Olympische Sommerspiele 1972/Leichtathletik – Diskuswurf (Frauen)

Der Diskuswurf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1972 in München wurde am 9. und 10. September 1972 im Olympiastadion München ausgetragen. Siebzehn Athletinnen nahmen teil.

Olympische Ringe
Sportart Leichtathletik
Disziplin Diskuswurf
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 17 Athletinnen aus 10 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion München
Wettkampfphase 9. September 1972 (Qualifikation)
10. September 1972 (Finale)
Siegerweite 66,62 m Olympischer Rekord
Medaillengewinnerinnen
Sowjetunion 1955 Faina Melnik (URS)
Rumänien 1965 Argentina Menis (ROM)
Bulgarien 1971 Wassilka Stoewa (BUL)
1968 1976

Olympiasiegerin wurde Faina Melnik aus der Sowjetunion. Die Silbermedaille gewann die Rumänin Argentina Menis, Bronze ging an die Bulgarin Wassilka Stoewa.

Für die Bundesrepublik Deutschland – offiziell Deutschland – traten Brigitte Berendonk und Liesel Westermann an. Beide erreichten das Finale. Westermann wurde Fünfte, Berendonk Elfte.
Die DDR wurde durch Gabriele Hinzmann vertreten. Auch sie kam ins Finale und belegte dort Rang sechs.
Athletinnen aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Bestehende Rekorde

Bearbeiten
Weltrekord 66,76 m Faina Melnik (Sowjetunion 1955  Sowjetunion) Moskau, Sowjetunion (heute Russland) 4. August 1972[1]
Olympischer Rekord 58,28 m Lia Manoliu (Rumänien 1965  Rumänien) Finale OS Mexiko-Stadt, Mexiko 18. Oktober 1968
 
Blick vom Olympiaberg auf das Olympiastadion

Rekordverbesserungen

Bearbeiten

Der bestehende olympische Rekord wurde viermal verbessert:

  • 61,58 m – Argentina Menis (Rumänien), Qualifikation am 9. September, erster Versuch
  • 64,48 m – Argentina Menis (Rumänien), Finale am 10. September, erster Versuch
  • 65,06 m – Argentina Menis (Rumänien), Finale am 10. September, vierter Versuch
  • 66,62 m – Faina Melnik (Sowjetunion), Finale am 10. September, vierter Versuch

Durchführung des Wettbewerbs

Bearbeiten

Die Athletinnen traten am 9. September zu einer Qualifikationsrunde an. Genau zwölf von ihnen – hellblau unterlegt – übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 55,00 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmerinnen erreicht.

Im Finale am 10. September hatte jede Athletin zunächst drei Versuche. Den besten acht Teilnehmerinnen standen anschließend weitere drei Würfe zur Verfügung.

Zeitplan

Bearbeiten

09. September, 10:30 Uhr: Qualifikation
10. September, 15:00 Uhr: Finale[2]

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig

Qualifikation

Bearbeiten
 
Josephine de la Viña – ausgeschieden mit 53,29 m

Datum: 9. September 1972, 10:30 Uhr[3]

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch Weite Anmerkung
1 Argentina Menis Rumänien 1965  Rumänien 61,58 m OR 61,58 m OR
2 Faina Melnik Sowjetunion 1955  Sowjetunion 53,00 m 61,26 m 61,26 m
3 Tamara Danilowa Sowjetunion 1955  Sowjetunion 60,34 m 60,34 m
4 Gabriele Hinzmann Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 59,80 m 59,80 m
5 Liesel Westermann Deutschland BR  BR Deutschland 58,26 m 58,26 m
6 Carmen Ionesco Rumänien 1965  Rumänien x 57,82 m 57,82 m
7 Brigitte Berendonk Deutschland BR  BR Deutschland 54,74 m 56,90 m 56,90 m
8 Swetla Boschkowa Bulgarien 1971  Bulgarien 54,52 m 56,42 m 56,42 m
9 Lia Manoliu Rumänien 1965  Rumänien 55,88 m 55,88 m
10 Rosemary Payne Vereinigtes Konigreich  Großbritannien x 53,56 m 55,56 m 55,56 m
11 Wassilka Stoewa Bulgarien 1971  Bulgarien x 55,26 m 55,26 m
12 Ljudmila Murawjowa Sowjetunion 1955  Sowjetunion 55,24 m 55,24 m
13 Josephine de la Viña Philippinen 1944  Philippinen 51,08 m x 53,29 m 53,29 m
14 Radostina Wasekowa Bulgarien 1971  Bulgarien x x 53,86 m 53,86 m
15 Krystyna Nadolna Polen 1944  Polen x 47,42 m 52,52 m 52,52 m
16 Olga Connolly Vereinigte Staaten  USA 51,58 m x 50,76 m 51,58 m
17 Maggy Wauters Belgien  Belgien 49,62 m x x 49,62 m
DNS Baeg Ok-ja Korea Sud 1949  Südkorea
Jolán Kleiber-Kontsek Ungarn 1957  Ungarn
Rosa Molina Chile  Chile

