gemeinden, darunter eine auch in Gawrilowo, dem alten Kirchdorf. Sie gehört zur Propstei Kaliningrad innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER). Die Geistlichen sind die an der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen)[7].

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Pabbeln
  3. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  4. Domäne Pabbeln bei ostpreussen.net
  5. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  6. Durch die Rozporządzenie Ministrów: Administracji Publicznej i Ziem Odzyskanych z dnia 1 października 1948 r. o przywróceniu i ustaleniu urzędowych nazw miejscowości (Verordnung des Ministeriums für die öffentliche Verwaltung und die wiedergewonnenen Gebiete vom 1. Oktober 1948 über die Wiederherstellung und Bestimmung der offiziellen Ortsnamen)
  7. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info