Diese Matrizen wurden ursprünglich in der Quantenmechanik eingeführt, um die grundlegenden Kommutationsregeln der Komponenten des Spin-Operators zu erfüllen (siehe unten).
Für die Multiplikation einer Pauli-Matrix mit einer anderen Pauli-Matrix ergibt sich aus den Rechenregeln der Matrixmultiplikation folgende Tafel:
Das Produkt befindet sich in der mit gekennzeichneten Zeile und der mit gekennzeichneten Spalte. Das Beispiel zeigt, dass die Pauli-Matrizen mit der Matrixmultiplikation als Verknüpfung keineGruppe bilden.
Die von ihnen erzeugte Gruppe hat den Namen .[2] Sie enthält das Element , welches im Zentrum liegt, also mit allen Elementen kommutiert. Die Gruppe besteht somit aus den 16 Elementen Sie enthält die QuaternionengruppeQ8 als Normalteiler (siehe Die Quaternionen als Unterring von C4 und Liste kleiner Gruppen), woraus sich ergibt. Der Zykel-Graph ist .[3] Die acht Matrizen der Quaternionengruppe Q8 bilden eine irreduzible Darstellung (vgl. Quaternionengruppe, dort Charaktertafel); die darin enthaltenen Matrizen und damit auch die Pauli-Matrizen selbst sind deshalb durch obige Multiplikationstafel bis auf Ähnlichkeitstransformation eindeutig bestimmt.
Die Teilmenge der hermiteschen 2×2-Matrizen, also der Matrizen mit
ist ein -Untervektorraum, für den die Pauli-Matrizen ebenfalls eine Basis bilden, die Koeffizienten sind aber reell. Anders gesagt: es gibt bei hermiteschen 2×2-Matrizen vier (reelle) freie Parameter, da und reell sind und .
Das Produkt zweier hermitescher Matrizen ist nur hermitesch, wenn sie kommutieren. Der Untervektorraum ist also kein (Unter)ring.
Ein (Unter)ring ist aber ein anderer Untervektorraum von , der sich durch Koeffizienten von aufspannen lässt. Er ist ebenfalls mit der -Skalarmultiplikation verträglich und zusätzlich hinsichtlich der Multiplikation abgeschlossen. Dieser -Untervektorraum ist isomorph zu den Quaternionen.
Als Basis für reelle Koeffizienten kann man die mit der imaginären Einheit multiplizierten Pauli-Matrizen zusammen mit der Einheitsmatrix nehmen, also die Menge , mit der isomorphen Zuordnung:
mit als den bekannten Einheitsquaternionen. Vor diese Zuordnung lässt sich jeder der 24 Automorphismen der Quaternionengruppe Q8 schalten. So kann auch ein Isomorphismus „in umgekehrter Ordnung“ gebaut werden:[4]
In der Quantenphysik, in der den physikalischen Observablen auf mathematischer Seite hermitesche Operatoren bzw. Matrizen entsprechen, wird der Drehimpulsoperator von Spin-½-Zuständen, beispielsweise bei Elektronen, durch die Paulimatrizen dargestellt:
,
wobei „wird dargestellt durch“ bedeutet.
In der relativistischen Quantenmechanik, wo man entsprechend dem relativistischen Vierervektor-Formalismus vier Raum-Zeit- bzw. Energie-Impuls-Variablen hat, tritt die Einheitsmatrix gleichberechtigt zu den drei Pauli-Matrizen (als „nullte“ Pauli-Matrix), und mit ihrer Hilfe wird die Dirac-Gleichung mit den Dirac-Matrizen aufgebaut.
Direkt tauchen die Pauli-Matrizen auf:
in der Pauli-Gleichung zur quantenmechanischen Beschreibung von Teilchen mit Spin im Magnetfeld, die sich aus der nichtrelativistischen Reduktion der Diracgleichung ergibt, und
Die Pauli-Matrizen können neben der Darstellung als Matrizen mit Hilfe der Dirac-Notation dargestellt werden: Dabei können für die Linearkombination entweder die Standard-Basisvektoren oder die Eigenvektoren der Pauli-Matrizen verwendet werden.
