Rolands Knappen (Märchen)

Märchen im ersten Band von Johann Karl August Musäus‘ Volksmährchen der Deutschen, 1782

Rolands Knappen ist ein Märchen im ersten Band von Johann Karl August MusäusVolksmährchen der Deutschen, 1782.

Illustration von Adolf Schrödter

Nach Rolands Niederlage fliehen drei Knappen in die Berge. Sie begegnen einer Alten, die sich an ihnen verjüngt. Zum Dank kriegen sie einen Gold machenden Pfennig, ein Speisen zauberndes Tuch und einen unsichtbar machenden Fingerhut. In Astorga angekommen, begehren sie die Königin Urraca von Arragonien und trennen sich. Der eine nähert sich ihr als reicher Ritter, der andere als des Königs Koch, der dritte unsichtbar, sich ihr als Feenkönig ausgebend. Weil aber der Unsichtbare eifersüchtig ein Essen klaut, muss der Koch der Königin beichten. Mit List bringt sie alle Wundergaben an sich. Der König sperrt sie ein. Die Knappen ziehen fort und werden noch Helden.

Quellen und Nachwirkung

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Musäus setzt seine Erzählung nach Rolands verlorener Schlacht von Roncesvalles an und lässt seine Knappen in die Pyrenäen fliehen. Wie sie dort des Nachts eines Lichts gewahr werden, mag späteren Märchenbearbeitungen wie Grimms Das blaue Licht oder Der gläserne Sarg zum Vorbild gedient haben. Die Alte wird als Drude und letzte der Druiden bezeichnet (vgl. Frau Trude). Die Mistel gebraucht sie wie Kirke den Zauberstab. Heckepfennig, Tischleindeckdich und Tarnkappe scheinen den groben Knappen angemessene Wundergaben, vgl. Fortunatus und später Grimms KHM 54 Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein, Bechsteins Die Wünschdinger. Eine Königin Urraca lebte deutlich später, ihr Mann tatsächlich in Astorga. „Fei“ heißt Fee. Wie bei Richilde hat der König auch einen „Hofzwerg“.[1] Hungrige Kinder werden einmal als junge Raben bezeichnet,[2] vgl. vielleicht später Grimms Die sieben Raben.

Walter Scherf sieht den Ursprung der novellenhaften Schwankerzählung in mündlicher Überlieferung, auf die sie auch rückwirkte, vermutlich über Volksbücher und andere preiswerte Veröffentlichungen der Zeit. Er vergleicht Emmanuel Cosquins Die Börse, die Pfeife und der Hut in Ernst Tegethoffs und Ré Soupaults Französische Märchen, zum Beilager mit der Uralten auch Die Geschenke der Klagefrau in Heinrich Pröhles Kinder- und Hausmärchen, Nr. 27 und Das Schloß der goldenen Sonne in Ulrich Jahns Volksmärchen aus Pommern und Rügen, Nr. 57.[3] Laut Harlinda Lox erinnert der Text an Gesta Romanorum, Kap. 120, den zweiten Teil des Volksbuchs Fortunatus, Abbé Bignons Aventures d’ Abdallah fils d’ Hanif.[4]

Literatur

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  • Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 121–175.

Einzelnachweise

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  1. Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 172.
  2. Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 173.
  3. Walter Scherf: Das Märchenlexikon. Band 2. C. H. Beck, München 1995, ISBN 978-3-406-51995-6, S. 989–990.
  4. Harlinda Lox: Musäus, Johann Karl August. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 9. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1999, S. 1025–1030.
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Commons: Roland's Squires – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien