Olympische Sommerspiele 1988/Leichtathletik – 800 m (Frauen)

Der 800-Meter-Lauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul wurde vom 24. bis zum 26. September 1988 in drei Runden im Olympiastadion Seoul ausgetragen. 29 Athletinnen nahmen teil.

Olympische Ringe
Sportart Leichtathletik
Disziplin 800-Meter-Lauf
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 29 Athletinnen aus 19 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion Seoul
Wettkampfphase 24. September 1988 (Vorrunde)
25. September 1988 (Halbfinale)
26. September 1988 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Sigrun Wodars (Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR)
Christine Wachtel (Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR)
Kim Gallagher (Vereinigte Staaten USA)

Olympiasiegerin wurde Sigrun Wodars aus der DDR. Sie gewann vor ihrer Landsfrau Christine Wachtel und der US-Amerikanerin Kim Gallagher.

Für die Bundesrepublik Deutschland startete Gabriela Lesch, die im Halbfinale ausschied.
Läuferinnen aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträgerinnen

Bearbeiten
Olympiasiegerin 1984 Doina Melinte (Rumänien 1965  Rumänien) 1:57,60 min Los Angeles 1984
Weltmeisterin 1987 Sigrun Wodars (Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR) 1:55,26 min Rom 1987
Europameisterin 1986 Nadija Olisarenko (Sowjetunion  Sowjetunion) 1:57,15 min Stuttgart 1986
Panamerikanische Meisterin 1987 Ana Fidelia Quirot (Kuba  Kuba) 1:59,06 min Indianapolis 1987
Zentralamerika und Karibik-Meisterin 1987 Angelita Lind (Puerto Rico  Puerto Rico) 2:04,87 min Caracas 1987
Südamerika-Meisterin 1987 Soraya Telles (Brasilien 1968  Brasilien) 2:07,71 min São Paulo 1987
Asienmeisterin 1987 Choi Se-bum (Korea Sud  Südkorea) 2:05,11 min Singapur 1987
Afrikameisterin 1988 Hassiba Boulmerka (Algerien  Algerien) 2:06,16 min Annaba 1988

Bestehende Rekorde

Bearbeiten
Weltrekord 1:53,28 min Jarmila Kratochvilová (Tschechoslowakei  Tschechoslowakei) München, BR Deutschland (heute Deutschland) 26. Juli 1983[1]
Olympischer Rekord 1:53,43 min Nadija Olisarenko (Sowjetunion 1955  Sowjetunion) Finale OS Moskau, Sowjetunion (heute Russland) 27. Juli 1980
 
Innenraum des Olympiastadions im Jahr 2016

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Olympiasiegerin Sigrun Wodars aus der DDR verfehlte den Rekord im schnellsten Rennen, dem Finale, mit ihren 1:56,10 min um 2,67 Sekunden. Zum Weltrekord fehlten ihr 2,82 Sekunden.

Vorrunde

Bearbeiten

Datum: 24. September 1988[2]

Die Athletinnen traten am 24. September zu insgesamt vier Vorläufen an. Für das Halbfinale qualifizierten sich pro Lauf die ersten drei Athletinnen. Darüber hinaus kamen die vier Zeitschnellsten, die sogenannten Lucky Loser, weiter. Die direkt qualifizierten Athletinnen sind hellblau, die Lucky Loser hellgrün unterlegt.

Vorlauf 1

Bearbeiten

14:10 Uhr[2]

Platz Name Nation Zeit
1 Inna Jewsejewa Sowjetunion  Sowjetunion 2:01,59 min
2 Slobodanka Čolović Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Jugoslawien 2:01,80 min
3 Shireen Bailey Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:02,36 min
4 Sharon Powell Jamaika  Jamaika 2:03,49 min
5 Montserrat Pujol Spanien  Spanien 2:03,73 min
6 Choi Se-bum Korea Sud  Südkorea 2:06,65 min
7 Assumpta Achuo-Bei Kamerun  Kamerun 2:07,10 min
8 Kungu Bakombo Zaire  Zaire 2:11,00 min

Vorlauf 2

Bearbeiten

14:15 Uhr[2]

Platz Name Nation Zeit
1 Christine Wachtel Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 2:00,62 min
2 Joetta Clark Vereinigte Staaten  USA 2:00,83 min
3 Gabriela Lesch Deutschland BR  BR Deutschland 2:00,95 min
4 Maite Zúñiga Spanien  Spanien 2:00,98 min
5 Mary Burzminski Kanada  Kanada 2:02,85 min
6 Shiny Abraham Indien  Indien 2:03,26 min
7 Maria Mutola Mosambik  Mosambik 2:04,36 min
8 Sheila Seebaluck Mauritius  Mauritius 2:08,93 min

Vorlauf 3

Bearbeiten

14:20 Uhr[2]

Platz Name Nation Zeit
1 Sigrun Wodars Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 2:02,24 min
2 Delisa Floyd Vereinigte Staaten  USA 2:02,37 min
3 Soraya Telles Brasilien 1968  Brasilien 2:02,48 min
4 Dalia Matusevičienė Sowjetunion  Sowjetunion 2:02,57 min
5 Kirsty Wade Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:02,75 min
6 Maureen Stewart Costa Rica  Costa Rica 2:08,17 min
7 Laverne Bryan Antigua und Barbuda  Antigua und Barbuda 2:12,18 min
DNS Sun Sumei China Volksrepublik  Volksrepublik China

Vorlauf 4

Bearbeiten

14:25 Uhr[2]

Platz Name Nation Zeit
1 Kim Gallagher Vereinigte Staaten  USA 2:01,70 min
2 Diane Edwards Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:01,79 min
3 Nadija Olisarenko Sowjetunion  Sowjetunion 2:01,81 min
4 Letitia Vriesde Suriname  Suriname 2:01,83 min
5 Hassiba Boulmerka Algerien  Algerien 2:03,33 min
6 Renée Bélanger Kanada  Kanada 2:04,74 min
DNS Rosa Colorado Spanien  Spanien

Halbfinale

Bearbeiten

Datum: 25. September 1988[3]

Für das Finale qualifizierten sich in den beiden Läufen die jeweils ersten vier Athletinnen (hellblau unterlegt).