Pauli-Matrix
Matrix
Linearkombination (Standard-Basisvektoren)
Linearkombination (Eigenvektoren)
Die verwendeten Vektoren sind wie folgt definiert, wobei die verwendeten Kets durch Vektoren des dargestellt werden, was durch „“ gekennzeichnet ist:
Die Pauli-Matrizen gehören zum Spezialfall von Drehimpulsoperatoren, die auf Basisvektoren eines Drehimpuls--Multipletts mit Quantenzahlen in Maßsystemen mit folgendermaßen wirken:
Dabei ist eine natürliche Zahl und für treten die verschiedenen Quantenzahlen auf.
Für wirken die Drehimpulsoperatoren auf die Komponenten von Linearkombinationen der beiden Basisvektoren
und demnach durch Multiplikation mit den folgenden Matrizen
Mit und
ergibt sich dann, dass die Drehimpulsoperatoren auf die Komponenten von Spin-1/2-Zuständen durch Multiplikation mit den halben Pauli-Matrizen wirken.
Zugeordnete Drehgruppe, Zusammenhang mit Spin-1/2-Systemen
Der Faktor 1/2 in der obigen Gleichung ist zwar mathematisch verzichtbar. Die Gleichung wird jedoch in der physikalischen Anwendung häufig in genau dieser Form benötigt. Denn wie in der Einleitung erwähnt, stellen in der Quantenphysik die Matrizen die Operatoren für die Spinkomponenten eines Spin-1/2-Systems (beispielsweise eines Elektrons) dar. Andererseits beschreibt die durch den Exponentialausdruck gegebene Matrix die Veränderung des Spinzustands bei einer räumlichen Drehung. ist dabei der Drehwinkel, die Drehachse. Für ergibt sich , d. h., der Zustandsvektor eines Spin-1/2-Systems wird durch Drehung um den Winkel in sein Negatives und erst durch Drehung um den Winkel wieder in sich selbst übergeführt („Spinordrehungen“).
In der Mathematik können mit Hilfe des Tensorprodukts (Kronecker-Produkts) von Pauli-Matrizen (mit Einheitsmatrix) die Darstellungen der höheren Clifford-Algebren über den reellen Zahlen aufgebaut werden.
Pauli-Matrizen können zur Darstellung von Hamilton-Operatoren und zur Näherung der Exponentialfunktion solcher Operatoren verwendet werden.
Sind die vier Pauli-Matrizen, so kann man mit Hilfe des Kronecker-Produkt höherdimensionale Matrizen erzeugen.
Eigenschaften der Pauli-Matrizen vererben sich auf diese Matrizen.
Sind und zwei Kronecker Produkte von Pauli-Matrizen, so gilt:
Die Kronecker-Produkte von Pauli-Matrizen sind linear unabhängig und bilden eine Basis im Vektorraum der -Matrizen. Hamilton-Operatoren vieler physikalischer Modelle lassen sich aufgrund der Basiseigenschaft als Summe solcher Matrizen ausdrücken (Linearkombination). Insbesondere lassen sich Erzeuger und Vernichter von Fermionen, die endlich viele Zustände einnehmen können, einfach durch sie ausdrücken.
Das Kronecker-Produkt von Pauli-Matrizen tritt bei der Beschreibung von Spin-1/2-Systemen auf, die aus mehreren Teilsystemen aufgebaut sind. Der Zusammenhang ist dadurch gegeben, dass das Tensorprodukt zweier Operatoren in der zugehörigen Matrixdarstellung gerade durch das Kronecker-Produkt der Matrizen gegeben ist (siehe Kronecker-Produkt#Zusammenhang mit Tensorprodukten).
Näherung der Exponentialfunktion des Hamilton-Operators
↑Mikio Nakahara: Geometry, topology, and physics. CRC Press, 2003, S. xxii ff. (Google Books).
↑Durch die Multiplikation mit entstehen aus hermiteschen Matrizen schiefhermitesche Matrizen. Eine Darstellung mit Hilfe von Hermiteschen Operatoren und Matrizen wird von Physikern bevorzugt, weil in der Quantenmechanik messbare Größen (sog. Observablen) stets durch Hermitesche Operatoren beschrieben werden.