Olympische Sommerspiele 2008/Leichtathletik – Diskuswurf (Frauen)

Der Diskuswurf bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking wurde am 15. und 18. August 2008 ausgetragen. 38 Athletinnen nahmen teil.

Olympische Ringe
Sportart Leichtathletik
Disziplin Diskuswurf
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 38 Athletinnen aus 24 Ländern
Wettkampfort Nationalstadion Peking
Wettkampfphase 15. August 2008 (Qualifikation)
18. August 2008 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Stephanie Brown Trafton (USA)
UkraineUkraine Olena Antonowa (UKR)
China Volksrepublik Song Aimin (CHN)
2004 2012
Das VogelnestOlympiastadion von Peking

Olympiasiegerin wurde die US-Amerikanerin Stephanie Brown Trafton. Olena Antonowa aus der Ukraine gewann die Silbermedaille, Bronze ging an die Chinesin Song Aimin.

Aktuelle Titelträgerinnen

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Olympiasiegerin 2004 Natalja Sadowa (Russland  Russland) 67,02 m Athen 2004
Weltmeisterin 2007 Franka Dietzsch (Deutschland  Deutschland) 66,61 m Ōsaka 2007
Europameisterin 2006 Darja Pischtschalnikowa (Russland  Russland) 65,55 m Göteborg 2006
Panamerikanischer Meisterin 2007 Yarelys Barrios (Kuba  Kuba) 61,72 m Rio de Janeiro 2007
Zentralamerika- und Karibik-Meisterin 2008 Yarelys Barrios (Kuba  Kuba) 62,87 m Cali 2008[1]
Südamerika-Meisterin 2007 Elisângela Adriano (Brasilien  Brasilien) 59,85 m São Paulo 2007[2]
Asienmeisterin 2007 Liu Xiangrong (China Volksrepublik  Volksrepublik China) 61,30 m Amman 2007[3]
Afrikameisterin 2004 Elizna Naudé (Sudafrika  Südafrika) 55,34 m Addis Abeba 2008
Ozeanienmeisterin 2008 Tereapii Tapoki (Cookinseln  Cookinseln) 50,59 m Saipan 2008[4]

Bestehende Rekorde

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Weltrekord 76,80 m Gabriele Reinsch (Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR) Neubrandenburg, DDR (heute Deutschland) 9. Juli 1988[5]
Olympischer Rekord 72,30 m Martina Hellmann (Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR) Finale OS Seoul, Südkorea 29. September 1988

Der schon seit 1980 bestehende olympische Rekord wurde auch bei diesen Spielen nicht erreicht. Der weiteste Wurf gelang der US-amerikanischen Olympiasiegerin Stephanie Brown Trafton mit 64,74 m in ihrem ersten Versuch im Finale am 18. August. Damit blieb sie 7,56 m unter dem Olympia- und 12,06 m unter dem Weltrekord.

Auch der Diskuswurf der Frauen blieb nicht von der Dopingproblematik verschont. Bei der Kubanerin Yarelys Barrios wurde im Rahmen von Nachtests der Dopingproben der Olympischen Sommerspiele 2008 das verbotene Diuretikum Acetazolamid entdeckt. Daraufhin wurde ihr die zunächst errungene Silbermedaille aberkannt.[6]

Die im Finale nach ihr platzierten Athletinnen rückten in der offiziellen Wertung jeweils einen Platz nach vorne.

Leidtragende dieses Dopingbetrugs waren vor allem folgende drei Athletinnen:

  • Song Aimin, Volksrepublik China – Sie musste acht Jahre lang davon ausgehen, medaillenlos geblieben zu sein. Dann endlich erhielt sie ihre Bronzemedaille, was da nur ein schwacher Ausgleich war. Außerdem hatte sie nicht an der Siegerehrung teilnehmen können.
  • Dani Samuels, Australien – Ihr hätten im Finale als achtplatzierte Teilnehmerin drei weitere Würfe zugestanden.
  • Dragana Tomašević, Serbien – Ihr blieb als nach der Qualifikation zwölftplatzierte Werferin die Finalteilnahme verwehrt.

