Olympische Sommerspiele 1972/Leichtathletik – Zehnkampf (Männer)
Der Zehnkampf der Männer bei den Olympischen Spielen 1972 in München wurde am 7. und 8. September 1972 im Olympiastadion ausgetragen. 33 Athleten nahmen teil. Zur Ermittlung der Punktzahl wurde die 1971 modifizierte Zehnkampf-Tabelle benutzt.
Sportart | Leichtathletik | ||||||||
Disziplin | Zehnkampf | ||||||||
Geschlecht | Männer | ||||||||
Teilnehmer | 33 Athleten aus 19 Ländern | ||||||||
Wettkampfort | Olympiastadion München | ||||||||
Wettkampfphase | 7./8. September 1972 | ||||||||
Siegerpunktzahl | 8456 Punkte | ||||||||
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Olympiasieger wurde Mykola Awilow aus der Sowjetunion, der einen mit 8454 Punkten (8466 Punkte nach der Wertung von 1985) neuen Weltrekord erzielte. Die Silbermedaille gewann sein Landsmann Leonid Lytwynenko, Bronze ging an den Polen Ryszard Katus.
Für die Bundesrepublik Deutschland – offiziell Deutschland – starteten Horst Beyer, Hans-Joachim Perk und Hans-Joachim Walde. Alle drei Athleten konnten den Wettkampf nicht beenden. Beyer und Perk brachen ihn nach der dritten, Walde nach der vierten Disziplin ab.
Die DDR wurde durch Joachim Kirst und Stefan Schreyer vertreten. Schreyer belegte im Endklassement Rang fünf, Kirst brach den Wettkampf nach der sechsten Disziplin ab.
Für die Schweiz gingen Heinz Born und Ruedi Mangisch an den Start. Born belegte im Endklassement Rang neunzehn, Mangisch trat nach der neunten Disziplin nicht mehr an.
Der Österreicher Sepp Zeilbauer beendete den Zehnkampf auf Platz neun.
Zehnkämpfer aus Liechtenstein nahmen nicht teil.
Rekorde
BearbeitenBestehende Rekorde
BearbeitenWertung von 1962 | Wertung von 1985 | Name, Land | Ort, Land | Datum | |
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Weltrekord | 8417 Punkte | 8310 Punkte | Bill Toomey ( USA) | Los Angeles, USA | 11. Dezember 1969[1] |
Olympischer Rekord | 8193 Punkte | 8064 Punkte | OS Mexiko-Stadt, Mexiko | 18./19. Oktober 1968 |
Anmerkung:
Der Olympiasieger von 1960 Rafer Johnson hatte bei seinem Wettkampf in Rom 8392 Punkte erreicht. Das liegt rein zahlentechnisch über Bill Toomeys o. g. olympischen Rekord. Allerdings sind diese Resultate so nicht vergleichbar, da 1960 ein anderes Wertungssystem eingesetzt wurde. Bei Verwendung sowohl der 1972 gültigen als auch der heute eingesetzten Punktetabelle von 1985 ist Toomeys 1968 erzieltes Resultat deutlich besser als das von Rafer Johnson aus dem Jahre 1960.
Rekordverbesserung
BearbeitenDer sowjetische Olympiasieger Mykola Awilow verbesserte den bestehenden olympischen Rekord in diesem Wettkampf am 7./8. September auf 8454 Punkte (8466 Punkte nach der Wertung von 1985). Damit stellte er gleichzeitig einen neuen Weltrekord auf.
Durchführung des Wettbewerbs
BearbeitenDer Zehnkampf wurde nach denselben Regeln wie heute durchgeführt. Die zehn Disziplinen fanden auf zwei Tage verteilt statt. Gewertet wurde nach der Punktetabelle von 1971.
Zeitplan des Wettbewerbs
BearbeitenAm 7. September (ab 10:00 Uhr) wurden absolviert:
100 m
Weitsprung
Kugelstoßen
Hochsprung
400 m
Am 8. September (ab 9:00 Uhr) wurden absolviert:
110 m Hürden
Diskuswurf
Stabhochsprung
Speerwurf
1500 m[2]
Anmerkung:
Im Kugelstoßen, Diskus- und Speerwurf sowie im Weitsprung sind die jeweiligen Bestweiten fett gedruckt. Im Hoch- bzw. Stabhochsprung ist der jeweils letzte gültige und damit beste Versuch ebenfalls fett gedruckt.
Teilnehmer
Bearbeiten33 Athleten aus 19 Ländern nahmen an dem olympischen Wettkampf teil:
Ein gemeldeter Teilnehmer startete nicht:
Renato Carnevali | Italien |
Disziplinen
Bearbeiten100-Meter-Lauf
BearbeitenDie Disziplin wurde in fünf Läufen durchgeführt.