14:20 Uhr[3]

Platz Name Nation Zeit
1 Sigrun Wodars Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 1:57,21 min
2 Kim Gallagher Vereinigte Staaten  USA 1:57,39 min
3 Slobodanka Čolović Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Jugoslawien 1:57,49 min
4 Maite Zúñiga Spanien  Spanien 1:58,85 min
5 Kirsty Wade Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:00,86 min
6 Soraya Telles Brasilien 1968  Brasilien 2:01,86 min
7 Joetta Clark Vereinigte Staaten  USA 2:03,32 min
8 Nadija Olisarenko Sowjetunion  Sowjetunion 2:05,27 min

14:25 Uhr[3]

Platz Name Nation Zeit
1 Christine Wachtel Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 1:58,44 min
2 Delisa Floyd Vereinigte Staaten  USA 1:58,82 min
3 Inna Jewsejewa Sowjetunion  Sowjetunion 1:59,10 min
4 Diane Edwards Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 1:59,66 min
5 Gabriela Lesch Deutschland BR  BR Deutschland 1:59, 85 min
6 Shireen Bailey Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 1:59,94 min
7 Dalia Matusevičienė Sowjetunion  Sowjetunion 2:00,15 min
8 Letitia Vriesde Suriname  Suriname 2:02,34 min
 
Die beiden Erstplatzierten bei den DDR-Meisterschaften 1988 Christine Wachtel (links) und Sigrun Wodars (rechts) waren auch in Seoul vorn – Wodars siegte vor Wachtel

Datum: 26. September 1988, 13:25 Uhr[3]

Platz Name Nation Zeit
1 Sigrun Wodars Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 1:56,10 min
2 Christine Wachtel Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 1:56,64 min
3 Kim Gallagher Vereinigte Staaten  USA 1:56,91 min
4 Slobodanka Čolović Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Jugoslawien 1:57,50 min
5 Delisa Floyd Vereinigte Staaten  USA 1:57,80 min
6 Inna Jewsejewa Sowjetunion  Sowjetunion 1:59,37 min
7 Maite Zúñiga Spanien  Spanien 1:59,82 min
8 Diane Edwards Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:00,77 min

Für das Finale hatten sich jeweils zwei Läuferinnen aus der DDR und den USA qualifiziert. Komplettiert wurde das Starterfeld mit jeweils einer Athletin aus Jugoslawien, Spanien, der Sowjetunion und Großbritannien.

Eine der Haupt-Favoritinnen, die Kubanerin Ana Fidelia Quirot, konnte auf Grund des kubanischen Boykotts nicht antreten. Mit den größten Sieg- und Medaillen-Aussichten gingen die amtierende Weltmeisterin Sigrun Wodars und Vizeweltmeistern Christine Wachtel, beide aus der DDR, an den Start.

Die beiden DDR-Athletinnen bestimmten das Finalrennen von Beginn an. Bis kurz vor Ende der ersten Runde lag Wachtel an der Spitze, dann übernahm Wodars die Führung. Die 400-Meter-Marke wurde in sehr schnellen 56,43 Sekunden passiert. Dritte war Inna Jewsejewa, UdSSR, Vierte die Jugoslawin Slobodanka Čolović vor der US-Amerikanerin Kim Gallagher. Dahinter gab es eine Lücke, die sich in der Kurve zwischen 400 und 500 Metern vergrößerte. In der Zielkurve schob sich Wachtel an Wodars vorbei und Gallagher passierte die beiden vor ihr liegenden Gegnerinnen. Die beiden DDR-Läuferinnen und Gallagher lagen noch dicht beisammen und kämpften um die Medaillenverteilung. Die Abstände nach hinten wurden immer größer. Auf der Zielgeraden konterte Sigrun Wodars Wachtels Angriff und gewann die Goldmedaille. Christine Wachtel blieb die Silbermedaille, die sie gegen die stark aufgekommene US-Amerikanerin Kim Gallagher behaupten konnte. Slobodanka Čolović verteidigte ihren vierten Platz, während Inna Jewsejewa hinter der US-Amerikanerin Delisa Floyd auf Rang sechs zurückfiel.

Sigrun Wodars errang den ersten Olympiasieg der DDR über 800 Meter der Frauen.

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 800 m - Women, sport-record.de, abgerufen am 5. Dezember 2021
  2. a b c d e Official Report: Games of the XXIVth Olympiad, Seoul 1988, Volume 2, Resultate Leichtathletik, S. 256f, englisch/französisch (PDF, 49.580 KB), abgerufen am 5. Dezember 2021
  3. a b c d Official Report: Games of the XXIVth Olympiad, Seoul 1988, Volume 2, Resultate Leichtathletik, S. 257, englisch/französisch (PDF, 49.580 KB), abgerufen am 5. Dezember 2021