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig

Qualifikation

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Neun Athletinnen (hellblau unterlegt) übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 61,50 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmerinnen nicht erreicht und das Finalfeld wurde mit den drei nächstbesten Starterinnen beider Gruppen (hellgrün unterlegt) auf zwölf Wettbewerberinnen aufgefüllt. So mussten schließlich 60,28 m für die Finalteilnahme erbracht werden. Zu den neun direkt für das Finale qualifizierten Werferinnen gehörte auch die Dopingbetrügerin Yarelys Barrios, sodass schließlich nur elf Athletinnen in die Finalwertung kamen.

Gruppe A

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Natalija Semenowa – ausgeschieden mit 60,18 m

15. August 2008, 19:55 Uhr

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch Weite Anmerkung
1 Stephanie Brown Trafton Vereinigte Staaten  USA 57,78 m x 62,77 m 62,77 m
2 Iryna Jattschanka Belarus  Belarus 62,26 m 62,26 m
3 Mélina Robert-Michon Frankreich  Frankreich x 55,28 m 62,21 m 62,21 m
4 Dani Samuels Australien  Australien x x 61,72 m 61,72 m
5 Olena Antonowa Ukraine  Ukraine 61,25 m 60,61 m 59,92 m 61,25 m
6 Elina Swerawa Belarus  Belarus x 60,28 m 59,60 m 60,28 m
7 Natalija Semenowa Ukraine  Ukraine x 60,18 m x 60,18 m
8 Wioletta Potępa Polen  Polen 59,44 m 59,20 m 59,10 m 59,44 m
9 Joanna Wiśniewska Polen  Polen 59,40 m 58,08 m x 59,40 m
10 Elisângela Adriano Brasilien  Brasilien x x 58,84 m 58,84 m
11 Kateryna Karsak Ukraine  Ukraine x 53,14 m 58,61 m 58,61 m
12 Vera Begić Kroatien  Kroatien 55,87 m 58,50 m x 58,50 m
13 Ma Xuejun China Volksrepublik  Volksrepublik China 58,45 m x 56,84 m 58,45 m
14 Suzy Powell-Roos Vereinigte Staaten  USA 56,02 m x 56,02 m
15 Philippa Roles Vereinigtes Konigreich  Großbritannien x 59,85 m 57,44 m 57,44 m
16 Harwant Kaur Indien  Indien 56,38 m 56,38 m 56,42 m 56,42 m
17 Oxana Jessiptschuk Russland  Russland 54,91 m 54,34 m 55,07 m 55,07 m
18 Tereapii Tapoki Cookinseln  Cookinseln 46,77 m 44,11 m 48,35 m 48,35 m
DOP Yarelys Barrios Kuba  Kuba 62,23 m 62,23 m im Finale dabei, später disqualifiziert[6]

Weitere in Qualifikationsgruppe A ausgeschiedene Diskuswerferinnen:

Gruppe B

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Yania Ferrales – ausgeschieden mit 59,87 m

