Nicponia (kaschubisch Nicponiô, deutsch Nichtsfelde) ist ein Dorf in der Gemeinde Gniew im Powiat Tczewski der polnischen Woiwodschaft Pommern mit etwa 740 Einwohnern. Der Ortsname ist humorvoll, wie er sonst typisch für die Namen von Siedlungen mit Gasthäusern und Tavernen ist, die am häufigsten in der Nähe alter Burgen geschaffen worden sind.

Nicponia
Wappen der Gmina Gniew
Nicponia (Polen)
Nicponia (Polen)
Nicponia
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Tczewski
Gmina: Gniew
Geographische Lage: 53° 49′ N, 18° 49′ OKoordinaten: 53° 49′ 25″ N, 18° 49′ 7″ O
Einwohner: 742 (31. Dez. 2011)
Postleitzahl: 83-140
Telefonvorwahl: (+48) 58
Kfz-Kennzeichen: GTC
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 91 (Europastraße 75): CieszynŚwiecieDanzig
DW 230: Wielgłowy – Cierzpice (– Gniew)
DW 234: Skórcz–Morzeszczyn–Gniew
Eisenbahn: Bahnanschluss stillgelegt
Nächster int. Flughafen: Danzig
Die Ferse bei Nicponia

Geographische Lage

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Nicponia liegt im ehemaligen Westpreußen im Tal der Unteren Weichsel oberhalb der Mündung der Wierzyca (Ferse), 2 km südwestlich von Gniew, rund 60 km südöstlich von Danzig und 35 km nördlich von Grudziądz (Graudenz). Zudem liegt das Dorf an der Landesstraße Droga krajowa 91.

Geschichte

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Auf exponierter Lage über der Weichsel und der Ferse – der Name des benachbarten Gniew ist slawischen Ursprungs und bedeutet Erhebung[1] – gab es wohl bereits im 7. Jahrhundert eine erste befestigte Siedlung, die im 11. Jahrhundert dem polnischen Staat bzw. dem Herrschaftsbereich pommerellischer Herzöge angeschlossen wurde. 1229 erhielt das älteste pommerellische Kloster, die Zisterzienserabtei Oliva bei Danzig, das Mewer Land als Schenkung von Herzog Sambor II., und in diesem Zusammenhang wurde die Stadt Mewe erstmals erwähnt.

Funde aus der Nähe von Nicponia deuten auf die Hallstattzeit hin. So heißt es bei Abraham Lissauer 1887:[2]

Die Höhen längs des rechten Ufers der Ferse.
28. Nichtsfelde, Kr. Marienwerder. In der Sammlung des Bildungsv. zu Mewe (No. 9a-b) l) befinden sich 2 Urnen aus Steinkistengräbern, welche hier auf dem Mühlenberge aufgedeckt wurden. Ossowski, Carte archéol. S. 42 No. 51.“

Die prähistorischen Denkmäler der Provinz Westpreußen und der angrenzenden Gebiete: Leipzig 1887, S. 91

Die Wurzeln des Dorfes Nicponia/Nichtsfelde selbst liegen im 18. Jahrhundert. Das ursprüngliche Dorf befand sich im Bereich des Herrenhauses Nowy Dwór (Gut Neuhof) und des südlich angrenzenden „Abbaus“ (Wohnplatzes) Kaczakępa (Katzerkämpe).[3]

Das Dorf, in einer Lustration (= kritischen Bestandsaufnahme) von 1765 neben weiteren Dörfern erwähnt, bestand 1773 aus 7 Eigenkätnern, darunter waren ein Krüger und ein Fischer, die zusammen nur 12 Morgen Land hatten. Ferner gab es hier 6 weitere Haushalte ohne Landbesitz.[4]

Durch die Erste Teilung Polen-Litauens 1772 wurde das westliche Preußen mit Mewe unter Friedrich II. von Preußen mit dem östlichen Teil des Königreichs Preußen in dem Maße wiedervereinigt, wie diese Teile zur Zeit des Deutschordensstaats miteinander verbunden gewesen waren.