Datum: 10. September 1972, 15:00 Uhr[3]

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch 4. Versuch 5. Versuch 6. Versuch Endresultat Anmerkung
1 Faina Melnik Sowjetunion 1955  Sowjetunion 60,56 m 61,32 m 57,96 m 66,62 m OR 62,76 m x 66,62 m OR
2 Argentina Menis Rumänien 1965  Rumänien 64,28 m OR 59,82 m 60,88 m 65,06 m OR 63,78 m 64,90 m 65,06 m
3 Wassilka Stoewa Bulgarien 1971  Bulgarien 61,08 m x 64,20 m 62,25 m 64,34 m 62,10 m 64,34 m
4 Tamara Danilowa Sowjetunion 1955  Sowjetunion 62,64 m 58,14 m 62,86 m 61,14 m x x 62,86 m
5 Liesel Westermann Deutschland BR  BR Deutschland x 57,04 m 62,18 m 61,66 m x x 62,18 m
6 Gabriele Hinzmann Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 57,52 m 59,14 m 60,12 m 61,08 m 61,72 m 60,22 m 61,72 m
7 Carmen Ionesco Rumänien 1965  Rumänien 57,78 m 58,76 m 57,06 m 59,08 m x 60,42 m 60,42 m
8 Ljudmila Murawjowa Sowjetunion 1955  Sowjetunion 57,52 m 57,92 m 59,00 m x 58,86 m 57,20 m 59,00 m
9 Lia Manoliu Rumänien 1965  Rumänien 58,18 m 58,50 m x nicht im Finale der
besten acht Werferinnen
58,50 m
10 Swetla Boschkowa Bulgarien 1971  Bulgarien 56,50 m 56,72 m x 56,72 m
11 Brigitte Berendonk Deutschland BR  BR Deutschland 55,60 m x 56,58 m 56,58 m
12 Rosemary Payne Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 56,50 m x 52,26 m 56,50 m

Als Favoritin galt die Weltrekordlerin un amtierende Europameisterin Faina Melnik. Eine Herausforderin war die Rumänin Argentina Menis. Ihre Landsfrau Lia Manoliu, die Olympiasiegerin von 1968, war auch noch einmal im Finale dabei, doch wurden ihr bei ihren bereits sechsten Olympischen Spielen seit 1952 keine Medaillenchancen mehr eingeräumt; es war schon erstaunlich genug, dass sie hier ein letztes Mal dabei sein konnte. Eine weitere frühere Olympiasiegerin, Olga Connolly, die 1956 unter ihrem Mädchennamen Olga Fikotová für die Tschechoslowakei Gold errungen hatte und seit 1960 nach ihrer Heirat des Hammerwerfers Hal Connolly für die USA startete, scheiterte bei ihrer fünften und letzten Olympiateilnahme in der Qualifikation. Zum Kreis der Anwärterinnen für eine vordere Platzierung gehörten u. a. auch die sowjetische Werferin Tamara Danilowa und Liesel Westermann, Bundesrepublik Deutschland, 1968 Olympiazweite und 1971 Vizeeuropameisterin.

Menis hatte in der Qualifikation einen neuen Olympiarekord erzielt. Dieser wurde gleich in der ersten Runde sowohl von Danilowa als auch von Menis selber deutlich übertroffen. Im dritten Versuch zog die Bulgarin Wassilka Stoewa an Danilowa vorbei auf Rang zwei, Melnik lag zu dem Zeitpunkt auf Platz fünf hinter Westermann. Im vierten Durchgang gelang zuerst Menis eine weitere Verbesserung des olympischen Rekords, doch gleich anschließend übertraf Melnik diese Weite. Damit führte Faina Melnik nun vor Argentina Menis, Wassilka Stoewa, Tamara Danilowa und Liesel Westermann. Stoewa konnte sich im fünften Versuch noch einmal verbessern, an der Reihenfolge änderte sich dadurch und auch anschließend nichts mehr.[4]

Wassilka Stoewa gewann die erste bulgarische Medaille im Diskuswurf der Frauen.

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), Discus throw - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 5. Oktober 2021
  2. Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 43 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen am 5. Oktober 2021
  3. a b Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 73 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen am 5. Oktober 2021
  4. Athletics at the 1972 München: Women's discus throw, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 5. Oktober 2021