15. August 2008, 21:20 Uhr

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch Weite Anmerkung
1 Nicoleta Grasu Rumänien  Rumänien 57,51 m 62,51 m 62,51 m
2 Aretha Thurmond Vereinigte Staaten  USA 58,70 m 61,90 m 61,90 m
3 Song Aimin China Volksrepublik  Volksrepublik China 59,89 m 61,31 m 61,67 m 61,67 m
4 Věra Pospíšilová-Cechlová Tschechien  Tschechien 61,61 m 61,61 m
5 Li Yanfeng China Volksrepublik  Volksrepublik China 60,99 m 61,29 m 61,29 m
6 Dragana Tomašević Serbien  Serbien 55,59 m x 60,19 m 60,19 m eigentlich für das Finale qualifiziert
7 Yania Ferrales Kuba  Kuba 59,87 m 58,73 m 59,85 m 59,87 m
8 Swetlana Saikina Russland  Russland x x 59,48 m 59,48 m
9 Elizna Naudé Sudafrika  Südafrika 58,75 m 57,09 m 58,35 m 58,75 m
10 Krishna Poonia Indien  Indien 57,31 m 58,23 m 58,15 m 58,23 m
11 Natalja Sadowa Russland  Russland x 58,11 m 57,76 m 58,11 m
12 Beatrice Faumuina Neuseeland  Neuseeland 57,15 m x 54,49 m 57,15 m
13 Hanna Mazgunova Belarus  Belarus x x 56,77 m 56,77 m
14 Anna Söderberg Schweden  Schweden x 55,28 m 53,48 m 55,28 m
15 Zinaida Sendriūtė Litauen  Litauen 54,81 m 53,41 m 52,42 m 54,81 m
16 Wenera Getowa Bulgarien  Bulgarien 52,51 m 54,00 m 52,40 m 54,00 m
17 Dorothea Kalpakidou Griechenland  Griechenland x 53,00 m 51,61 m 53,00 m
18 Rocío Comba Argentinien  Argentinien x x 51,36 m 51,36 m
NM Żaneta Glanc Polen  Polen x x x ogV

Weitere in Qualifikationsgruppe B ausgeschiedene Diskuswerferinnen:

18. August 2008, 19:00 Uhr

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch 4. Versuch 5. Versuch 6. Versuch Endresultat Anmerkung
1 Stephanie Brown Trafton Vereinigte Staaten  USA 64,74 m x x 58,39 m 61,30 m x 64,74 m
2 Olena Antonowa Ukraine  Ukraine 60,79 m 62,16 m x 60,50 m 62,59 m 62,34 m 62,59 m
3 Song Aimin China Volksrepublik  Volksrepublik China 56,41 m 59,55 m 62,17 m 61,75 m 62,20 m 60,51 m 62,20 m
4 Věra Pospíšilová-Cechlová Tschechien  Tschechien x 61,08 m x 58,74 m 61,75 m 61,66 m 61,75 m
5 Elina Swerawa Belarus  Belarus 60,43 m 60,10 m x x 60,34 m 60,82 m 60,82 m
6 Li Yanfeng China Volksrepublik  Volksrepublik China 60,68 m x 59,72 m x x 60,62 m 60,68 m
7 Mélina Robert-Michon Frankreich  Frankreich 60,49 m x x x 60,66 m 60,45 m 60,66 m
8 Dani Samuels Australien  Australien 57,14 m x 60,15 m eigentlich zu drei weiteren Würfen berechtigt 60,15 m
9 Aretha Thurmond Vereinigte Staaten  USA 56,72 m 59,80 m 57,99 m nicht im Finale der
besten acht Werferinnen
59,80 m
10 Iryna Jattschanka Belarus  Belarus x x 59,27 m 59,27 m
11 Nicoleta Grasu Rumänien  Rumänien 58,63 m x x 58,63 m
DOP Yarelys Barrios Kuba  Kuba 63,17 m 63,64 m 62,22 m 62,12 m x 60,30 m 63,64 m disqualifiziert nach 8 Jahren[6]

Für das Finale hatten sich zwölf Athleten qualifiziert, neun von ihnen über die Qualifikationsweite, weitere drei über ihre Platzierungen. Vertreten waren je zwei Chinesinnen, US-Amerikanerinnen und Weißrussinnen sowie jeweils eine Teilnehmerin aus Australien, Frankreich, Kuba, Rumänien, Tschechien und der Ukraine. Zu ihnen gehörte die Kubanerin Yarelys Barrios, die wie oben im Abschnitt „Doping“ beschrieben acht Jahre nach Austragung des Wettbewerbs wegen Dopingmissbrauchs disqualifiziert wurde.[6]

Zum Kreis der Favoritinnen gehörte vor allem die deutsche Weltmeisterin von 2005 und 2007 Franka Dietzsch. Doch diese sagte ihre Teilnahme am olympischen Wettbewerb aus gesundheitlichen Gründen ab. Eine weitere Athletin mit sehr guten Medaillenchancen war die gedopte und später disqualifizierte Kubanerin Yarelys Barrios.[6] Zu den weiteren Medaillenkandidatinnen gehörten die rumänische Olympiafünfte von 2004, WM-Fünfte von 2005, EM-Dritte von 2006 und WM-Dritte von 2007 Nicoleta Grasu, die tschechische Olympiadritte von 2004, WM-Dritte von 2005 und EM-Siebte von 2006 Věra Pospíšilová-Cechlová sowie die Ukrainerin Olena Antonowa als WM-Achte von 2005 und WM-Fünfte von 2007.

