Paschalis Gratze

deutscher Orgelbauer, Kirchenplaner und Baumeister

Paschalis Gratze (auch: Grace, * 27. November 1819 in Werden (Ruhr) als Theodor Wilhelm Gratze; † 30. April 1896 in Dingelstädt) war ein deutscher Orgelbauer, Kirchenplaner und Baumeister, der dem Franziskanerorden angehörte.

Donatuskapelle, Linz am Rhein
Herz-Jesu-Kloster, Düsseldorf
St.-Jacobus-Kirche, Hilden
Franziskanerkloster Kerbscher Berg
Wallfahrtskirche „Christus der Erlöser“ auf dem Hülfensberg

Theodor Wilhelm Gratze begann nach seinem Schulabschluss eine Lehre beim Orgelbaumeister Heinrich Anton Weitz (1798–1871) in Düsseldorf, der auf die Reparatur von Orgeln spezialisiert und auch als Gutachter tätig war.[1][2]

Anlässlich einer Orgelreparatur in Neviges gewann Gratze Einblicke in das Klosterleben; er trat am 3. Oktober 1844 in Warendorf als Ordensbruder in die Sächsische Provinz (Saxonia) des Franziskanerordens ein und erhielt den Ordensnamen Paschalis.[2]

In der Folgezeit führte Gratze Orgelbauten und -reparaturen für Klöster, hauptsächlich im Raum Westfalen, aus und war darüber hinaus als Sachverständiger tätig.[1] Im Jahr 1852 begleitete er seinen Provinzialminister, Pater Xaverius Kaufmann (* 7. Oktober 1825 in Windhausen (Attendorn) als Friedrich Kaufmann; † 26. September 1888 in Düsseldorf), auf einer Italienreise, die unter anderem nach Rom führte und Einfluss auf seine kurz darauf zunächst mit Reparaturen einsetzende Baumeistertätigkeit hatte. Mit der Erneuerung des Gewölbes der Klosterkirche in Warendorf stieß er erstmals auf die Anerkennung von Fachleuten.[3][4]

Gratze war als Architekt Autodidakt, führte aber über vierzig Kirchen- und Klosterbauten meist im neogotischen Stil aus, wobei er sich anfangs auch auf Pläne anderer Architekten stützen konnte.[5][6]

Auch in seinem neuen Arbeitsfeld war er als sachverständiger Gutachter tätig. Die ersten sakralen Bauten befanden sich hauptsächlich im Rheinland und angrenzenden Gebieten. Während des Deutsch-Französischen Kriegs (1870/71) kümmerte sich Gratze um Typhuskranke.[7] Während des Kulturkampfs wurde er vom Düsseldorfer Augenarzt Albert Mooren mit Verwaltung und Umbau seines im Jahr 1870 erworbenen Schlosses Allner bei Hennef betraut.[8] 1888 kehrte Bruder Paschalis ins Kloster zurück, plante und baute bis zu seinem Lebensende wieder Kirchen und Klöster, hauptsächlich im Bereich Eichsfeld und Thüringen.

Bauten und Entwürfe (Auswahl)

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Den Bau der Kirche St. Josef in Düsseldorf-Oberbilk beendete Gratze wegen Geldmangels mit einem unfertigen Turm, der später 1879 von den Architekten August Rincklake und Caspar Clemens Pickel vollendet wurde.

Gratze starb zwei Tage nach Grundsteinlegung der St.-Stephanus-Kirche in Berlingerode in dem von ihm sechs Jahre zuvor fertiggestellten Franziskanerkloster Kerbscher Berg. Er wurde auf dem Friedhof des Klosters beerdigt. Gratze hinterließ fertige Entwürfe für die Wallfahrtskapelle Etzelsbach sowie die katholischen Kirchen in Breitenberg, Ershausen und Großtöpfer. Der Bau der St.-Stephanus-Kirche wurde von Fritz Cordier vollendet.[2]

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Commons: Paschalis Gratze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Herbert Brügge: Franziskaner Paschalis Gratze als Orgelbauer in: Eichsfelder Heimatzeitschrift, Duderstadt, Heft 11/2012
  2. a b c Josef Keppler: Erinnerung an franziskanischen Baumeister: Paschalis-Gratze-Weg von Effelder zum Hülfensberg in: Eichsfelder Heimatzeitschrift, Duderstadt, Heft 9/2008
  3. a b c Dies und das ... . Website der Initiative Bürger Für Dilldorf. Abgerufen am 18. November 2011.
  4. Hans-Georg Aschoff: Vom Kulturkampf bis zum Ersten Weltkrieg. In: Joachim Schmiedl (Hrsg.): Vom Kulturkampf bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts. (= Geschichte der Sächsischen Franziskaner-Provinz von der Gründung bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts Bd. 3) Paderborn-München-Wien-Zürich 2010, ISBN 978-3-506-76991-6, S. 23–287, hier S. 163f.
  5. Eduard Trier (Hrsg.): Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland, Bd. 1, Architektur 1, Düsseldorf 1980, S. 352
  6. Paschalis Gratze, zum 50. Jahrestag der Einkleidung. In: Aachener Anzeiger Nr. 238, 13. Oktober 1893.
  7. a b c Willy Weyres: Katholische Kirchen im alten Erzbistum Köln und im rheinischen Teil des Bistums Münster in: Kunst im Rheinland, Bd. 2, Architektur 2, Düsseldorf 1980, S. 543
  8. a b Anton Bettelheim (Hrsg.): Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, Berlin 1900
  9. a b c Robert Haaß: Zur Geschichte und Kunst im Erzbistum Köln in: Studien zur Kölner Kirchengeschichte, Bd. 5, Düsseldorf 1960, S. 412
  10. Gerd Müller (Hrsg.): Chronik der katholischen Kirchengemeinde Hilden (1651–1955) in: Niederbergische Beiträge, Band 52, Hilden 1988, S. 239
  11. a b Gerhard Ribbrock: August und Wilhelm Rincklake, Historismusarchitekten des späten 19. Jahrhunderts, Bonn 1985, S. 52
  12. Hülfensberg: Geschichte. Website des Franziskanerklosters Hülfensberg. Abgerufen am 18. November 2011.