Der polnische Heerführer General Jan Henryk Dąbrowski (Dombrosky) soll sich nach der Überlieferung „von seiner, in dem Gefechte bey Dirschau am Fuß erhaltenen, Schußwunde“ im Herrenhaus Nowy Dwór in Nicponia erholt haben.[5]

Vom 3. Dezember 1829 bis zum 1. April 1878 waren Westpreußen und Ostpreußen zur Provinz Preußen vereinigt, die seit dem 1. Juli 1867 zum Norddeutschen Bund und seit dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich gehörte. In diesem Zeitraum wurde 1867 aus Nicponie (mit „-ie“) Nichtsfelde.[6]

Das Dorf entwickelte sich im 19. und 20. Jahrhundert, nun wurden viele große Wohn- und Dienstleistungshäuser sowie eine Zuckerfabrik gebaut, an die eine Schmalspurbahn angeschlossen wurde. Durch das Dorf wurden Straßen von Nicponia nach Opalenie (Münsterwalde, 1891) und von Bydgoszcz über Nicponia nach Kaliningrad (1824–1830) gebaut. Im westlichen Teil des Dorfes gab es Exerzierbereiche und Schießstände für die Garnison Mewe.[7]

Im Alphabetischen Ortschafts-Verzeichniß für die Provinzen Ost- und Westpreußen (Königsberg in Pr. 1878, S. 170) lautet der Nicponia betreffende Eintrag: „Nichtsfelde (Nicponie) Dorf, [Kreis] Marienwerder, [Distributions-Postanstalt] Mewe.“

Im Jahre 1881 wurde die Zuckerfabrik Mewe-Nichtsfelde gegründet. Der Gesellschaftsvertrag vom 18. Januar 1881 wurde am 22. Februar in das Handelsregister des Amtsgerichts Marienwerder eingetragen. Betreiber war der Berliner Fabrikant Rudolf Dinglinger.[8]

1883 hatte das Dorf 200 Einwohner.[9] 1905 waren es noch 189 Einwohner.[10]

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde die bis dahin deutsche Stadtverwaltung Mewes von einer polnischen Bürgerwehr abgesetzt und übernommen, die die Republik Gniew ausrief. Dieser winzige Stadtstaat bestand bis 1920. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags musste Mewe 1920 zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abgetreten werden.

In der Zwischenkriegszeit war im Dorf eine Polizeistation des Grenzschutzes stationiert.[11]

Vom 27. Januar 1926 datiert eine Verordnung des Ministerrates über die Schaffung einer ländlichen Gemeinde namens „Nicponia“ aus den Gutshöfen Nowy Dwór und Nicponia im Bezirk Gniew in der Woiwodschaft Pommern.[12]

Im Anschluss an den Überfall auf Polen 1939 wurde das Territorium des Polnischen Korridors vom Deutschen Reich völkerrechtswidrig annektiert. Mewe wurde in den Reichsgau Danzig-Westpreußen eingegliedert. Um den zugezogenen Verwaltungsangestellten, Beamten und den Lehrern Wohnungen bieten zu können, wurden in Nichtsfelde etwa 20 Behelfseigenheime gebaut, die Fersebrücke höher und breiter wiederaufgebaut. Nichtsfelde gehörte von 1939 bis 1945 zum Kreis Dirschau im Regierungsbezirk Danzig des Reichsgaus Danzig-Westpreußen und zum Amtsgerichtsbezirk Mewe.[13]

Während der deutschen Besetzung Polens ermordeten deutsche Soldaten im Herbst 1939 etwa 5000 bis 7000 Menschen aus den umliegenden Dörfern im Wald bei Szpęgawsk (sog. Intelligenzaktion Pommern), darunter am 8. Dezember 1939 Franciszka Kajut (* 6. März 1880) aus Nichtsfelde.[14]

Im Jahr 1942 erfolgte die Eingemeindung der Gemeinden Warmhof (Cieple) und Nichtsfelde in den Amtsbezirk Mewe-Land.[15] Volker Rieß vermutet, dass sich Bessarabiendeutsche, die in Danzig-Westpreußen für ermordete oder nach dem Generalgouvernement deportierte Polen angesiedelt wurden, eventuell in neu erbauten Behelfsbaracken auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik Nichtsfelde befunden haben.[16]

Am 19. Februar 1945 marschierten sowjetische Truppen in das Dorf ein. Zu dem Zeitpunkt umfasste der Amtsbezirk Mewe-Land die Gemeinden Gogeln, Grünhof, Kr. Dirschau, Kurstein, Nichtsfelde, Pehsken, Sprauden, Thymau, Kr. Dirschau, und Warmhof (8 Gemeinden). Er wurde zuletzt verwaltet vom Amtskommissar in Nichtsfelde.[17]

Im Zeitraum 1975–1998 gehörte Nicponia zur Woiwodschaft Danzig. 2011 hatte es 738 Einwohner.