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Weitsprung
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Kugelstoßen
BearbeitenJoachim Kirst übernahm die Führung vor seinem Mannschaftskameraden Stefan Schreyer. Der bislang führende Tadeusz Janczenko fiel auf Platz drei zurück, Mykola Awilow kletterte auf Platz vier.
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Hochsprung
BearbeitenFolgende Athleten traten zum Hochsprung nicht mehr an: Horst Beyer und Hans-Joachim Perk, beide BR Deutschland, sowie der Schwede Lennart Hedmark.
Mit 2,12 m erzielte Mykola Awilow die größte Höhe im Hochsprung im Rahmen des olympischen Zehnkampfes. 2,14 m riss Awilow dann dreimal.[3]
Awilow rückte durch diese Leistung auf Platz zwei vor, 38 Punkte hinter Joachim Kirst. Tadeusz Janczenko, Ryszard Skowronek und Stefan Schreyer folgten auf den Plätzen drei bis fünf.
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400-Meter-Lauf
BearbeitenDie Disziplin wurde in fünf Läufen durchgeführt.
Der bundesdeutsche Bronzemedaillengewinner von 1964 und Silbermedaillist von 1968 Hans-Joachim Walde trat zu dieser fünften Disziplin nicht mehr an.
Mykola Awilow konnte den Rückstand auf Joachim Kirst auf nun 16 Punkte verringern.
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110-Meter-Hürdenlauf
BearbeitenDie Disziplin wurde in fünf Läufen durchgeführt.
Der bislang führende Joachim Kirst zog sich eine Verletzung zu, als er an der dritten Hürde stürzte, und musste das Rennen aufgeben. Damit übernahm Mykola Awilow die Führung und hatte 259 Punkte Vorsprung auf den Polen Ryszard Skowronek. Während Tadeusz Janczenko, ebenfalls Polen, auf Platz sieben abrutschte, zog sein Landsmann Ryszard Katus an ihm vorbei auf Platz sechs. Dazwischen lagen auf den Plätzen drei bis fünf Stefan Schreyer, DDR, der Brite Peter Gabbett und Freddy Herbrand aus Belgien.
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Diskuswurf
BearbeitenWegen seiner im Hürdenlauf zugezogenen Verletzung trat Joachim Kirst aus der DDR ebenso wie der Kanadier Gerry Moro zu dieser siebten Disziplin nicht mehr an.
Mit 51,46 m erzielte József Bakai die größte Weite im Diskuswurf im Rahmen des olympischen Zehnkampfes.[4]
Mykola Awilow konnte seinen Vorsprung weiter ausbauen. Er führte nun mit 295 Punkten Vorsprung vor Stefan Schreyer und dem Freddy Herbrand.
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Stabhochsprung
BearbeitenClifford Brooks aus Barbados und der Pole Ryszard Skowronek traten zu dieser achten Disziplin nicht mehr an.
Mykola Awilow baute seinen Vorsprung an der Spitze auf 332 Punkte aus. Chancen auf die Medaillenplätze hatten die Athleten noch bis Platz neun. Den zweiten und neunten Rang trennten lediglich 195 Punkte.
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Speerwurf
BearbeitenZu dieser neunten Disziplin trat Luis Alberto Flores Asturias aus Guatemala nicht mehr an.
Der Sieg war Mykola Awilow kaum noch zu nehmen, er führte nun mit 344 Punkten Vorsprung. Außerdem war er auf Weltrekordkurs. Spannend blieb es dahinter weiterhin im Kampf um die Medaillen.
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1500-Meter-Lauf
BearbeitenDie Disziplin wurde in drei Läufen durchgeführt.
Der Schweizer Ruedi Mangisch und der Brite Peter Gabbett traten zu dieser letzten Disziplin nicht mehr an.
Mit 4:05,9 min erzielte Leonid Lytwynenko die beste Zeit im 1500-Meter-Lauf im Rahmen des olympischen Zehnkampfes.[5]
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Endergebnis
BearbeitenDatum: 7./8. September 1972[6]
Der Zehnkampf von München wurde am zweiten Tag zu einer Zweiklassengesellschaft mit einem haushoch überlegenen Olympiasieger Mykola Awilow aus der UdSSR, Olympiavierter von 1968, und dem um die Platzierungen und Medaillen kämpfenden Feld weit dahinter. Danach hatte es im Laufe des ersten Tages allerdings nicht ausgesehen. Vor allem der Doppeleuropameister von 1969 und 1971 Joachim Kirst setzte von der dritten Übung an, dem Kugelstoßen, die Maßstäbe. Nach fünf Disziplinen am Ende des ersten Tages führte Kirst mit 4363 Punkten, aber hier schon lag Awilow mit seinem Halbzeitergebnis von 4347 Punkten nur noch knapp zurück. Auch dahinter waren die Abstände zu den Athleten auf den weiteren Plätzen noch eng und der Ausgang war völlig offen.