Nach dem ersten Durchgang des Finales führte die US-Amerikanerin Stephanie Brown Trafton mit einem Wurf von 64,74 m vor der gedopten Barrios (63,17 m), Antonowa (60,79 m) und der Chinesin Li Yanfeng (60,68 m). Mit knappen Abständen folgten die Französin Mélina Robert-Michon (60,49 m) und die Weißrussin Elina Swerawa (60,43 m). Es war davon auszugehen, dass dies ein Anfang war, denn nur fünf Athletinnen hatten die 60-Meter-Marke übertroffen und auch die Führungsweite lag deutlich hinter den Weiten zurück, die bei großen Meisterschaften in den letzten Jahren erzielt worden waren. Doch der Wettbewerb wollte nicht mehr so recht Fahrt aufnehmen. Im Kampf um die Medaillen gab es zwar noch Verschiebungen und Verbesserungen, Brown Traftons Weite aus Runde eins sollte jedoch bis zuletzt als Spitzenergebnis Bestand haben und brachte der US-Amerikanerin den überraschenden Olympiasieg.

In Runde zwei gab es hinter Brown Trafton zwei Verbesserungen in den Weiten durch Barrios (63,17 m) und Antonowa (62,16 m). Eine Veränderung der Platzierungen auf den Rängen eins bis drei gab es dadurch jedoch nicht. Pospíšilová-Cechlová setzte sich mit 61,08 m auf den vierten Platz. Im dritten Durchgang gelangen der Chinesin Song Aimin 62,17 m, sie schob sich damit einen Zentimeter vor Antonowa auf den dritten Platz. In der vorletzten Versuchsreihe konterte die Ukrainerin mit 62,59 m. Auch Song (62,20 m), Pospíšilová-Cechlová (61,75 m) und Robert-Michon (60,66 m) verbesserten ihre Weiten, was jedoch keine Auswirkungen auf die Rangfolge hatte. Im letzten Durchgang brachte nur noch Swerawas Wurf von 60,82 m eine letzte Veränderung.

Erst acht Jahre nach diesem Wettbewerb ergab sich durch Disqualifikation der zunächst zweitplatzierten Yarelys Barrios die endgültige Reihenfolge und Medaillenvergabe hinter Olympiasiegerin Stephanie Brown Trafton. Silber errang Olena Antonowa, Song Aimin sicherte sich die Bronzemedaille. Vierte wurde Věra Pospíšilová-Cechlová vor Elina Swerawa und Li Yanfeng. Rang sieben belegte Mélina Robert-Michon vor der Australierin Dani Samuels.

Stephanie Brown Trafton gewann die zweite Goldmedaille für die USA im Diskuswurf der Frauen nach Lillian Copelands Olympiasieg 1932 in Los Angeles.
Olena Antonowa und Song Aimin errangen die jeweils ersten Medaillen für die Ukraine bzw. China in dieser Disziplin.

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Einzelnachweise

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  1. Campeonato CAC de Atletismo 2008 auf athlecac.org, abgerufen am 5. Juli 2018
  2. Campeonato Sudamericano de Atletismo 2007 auf athlecac.org, abgerufen am 5. Juli 2018
  3. Asian Championships, gbrathletics.com, abgerufen am 18. März 2022
  4. Oceania Championships, gbrathletics.com, abgerufen am 18. März 2022
  5. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), Discus throw - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 18. März 2022
  6. a b c d e Silbermedaillengewinnerin von Peking positiv getestet. In: Der Spiegel 1. September 2016, abgerufen am 18. März 2022