Städtepartnerschaften

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Gniew unterhält mit folgenden Orten Partnerschaften:

Früher bestand die Bahnstrecke Morzeszczyn–Gniew nach Morzeszczyn (deutsch: Morroschin, später Leutmannsdorf). Zudem war Mewe mit den Marienwerder Kleinbahnen mit den Orten der Umgebung verbunden.

Persönlichkeiten

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Gmina Gniew

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Die Stadt-und-Land-Gemeinde Gniew zählt auf einer Fläche von 194,8 km² rund 15.000 Einwohner.

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Nicponia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Archivlink (Memento vom 5. September 2007 im Internet Archive).
  2. Abraham Lissauer: Die prähistorischen Denkmäler der Provinz Westpreußen und der angrenzenden Gebiete. Kommissions-Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1887 (Digitalisat).
  3. Auch Katzerkampe. Nicponia auf gniew.pl, abgerufen am 31. Dezember 2020.
  4. Beiträge zur Geschichte Westpreußens, Nicolaus-Copernicus-Verlag, Münster 1973, S. 80.
  5. Das Gefecht bei Dirschau war am 23. Februar 1807. Jan Henryk Dąbrowski auf wikia.org, abgerufen am 31. Dezember 2020. Das Herrenhaus Nowy Dwór in Nicponia ist zum Verkauf angeboten und verfällt zusehends, wie auf gniew.pl zu sehen ist.
  6. Nicponie, Nichtsfelde, Nicponia auf gov.genealogy.net, abgerufen am 30. Dezember 2020.
  7. Nicponia auf gniew.pl, abgerufen am 31. Dezember 2020.
  8. Beiträge zur Geschichte Westpreußens, Nicolaus-Copernicus-Verlag, Münster 1980, S. 97. Beim Bau der Zuckerfabrik wurde ein Brandgrab der älteren römischen Kaiserzeit gefunden. (British Archaeological Reports, 1978, S. 305.)
  9. Ritter’s Geographisch-statistisches Lexikon über die Erdtheile, Länder, Meere, Buchten, Häfen, Seen, Flüsse, Inseln, Gebirge ... 2. Band, Leipzig, Verlag von Otto Wigand, 1883, S. 264.
  10. Kreis Marienwerder auf agoff.de, abgerufen am 30. Dezember 2020.
  11. Marek Jabłonowski, Bogusław Polak: Polskie formacje graniczne 1918–1939. Dokumenty organizacyjne, wybór źródeł. Tom II. Wydawnictwo Uczelniane Politechniki Koszalińskiej, Koszalin 1999, S. 85. ISBN 83-87424-77-3.
  12. Ustawodawstwo polskie z lat 1917–1928, zawarte w Dzienniku urzedowym Departamentu sprawiedliwości T.R.S., Dzienniku urzedowym K.P. Ministerstwa sprawiedliwoasci, Dzienniku praw Kraolestwa polskiego, Dzienniku praw Państwa polskiego i Dzienniku ustaw Rzeczypospolitej polskiej, w brzmieniu, uwzgledniajacem zmiany, wprowadzone do dnia 1 stycznia 1929 r. Tom VII, Wydawnictwo nieurzedowe Ministerstwa sprawiedliwości, 1928, S. 105 f.
  13. Westpreußen-Jahrbuch, Band 47, C. J. Fahle, Münster 1997, S. 17.
  14. Marian Gregorek und Maria Kozłowska: Szpe̦gawsk z martyrologii mieszkańców Kociewia. Wydawnictwo Morskie, Gdynia 1959, S. 124. Vgl. Maria Wardzyńska: Był rok 1939. Operacja niemieckiej policji bezpieczeństwa w Polsce. (Es war 1939. Eine Operation der deutschen Sicherheitspolizei in Polen.) Intelligenzaktion, IPN, Warszawa 2009, S. 150 (auf Polnisch), Digitalisat des Buches.
  15. Amtsblatt des Reichsstatthalters in Danzig-Westpreußen, 1942, S. 102.
  16. Volker Rieß: Die Anfänge der Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ in den Reichsgauen Danzig-Westpreußen und Wartheland 1939/40. Lang, Frankfurt am Main 1995, S. 145.
  17. Amtsbezirk Mewe-Land auf Territorial.de, abgerufen am 9. Januar 2021.