Das änderte sich mit dem 110-Meter-Hürdenlauf, der ersten Übung des zweiten Tages. Awilow lief die schnellste Zeit auf dieser Strecke, während Kirst an der dritten Hürde stürzte und den Wettkampf anschließend verletzt aufgeben musste. Jetzt betrug der Vorsprung des sowjetischen Zehnkämpfers bereits mehr als 200 Punkte, den er vor der letzten Disziplin, dem 1500-Meter-Lauf, auf fast 350 Punkte ausbaute. Awilows Leistungen waren so hochklassig, dass sogar der Weltrekord noch im Bereich des Möglichen lag. Für die Athleten hinter ihm bestanden noch bis hin zum Neuntplatzierten berechtigte Aussichten auf die Silber- bzw. Bronzemedaille.
Mykola Awilow musste für einen Weltrekord eine Zeit von ca. 4:28 min laufen und erzielte 4:22,8 min. Damit wurde er Olympiasieger und verbesserte Bill Toomeys bis dahin bestehenden Weltrekord um 39 Punkte. Leonid Lytwynenko konnte sich mit seiner 1500-Meter-Bestzeit – 4:05,9 min – von Platz acht noch bis auf Platz zwei vorschieben. Alle direkten Konkurrenten um die Spitzenpositionen waren im selben Lauf – dem dritten – gestartet. Niemand konnte dem Tempo des sowjetischen Athleten etwas entgegensetzen. Stefan Schreyer, DDR, verlor nicht nur seinen Vorsprung von mehr als 200 Punkten auf Lytwynenko, sondern wurde auch noch vom Polen Ryszard Katus und dem US-Amerikaner Jeff Bennett überflügelt. Katus machte die ihm fehlenden 67 Punkte wett und sicherte sich somit die Bronzemedaille.
Anmerkung:
Zur besseren Einordnung der Leistung sind neben den offiziellen Punkten nach der Wertungstabelle von 1971 die nach dem heutigen Wertungssystem von 1985 umgerechneten Punktzahlen mit angegeben. Nach dieser heute gültigen Tabelle hätte es nur wenige Abweichungen gegeben: Der siebtplatzierte Steen Smidt-Jensen wäre zwei Ränge weiter vorne, Stefan Schreyer und Freddy Herbrand wären dafür jeweils um einen Platz nach unten gerückt. Vertauscht wären die Ränge elf/zwölf, sechzehn/siebzehn sowie 20/21. Ansonsten wäre die Reihenfolge unverändert. Aber diese Vergleiche sind nur Anhaltswerte, denn als Grundlage müssen die jeweils unterschiedlichen Maßstäbe der Zeit gelten.
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Der spätere Olympiasieger (1976) Bruce Jenner (hier im Jahr 2012) belegte Rang zehn – nach einer späteren Geschlechtsumwandlung bekannt als Caitlyn Jenner
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Peter Gabbett (Foto: 2007) beendete seinen Zehnkampf nach der neunten Übung, dem Speerwurf
Videolinks
Bearbeiten- 100m Munich Olympic Stadium decathlon, youtube.com, abgerufen am 4. Dezember 2017
- Long jump Munich Olympic Stadium decathlon, youtube.com, abgerufen am 4. Dezember 2017
- 400m Munich Olympic Stadium decathlon, youtube.com, abgerufen am 4. Dezember 2017
- 110m hurdles Munich Olympic Stadium decathlon, youtube.com, abgerufen am 4. Dezember 2017
Literatur
Bearbeiten- Werner Schneider / Sport-Informations-Dienst / Bertelsmann Sportredaktion: Die Olympischen Spiele 1972. München – Kiel – Sapporo. Bertelsmann-Verlag, München/ Gütersloh/ Wien 1972, ISBN 3-570-04559-5, S. 50f.
Weblinks
Bearbeiten- Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 64 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen 3. Oktober 2021
- Munich 1972, Athletics decathlon men Results, Seite des IOC (englisch), olympics.com, abgerufen 3. Oktober 2021
- Olympedia, Athletics at the 1972 Summer Olympics, Decathlon, Men, olympics.com (englisch), abgerufen 3. Oktober 2021
- Athletics at the 1972 München: Men's decathlon, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen 3. Oktober 2021
- Mehrkampfrechner Zehnkampf Männer, ladv.de, abgerufen am 3. Oktober 2021
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Athletics - Progression of outdoor world records, Decathlon, sport-record.de (englisch), abgerufen am 3. Oktober 2021.
- ↑ Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 43 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen 3. Oktober 2021.
- ↑ Athletics at the 1972 München: Men's decathlon, high jump, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen 3. Oktober 2021.
- ↑ Athletics at the 1972 München: Men's decathlon, discus throw, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen 3. Oktober 2021.
- ↑ Athletics at the 1972 München: Men's decathlon, 1500m, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen 3. Oktober 2021.
- ↑ Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 64 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen 3. Oktober 2021.